"Grenzenlose Gier": Empörung in Schweden
Der Heiligenschein von Percy Barnevik, dem früheren ABB-Chef mit Sauber-Image, ist verblaßt.
STOCKHOLM. Percy Barnevik galt den Schweden als der "ehrliche Kapitalist", der sich bei der Konzernführung mehr um langfristige Strategien als um rasche Gewinne kümmerte, und der beim Blick auf die Aktienkurse das soziale Gewissen nicht ausschalte. Doch jetzt steht der Musterindustrielle als geldgieriger Abzocker im Kreuzfeuer der Kritik. Seit der Konzern ABB ankündigte, von seinem Ex-Vorstands- und -Aufsichtsratschef Pensionsvergütungen in Höhe von umgerechnet rund 100 Mill. Euro (1,3 Mrd. S) zurückzufordern, ist Barneviks Heiligenschein verschwunden.
Von "grenzenloser Gier" spricht die Gewerkschaftschefin Wanja Lundby-Wedin, die Barnevik bisher als fairen Partner schätzte. "Widerlich", sagt Stig Stolpe, der Vorsitzende der Metallarbeiter in der ABB-Niederlassung in Västeras. "Da entläßt ABB 12.000 Mitarbeiter, in Lohnverhandlungen heißt es ständig, es gebe kein Geld." Und dann fliegt auf, daß Barnevik, der ABB bis 1996 als Konzernchef führte und anschließend bis Jahreswechsel 2001/02 dem Aufsichtsrat vorstand, sowie sein Nachfolger Göran Lindahl für "Pensionen und anderen Vergütungen" 160 Mill. Euro (2,2 Mrd. S) kassierten. Das entspricht der gesamten Lohnsumme der 6000 in Schweden beschäftigten Metallarbeiter.
Daß auch Lindahl für eine kürzere und weniger erfolgreiche ABB-Karriere mit aberwitzigen Millionenbeträgen vergoldet wurde, wird in Schweden nur nebenbei erwähnt. Alles dreht sich um Barnevik: Viermal ist er als Europas Unternehmer des Jahres ausgezeichnet worden. Die Fusion der schwedischen Asea (aus dem "Investor"-Konzern) mit Brown-Boveri galt als visionäres Meisterstück, das er bei der Bildung des schwedisch-britischen Pharmakonzerns Astra-Zenica wiederholte.
Ein bißchen Glanz hatte er allerdings schon davor verloren. Der Schweizer Makler Martin Ebner, der sich zum zweitgrößten "Investor"-Eigner hinter den Wallenbergs aufkaufte, äußerte mehrmals lauthals seine Unzufriedenheit mit der lahmen Vorstellung. So sehen schwedische Kommentatoren die beispiellosen Rückforderungen von ABB nun als "Rache des Schweizers".
Der neue ABB-Aufsichtsratschef Jürgen Dormann, ein Ebner-Mann, hatte angedeutet, daß mit den Pensionen nicht alles rechtens sei. Barnevik ließ mitteilen, daß alles den Verträgen entspreche, verweigert vorerst aber nähere Auskünfte.
Der Heiligenschein von Percy Barnevik, dem früheren ABB-Chef mit Sauber-Image, ist verblaßt.
STOCKHOLM. Percy Barnevik galt den Schweden als der "ehrliche Kapitalist", der sich bei der Konzernführung mehr um langfristige Strategien als um rasche Gewinne kümmerte, und der beim Blick auf die Aktienkurse das soziale Gewissen nicht ausschalte. Doch jetzt steht der Musterindustrielle als geldgieriger Abzocker im Kreuzfeuer der Kritik. Seit der Konzern ABB ankündigte, von seinem Ex-Vorstands- und -Aufsichtsratschef Pensionsvergütungen in Höhe von umgerechnet rund 100 Mill. Euro (1,3 Mrd. S) zurückzufordern, ist Barneviks Heiligenschein verschwunden.
Von "grenzenloser Gier" spricht die Gewerkschaftschefin Wanja Lundby-Wedin, die Barnevik bisher als fairen Partner schätzte. "Widerlich", sagt Stig Stolpe, der Vorsitzende der Metallarbeiter in der ABB-Niederlassung in Västeras. "Da entläßt ABB 12.000 Mitarbeiter, in Lohnverhandlungen heißt es ständig, es gebe kein Geld." Und dann fliegt auf, daß Barnevik, der ABB bis 1996 als Konzernchef führte und anschließend bis Jahreswechsel 2001/02 dem Aufsichtsrat vorstand, sowie sein Nachfolger Göran Lindahl für "Pensionen und anderen Vergütungen" 160 Mill. Euro (2,2 Mrd. S) kassierten. Das entspricht der gesamten Lohnsumme der 6000 in Schweden beschäftigten Metallarbeiter.
Daß auch Lindahl für eine kürzere und weniger erfolgreiche ABB-Karriere mit aberwitzigen Millionenbeträgen vergoldet wurde, wird in Schweden nur nebenbei erwähnt. Alles dreht sich um Barnevik: Viermal ist er als Europas Unternehmer des Jahres ausgezeichnet worden. Die Fusion der schwedischen Asea (aus dem "Investor"-Konzern) mit Brown-Boveri galt als visionäres Meisterstück, das er bei der Bildung des schwedisch-britischen Pharmakonzerns Astra-Zenica wiederholte.
Ein bißchen Glanz hatte er allerdings schon davor verloren. Der Schweizer Makler Martin Ebner, der sich zum zweitgrößten "Investor"-Eigner hinter den Wallenbergs aufkaufte, äußerte mehrmals lauthals seine Unzufriedenheit mit der lahmen Vorstellung. So sehen schwedische Kommentatoren die beispiellosen Rückforderungen von ABB nun als "Rache des Schweizers".
Der neue ABB-Aufsichtsratschef Jürgen Dormann, ein Ebner-Mann, hatte angedeutet, daß mit den Pensionen nicht alles rechtens sei. Barnevik ließ mitteilen, daß alles den Verträgen entspreche, verweigert vorerst aber nähere Auskünfte.