Der Bundesfinanzminister und viele andere Politiker würden zwar offensichtlich recht gerne das Gold der Bundesbank verkaufen, um auf diese Weise Finanzlöcher für kurze Zeit stopfen zu können, statt die strukturell völlig überzogenen Staatsausgaben zu beschneiden, wenn sie denn könnten. Gott sei Dank können sie nicht.
Nichts zeigt die Kurzsichtigkeit solcher Aktionen deutlicher, als die Tatsache, daß der Goldpreis gleichzeitig ein neues Hoch nach dem anderen markiert. Am Freitag erreichte die Feinunze Gold im anhaltenden Aufwärtstrend ein neues 25-Jahreshoch von 568,10 Dollar je Feinunze im Tagesverlauf. Die Umstände deuten weitere Kursgewinne an, wenn auch nicht ohne zwischenzeitliche Korrekturen.
Deutliches Kursmomentum nach oben ist kurzfristig etwas kritisch
Das läßt sich nicht nur an technischen Indikatoren ablesen, die auf ein deutliches Momentum nach oben hinweisen. Sondern auch fundamentale Argumente sprechen für das gelbe Edelmetall. Denn erstens dürfte die Volatilität an den Börsen zunehmen und auf diese Weise dafür sorgen, daß Aktien nicht mehr so „narrensicher” bleiben werden wie in den vergangenen Monaten.
Zweitens dürfte die anhaltende Konsolidierung in der Goldminenbranche zu einem rationaleren Produktions- und auch Absicherungsverhalten führen als in der Vergangenheit. Gleichzeitig dürfte drittens das globale Wachstum aus industrieller Sicht zu einer steigenden Nachfrage führen, indirekt auch über den zunehmenden Wohlstand. Immerhin sind in China und Indien in den vergangenen Jahren große mittelständische Schichten entstanden, die über eine entsprechende Kaufkraft und vor allem auch das Interesse dafür verfügen.
Als ob das Argumente noch nicht genügen würde, kommen dazu noch weitere Argumente, etwa der Blick auf mögliche Turbulenzen an den Währungsmärkten. Denn auf der einen Seite haben die Zentralbanken in den vergangenen Jahren die Märkte mit günstigen Geldern geradezu geflutet. Die hohen Geld- und Kreditmengen führten zwar auf der einen Seite zu einem beachtlichen Wirtschaftswachstum. Allerdings wurde es vor allem induziert durch einen wahren Konsumrausch in den Vereinigten Staaten und möglicherweise die Verwendung des billigen Geldes in den falschen Bereichen.
Auf der anderen Seite wurden die Bedürfnisse der amerikanischen und auch der europäischen Konsumenten vor allem über günstige Importe aus Asien abgedeckt und weniger stark aus der heimischen Produktion. Über die Koppelung beziehungsweise die Manipulation der Wechselkurse in weiten Teilen Asiens an den Dollar ließ das gewaltige Ungleichgewichte entstehen: Ein riesiges, im Trend zunehmendes Leistungsbilanzdefizit in Amerika und gigantische Währungsreserven in Asien. Bei einzelnen Staaten übersteigen die Währungsreserven sogar das Sozialprodukt. Solche Divergenzen lassen sich nicht ewig aufrecht erhalten.
Verschiedenste Argumente für eine nachhaltige Preisbewegung nach oben
Solche Prozesse und die Vermutung, die Ungleichgewichte ließen sich nur über eine deutliche Abwertung des Dollars lösen, lassen immer mehr Anleger skeptisch auf die Währung, manchmal sogar auf Währungen im allgemeinen, blicken und statt dessen lieber zum Gold als „ultimative Währung schlechthin” greifen. Gold gilt als „Hedge” gegen den Dollar. Vielleicht sollte sich das auch der Herr Finanzminister und Konsorten einmal klar machen.
Mit dem Kauf verzichtet man als Anleger zwar auf Dividenden, Kuponzahlungen oder ähnliches. Dafür geht am keinerlei Kreditrisiken ein, denn Gold hält alleine aufgrund seiner Knappheit einen gewissen Wert und ist - im Gegensatz zu Papiergeld - praktisch unverwüstlich. Gleichzeitig ist es fungibel, alleine schon durch seine hohe „Wertdichte” und durch die allgemeine Anerkennung als Wert sowohl regional als auch historisch, und leicht handelbar. Ende des Jahres 2004 wurden weltweit - abgesehen von den sich noch im Boden befindlichen natürlichen Vorkommen - etwa 153.000 Tonnen Gold mit einem Wert von damals 2,1 Billionen Dollar gelagert.
Niko Kavalis, Analyst bei GFMS in London, untersuchte in einer Studie die statistische Eignung des Goldes als „Dollar-Hedge”. Und tatsächlich zeigte das Edelmetall sowohl in einer statischen als auch einer rollierenden Korrelationsanalyse die negativste Ausprägung aller Rohstoffe. Das heißt, es ist am besten geeignet, um sich gegen einen Dollarverfall abzusichern.
Insgesamt scheint es damit gute Gründe für einen anhaltend steigenden Goldpreis zu geben. So genannte Gold-Aktien dürften eine effiziente Methode sein, um darauf zu setzen. Selbstverständlich dürfte es trotz allem nicht schaden, sich gegen einen fallenden Goldpreis zu schützen. Das tut man am besten, indem man Stop-Loss-Orders für seine Goldaktien geschickt plaziert. Keinesfalls zu eng, sonst wird man bei der großen Volatilität des Edelmetalls schnell ausgestoppt.
Quelle: faznet.de