Edelmetallmarkt: Gold wird für Anleger immer attraktiver
Von Wolfgang Wrzesniok-Roßbach
Mit einem Kursfeuerwerk hat sich Gold am vergangenen Freitag in das Wochenende verabschiedet. Dabei hatte zu Wochenbeginn nichts auf eine solche Entwicklung hingedeutet.
Nach den schlechten US-Arbeitsmarktzahlen und dem Rücktritt des US-Finanzministers Paul O’Neill schnellte das gelbe Metall auf knapp unter 330 $ je Unze und damit das höchste Niveau seit Juni. Zwar wurden die Höchstkurse zum Börsenschluss nicht ganz gehalten, 326,60 $ je Unze bedeuten aber noch immer ein Plus von rund 3 Prozent im Vergleich zum Vorwochenschluss.
Nach einer solchen Rally hatte es zu Beginn vergangener Woche zunächst gar nicht ausgesehen. Die Erholung der Aktienmärkte sowie ein festerer Dollar drückten den Goldpreis am Montag bis auf 315,75 $ je Unze. Hier lag der 100-Tage-Durchschnittspreis, der eine stabile technische Unterstützung bot. Zudem gingen von einsetzendem physischem Kaufinteresse positive Impulse aus.
Unsicherheit hebt den Preis
Später ließen Nachrichten über sich wieder verschärfende Spannungen zwischen den USA und Irak aufhorchen und jene Marktteilnehmer wieder einsteigen, die in der vorletzten Woche noch ihre Pluspositionen nach der Ankunft der UN-Inspektoren geschlossen hatten. Dieses Umfeld, zu dem auch wieder schwächere Aktienkurse und ein festerer Ölpreis gehörten, ließ die Notierung bis zum Freitagmorgen bereits wieder auf 325 $ je Unze steigen, bevor dann der Ausbruch nach oben durch massive Käufe einer amerikanischen Investmentbank hervorgerufen wurde.
Die Notenbanken setzen unterdessen den Abbau ihrer Goldreserven im Rahmen des Europäischen Zentralbankabkommens weiter fort. Kevin Crisp, Edelmetallanalyst von Dresdner Kleinwort Wasserstein, geht davon aus, dass die Schweizerische Nationalbank in den vergangenen zwei Monaten 50 Tonnen Gold veräußert hat. Außerdem hat noch eine weitere europäische Zentralbank zusätzliche zehn Tonnen abgegeben. Dass solche Mengen vom Markt derart leicht absorbiert werden, unterstreicht die insgesamt gute Verfassung des Goldmarktes.
Positiver Wochenausblick
Auch für die kommenden Tage ergibt sich ein positives Gesamtbild für Gold. Für den Fall, dass es keine Verschärfung des Irak-Konflikts gibt, ist die Wahrscheinlichkeit eines unmittelbaren Ausbruchs des Goldpreises über das Niveau von 330,50 $ hinaus jedoch relativ gering. Insgesamt hat sich die Handelsspanne nach oben verschoben, und das zunehmende Interesse an Gold als Mittel zur Portfoliodiversifizierung wirkt sich immer deutlicher aus. Sollten Anleger tatsächlich die von Banken immer wieder genannten 5 Prozent ihres Vermögens in Gold anlegen, würde allein für die Nachfrage aus Deutschland die globale Neuproduktion mehrerer Jahre benötigt.
Platin setzte seinen Aufwärtstrend vergangene Woche ebenfalls fort. Für die kommenden Tage schließen Händler einen Anstieg der Notierungen auf über 600 $ je Unze nicht aus. Palladium hingegen kam erneut unter Verkaufsdruck und erreichte mit 243/248 $ je Unze wieder einen langjährigen Tiefststand.
Wolfgang Wrzesniok-Roßbach ist Leiter Edelmetall- und Rohstoffhandel bei Dresdner Kleinwort Wasserstein.