Nichts zu Weihnachten gekriegt? Der NSA-Klabautermann kann helfen!
Dem Zoo in Menwith Hill ist es endlich gelungen, den perfekten Agenten zu züchten. Aus unerfindlichen Gründen nennen die Biotechniker der NSA ihre Kreatur intern den "Ottofanten". Dieser ist samtpfötig-lautlos, trompetet stets im falschen Moment und legt, wenn es ernst wird, sein Antlitz in Falten wie die Erdkruste anlässlich einer heftigeren Kontinentalplattenverschiebung. Wenn mir mein mittlerweile verblichener Weihnachtskaktus nicht gesteckt hätte, dass der "Ottofant" wirklich existiert, so hätte ich dieses Gerücht für einen üblen Hoax gehalten, eine Urban Legend sondersgleichen.
Deshalb war ich auch nicht besonders erstaunt, als sich der überraschend plüschige "Ottofant" eines kalten Winterabends tatsächlich mit einem sanften *Pluff* knapp über meinem Monitor materialisierte. Ich fühlte mich pelzig, als ob ich gerade in ein zehn Jahre altes schimmliges "Perry-Rhodan"-Heft gebissen hätte.
"Hallo!" säuselte der Ottofant und grinste krötenhaft, "Wir haben gerade deine Gedanken abgehört und stellten dabei fest, dass du unglücklich bist!" Parbleu! Also doch eine Backdoor in PGPBrain! Hätte doch auf die Jungs von alt.brainware.conspiracy.hamsters.hamsters.hamsters hören sollen!
"Du hast 2.35 Wünsche frei!" "2.35? Wünsche?" Der Ottofant landete sanft auf meiner Monitoroberkante und bürstete sich beiläufig die silbrigen Libellenflügel. "Die Inflation, Baby! Und der Soli-Zuschlag für die 'Allianz gegen den Terror'." "Macht nichts", erwiderte ich, "denn ich habe nur einen einzigen Wunsch." Der Ottofant hatte mittlerweile zahlreiche glasnudelhafte Tentakel ausgesandt, die sich unauffällig an meinen Aktenordnern und Büchern zu schaffen machten. "Und der wäre?" fistelte er nebenbei.
"Ich wünsche mir, dass ihr Schnüffler verschwindet und dabei ein wohlriechendes rosa Wölkchen hinterlasst." Der Ottofant zeigte seine fiesen kleinen Fangzähne. Vampirfledermausiges Grinsen. "Das geht leider nicht", sagte er, "denn wir können ja nur dann Wünsche erfüllen, wenn wir existieren. Diese rekursiven Spielchen mache ich nicht mit, da musst du schon bei St. Ignutius anfragen." "Welche Wünsche kannst du dann erfüllen?" "Eigentlich nicht viele", musste er zugeben. "Wir können nur lügen, verraten, töten und bombardieren. Hast du nicht einen Nachbarn, der dir auf die Nerven geht? Oder möchtest du Militärdiktator eines Sklavenstaats werden? Ich kann dir auch eine Gang praktischer religiöser Extremisten vermitteln, die dann jede Drecksarbeit für dich erledigt. Die sind so mit Religion gedopt, die machen buchstäblich alles!"
"Religion? Dachte, das fällt unter den Biowaffenkontrollvertrag? Religion ist die Atombombe des kleinen Mannes!" "Wir haben aber noch eine Fabrik in North Carolina, die stellt feinste Religion her. Ein Stäubchen von dem Zeug kann ganze Zivilisationen ausradieren!" "Mmm. Nicht schlecht. Was sonst noch?" "Frei konfigurierbare gut/böse-Schemata, inklusive verbindlicher Richtlinien für Schriftleiter." "Kommt da auch 'Schurkenstaat' drin vor?" Der Ottofant schwirrt hämisch auf und ab. "'Schurkenstaat' ist doch voll von gestern. Wir sagen jetzt einfach 'Terroristen'. Passt auf alles. Du kannst den kleinen Racker, der dir immer Kaugummis und Knallfrösche in den Briefkasten schmeißt, zum Terroristen erklären. Damit verliert er dann sein Existenzrecht und du kannst ihn... Ooooh! Ich vergass! Wir haben auch ganz tolle Daisy-Cutter-Bomben und falsche Bärte!"
"Gibt es auch was Harmloseres? Ihr braucht die härteren Sachen momentan ja für Dubyas Wünsche. Ich möchte auch keine Ölpipeline durch das Wohnzimmer meines Nachbarn legen." Er überlegte. "Kugelsichere Limousinen. Die braucht bald jeder, wenn Deutschland endgültig verslumt. Oder die niX-BoX, die heiße Spielekonsole für Nihilisten von unserem Technologieterrorpartner Microdaft! Mitgeliefert kommt der NoController, ein Joystick, der immer zufällig in eine beliebige Richtung steuert. Dazu irre Games und Gimmicks! Zum Beispiel 'Colin MacRallyes Auto Repair', in dem man in einem kaputten Rennwagen neben der Piste steht, überhaupt nichts tun kann und die Gegner einen mit virtuellem Schlamm vollspritzen! Außerdem muss man sich ständig neue, sauteure Upgrades kaufen, damit man die neuesten Spiele abstürzen lassen kann!"
Ich musste dieses aberwitzige Unwesen loswerden. Aber wie? Mit dem tibetischen Heiligen Glühwein des Dalai Lama besprenkeln? Normalerweise verschwinden die Spooks, wenn man sie mit Realität bewirft. Aber Realität hab' ich nie da. Realität kommt mir grundsätzlich nicht ins Haus. Der Ottofant blätterte beiläufig durch meine Kontoauszüge, schüttelte dabei bedächtig den Kopf. Gleichzeitig tentakelte er durch zehn Jahre alte Liebesbriefe, die er in einer Schuhschachtel entdeckt hatte, dazu etwas von "Eigentumswohnungen in Tora Bora" zischelnd. Er musste aus meiner Wohnung raus. Und zwar schnell!
Ich las ihm "Harry Potter" vor, er zuckte nur mit den Tentakeln. "Harry ist einer von uns!". Bewarf ihn mit Frodo-Frosties-Frühstücksflocken. Keine Reaktion. "Du könntest alle Marketingfreaks, die das Wort 'Cerealien' in der Fernsehwerbung verwenden, ins Jenseits befördern." "Geht nicht. Haben mal bei uns in der Infiltrationsabteilung gearbeitet." "Du bist BÖSE!" zischte ich. "Oder kill Robbie Williams! Ich wünsche mir, dass Robbie Williams sich nicht mehr nur für Sinatra hält, sondern auch dessen Leberwerte kriegt!" Er hielt inne und wog den Kopf sachte hin und her. "Nicht schlecht. Wir brauchen Williams aber als nächsten James Bond. Retropolitik braucht Retrostars. Wir nennen das 'Hegemonie', harrharrrr!"
Der Gramsci-immunisierte Kobold gurgelte eine groteske Version von "My Way" mit der Donald-Duck-Stimme von Dubya Bush hervor: "I killed them myyyyy wayyyyy!" Bis mir sein Spruch vom "Technologiepartner Microdaft" einfiel. Ich kramte meine Geheimwaffe hervor. "Was ist das?" grummelte er skeptisch, wich mit einer quallenhaften Bewegung in eine dunkle Ecke zurück. "Das ist ein Compact-Flash-Kartenleser mit USB-Anschluss von einer taiwanesischen Hinterhoffirma." "Und?" "Nimm dies, Kreatur der Finsternis!" Ich schloss ihn an den Kartenleser an, er lief sofort blau an und fiel zu Boden, wo er regungslos liegenblieb. Allgemeine Schutzverletzung. Das Ding war unter "Windows for Trolls" gelaufen, einer Embedded-Version des Microdaft-Megasellers "Windows eXistenZ".
Der Gnom ist weg vom Window, hat sozusagen sein "Best-of"-Album herausgebracht. Toter geht's nicht. Er besteht nur aus Feuchtigkeit und Biochips. Ab zu Zwiebelschalen und Heringsresten in die braune Tonne. Kampfflugzeuge donnern übers Land, über Wälder und Dreck. Sie sagen dir, wo du hingehörst. Es wird viel zu früh dunkel.
Dem Zoo in Menwith Hill ist es endlich gelungen, den perfekten Agenten zu züchten. Aus unerfindlichen Gründen nennen die Biotechniker der NSA ihre Kreatur intern den "Ottofanten". Dieser ist samtpfötig-lautlos, trompetet stets im falschen Moment und legt, wenn es ernst wird, sein Antlitz in Falten wie die Erdkruste anlässlich einer heftigeren Kontinentalplattenverschiebung. Wenn mir mein mittlerweile verblichener Weihnachtskaktus nicht gesteckt hätte, dass der "Ottofant" wirklich existiert, so hätte ich dieses Gerücht für einen üblen Hoax gehalten, eine Urban Legend sondersgleichen.
Deshalb war ich auch nicht besonders erstaunt, als sich der überraschend plüschige "Ottofant" eines kalten Winterabends tatsächlich mit einem sanften *Pluff* knapp über meinem Monitor materialisierte. Ich fühlte mich pelzig, als ob ich gerade in ein zehn Jahre altes schimmliges "Perry-Rhodan"-Heft gebissen hätte.
"Hallo!" säuselte der Ottofant und grinste krötenhaft, "Wir haben gerade deine Gedanken abgehört und stellten dabei fest, dass du unglücklich bist!" Parbleu! Also doch eine Backdoor in PGPBrain! Hätte doch auf die Jungs von alt.brainware.conspiracy.hamsters.hamsters.hamsters hören sollen!
"Du hast 2.35 Wünsche frei!" "2.35? Wünsche?" Der Ottofant landete sanft auf meiner Monitoroberkante und bürstete sich beiläufig die silbrigen Libellenflügel. "Die Inflation, Baby! Und der Soli-Zuschlag für die 'Allianz gegen den Terror'." "Macht nichts", erwiderte ich, "denn ich habe nur einen einzigen Wunsch." Der Ottofant hatte mittlerweile zahlreiche glasnudelhafte Tentakel ausgesandt, die sich unauffällig an meinen Aktenordnern und Büchern zu schaffen machten. "Und der wäre?" fistelte er nebenbei.
"Ich wünsche mir, dass ihr Schnüffler verschwindet und dabei ein wohlriechendes rosa Wölkchen hinterlasst." Der Ottofant zeigte seine fiesen kleinen Fangzähne. Vampirfledermausiges Grinsen. "Das geht leider nicht", sagte er, "denn wir können ja nur dann Wünsche erfüllen, wenn wir existieren. Diese rekursiven Spielchen mache ich nicht mit, da musst du schon bei St. Ignutius anfragen." "Welche Wünsche kannst du dann erfüllen?" "Eigentlich nicht viele", musste er zugeben. "Wir können nur lügen, verraten, töten und bombardieren. Hast du nicht einen Nachbarn, der dir auf die Nerven geht? Oder möchtest du Militärdiktator eines Sklavenstaats werden? Ich kann dir auch eine Gang praktischer religiöser Extremisten vermitteln, die dann jede Drecksarbeit für dich erledigt. Die sind so mit Religion gedopt, die machen buchstäblich alles!"
"Religion? Dachte, das fällt unter den Biowaffenkontrollvertrag? Religion ist die Atombombe des kleinen Mannes!" "Wir haben aber noch eine Fabrik in North Carolina, die stellt feinste Religion her. Ein Stäubchen von dem Zeug kann ganze Zivilisationen ausradieren!" "Mmm. Nicht schlecht. Was sonst noch?" "Frei konfigurierbare gut/böse-Schemata, inklusive verbindlicher Richtlinien für Schriftleiter." "Kommt da auch 'Schurkenstaat' drin vor?" Der Ottofant schwirrt hämisch auf und ab. "'Schurkenstaat' ist doch voll von gestern. Wir sagen jetzt einfach 'Terroristen'. Passt auf alles. Du kannst den kleinen Racker, der dir immer Kaugummis und Knallfrösche in den Briefkasten schmeißt, zum Terroristen erklären. Damit verliert er dann sein Existenzrecht und du kannst ihn... Ooooh! Ich vergass! Wir haben auch ganz tolle Daisy-Cutter-Bomben und falsche Bärte!"
"Gibt es auch was Harmloseres? Ihr braucht die härteren Sachen momentan ja für Dubyas Wünsche. Ich möchte auch keine Ölpipeline durch das Wohnzimmer meines Nachbarn legen." Er überlegte. "Kugelsichere Limousinen. Die braucht bald jeder, wenn Deutschland endgültig verslumt. Oder die niX-BoX, die heiße Spielekonsole für Nihilisten von unserem Technologieterrorpartner Microdaft! Mitgeliefert kommt der NoController, ein Joystick, der immer zufällig in eine beliebige Richtung steuert. Dazu irre Games und Gimmicks! Zum Beispiel 'Colin MacRallyes Auto Repair', in dem man in einem kaputten Rennwagen neben der Piste steht, überhaupt nichts tun kann und die Gegner einen mit virtuellem Schlamm vollspritzen! Außerdem muss man sich ständig neue, sauteure Upgrades kaufen, damit man die neuesten Spiele abstürzen lassen kann!"
Ich musste dieses aberwitzige Unwesen loswerden. Aber wie? Mit dem tibetischen Heiligen Glühwein des Dalai Lama besprenkeln? Normalerweise verschwinden die Spooks, wenn man sie mit Realität bewirft. Aber Realität hab' ich nie da. Realität kommt mir grundsätzlich nicht ins Haus. Der Ottofant blätterte beiläufig durch meine Kontoauszüge, schüttelte dabei bedächtig den Kopf. Gleichzeitig tentakelte er durch zehn Jahre alte Liebesbriefe, die er in einer Schuhschachtel entdeckt hatte, dazu etwas von "Eigentumswohnungen in Tora Bora" zischelnd. Er musste aus meiner Wohnung raus. Und zwar schnell!
Ich las ihm "Harry Potter" vor, er zuckte nur mit den Tentakeln. "Harry ist einer von uns!". Bewarf ihn mit Frodo-Frosties-Frühstücksflocken. Keine Reaktion. "Du könntest alle Marketingfreaks, die das Wort 'Cerealien' in der Fernsehwerbung verwenden, ins Jenseits befördern." "Geht nicht. Haben mal bei uns in der Infiltrationsabteilung gearbeitet." "Du bist BÖSE!" zischte ich. "Oder kill Robbie Williams! Ich wünsche mir, dass Robbie Williams sich nicht mehr nur für Sinatra hält, sondern auch dessen Leberwerte kriegt!" Er hielt inne und wog den Kopf sachte hin und her. "Nicht schlecht. Wir brauchen Williams aber als nächsten James Bond. Retropolitik braucht Retrostars. Wir nennen das 'Hegemonie', harrharrrr!"
Der Gramsci-immunisierte Kobold gurgelte eine groteske Version von "My Way" mit der Donald-Duck-Stimme von Dubya Bush hervor: "I killed them myyyyy wayyyyy!" Bis mir sein Spruch vom "Technologiepartner Microdaft" einfiel. Ich kramte meine Geheimwaffe hervor. "Was ist das?" grummelte er skeptisch, wich mit einer quallenhaften Bewegung in eine dunkle Ecke zurück. "Das ist ein Compact-Flash-Kartenleser mit USB-Anschluss von einer taiwanesischen Hinterhoffirma." "Und?" "Nimm dies, Kreatur der Finsternis!" Ich schloss ihn an den Kartenleser an, er lief sofort blau an und fiel zu Boden, wo er regungslos liegenblieb. Allgemeine Schutzverletzung. Das Ding war unter "Windows for Trolls" gelaufen, einer Embedded-Version des Microdaft-Megasellers "Windows eXistenZ".
Der Gnom ist weg vom Window, hat sozusagen sein "Best-of"-Album herausgebracht. Toter geht's nicht. Er besteht nur aus Feuchtigkeit und Biochips. Ab zu Zwiebelschalen und Heringsresten in die braune Tonne. Kampfflugzeuge donnern übers Land, über Wälder und Dreck. Sie sagen dir, wo du hingehörst. Es wird viel zu früh dunkel.