Im Fondsreport 1/2003 warnten wir die Anleger vor zu großem Optimismus bei Gold. Wie von uns erwartet setzte sich der Trend noch etwas fort, begünstigt durch günstige Charttechnik und die allgemein an den Finanzmärkten zu beobachtende Tendenz, Trends bis zum letzten auszureizen. Doch bei 400 Dollar je Unze war Schluss und zwar sehr abrupt. Das Edelmetall sackte schwer wie Blei bis in den Bereich 330 Dollar ab.
Für die breite Öffentlichkeit war das Thema damit erledigt. Wer vernünftig war und nicht zu den Höchstkursen einstieg, ersparte sich kräftige Kursverluste. Goldminenfonds machten in den letzten drei Monaten zwischen 12 und 20 Prozent minus.
Stefan Schilbe, Analyst bei HSBC Trinkaus & Burkhardt ist ebenfalls bullish gestimmt für Gold. Schilbe führt als Argument die Strukturkrise in der US-Wirtschaft an, die förderlich für das Krisenmetall sei. Da es sich in den Vereinigten Staaten nicht einfach um eine Konjunkturschwäche, sondern um tieferliegende Verwerfungen handle (zu viel Angebot der Produzenten, zu niedrige Nachfrage der Konsumenten), sei eine kurzfristige Beseitigung der Probleme nicht zu erwarten. In der Dauerkrise sei Gold eine feste Größe.
Schilbe hält das niedrige Zinsniveau zudem für positiv. Wenn Anleger mit Festverzinslichen Anlagen kaum noch Rendite erzielen, können sie auch in Gold investieren und auf die letzten Prozente aus Verzinsung verzichten. Die sogenannten Opportunitätskosten sind bei niedrigen Zinsen geringer, einfach ausgedrückt: Anleger verpassen gegenwärtig nicht viel Rendite, wenn sie Gold statt Zinspapieren ins Depot nehmen. In diesem Umfeld verliert außerdem das Hedging - Terminverkäufe zukünftiger Produktion - der Minenbetreiber an Reiz.
Als wichtiges Argument für steigende Notierungen führt der HSBC-Experte die Nachfrage nach Gold an, die seit Jahren das Angebot um 900 - 1.200 Tonnen jährlich übersteige, berücksichtige man die Verkäufe der Notenbanken nicht. Den Verkäufen der Notenbanken seien mit dem Washington Agreement von 1999 Grenzen gesetzt. Die wichtigsten Notenbanken haben sich in dem Vertrag verpflichtet, bis September 2004 zusammen nicht mehr als 2.000 Tonnen Gold zu verkaufen. Schilbe schätzt, dass im Rahmen der Vereinbarung bislang schon 1.200 Tonnen veräußert wurden.
Goldbullen könnten die Liste an Pro-Argumenten bis fast ins Unendliche verlängern. Interessant ist beispielsweise, dass die Goldleihe der Notenbanken nachlassen dürfte. Auch die Tatsache, dass private und institutionelle Anleger im Vergleich zu früher in ihren Portfolios in Gold extrem untergewichtet sind, ist ein guter Grund für den Kauf.
Wie investieren?
Trotzdem sollten die Kratzer am Image des Goldes nicht vernachlässigt werden. Stock-World ist der Meinung, dass der Goldpreis unter dem Strich und auf lange Sicht nur schwer zu prognostizieren ist. In der Rechnung gibt es viele Unbekannte. Ein steigender Preis könnte beispielsweise die Minen veranlassen, die Produktionsmenge anzuheben. Deshalb ist es nicht ratsam, einfach Gold zu kaufen und liegen zu lassen. Im Worst-Case verblasst der Glanz des Goldes doch wieder und die Notiz geht und bleibt im Keller. Dann ist physisches Gold immer noch nett anzusehen, verliert aber Tag um Tag an Wert.
Anleger sollten noch weniger in einzelne Minenaktien investieren, weil dort auch noch das unternehmerische Risiko zu beachten ist. Sinnvoll ist die Beimischung eines Goldfonds in ein Portfolio oder der Kauf eines Zertifikats, um die Möglichkeit schwacher Aktienkurse bei Minenwerten trotz steigender Goldpreise auszuschließen.
Die Gold Garantie Anleihe (WKN: 553181) von HSBC Trinkaus & Burkhardt ist eine Möglichkeit, komplett ohne Risiko an der Entwicklung steigender Goldpreise zu partizipieren. Die Anleihe (Zeichnungsfrist bis 9. Mai) läuft bis 2008 und garantiert zum Laufzeitende den Nennwert. Hier ist der Worst Case für die Zeichner der Anleihe somit die Rückzahlung des Einstandspreises (im späteren Handel hängt das Verlustrisiko vom Einstandskurs ab). Oben drauf erhält der Investor einen jährlichen Kupon von 1,0 Prozent.
Behalten die Gold-Optimisten Recht und die Notierung legt zu, bekommen die Besitzer der Anleihe einen prozentualen Anteil. Die Partizipationsquote liegt aktuell bei 45 Prozent. Gerade wegen der schwierigen Einschätzung der Goldpreisentwicklung erscheint eine Garantiekonstruktion sinnvoll, denn sie ermöglicht sorgenfreies Investieren. Im Falle der Anleihe von HSBC Trinkaus & Burkhardt muss man sich noch nicht einmal Gedanken um die Währungsentwicklung machen, denn auch die Währungsrisiken sind dank Hedging außen vor.
Doch es wäre voreilig, die Kaufargumente für Gold in die Mottenkiste einzupacken. Die bisherige Kurskorrektur ist aus charttechnischer Sicht mustergültig verlaufen - der wichtige Bereich um 330 Dollar wurde nicht unterschritten - und ein Blick auf die Charts signalisiert gute Aussichten auf einen erneuten Kursanstieg. Von den Zwischentiefs bei 330 Dollar konnte das Edelmetall schon wieder Terrain bis 340 Dollar gewinnen.
Am fundamentalen Umfeld hat sich nichts geändert und eine Reihe von Investmentprofis bleibt bei der Prognose eines Comebacks. Der Vermögensverwalter Dr. Jens Ehrhardt etwa hat in die Fondspalette seiner neuen KAG DJE Investment einen Gold&Ressourcen-Fonds aufgenommen. "Ich halte Gold in den nächsten Jahren für sicherer als Aktien", sagt Ehrhardt.
Gute Gründe