Gold ist so teuer wie seit 5 Jahren nicht mehr
Jahresrendite erreicht auf Dollarbasis 26 Prozent / Rally von niedrigen Zinsen begünstigt
ruh. FRANKFURT, 19. Dezember. Die wachsende Angst der Anleger vor den Folgen eines Kriegs im Irak hat den Preisanstieg auf dem Goldmarkt verstärkt. Am Donnerstag kletterte der Preis für eine Feinunze (31,104 Gramm) erstmals seit gut fünf Jahren über 350 Dollar. In der Spitze wurde Gold mit 355 Dollar gehandelt. Allerdings fiel der Preis im weiteren Verlauf wieder und lag am Nachmittag bei 344 Dollar je Feinunze. Trotz dieser Gegenbewegung hat er seit Anfang Dezember knapp 10 Prozent zugelegt. Gold-Anleger, die in Dollar abrechnen, freuen sich seit Jahresbeginn über eine Rendite von rund 26 Prozent. Für Investoren aus dem Euro-Raum allerdings sind es nur 9 Prozent. Die Mehrzahl der Analysten und Händler hält eine Fortsetzung des Trends für möglich. Sie warnen aber vor den Risiken.
"Vor allem die Longpositionen der Hedgefonds machen uns Sorgen", sagt Michael Blumenroth, Frankfurter Edelmetallhändler der Deutschen Bank. Die meisten Hedgefonds setzen auf einen steigenden Goldpreis; gerade ihr Optimismus könnte zum Ursprung des nächsten Rückschlags werden. So ist die Zahl der spekulativen Kaufpositionen an der New Yorker Terminbörse Comex auf den höchsten Stand seit sechs Jahren gestiegen. Die Netto-Longpositionen der Hedgefonds betragen 100 000. Sie haben also gut 10 Millionen Unzen oder 311 Tonnen Gold auf Termin gekauft. An einem schwachen Tag mit fallendem Goldpreis müßten viele dieser Hausse-Spekulanten ihre Positionen aufgeben, um Verluste zu vermeiden. So könnte eine sich selbst verstärkende Abwärtsbewegung beginnen.
Trotz dieses Rückschlagrisikos erwartet Blumenroth aber, daß die Aussichten für Gold-Investoren günstig bleiben. So wirke sich günstig aus, daß viele Produzenten ihr Gold nicht mehr auf Termin verkauften, bevor es überhaupt gefördert ist. In der langen Phase fallender Preise hatten sie sich so erträgliche Abnahmepreise gesichert - und zugleich zum Preisverfall beigetragen. Diese Preissicherung (Hedging) werde derzeit in weitaus geringerem Umfang betrieben.
Positiv für den Goldpreis sei zudem das niedrige Zinsniveau, ergänzt Hans-Günter Ritter, Händler bei Heraeus. Gold ist eine Geldanlage, die abgesehen von möglichen Preissteigerungen keine Rendite abwirft. Je niedriger das Zinsniveau, desto geringer sind auch die Erträge, auf die die Anleger verzichten, wenn sie ihrem Sicherheitsbedürfnis nachgeben und das gelbe Metall kaufen. Gold sei außerdem als Fluchtwährung eine Alternative zum Dollar, erläutert Ritter. Diese Vermutung wird durch die Korrelation des Goldpreises mit dem Außenwert des Dollar belegt. Wenn der Dollar in den vergangenen Jahrzehnten gegenüber anderen Währungen an Attraktivität verlor, profitierte auch der Goldmarkt.
Privatanleger haben eine Reihe von Möglichkeiten von einem steigenden Goldpreis zu profitieren. Besonders riskant ist ein Engagement an der Terminbörse. Zudem liegt die Einschußverpflichtung für einen Kontrakt auf 100 Unzen bei rund 5000 Dollar. Sicherheitsfanatiker sollten eher auf eine direkte Investition setzen. Dafür stellen einige Banken ein Goldkonto bereit, das wie ein Devisenkonto funktioniert. Auch der Kauf von Goldbarren ist möglich. Er lohnt sich allerdings erst bei größeren Mengen. Denn die Spanne zwischen An- und Verkaufspreis der Banken beträgt bei 10-Gramm-Barren etwa 15 Prozent (103/121 Euro). Bei einem 500-Gramm-Barren sind es 5 Prozent (5268/5547 Euro). Wer das Edelmetall nicht selbst besitzen will, kann sich auch an den Minengesellschaften beteiligen, die Gold fördern. Fonds, die solche Aktien besitzen, haben in diesem Jahr Wertsteigerungen von bis zu 70 Prozent verzeichnet.