soweit mir bekannt, machen Ford und GM schon seit vielen Jahren keine gewinne
mehr mit autos, obwohl sie auf dem heimischen, also dem mit abstand
größten markt, zusammen mit toyota die führungsposition besitzen.
falls dazwischen überhaupt gewinne verbucht wurden, kamen sie aus anderen quellen.
die leidtragenden sind einmal mehr die vielen menschen, die ihr ganzes leben
hart gearbeitet und fleißig in die betriebsrentenkassen eingezahlt haben.
der trend in den usa geht z.z. in vorzeitige auszahlung von betriebsrenten,
was für die einzahler ein erhebliches verlustgeschäft darstellt und für die
unternehmen häufig ein erträgliches zusatzgeschäft.
betriebsrenten wurden zum teil in wilde kapitalmarktspekulationen, irrationale
managergehälter und anderen mist gesteckt. wenn es in zukunft fehlt, die renten
gekürzt oder gestrichen werden, wird es ausgerechnet jenen vorenthalten, die als einzige anspruch darauf haben - business the american way.
wenn GM und/oder Ford die nächste massenentlassungswelle auslösen, wird es in der greater detroit area nie dagewesene riots geben, denn die region lebt quasi nur
von der autoindustrie und könnte problembehafteter kaum sein. die ganze sache ist
ein äußerst sensibles politikum und wir dürfen gespannt sein, was sich die
verantwortlichen noch alles einfallen lassen...
was mich immer wieder aufs neue erstaunt, ist wie schnell die menschen vergessen
und wie manipuliert sie sind:
in der vergangeheit wurde ex-Ford-CEO Nasser als managergott gepriesen und dementsprechend vergütet (lange zeit höchstbezahlter CEO der welt), heute wissen alle insider, daß er unfähig war und den nahenden absturz beschleunigt hat, doch es wird geschickt kaschiert und die zeche zahlen wieder einmal andere, während Nasser golf in palm springs spielt - business the american way.
R E N T N E R I N D E N U S A
Zu arm zum Ausruhen
In Amerika stehen Millionen alter Menschen vor dem Ruin. Statt in Rente zu gehen, suchen sie neue Jobs
Thomas Fischermann
ZEIT-Grafik
Quelle: Maritz Research
An der Route 60, eine Autostunde nordwestlich von Phoenix, hat Malcolm Baron das Paradies entdeckt. Vor 18 Jahren hörte der ehemalige Zahnarzt auf zu arbeiten und zog mit seiner Frau nach Sun City West, einem Meer aus adretten Häuschen mitten in der Wüste von Arizona und heute mit 31 000 Einwohnern eine der größten Rentnerkolonien in den Vereinigten Staaten.
"Das Beste ist, dass Sie jeden Punkt der Siedlung mit dem Golfwägelchen erreichen können", sagt der fast 80-jährige Baron und genießt es, Besucher durch seine Stadt an der Sonne zu führen. Zum Supermarkt und zur Bowlingbahn ("Schusswaffen verboten"), zum Warmwasserpool und zur Spezialklinik für Alzheimer-Patienten, zur Bibliothek und zum Tanzclub, wo heute gealterte Cheerleader trainieren. Knappe Röckchen, gewaltige Papierbüschel in den Händen, Falten im Gesicht. "Zwei vor, Arme ausbreiten, zwei zurück!", ruft die Tanzlehrerin. Im Hintergrund spielt Disco-Musik der siebziger Jahre. "Da sind richtige Profis dabei", sagt Baron. "Eine hat früher sogar mal bei Cats getanzt."
Sun City West ist in der Gegend keine Ausnahme: Seit den frühen sechziger Jahren haben finanzstarke Bauunternehmer in Arizona gleich mehrere der größten Seniorensiedlungen der Welt gebaut. In ihren Sun Cities, Youngtowns und Sun Villages verkauften sie der alternden amerikanischen Mittelschicht einen neuen Lebensstil: Gemeinschaften "aktiver Erwachsener", die tanzend, schwimmend und Golf spielend ihre Pensionen und Ersparnisse durchbringen. Die den Traum wahr werden lassen, dass es ein Leben nach der Arbeit gibt.
Für eine ganze Generation ist dieser Traum geplatzt. Einem Großteil der alternden Amerikaner geht das Ruhegeld aus. Zwei Jahre nach dem Beginn des großen Börseneinbruchs realisiert die Babyboom-Generation (Jahrgang 38 bis 56), dass ihr zu wenig bleibt für einen Lebensabend à la Sun City.
Nur etwa die Hälfte der arbeitenden Amerikaner habe überhaupt einen Pensions- oder Sparplan, schätzt Rentenexperte Robin Blackburn von der New School University in New York. 24 Prozent der Babyboomer hätten "nichts oder fast nichts" zurückgelegt, berichtet das Meinungsforschungsinstitut Maritz Research. Und auch die Übrigen haben sich zu früh auf zweistellige Wachstumsraten am Kapitalmarkt verlassen. Im Übermut der neunziger Jahre hätten "die meisten Haushalte ihr zusätzliches Kapital sogar noch benutzt, um mehr zu konsumieren", glaubt Christian Weller vom Economic Policy Institute (EPI) in Washington. "Obwohl der durchschnittliche Haushalt seine Altersrücklagen in den neunziger Jahren erhöhen konnte, hat er kein adäquates Niveau erreicht."
Ein böses Erwachen in einem Land, dem noch vor zwei Jahren eine Welle von Frührentnern vorhergesagt wurde - vorzeitiger Ruhestand dank New Economy und Aktienboom.
Schreck Nummer eins: Die Renten der amerikanischen Mittelschicht sind in den vergangenen zwei Jahrzehnten zunehmend in Aktien und Anleihen angelegt worden und mit dem Crash nun entsprechend geschrumpft. Nur schätzungsweise 16 Prozent der Amerikaner aber haben ein Anrecht auf traditionelle Betriebsrenten, die feste monatliche Zahlungen bis ans Lebensende garantieren.
Fast 45 Prozent weniger Einkommen im Alter
Das liegt vor allem daran, dass die meisten Unternehmen seit 20 Jahren - mit wohlwollender Unterstützung aus Washington - die Altersvorsorge ihrer Mitarbeiter auf persönliche Wertpapier-Sparpläne umgestellt haben. Arbeitgeber und Beschäftigte zahlen gemeinsam ein, das Kursrisiko aber bleibt beim Arbeitnehmer.
Oft füllten die Unternehmen die Depots mit Aktien der eigenen Firma. "In den Boomjahren klang das auch für die Arbeitnehmer nach einem tollen Deal", sagt David Weil, Ökonom an der Brown University in Providence. "Da sahen sie plötzlich eine Zahl mit vielen Nullen in Ihrem Depot und dachten, Sie wären reich." EPI-Forscher Weller ergänzt: "Im Augenblick muss der durchschnittliche Haushalt mit 43 Prozent weniger Alterseinkommen rechnen als ursprünglich geplant."
Schreck Nummer zwei: Private Ersparnisse sind auch weg. In der Rezession des vergangenen Jahres haben etliche Amerikaner ihren Arbeitsplatz verloren und mussten an ihre Reserven gehen, Kreditkartenrechnungen bezahlen, mangels einer Arbeitgeber-Krankenversicherung plötzlich Arztkosten aus eigener Tasche begleichen.
Schreck Nummer drei schließlich: Nicht einmal mehr alle "konservativen" Altersrücklagen gelten als sicher. Die Unternehmen, meldete im Sommer der Rücklagenfonds Pension Benefit Guarantee Corporation (PBGC), hätten mindestens 111 Milliarden Dollar zu wenig für ihre künftigen Betriebsrenten zurückgelegt. Große Konzerne wie Coca-Cola oder General Motors können solches Geld im Notfall aus den laufenden Gewinnen zuschießen, aber kleinere Firmen könnten darüber Bankrott gehen. Die PBGC, die seit 1974 für die Betriebsrenten solcher Bankrotteure aufkommt, steht inzwischen selbst vor einem Milliardenloch. "PBGC steckt möglicherweise in ernsthaften Schwierigkeiten", warnten Anfang August die beiden Abgeordneten des Repräsentantenhauses George Miller und Robert Andrews. Zu allem Überfluss kommen auch die Lebensversicherer wieder mal ins Gerede: Seit Wochen schon warnen Ratingagenturen wie Fitch und Standard & Poors vor möglichen Ausfällen bei Versicherern wie AIG, MetLife und Prudential.
Der Traum ist aus. Können wir uns die Pensionierung noch leisten? titelte das Wall Street Journal.
"Damals, nach dem Börsencrash, haben wir zusammen im Büro gesessen und mitgerechnet", erinnert sich Joanne Fritz. "Wenn die Börse nach unten ging, dann waren es wieder mal ein paar Jahre länger bis zur Rente." Damals allerdings hatte Joanne wenigstens noch einen festen Job mit regelmäßigem Einkommen. Heute empfängt die ehemalige Universitätslehrerin und Marketingexpertin ihre Besucher nicht mehr im Büro, sondern zu Hause, in einem Vorort von Scottsdale, Arizona. Ihr Mann Tom öffnet die Tür. "Kommen Sie herein, der Hund beißt nicht". Lucy beißt wirklich nicht, sondern springt neben ihrem Herrchen auf das Ledersofa. Durch das Fenster sieht man den Swimmingpool, Joanne läuft noch schnell zum Telefon und führt ein Gespräch zu Ende.
"Es ist so schnell gegangen, dass unser ganzer Lebensplan ins Wanken geriet", sagt sie. Im vergangenen Jahr verlor sie ihren Job als Regionalchefin bei einem Anbieter von Bildungsreisen. "Das war gleich nach meinem 60. Geburtstag", sagt sie. "Sie können sich vorstellen, wie der Arbeitsmarkt für Leute in meinem Alter aussieht." Zu allem Unglück musste ihr Ehemann, ein Psychotherapeut, seine Praxis schließen: Der Arzt hatte ihm Krebs attestiert, er brauchte eine Chemotherapie. Da hat sich Joanne "hingesetzt, sieben Tage in der Woche gearbeitet" und das letzte Ersparte in ein Hoffnungsprojekt gesteckt: Sie besitzt jetzt ein Dotcom-Unternehmen, notyetretired.com - eine Sammlung von Tipps für "Rentner, die merken, dass ihnen das Geld ausgeht".
"Wer einmal raus ist, gilt als altes Eisen"
Sie hat schnell entdeckt, dass sie nicht allein ist. Binnen weniger Monate warb sie 8500 Abonnenten für ihren Newsletter, und durch Anzeigen und Vermittlungskommissionen für Experten verdient sie "das erste Geld, obwohl die Kosten noch längst nicht wieder hereingespielt sind". Doch jetzt übt sie sich erst mal in Geduld. Vor dem Bildschirm in ihrem kleinen Heimbüro arbeitet sie manchmal so viel, dass sich ihr Mann schon Sorgen macht: "Manchmal gerät sie in richtige Erschöpfungszustände." Und wenn sie ganz ehrlich ist, könnte ihr das Firmenmotto mit dem "Not Yet Retired" ("Noch nicht im Ruhestand") manchmal auch gestohlen bleiben. "Glauben Sie mir", sagt Joanne, "wenn mir jemand zwei Millionen geben würde, würde ich sofort in den Ruhestand gehen."
Doch im Moment hat sie keine Wahl. Die Zahl der arbeitenden Amerikaner über 55 Jahre ist in den vergangenen zwölf Monaten um sieben Prozent gestiegen - die einzige Bevölkerungsgruppe, die überhaupt Zuwächse verzeichnete. 37 Prozent der arbeitenden Rentner gaben in einer Umfrage der Business Week an, dass sie es wegen des Geldes tun - 1998 waren es nur 25 Prozent. Von den heutigen Arbeitnehmern erklärten 46 Prozent dem Meinungsforschungsinstitut Gallup, dass sie später als geplant in den Ruhestand gehen wollen - und Seniorenmagazine wie Third Age veröffentlichen bereits Artikel wie Warum die goldene Uhr (zur Pensionierung) nicht der Schlüssel zum Glück ist.
Arbeiten bis zum Umfallen? Michael Nuccitelli, Chef der psychologischen Klinik SLS in New York, berät jetzt häufiger Patienten im Rentenalter, die Hilfe für die Arbeitswelt brauchen. "Viele suchen einfach Unterstützung, um ihr Gedächtnis und ihre physische Ausdauer zu verbessern", berichtet er. "Andere leiden an Ängsten - ob sie überhaupt noch im Arbeitsleben mithalten können."
Zurück in den Arbeitsmarkt führt nur ein schwerer Weg. "Wer einmal raus ist, gilt als altes Eisen", sagt ein Personalberater in Dallas. Wenn sie schnell Geld brauchen, bleibt vielen Rentnern bloß ein Billigjob: Ticketabreißer in Kinos, Tütenpacker im Supermarkt, Tagesmutter, Straßenfeger. "Seit dem Börsencrash haben wir hier eine Menge Leute, die händeringend nach Arbeit suchen", sagt Mark Fooks, Town Manager in der Seniorenkolonie Youngtown. "Gehen Sie mal durch die Supermärkte und Fast-Food-Lokale - fast die Hälfte der Angestellten wohnt hier in der Siedlung."
Joanne Fritz von notyetretired.com rät deshalb dazu, sich lieber gleich selbstständig zu machen. "Auf die Arbeitgeber können wir uns nicht verlassen", sagt sie. So entstehen Geschichten wie die des 70-jährigen Carmen Reitano aus Newburyport, Massachusetts. Er hat eine Maschine gebastelt, mit der er seine Viagra-Tabletten spalten kann - jetzt verkauft er das Gerät im Internet für 25 Dollar das Stück. Oder die Geschichte des ehemaligen Bankiers Rodger St. Michel aus Phoenix, der schon elf Jahre lang Rentner war, bis er im Alter von 65 Jahren einen Laden für Bürobedarf und Kurierdienste eröffnet hat. "Jetzt arbeite ich mindestens so viel wie vor meiner Pensionierung", erzählt Rodger, und das Geld komme trotzdem nur schleppend herein. Macht es wenigstens Spaß? "Na ja", sagt er sarkastisch, "wissen Sie, in meinem Alter gibt es nichts Schöneres, als hinter dem Haus die Dollarnoten auf die Leine zu hängen."
Schon fürchten die ersten Politiker in Washington um ihre Stimmen bei den bevölkerungsstarken Babyboomern: Der Republikaner Robert Matsui etwa, Mitglied des Repräsentantenhauses, hat kürzlich ein Gesetz zur Wiedereinführung der traditionellen Betriebsrenten gefordert. Andere wollen gar die Debatte um Pflichtrenten oder eine massive Aufstockung der staatlichen Grundrente wiederbeleben - derzeit beträgt sie für normale Arbeitnehmer 800 bis 1000 Dollar. Doch in der Bush-Regierung ist das momentan kein Thema.
Im Gegenteil, der Präsident würde gern auch die staatliche Grundrente privatisieren, eine minimale Absicherung, die bislang nach dem Prinzip des Generationenvertrags funktioniert (heutige Arbeitnehmer zahlen an heutige Rentner) und die wegen der günstigen demografischen Entwicklung in den USA auch keine nennenswerten Probleme hat. "Es ist das letzte große Umverteilungsprogramm, weil Geringverdiener im Verhältnis mehr Rente bekommen", unkt Rentenexperte Blackburn. "Darum ist die Staatsrente bei den Republikanern so verhasst - und Finanzkonzerne haben eine Menge Wahlkampfspenden gezahlt."
In einer Zeit des Universalbetruges, ist die Wahrheit zu sagen eine revolutionäre Tat (George Orwell)
Die Revolution ist vielleicht näher, als so mancher denkt.