Grass vergleicht Stoiber mit Haider und Berlusconi

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Grass vergleicht Stoiber mit Haider und Berlusconi

 
03.02.02 23:10
Grass vergleicht Stoiber mit Haider und Berlusconi

Der Literaturnobelpreisträger Günter Grass hat den Kanzlerkandidaten der Union, Edmund Stoiber, scharf angegriffen. Stoiber sei eine noch größere Gefahr, als Skin-Heads, die zuschlagen.

 
DPA

Scharfe Angriffe auf Stoiber: Nobelpreisträger Günter Grass


Hamburg - Der Schriftsteller verglich Stoiber in einem am Sonntag veröffentlichten Interview mit dem Rechtspopulisten Jörg Haider und dem italienischen Ministerpräsidenten Silvio Berlusconi und machte den CSU-Politiker für den Rechtsradikalismus in Deutschland mit verantwortlich.
Im NDR-Kulturjournal sagte Grass: "In Gestalt des Kandidaten zeichnet sich etwas ab, was wir in einigen Ländern Europas schon haben. Haider, Berlusconi sind ja nicht ohne Grund regelrecht Freunde von Herrn Stoiber." Es drohe eine Verlängerung der Entwicklungen in Italien und Österreich. Politiker, die wie Stoiber vor der "Duchrassung des deutschen Volkes" warnten, redeten dem rechtsradikalen Potenzial nach dem Maul. Dies sei die wahrscheinlich noch größere Gefahr als die Skins, die zuschlagen.

Grass kündigte an, sich notfalls auch im bevorstehenden Bundestagswahlkampf zu engagieren. Dabei werde er SPD und Grüne jedoch keineswegs blindlings unterstützen. Wenn er Fehler sehe, nenne er sie beim Namen. Er wolle aber nicht, dass grundsätzliche Reformen der Regierung von Bundeskanzler Gerhard Schröder (SPD), wie der Atomstopp oder die Änderungen in der Landwirtschaft wieder zurück genommen würden.

Als erster reagierte CSU-Generalsekretär auf die Angriffe des Nobrlpreisträgers. In der Tageszeitung "Die Welt" erklärte er, Grass erweise sich "als mieser Blechtrommler in der Kavallerie der Links-Literaten". Grass werde alt, wenn ihm keine andere Werbung für sein neues Buch einfalle, wird der CSU-Politiker zitiert.

www.spiegel.de/politik/deutschland/0,1518,180605,00.html
verdi:

Grass,find´ ich gut......

 
04.02.02 00:50
In einer Heil- und Pflegeanstalt erzählt (und ertrommelt) der 30jährige Oskar Mazerath seine Geschichte. Seine Blechtrommel ist dabei sein Medium, mit der er die alten Erinnerungsbilder aufstöbert. Sie führt ihn zurück in das Jahr 1899, nach Bissau in das Herz der Kaschubei, wo auf einem Kartoffelacker seine Großmutter Anna Bronsky in ihren vier weiten, kartoffelfarbenen Röcken sitzt, unter denen Oskars Großvater Josef Koljaiczek Zuflucht sucht vor den Feldgendarmen. So wurde vermutlich Oskars Mutter gezeugt, und so beginnt eine Familiensaga, die sich - voll prächtiger, lebendiger, bildstrotzender Haupt- und Nebenfiguren - durch zwei Weltkriege von Bissau über Danzig bis in den Westen der 50er Jahre zieht.

Die zentrale Figur Oskar, der hellhörig, geistig erwachsen als Dreijähriger beschließt sein körperliches Wachstum einzustellen, blieb der Dreijährige, aber auch der Dreimalkluge, den die Erwachsenen alle überragten, der den Erwachsenen so überlegen sein sollte, der innerlich und äußerlich vollkommen fertig war. [S 71].

Seine einzige Waffe in der Welt die Erwachsenen, die er kurz nach seinem 3. Geburtstag einsetzt, als ihm sein Vater die Trommel nehmen will, ist seine durchdringende Stimme, mit der er Glas zerbersten kann.

Mit dieser Waffe zerstört er die Gläser mit den in Alkohol eingelegten Embryos und Schlangen seines Hausarztes und wehrt er sich gegen die pädagogischen Eingriffe der Lehrerin beim ersten Schultag. Später versucht er sich auch an größeren Objekten und lässt gläserne Theaterfassaden in Brüche gehen. Oskar ist in erster Linie ein unabhängiger Geist. Stur wie ein dreijähriger, trägt er das Symbol seiner Unabhängigkeit - seine Blechtrommel vor sich her, sie ist ihm Kommunikationsmittel, Mittel der Erinnerung, und anarchistische Waffe (wenn er die Nazi-Marschmusik damit aus dem Takt bringt).
Doch Oskar ist auch zu vielschichtig, als dass man sich restlos für ihn begeistern könnte. Das Klischee des lisitigen Aufrührers, in der Diktatur geht nicht nahtlos auf: Da ist seine zweifelhafte Rolle seinem Onkel Jan gegenüber, den er anklagt, um eigener Verfolgung zu entgehen, und seinen Vater liefert er auf ziemlich hinterlistige Weise den Gewehrsalven der Russen aus. Auch ist sein Engagement für Bebras Fronttheater nicht allzu rühmlich.

Durch sein ganzes Leben zieht sich auch sein problematisches Verhältnis zu Frauen, das ihm schlussendlich auch eine Mordanklage einbringt.
Immer wieder auch seine Sehnsucht, seine Existenz ungeschehen zu machen, zurückzukehren in den Mutterschoß, symbolisiert durch das Kriechen unter die vier Röcke seiner Großmutter.
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