Die IR der GPC Biotech pflegt gute alte Tugenden in der New Economy
swa - Dem Niedergang des Neuen Marktes und der Neubewertung der Biotech-Branche hat sich GPC Biotech nicht entziehen können. Beim Börsengang im Mai 2000 rühmte sich das Unternehmen noch der bis dahin größten Emission in dem Sektor. Mit einem Ausgabepreis von 24 Euro je Aktie hatte die schon damals in der Medikamentenentwicklung tätige Martinsrieder Gesellschaft knapp 120 Mill. Euro für die Finanzierung des Wachstums eingesammelt. Aktuell notiert das Nemax 50-Mitglied bei gut 3 Euro; aus 1,2 Mrd. Euro Marktwert Mitte 2000 beim historischen Höchstkurs von 65,60 Euro sind bis heute weniger als 70 Mill. Euro geworden.
Im Rückblick kann der Vorstand drei Kreuze machen, dass er den Börsengang früh genug in die Wege geleitet hat und den Markt gehörig angezapft hat, denn heute wäre diese Quelle versiegt. Immerhin konnte GPC jedoch im vergangenen November weitere 34,2 Mill. Euro durch eine strategische Minderheitsbeteiligung der Altana einnehmen.
Für Petra Bassen, Leiterin Investor Relations (IR) und Corporate Communications, ist das trübe Szenario kein Grund, bei den Bemühungen um die Investoren einen Gang zurückzuschalten - man strenge sich eher noch mehr an. Obwohl GPC Biotech ihre Prognosen seit dem Börsengang stets erfüllt hat, leidet das Unternehmen unter den schlechten Nachrichten aus anderen Biotech-Firmen. Die ganze Branche ist bei den Investoren aus dem Blick geraten. Belastend sind aus Sicht der 34-jährigen Volkswirtin derzeit außerdem die Unsicherheiten bis zur Vollendung der Neusegmentierung der Börse. GPC hat die Aufnahme in das Prime Segment beantragt, für die es alle Kriterien erfüllt. Damit ist kurz- bis mittelfristig auch die Aufnahme in den TecDax angestrebt.
Genug von Sensationen
"Die Anleger hatten genug von Sensationsstorys und Luftnummern", kommentiert Bassen die Entzauberung des Neuen Marktes. Für GPC bestätigt sich in diesen Erfahrungen der eigene Kurs, die Investoren mit seriösen und verlässlichen Informationen zu versorgen. Credo des Managements sei es, realistische Ziele zu setzen und diese zu erreichen. In der IR-Arbeit verfolge das dreiköpfige Team, darunter seit Januar dieses Jahres eine Mitarbeiterin in den USA, eine sehr langfristige Strategie. Das Unternehmen habe auf diesem Weg kontinuierlich Meilensteine abgeliefert. Diese Zuverlässigkeit werde an der Börse zwar derzeit nicht honoriert. Wenn sich der Markt irgendwann einmal wieder dreht, will GPC jedoch in einem guten Licht dastehen, unterstreicht die IR-Managerin. Das Team versuche auch in den flauen Zeiten, Anleger für GPC zu interessieren. Derzeit hätten die Investoren zumindest mehr Zeit als sonst, um sich die Story anzuhören. Um das Vertrauen im Markt langfristig zu stützen, hat sich das Biotech-Unternehmen zudem als eines der ersten eigenen Corporate-Governance-Grundsätzen verschrieben.
Jeder Mitarbeiter ist Aktionär
Die IR sind bei GPC direkt dem Finanzvorstand Mirko Scherer zugeordnet. Im Vorstand gibt es die Aufgabenteilung, dass der Finanzchef sich mehr auf IR-Gespräche konzentriert und Vorstandschef Bernd R. Seizinger neben Investorenterminen stärker die Medientermine wahrnimmt. Das Management pflege die Investorenkontakte sehr intensiv, was die Arbeit des IR-Teams aus Sicht von Bassen erleichtert. Die Führungsriege sei neun Wochen im Jahr auf Roadshow und habe 2002 an 20 Investorenkonferenzen teilgenommen - davon sieben in den USA. Im Übrigen ist das Interesse am Verkauf der Aktie im ganzen Unternehmen verankert, denn jeder Mitarbeiter ist Aktionär.
Im Kreis der Investoren sind angesichts der niedrigen Marktkapitalisierung von GPC überwiegend europäische Adressen vertreten. Das Biotech-Unternehmen sei zwar auch in den USA sehr aktiv, dort sei die Situation jedoch bei dem derzeitigen Bewertungsniveau noch schwieriger, denn die Investoren warteten ab. Aber auch in den Staaten erhofft sich das IR-Team auf lange Sicht Erfolge. Immerhin ist das Unternehmen klar transatlantisch aufgestellt, mit zwischenzeitlich mehr Mitarbeitern in den USA als in Deutschland.
Peer Group in den Staaten
Auch die Peer Group des Unternehmens ist in Nordamerika beheimatet. Im Geschäftsmodell orientiert sich GPC vor allem an Millennium Pharmaceuticals. Der Branchenriese habe einst auch mit einer Technologieplattform angefangen und sei von Beginn an mit dem Ziel gestartet, eigene Medikamente zu entwickeln. GPC Biotech hat dabei die Onkologie zum Schwerpunkt ihrer internen Medikamentenentwicklung gewählt.
Weil das Geschäft der Biotech-Branche für Nichtfachleute schwer zu verstehen ist, konzentriert sich ein großer Teil der IR-Arbeit auch bei GPC auf die Erläuterung der komplexen Technologien und Produkte. Für Petra Bassen macht es jedoch die Faszination ihres Berufes aus, dass Fachwissen aus vielen Bereichen gefordert ist. Das Thema Finanzen mit kreativem Marketing zu verbinden verschafft ihr die Freude am Job.
Internationaler Blick
Die gebürtige Schwäbin, die ihre IR-Karriere 1997 beim Fresenius-Konzern begonnen hat und im Jahr 2000 vor dem Börsengang bei GPC anheuerte, schaut sich darüber hinaus gerne in der Welt um. Die IR-Managerin hat einen Schulabschluss aus den USA, sie studierte Volkswirtschaftslehre in Heidelberg, Tübingen und Madrid. Nach dem Studium war sie ein halbes Jahr in Portugal, und während ihres Trainee-Programms bei ZF Friedrichshafen verbrachte sie einige Monate in Argentinien. Das Interesse an anderen Ländern ist als Hobby geblieben. Wenn ihr die eineinhalbjährige Tochter Zeit lässt, widmet sich Petra Bassen spanischer und lateinamerikanischer Literatur. Daneben interessiert sie sich für moderne Kunst und malt auch selbst.
Börsen-Zeitung, 14.12.2002
swa - Dem Niedergang des Neuen Marktes und der Neubewertung der Biotech-Branche hat sich GPC Biotech nicht entziehen können. Beim Börsengang im Mai 2000 rühmte sich das Unternehmen noch der bis dahin größten Emission in dem Sektor. Mit einem Ausgabepreis von 24 Euro je Aktie hatte die schon damals in der Medikamentenentwicklung tätige Martinsrieder Gesellschaft knapp 120 Mill. Euro für die Finanzierung des Wachstums eingesammelt. Aktuell notiert das Nemax 50-Mitglied bei gut 3 Euro; aus 1,2 Mrd. Euro Marktwert Mitte 2000 beim historischen Höchstkurs von 65,60 Euro sind bis heute weniger als 70 Mill. Euro geworden.
Im Rückblick kann der Vorstand drei Kreuze machen, dass er den Börsengang früh genug in die Wege geleitet hat und den Markt gehörig angezapft hat, denn heute wäre diese Quelle versiegt. Immerhin konnte GPC jedoch im vergangenen November weitere 34,2 Mill. Euro durch eine strategische Minderheitsbeteiligung der Altana einnehmen.
Für Petra Bassen, Leiterin Investor Relations (IR) und Corporate Communications, ist das trübe Szenario kein Grund, bei den Bemühungen um die Investoren einen Gang zurückzuschalten - man strenge sich eher noch mehr an. Obwohl GPC Biotech ihre Prognosen seit dem Börsengang stets erfüllt hat, leidet das Unternehmen unter den schlechten Nachrichten aus anderen Biotech-Firmen. Die ganze Branche ist bei den Investoren aus dem Blick geraten. Belastend sind aus Sicht der 34-jährigen Volkswirtin derzeit außerdem die Unsicherheiten bis zur Vollendung der Neusegmentierung der Börse. GPC hat die Aufnahme in das Prime Segment beantragt, für die es alle Kriterien erfüllt. Damit ist kurz- bis mittelfristig auch die Aufnahme in den TecDax angestrebt.
Genug von Sensationen
"Die Anleger hatten genug von Sensationsstorys und Luftnummern", kommentiert Bassen die Entzauberung des Neuen Marktes. Für GPC bestätigt sich in diesen Erfahrungen der eigene Kurs, die Investoren mit seriösen und verlässlichen Informationen zu versorgen. Credo des Managements sei es, realistische Ziele zu setzen und diese zu erreichen. In der IR-Arbeit verfolge das dreiköpfige Team, darunter seit Januar dieses Jahres eine Mitarbeiterin in den USA, eine sehr langfristige Strategie. Das Unternehmen habe auf diesem Weg kontinuierlich Meilensteine abgeliefert. Diese Zuverlässigkeit werde an der Börse zwar derzeit nicht honoriert. Wenn sich der Markt irgendwann einmal wieder dreht, will GPC jedoch in einem guten Licht dastehen, unterstreicht die IR-Managerin. Das Team versuche auch in den flauen Zeiten, Anleger für GPC zu interessieren. Derzeit hätten die Investoren zumindest mehr Zeit als sonst, um sich die Story anzuhören. Um das Vertrauen im Markt langfristig zu stützen, hat sich das Biotech-Unternehmen zudem als eines der ersten eigenen Corporate-Governance-Grundsätzen verschrieben.
Jeder Mitarbeiter ist Aktionär
Die IR sind bei GPC direkt dem Finanzvorstand Mirko Scherer zugeordnet. Im Vorstand gibt es die Aufgabenteilung, dass der Finanzchef sich mehr auf IR-Gespräche konzentriert und Vorstandschef Bernd R. Seizinger neben Investorenterminen stärker die Medientermine wahrnimmt. Das Management pflege die Investorenkontakte sehr intensiv, was die Arbeit des IR-Teams aus Sicht von Bassen erleichtert. Die Führungsriege sei neun Wochen im Jahr auf Roadshow und habe 2002 an 20 Investorenkonferenzen teilgenommen - davon sieben in den USA. Im Übrigen ist das Interesse am Verkauf der Aktie im ganzen Unternehmen verankert, denn jeder Mitarbeiter ist Aktionär.
Im Kreis der Investoren sind angesichts der niedrigen Marktkapitalisierung von GPC überwiegend europäische Adressen vertreten. Das Biotech-Unternehmen sei zwar auch in den USA sehr aktiv, dort sei die Situation jedoch bei dem derzeitigen Bewertungsniveau noch schwieriger, denn die Investoren warteten ab. Aber auch in den Staaten erhofft sich das IR-Team auf lange Sicht Erfolge. Immerhin ist das Unternehmen klar transatlantisch aufgestellt, mit zwischenzeitlich mehr Mitarbeitern in den USA als in Deutschland.
Peer Group in den Staaten
Auch die Peer Group des Unternehmens ist in Nordamerika beheimatet. Im Geschäftsmodell orientiert sich GPC vor allem an Millennium Pharmaceuticals. Der Branchenriese habe einst auch mit einer Technologieplattform angefangen und sei von Beginn an mit dem Ziel gestartet, eigene Medikamente zu entwickeln. GPC Biotech hat dabei die Onkologie zum Schwerpunkt ihrer internen Medikamentenentwicklung gewählt.
Weil das Geschäft der Biotech-Branche für Nichtfachleute schwer zu verstehen ist, konzentriert sich ein großer Teil der IR-Arbeit auch bei GPC auf die Erläuterung der komplexen Technologien und Produkte. Für Petra Bassen macht es jedoch die Faszination ihres Berufes aus, dass Fachwissen aus vielen Bereichen gefordert ist. Das Thema Finanzen mit kreativem Marketing zu verbinden verschafft ihr die Freude am Job.
Internationaler Blick
Die gebürtige Schwäbin, die ihre IR-Karriere 1997 beim Fresenius-Konzern begonnen hat und im Jahr 2000 vor dem Börsengang bei GPC anheuerte, schaut sich darüber hinaus gerne in der Welt um. Die IR-Managerin hat einen Schulabschluss aus den USA, sie studierte Volkswirtschaftslehre in Heidelberg, Tübingen und Madrid. Nach dem Studium war sie ein halbes Jahr in Portugal, und während ihres Trainee-Programms bei ZF Friedrichshafen verbrachte sie einige Monate in Argentinien. Das Interesse an anderen Ländern ist als Hobby geblieben. Wenn ihr die eineinhalbjährige Tochter Zeit lässt, widmet sich Petra Bassen spanischer und lateinamerikanischer Literatur. Daneben interessiert sie sich für moderne Kunst und malt auch selbst.
Börsen-Zeitung, 14.12.2002