Die Hiobsbotschaft erreichte die beiden größten US-Autokonzerne General Motors und Ford im Abstand von wenigen Minuten: Ihre Kreditwürdigkeit wurde auf "Schrott-Stauts" herabgestuft - mit verheerenden Folgen für ihre Kreditkosten.
Die Rating-Agentur Standard & Poors (S&P) stufte am Donnerstagabend die Kreditwürdigkeit der Erzrivalen auf den Status von "Schrottanleihen" herab. Mit dem Makel eines "Junkbonds" müssen die Unternehmen künftig deutlich höhere Zinslasten schultern und sind bei der Aufnahme neuer Kredite eingeschränkt. Niemals zuvor sind in den USA Unternehmen dieser Größenordnung auf Schrott-Status abgewertet worden.
Vernichtende Analyse
Unverblümt analysierten die Finanzexperten von S&P, dass sie derzeit große Zweifel haben, ob die Topmanager der beiden Detroiter Autoriesen den Problemmix aus milliardenschweren Pensionskosten, Überkapazitäten, sinkenden Marktanteilen und der immer stärker auftrumpfenden Konkurrenz aus Japan auf dem Heimatmarkt in den Griff bekommen können. Akut stünden die Autobauer zwar nicht vor der Pleite, dennoch müssten sie hart gegensteuern, um ihre Kreditwürdigkeit wieder zu verbessern. So könne Ford seinen Autoverleiher Hertz versilbern und GM einen Teil seiner "Cash-Kuh", der Finanzsparte GMAC, verkaufen, analysierte S&P. Auch Dividendenkürzungen seien jetzt bei GM und Ford denkbar, sagte ein Auto-Analyst.
Allein GM muss in diesem Jahr 5,6 Milliarden Dollar für Pensions- und Gesundheitsprogramme seiner Beschäftigten und Rentner stemmen. Branchenexperten gehen davon aus, dass GM aus Kostengründen mehrere Werke dichtmachen und tausende Arbeiter entlassen könnte. Dabei hat das Unternehmen seit 1992 bereits 127.000 Stellen in Nordamerika gestrichen. Seit 2001 stufte S&P das Rating auf GM-Anleihen drei Mal ab. GM hat ausstehende festverzinsliche Papiere im Volumen von 300 Milliarden Dollar, bei Ford sind es 160 Milliarden Dollar.
Börsen reagierten mit satten Kursverlusten
General Motors reagierte auf das Rating-Debakel am Donnerstagabend prompt und versicherte, dass keine Insolvenzgefahr drohe und im Kerngeschäft Auto und bei der Finanzsparte GMAC ausreichend Barmittel für das operative Geschäft vorhanden seien. Auch Ford ärgerte sich über die Abstufung. Man habe eine "beträchtliche Liquidität", neue Modelle seien eingeführt worden und die Kosten gesenkt, sagte Finanzvorstand Don Leclair. Die Börse strafte die Aktien von GM und Ford dennoch mit satten Kursverlusten ab. Auch die Papiere der Zulieferer Visteon (früher Ford) und Delphi (früher GM), die am Tropf ihrer wichtigsten Kunden hängen, brachen deutlich ein.
Besonders hart trifft Ford und General Motors die durch ungewöhnlich hohe Benzinpreise ausgelöste Flaute bei den in den USA so beliebten Geländewagen (SUVs). Auch Rabatte bis zu 5000 Dollar greifen bei den Kunden nicht mehr so stark wie früher.
Benzinkrise schadete Geländewagen-Verkauf
GM und Ford, die im April in den USA erneute Absatzrückgänge von sieben beziehungsweise zwei Prozent verkraften mussten, werden ihre veraltete Modellpalette bei Geländewagen und Pickups zwar bald erneuern, der Wettbewerb wird aber immer härter. Lachender Dritter der "Big Three" aus Detroit ist - neben den Japanern - derzeit Chrysler. Die US-Tochter des Stuttgarter Autokonzerns DaimlerChrysler entwickelte sich binnen drei Jahren vom Sanierungsfall zum stabilen Gewinnbringer.
Wie tief die amerikanischen Auto-Ikonen GM und Ford inzwischen gesunken sind, zeigt der Großmut des schärfsten Widersachers Toyota. Aufsichtsratschef Hiroshi Okuda bot den Konzernen kürzlich offiziell Hilfe an. Er sorge sich um mögliche wirtschaftliche Spannungen zwischen den Vereinigten Staaten und Japan, sollten die Probleme bei General Motors eskalieren und dies zu einer höheren Arbeitslosigkeit im verarbeitenden Gewerbe in den USA führen. Laut Medienberichten will GM-Chef Rick Wagoner schon in der nächsten Woche zu Gesprächen nach Tokio fliegen. Viel Zeit bleibt ihm möglicherweise nicht mehr. In der Branche wird spekuliert, dass bei noch schlechteren Zahlen in den kommenden Quartalen Wagoners Tage gezählt sind.
Tim Braune/DPA
Die Rating-Agentur Standard & Poors (S&P) stufte am Donnerstagabend die Kreditwürdigkeit der Erzrivalen auf den Status von "Schrottanleihen" herab. Mit dem Makel eines "Junkbonds" müssen die Unternehmen künftig deutlich höhere Zinslasten schultern und sind bei der Aufnahme neuer Kredite eingeschränkt. Niemals zuvor sind in den USA Unternehmen dieser Größenordnung auf Schrott-Status abgewertet worden.
Vernichtende Analyse
Unverblümt analysierten die Finanzexperten von S&P, dass sie derzeit große Zweifel haben, ob die Topmanager der beiden Detroiter Autoriesen den Problemmix aus milliardenschweren Pensionskosten, Überkapazitäten, sinkenden Marktanteilen und der immer stärker auftrumpfenden Konkurrenz aus Japan auf dem Heimatmarkt in den Griff bekommen können. Akut stünden die Autobauer zwar nicht vor der Pleite, dennoch müssten sie hart gegensteuern, um ihre Kreditwürdigkeit wieder zu verbessern. So könne Ford seinen Autoverleiher Hertz versilbern und GM einen Teil seiner "Cash-Kuh", der Finanzsparte GMAC, verkaufen, analysierte S&P. Auch Dividendenkürzungen seien jetzt bei GM und Ford denkbar, sagte ein Auto-Analyst.
Allein GM muss in diesem Jahr 5,6 Milliarden Dollar für Pensions- und Gesundheitsprogramme seiner Beschäftigten und Rentner stemmen. Branchenexperten gehen davon aus, dass GM aus Kostengründen mehrere Werke dichtmachen und tausende Arbeiter entlassen könnte. Dabei hat das Unternehmen seit 1992 bereits 127.000 Stellen in Nordamerika gestrichen. Seit 2001 stufte S&P das Rating auf GM-Anleihen drei Mal ab. GM hat ausstehende festverzinsliche Papiere im Volumen von 300 Milliarden Dollar, bei Ford sind es 160 Milliarden Dollar.
Börsen reagierten mit satten Kursverlusten
General Motors reagierte auf das Rating-Debakel am Donnerstagabend prompt und versicherte, dass keine Insolvenzgefahr drohe und im Kerngeschäft Auto und bei der Finanzsparte GMAC ausreichend Barmittel für das operative Geschäft vorhanden seien. Auch Ford ärgerte sich über die Abstufung. Man habe eine "beträchtliche Liquidität", neue Modelle seien eingeführt worden und die Kosten gesenkt, sagte Finanzvorstand Don Leclair. Die Börse strafte die Aktien von GM und Ford dennoch mit satten Kursverlusten ab. Auch die Papiere der Zulieferer Visteon (früher Ford) und Delphi (früher GM), die am Tropf ihrer wichtigsten Kunden hängen, brachen deutlich ein.
Besonders hart trifft Ford und General Motors die durch ungewöhnlich hohe Benzinpreise ausgelöste Flaute bei den in den USA so beliebten Geländewagen (SUVs). Auch Rabatte bis zu 5000 Dollar greifen bei den Kunden nicht mehr so stark wie früher.
Benzinkrise schadete Geländewagen-Verkauf
GM und Ford, die im April in den USA erneute Absatzrückgänge von sieben beziehungsweise zwei Prozent verkraften mussten, werden ihre veraltete Modellpalette bei Geländewagen und Pickups zwar bald erneuern, der Wettbewerb wird aber immer härter. Lachender Dritter der "Big Three" aus Detroit ist - neben den Japanern - derzeit Chrysler. Die US-Tochter des Stuttgarter Autokonzerns DaimlerChrysler entwickelte sich binnen drei Jahren vom Sanierungsfall zum stabilen Gewinnbringer.
Wie tief die amerikanischen Auto-Ikonen GM und Ford inzwischen gesunken sind, zeigt der Großmut des schärfsten Widersachers Toyota. Aufsichtsratschef Hiroshi Okuda bot den Konzernen kürzlich offiziell Hilfe an. Er sorge sich um mögliche wirtschaftliche Spannungen zwischen den Vereinigten Staaten und Japan, sollten die Probleme bei General Motors eskalieren und dies zu einer höheren Arbeitslosigkeit im verarbeitenden Gewerbe in den USA führen. Laut Medienberichten will GM-Chef Rick Wagoner schon in der nächsten Woche zu Gesprächen nach Tokio fliegen. Viel Zeit bleibt ihm möglicherweise nicht mehr. In der Branche wird spekuliert, dass bei noch schlechteren Zahlen in den kommenden Quartalen Wagoners Tage gezählt sind.
Tim Braune/DPA