Globalisierung ist tödlicher Terror

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Schnorrer:

Globalisierung ist tödlicher Terror

 
26.05.02 20:24
Saint-Exupéry schreibt: "Il n`y apas de commune mesure entre la lutte libre et l`écrasement dans la nuit." - Die einen kämpfen in Freiheit, die anderen werden in der Nacht zerstört.

Wir sind heute hier versammelt in Freiheit, in der Hauptstadt der größten Demokratie des europäischen Kontinents. Wir können in Freiheit reden, denken, unsere Feinde benennen und die Welt bezeichnen so wie sie ist. Unsere Aufgabe ist es die Stimme der Menschen ohne Stimme zu sein. Unsere Aufgabe ist es für jene vielen Hunderte Millionen von Menschen zu reden, die in der Nacht zerstört, ausgehungert, unterdrückt und ermordet werden, weil sie wehrlos sind.

Globalisierung ist täglicher Terror. Alle sieben Sekunden verhungert ein Kind unter zehn Jahren. Alle vier Minuten verliert ein Mensch das Augenlicht wegen Mangel an Vitamin A. Über 100.000 Menschen sterben am Hunger oder seinen unmittelbaren Folgen jeden Tag. 828 Millionen Kinder, Männer und Frauen waren letztes Jahr permanent schwerstens unterernährt. Die FAO errechnet: Die Weltlandwirtschaft könnte heute ohne Probleme 12 Milliarden Menschen ernähren. Ohne Probleme heißt, jedem Menschen jeden Tag 2.700 Kalorien Nahrung zu geben. Die gegenwärtige Erdbevölkerung beträgt 6,2 Milliarden.

Es gibt keine Fatalität, nur imperiale Vernichtung und Arroganz. Wer heute am Hunger stirbt, wird ermordet. Wer Geld hat, isst und lebt; wer keines hat, wird invalid und/oder stirbt.

Für diese mörderische, absurde Weltordnung, deren einziger Motor die grenzenlose Profitgier einiger Weniger ist, trägt das US-amerikanische Imperium die Hauptverantwortung. Das amerikanische Imperium - nicht das amerikanische Volk! Die amerikanische Finanzoligarchie beherrscht 24 Prozent des Welt-Bruttosozialprodukts, 41 Prozent des Welthandelsvolumens und 53 Prozent des Weltenergiemarktes. Die amerikanische Kapitaloligarchie, welche die Regierung Bush weitgehendst leitet, funktioniert gemäß einem Kodex, den man den "Consensus of Washington" nennt. Seine vier heiligen Regeln sind:
Total-Liberalisierung der Kapital-, Waren-, Dienstleistungs- und Patentströme, Privatisierung des öffentlichen Sektors, Deregulierung und Flexibilisierung aller Sozial-, insbesondere der Arbeitsbeziehungen.
Dieser "Consensus" wird weltweit durchgesetzt von den Söldnerorganisationen des internationalen, meist amerikanischen Finanzkapitals: der Welthandelsorganisation (WTO), des Weltwährungsfonds (IWF) und der Weltbank. Die amerikanische Finanzoligarchie ist zudem die weltdominierende Militärmacht.

Vor über 2.000 Jahren schon schrieb Marc Aurel: Imperium superat regnum. Das Imperium unterwirft sich alle anderen Mächte. Die Oligarchie des amerikanischen Finanzkapitals beherzigt diese Lektion aufs Trefflichste. Die amerikanische Präsidentschaft hat den Vertrag über das Verbot der Herstellung und des Verkaufs von Anti-Personen-Minen abgelehnt. Sie hat das Kyoto-Protokoll zur Kontrolle der Vergiftung der Luft mittels CO2-Ausstoßes sowie den Kontrollvertrag über die interkontinentalen, ballistischen, mit Atomsprengkörpern bestückten Flugkörper widerrufen. Sie weigert sich, das Protokoll zur Kontrolle der biologischen Waffen zu unterzeichnen. Sie bekämpft die OECD-Konvention zur Kontrolle der weitgehend kriminellen Off-Shore-Märkte. Den internationalen Strafgerichtshof (Römer-Konvention von 1998) verwirft sie. Jede Art militärischer Abrüstung ist ihr ein Gräuel. Das Imperium tätigt im Jahr 2002 42 Prozent aller Militärausgaben der Welt.

Nichts und niemand kann den fürchterlichen Angriff auf die New Yorker Zivilbevölkerung vom 11. September 2002 erklären, geschweige denn rechtfertigen. Über 3.000 Menschen aus 62 Nationen sind innerhalb von drei Stunden ermordet worden. Aber auch das schlimmste Verbrechen darf die rechtstaatlichen Grundsätze einer zivilisierten Gemeinschaft, wie es die amerikanische ist, nicht außer Kraft setzen. Die Terrorbombardements der amerikanischen Luftwaffe auf die afghanischen Städte und Dörfer von Oktober bis Dezember 2001, die menschenunwürdige Behandlung der Kriegsgefangenen sowie die Weigerung, die Genfer Konvention in Afghanistan zu respektieren, sind die Markenzeichen imperialer, menschenverwüstender Arroganz.

Bush und seine Akkoliten aus Texas definieren autonom - jenseits aller Völkerrechtsgrundsätze -, wer ein Terrorist ist und wer nicht. Jedermann kennt den Direkteinfluss der texanischen Ölmilliardäre auf die Familie Bush. Der weltweite Krieg gegen den Terror hat einiges zu tun mit der Profitmaximierung der Investitionen im internationalen, insbesondere mittelöstlichen und zentralasiatischen Erdölgeschäft.

Unheimlich auch ist mir die Doppelzüngigkeit des Imperiums. Bush pachtet für sich die menschliche Zivilisation, ihre Moral und deren Verteidigung. Gleichzeitig unterstützt er Ariel Sharons Verbrechen in Palästina. Mit großzügigem Schuldenerlass beschenkt er Vladimir Putin, der in Tschetschenien die Zivilbevölkerung massakriert. Den türkischen Folterschergen lässt er Waffen und Kredite in Milliardenhöhe zukommen.

Traurig als Europäer und Sozialdemokrat stimmt mich die unterwürfige Lakaienmentalität, die so viele meiner Freunde und Freundinnen aus der Sozialistischen Internationale dem stumpfsinnigen Weltherrscher-Aspiranten in Washington gegenüber an den Tag legen. Gerhard Schröder und Anthony Blair sind nicht die einzigen. Die europäische Untertanenmentalität muss ein Ende haben. Wir dürfen uns nicht weiterhin wie blökende Schafe dem Diktat des Cowboy-Häuptlings im Weißen Haus unterwerfen.

Artikel 1 der UNO-Menschenrechts-Deklaration von 1948 lautet: "Alle Menschen sind frei und gleich an Würde und Rechten geboren. Sie sind mit Vernunft und Gewissen begabt und sollen einander im Geiste der Brüderlichkeit begegnen." In Artikel 3 heißt es: "Jeder hat das Recht auf Leben, Freiheit und Sicherheit seiner Person." - So eine Welt wollen wir.

Ich kenne kaum ein faszinierenderes, vielfältigeres und kreativeres Volk als die Amerikaner. In Greenwich-Village und and der Columbia-University habe ich während vier Jahren mehr über die Menschen und die Welt gelernt als während irgend einer anderen Zeit meines Lebens. Amerikanische Gastfreundschaft und Warmherzigkeit sind mir unvergesslich.

Das amerikanische Imperium ist eine tödliche Gefahr für die Zivilisation, es ist ein Feind der Freiheit und der Vernunft. Zusammen mit den Kräften des Widerstands in Amerika, mit den amerikanischen Studenten, Gewerkschafterinnen und Gewerkschaftern werden wir das Imperium besiegen und die Welt der Vernunft, der versuchten Gerechtigkeit, der größeren Freiheit für jeden erschaffen.

Es lebe die Freiheit, die Gerechtigkeit, die Brüderlichkeit unter den Menschen! Es lebe die Solidarität zwischen den Völkern!
Ich danke Ihnen.


Autor: © Jean Ziegler, 21.03.2002
Jean Ziegler ist UN-Sonderberichterstatter "Für das Recht auf Nahrung" und Professor der Universität Genf und der Pariser Sorbonne.
Foto: AK Foto
Quelle: Philosophischer Salon e.V, Berlin

Schnorrer:

Mich haben diese Aussagen sehr beeindruckt.

 
26.05.02 20:35
Mich würde Eure Meinung dazu interessieren, jenseits aller Polemik und Parteinahme.

Das ist einer der wenigen Artikel, die mir noch eine Gänsehaut bescheren, angesichts des Unaussprechlichen, das wir vielleicht zu erwarten haben.
vega2000:

Globalisierung ist Terror

 
26.05.02 20:56
War es nicht schon vor der Globalisierung so wie in dem Beitrag ? Karl Marx hat gesagt: "Geschichte wiederholt sich & wir lernen nicht daraus." Natürlich wollen wir eine Welt in der Jeder glücklich & zufrieden ist. Es muss aber wohl in der menschlichen Natur selber liegen, dass es nicht so sein kann....
Natürlich ist nicht nur der Amerikaner dafür verantwortlich (er ist nur der Treiber) & alle anderen lassen sich von ihm treiben. Die Verantwortung für das Vorgehen in der freien Welt liegt nicht nur in einer Hand, -wir als mündige Bürger haben die Pflicht einen Beitrag dazu zu leisten, das es auch eine Freiheit gibt.  
Schnorrer:

vega: wer wird schon freiwillig Moslem? o.T.

 
26.05.02 20:58
vega2000:

schnorrer ist pro Amerika

 
26.05.02 21:02
Das ich das noch erleben darf:-)
hjw2:

nur so

 
26.05.02 22:48
www.amazon.de/exec/obidos/ASIN/3596143586/...8-6871945-4096537




5 von 6 Kunden fanden die folgende Rezension hilfreich:

History in the making, 14. Dezember 2001
Rezensentin/Rezensent: bastian@hanschitz.de
Zugegeben, ich habe dieses Buch schon in der ersten Ausgabe gelesen, also vor drei Jahren ungefähr. Nach 9/11 und speziell den ersten öffentlich-gemachten Angriffen auf Afghanistan habe ich es dann nochmal herausgezogen. Und es ist erstaunlich, wie präzise die Vorhersagen von Mr. Brzezinski eingetroffen sind. Mir kann keiner sagen, dass die Planungen für den Afghansitan-Feldzug erst nach 9/11 angefangen haben. Lesen Sie dieses Buch und lehnen Sie sich zurück. History in the making.


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9 von 9 Kunden fanden die folgende Rezension hilfreich:

Sollte Grundlage für jeden Außenminister sein, 20. Juni 2000
Rezensentin/Rezensent: (vanschel@gmx.de) aus Frankfurt/M Germany
Endlich mal ein Buch, das Außenpolitik als das zeigt was es nun einmal ist, nämlich ein Spiel um Macht, Einfluss und Geld. Interessant ist die realistische beurteilung der Lage und Perspektiven des europaischen Kontinents. Amerika ist die einzige wirkliche Weltmacht in einer mutipolaren Welt, in einem Haufen von instabilen und undemokratischen Regierungen(abgesehen von Europa), die regionale Ambitionen hegen. Obwohl ich nicht immer mit dem Autor übereinstimme, vor allem in Bezug auf seine Asiatischen Visionen ist das Buch ein muss für Jeden der die Welt von Heute und Morgen verstehen will.Die Erläuterungen über Russland und Europa sind glänzend.


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1 von 3 Kunden fanden die folgende Rezension hilfreich:

Europa merk auf, die amerikanische Hegemonie kommt!, 2. Juni 2000
Rezensentin/Rezensent: aus Wien in Österreich
Brzezinski, einer der führenden Außenpolitiker der USA, erklärt seinen Lesern wie und warum Amerika seine errungene Weltherrschaft weiterentwickeln und sichern kann und welche Mächte den USA gefährlich werden könnten. Der Autor leistet sich sehr viel Offenheit. Wenn man ihn ernst nimmt, was man wohl tun muß, könnte man sich und um Europa fürchten. Jean Jaques Servan-Schreiber schau runter!


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Egozentriker:

Also ist Europa...

 
26.05.02 22:55
...das letzte Bollwerk gegen die Hegemonie.

Soll man sich drüber freuen oder lieber weinen ?
hjw2:

ITALIEN EIN JAHR NACH DEM SCHOCK VON GENUA

 
10.08.02 10:46
Die neue Bewegung Ringelreihen


VOR einem Jahr haben die Großdemonstrationen gegen den G-8-Gipfel in Genua die Italiener jäh wachgerüttelt. Einige Monate zuvor war die Linke hinweggefegt worden, und der mit überwältigender Mehrheit gewählte Silvio Berlusconi bildete sich ein, er könnte nun nach Belieben regieren. Doch Genua machte ihm einen Strich durch die Rechnung. Die Bewegung der Globalisierungsgegner hat die Bürger wieder mobilisiert, neue Kampfformen wurden entwickelt, die Offensive der arbeitenden Bevölkerung geht an zahlreichen Fronten unvermindert weiter. Paradoxerweise eröffnet der Sieg der Rechten, indem er eine erneute gesellschaftliche Mobilisierung provoziert, die Hoffnung auf eine Neukonstituierung der Linken und eine Umgestaltung der Republik.
Von ANTONIO NEGRI *
* Verfasser (zusammen mit Michael Hardt) von "Empire - Die Neue Weltordnung", Frankfurt, New York (Campus) 2002, dt. Thomas Atzert u. Andreas Wirthensohn.

Mit dem Sieg von Silvio Berlusconi und seiner Forza Italia bei den Parlamentswahlen im Mai 2001 war für jeden politisch interessierten Menschen offenkundig: Die italienische Linke befand sich in völliger Auflösung. Sie hatte sowohl ihr politisches Gewicht als auch das Vertrauen der Bürger eingebüßt. Der Aufstieg der Sozialdemokratie war an seine Grenzen gestoßen, der reformistische Schwenk, den die einst so bedeutende und ruhmreiche Kommunistische Partei Italiens im Lauf der Jahre vollzogen hatte, endete mit einer historischen Niederlage. Die Fraktionen des Mitte-links-Bündnisses zerstritten sich - und der Sieger sah voller Spott und Schadenfreude zu.


Dann kam der Juli 2001 und der G-8-Gipfel in Genua, gegen den die Globalisierungsgegner mit Pappschilden und Plastikschwertern ins Feld zogen. Die politischen und gesellschaftlichen Kräfte hatten sich erstmals wieder zu einem gemeinsamen Auftritt zusammengefunden. In politischer Hinsicht brachte Genua die Autonomen der extremen Linken (die so genannten tute bianche in ihren weißen Overalls) mit den Katholiken zusammen, die in den freiwilligen sozialen Diensten tätig sind. Beide Gruppierungen waren zusammen so zahlreich und engagiert, dass sie eine bunt gemischte Menge anzogen.


In sozialer Hinsicht repräsentierte die "Multitude"(1) von Genua die erste vollständige Bandbreite jener in prekären Arbeitsverhältnissen Beschäftigten(2),( )die das Produkt der postfordistischen Revolution darstellen. Sie gingen auf die Straße, ohne sich ihrer Stärke wirklich bewusst zu sein, aber wohl wissend, dass sie der regierenden Mitte-rechts-Koalition nichts zu verdanken haben - und noch weniger der vorangegangenen Mitte-links-Regierung. Diese hatte auch deshalb die Wahlen verloren, weil sie den Widerstand der Arbeiterschaft gegen den Neoliberalismus gebrochen und törichterweise dazu beigetraten hatte, ein neues Proletariat zu schaffen. Die Demonstranten waren sich auch eines neuen Dilemmas bewusst: Just in dieser intellektuellen, immateriellen Arbeit(3) treten die Zeichen der Emanzipation so deutlich zutage wie sonst nirgends.


Für all diese Leute war Genua ein gewaltiger Schock. Zum ersten Mal in der Geschichte Italiens gab die Polizei jede Zurückhaltung auf, agierte mit Methoden eines low intensity war, die den Mitteln der Israelis im Kampf gegen die Palästinenser ähneln. Carlo Giuliani, ein junger Demonstrant, wurde tödlich getroffen, ins Gesicht, die Kugel hatte ein Polizist abgefeuert, der nicht älter war als Giuliani. 24 Stunden später wurden mitten in der Nacht etwa hundert Demonstranten von Einsatzgruppen aufgehetzter Polizisten aus dem Schlaf gerissen und zusammengeschlagen.


Die sozialdemokratische Linke, die bei der Vorbereitung der Demonstrationstage durch Abwesenheit geglänzt hatte, wusste nicht einmal angesichts dieser schrecklichen Ereignisse, wie sie reagieren sollte. Und die parlamentarische Opposition verhielt sich beschämend ängstlich und war außer Stande, gegen diese schlimme Perversion demokratischer Prinzipien zu protestieren, für die Berlusconi und seine Regierung am Ende die Verantwortung übernahmen.


Damit zeichnet sich ein neues Szenario ab: Basisaktivisten, Intellektuelle, Lehrer, Frauen rebellieren gegen die schwache Führung der Linken und gegen die Unfähigkeit ihrer politischen Vertreter. Man nennt sie den movimento dei girotondi, die Bewegung Ringelreihen. Dabei richtet sich der Protest weniger gegen die Sozialdemokratie an sich als vielmehr gegen die Trägheit und Leere ihrer führenden Köpfe. Seinen Ausdruck findet er in Demonstrationen linker Männer und Frauen, an denen auch ein paar angesehene Intellektuelle teilnehmen.(4)

Parallel zur intellektuellen Kritik an der Sozialdemokratie entwickelten sich auch die sozialen Bewegungen weiter. Italien erlebte landesweit eine Welle von Protestkundgebungen. Nach dem Anschlag vom 11. September 2001 versuchte die Rechte am 10. November eine Kundgebung der "Solidarität mit der amerikanischen Flagge" zu organisieren, also mit der Entscheidung der USA, einen auf lange Dauer angelegten globalen Krieg gegen den Terror zu führen. Gegen diese Absicht gingen dann aber hunderttausende auf die Straße, um ihren Wunsch nach Frieden zu demonstrieren.


Auch die Immigranten demonstrierten in Rom und in anderen Städte gegen den Bossi-Fini-Gesetzentwurf(5), der die Rechte von Einwanderern - und insbesondere die Bewilligung der Aufenthaltsgenehmigung - an einen Beschäftigungsnachweis koppeln sollte. Darin drückt sich haargenau die Doppelmoral einer Gesellschaft aus, die in Europa auf zwei Gebieten führend ist: der Schwarzarbeit und den gewaltsamen Methoden der Exekutive. Der Widerstand war so stark, dass es der Immigrantenbewegung erstmals gelang, einen "Streik der Farbigen" in den leistungsstärksten Industriebranchen Norditaliens zu organisieren. Eine weitere Protestfront bildete sich gegen die von der Regierung Berlusconi durchgeführte Reform des Schulsystems: Über Wochen gingen hunderttausende Schüler und Lehrer auf die Straße.


Für die gewerkschaftlichen Bestrebungen bedeutete Genua - über die vielfältigen Kämpfe hinaus - ebenfalls einen Neuanfang. Nach Berlusconis Sieg war auch die Gewerkschaftsbewegung völlig orientierungslos. Zwar hatten einige Einzelgewerkschaften sich den Initiativen der Globalisierungsgegner angeschlossen, so etwa die Metallarbeitergewerkschaft FIOM innerhalb des CGIL(6) oder auch mehrere Lehrergewerkschaften. Doch die Führung der großen Gewerkschaften war genauso verwirrt wie die der Linksdemokraten (DS: Democratici di Sinistra), zumal sie sich an ihre angestammten Privilegien gewöhnt hatten, die sie als Gegenleistung für die Unterstützung der Mitte-links-Regierung genossen. Doch dann wurde sie durch zwei Ereignisse aus ihrer Untätigkeit aufgeschreckt.


Das erste war der Versuch der Sozialdemokratie, nach ihrer Niederlage die Achse für einen Wiederaufbau der Linken noch weiter nach rechts zu verschieben. Beim Kongress der Linksdemokraten im November 2001 in Pesaro kam es zu einer harten Konfrontation von DS und CGIL. Wenn ihre Teilhabe an der Macht auf dem Spiel stand, verhielt sich die Führung der Exkommunisten wie eine skrupellose Politclique. Das wollte die CGIL nicht hinnehmen: Sie wusste, dass die jungen Arbeiter sich den Demonstranten von Genua sehr viel näher fühlen als dem alten linken Korporatismus. Also musste sich die Gewerkschaft dem Abdriften des Mitte-links-Bündnisses in Richtung Neoliberalismus entgegenstellen. Der zweite Anlass ergab sich aus der Arroganz der Regierung Berlusconi, die den Artikel 18 des Arbeitsgesetzes aufheben wollte, der eine Kündigung ohne "triftigen Grund" untersagt.


Aufgrund dieser beiden Provokationen ließ sich die Gewerkschaftsführung auf das Terrain der unabhängigen Bewegungen locken, sie tat sich mit den "Genuesern" und den Ringelreihen tanzenden Menschenketten zusammen und brachte damit auch der Bewegung gegen den Krieg, gegen die Schulreform und gegen die Diskriminierung der Zuwanderer neuen Zulauf. Und so führte der lange Marsch, der in Genua begonnen hatte, ein knappes Jahr später nach Rom - wo sich am 23. März 2002 drei Millionen Menschen versammelten.


Seither hat eine gewaltige Bewegung immer konkretere Formen angenommen. Sie richtet sich nicht nur gegen die amtierende Regierung, sondern protestiert auch - und vor allem - gegen die Opposition und tritt für die Neukonstituierung einer Linken ein, die diesen Namen verdient. Immerhin umfasst die Bewegung inzwischen um die 20 Prozent der italienischen Wählerschaft und entwirft verschiedene Szenarien. Das erste geht von der Annahme aus, dass das Mitte-links-Bündnis seinen gegenwärtigen Blair-Kurs weiter verfolgt und sich darin von den Medien tatkräftig unterstützen lässt. Das würde dem gewerkschaftlichen Kampf sicher Auftrieb verschaffen. Möglich ist allerdings auch das zweite Szenario: dass die derzeitige Gewerkschaftsführung bei allem internen Zwist mit gewissen radikalen katholischen Gruppierungen eine annehmbare Basis für eine linkssozialdemokratische Bewegung zustande bringt, die sich in Kürze womöglich auch in Wahlen durchsetzen könnte.


Diese Möglichkeit wird von vielen als günstig angesehen: Sie hätte den Vorteil, die Postkommunisten an den Rand zu drängen, die seit den Siebzigerjahren die sozialen Bewegungen unterdrückt, die Gewerkschaften mundtot gemacht, die parlamentarische Vertretung bürokratisiert und damit zur gegenwärtigen reaktionären Wende in der italienischen Politik beigetragen haben. Kurz, die ihre kommunistische Tradition verraten haben. Die Weigerung der CGIL, den am 5. Juli geschlossenen "Pakt für Italien" zu unterzeichnen, der mit Zustimmung der katholischen CISL und der gemäßigten UIL ratifiziert wurde und eine erste Aufweichung des Kündigungsschutzes bewirkt, ist ein Beleg für diese Entwicklung. Und doch ist meines Erachtens äußerste Vorsicht geboten! Nicht, weil die Redlichkeit oder Konsequenz der CGIL-Führung in Zweifel stünden, Grund zur Besorgnis ist vielmehr ihr kulturelles Defizit, das man auch als übertriebenen Arbeiterkult sehen kann: die Fixierung auf ein illusorisches Regierungsprojekt, das sich auf die alte Vorstellung stützt, die Arbeiterklasse könne noch immer Trägerin "hegemonialer" Wertvorstellungen im Sinne Gramscis sein.


Davon kann nur leider nicht mehr die Rede sein. Die meisten der neuen Bewegungen halten es für notwendig, die Linke auf einer neuen Basis zu gründen, die reguläre Erwerbstätige ebenso umfasst wie die Menschen in prekären Beschäftigungsverhältnissen und die Armen: also die Industriearbeiter ebenso wie die intellektuellen Arbeiter; die weißen Männer ebenso wie die Frauen und die Immigranten. Dies ist das dritte Szenario, das die Globalisierungsgegner, die stärkste Strömung, vorschlagen. Es geht um eine Neustrukturierung der Linken, und zwar ausgehend vom Konzept eines neuen Sozialstaats, eines garantierten Einkommes, einer Weltbürgerschaft und einer Freiheit der Migrationsbewegungen, und es geht um eine Neubestimmung der zu schützenden und zu fördernden gemeinsamen Güter, in der Umwelt und in der produktiven Sphäre ebenso wie in der "Biopolitik".(7)

Dieses neue Programm hat sich inzwischen im Bewusstsein vieler Bürger und Aktivisten der neuen Linken niedergeschlagen. Es ist das Programm einer "absoluten Demokratie", wie Spinoza gesagt und Marx es gewünscht hat: einer Republik, die auf größtmöglicher Zusammenarbeit der Bürger und dem Streben nach dem Gemeinwohl basiert. Freiheit für alle gibt es nur um diesen Preis. Die Alternative dazu wäre, dass immer mehr Menschen den Wahlurnen fern bleiben: der negative, resignierte Exodus der Bürger.


Somit steht für Italien eine offene und gründliche Diskussion zwischen den Vertretern der neuen Bewegung und denen der Gewerkschaftslinken an. Für beide Seiten kommt es zunächst darauf an, die gegenwärtige sozialdemokratische Führung kaltzustellen, die Kontinuität der Bürokratie, die die sozialen Bewegungen lähmt, zu durchbrechen und die gesellschaftlichen Kräfte um ein neues Programm zu sammeln, das sich dem globalisierten Markt entgegenstellt. Auch müssen die 20 Prozent der Wähler, die ihren Protest gegen die Wahlverfahren passiv, also per Wahlabstinenz dokumentieren, wieder zur aktiven Teilnahme und zur Wahrnehmung ihrer staatsbürgerlichen Aufgaben bewegt werden. Sie können dann zu einer kräftigen Triebfeder für die Umgestaltung der Gesellschaft werden.


In diesem Zusammenhang braucht man nicht eigens betonen, wie wichtig Fragen der partizipativen Verwaltung und ganz allgemein der Mitwirkung von Betroffenen sind. Dies setzt einen völlig neuen Politikbegriff voraus - Politik nicht mehr verstanden als Repräsentation, sondern als Expression - sowie ein neues Verständnis von politischem Engagement überhaupt, damit beides auch wirksam umgesetzt werden kann.


Nach der Großdemonstration am 23. März in Rom hat es den Anschein, als führe das ständige Anwachsen der Bewegungen und Kämpfe dazu, dass die intensive politische Mobilisierung nicht durchzuhalten ist. Diese vorübergehende Unsicherheit zeigte sich, als die Globalisierungsgegner nach dem Aufruf zum Generalstreik durch die Gewerkschaften am 16. April 2002 ihrerseits zu einem "generalisierten Streik" aufriefen, ohne jedoch zu erklären, worin dieser bestehen sollte. Das führte zu einem Vertrauensverlust - und zu der Versuchung, sich wieder auf die guten alten Stellvertretermethoden der CGIL zu besinnen. Eine müßige Versuchung, denn es geht nicht um die politischen Anführer, sondern um die politische Linie, um das Entfachen neuer Hoffnung. Es geht darum, dass die Sozialdemokratie am Ende ist. In allen Versammlungen wird heutzutage immer wieder die Notwendigkeit betont, die Bewegung außerhalb der sozialdemokratischen Kontinuität neu zu gründen, im Zusammenschluss von Fabrikarbeitern und anderen Erwerbstätigen und Ausgeschlossenen, wobei man den "Prekarisierten" - und den intellektuellen Kräften in der Produktion - eine dominierende politische Rolle zuerkennt.


Doch was vor allem und allenthalben zum Ausdruck kommt, ist der vernünftige und starke Wille, neue Formen des gesellschaftlichen Kampfes zu entdecken, die die neue Einheit der Protestierenden vermitteln. Das gilt vor allem für die Versuche, Streiks innerhalb der Einheiten der immateriellen Arbeit zu lancieren, Kämpfe über das Internet zu kommunizieren und die Herrschaft über die Metropolen aufzulösen. So - und nur so - wird eine neue Linke wieder aufgebaut werden können.


Fassen wir zusammen. Nirgendwo sonst in Europa hat es nach dem Scheitern einer linken Sozialdemokratie so wirkungsvolle Protestaktionen gegeben wie in Italien. Wir haben erlebt, wie die Gemüter plötzlich aufgeschreckt sind. Diese Erfahrung gibt uns die Gewissheit, dass das Netzwerk der Multitude keine Sozialdemokratie mehr braucht, um zu kämpfen und die Welt zu verändern. Die "Bewegung der Bewegungen" sucht nach neuen Ausdrucksformen, in der Theorie wie in der unmittelbaren Konfrontation; sie versucht, neue Dispositive(8) der Hegemonie hervorzubringen. Das "Labor Italien" hat den Betrieb wiederaufgenommen.


dt. Sigrid Vagt

Fußnoten:
(1) Wörtl. Menge, Volksmenge, Vielheit. Der auf Spinoza zurückgehende - an den Nationalstaat bzw. an die Fabrikarbeit gebundene - Begriff löst Begriffe wie "Volk", "Proletariat" oder "Arbeiterklasse" ab und wird von Negri/Hardt für eine Vielheit von aktiven, kreativen, produzierenden, an der gesellschaftlichen Arbeit beteiligten Menschen verwendet (A. d. Ü.).
(2) Damit sind Arbeitsverhältnisse ohne Sozialversicherung und gewerkschaftliche Vertretung gemeint, wie Teilzeitarbeiter, Leiharbeiter, Honorarkräfte, Scheinselbstständige, Beschäftigte in der New Economy usw. Zum Begriff "gesellschaftliche Arbeit", bzw. "gesellschaftlicher Arbeiter" vgl. Antonio Negri /Michael Hardt, "Die Arbeit des Dionysos", Berlin (id-Verlag) 1997 (A. d. Ü.).
(3) Im Zuge der Durchdringung des klassischen industriellen Produktionsprozesses mit Informatik, Computerisierung, kommunikativen Netzwerken, Wissensproduktion werden nicht nur Waren und Dienstleistungen produziert, sondern auch soziale Beziehungen, Denkweisen, Gefühle und Affekte. Alle diese Formen von intellektueller, affektiv-emotionaler, technisch-wissenschaftlicher Tätigkeit werden von Negri/Hardt als "immaterielle Arbeit" bezeichnet (A. d. Ü.).
(4) So der Filmemacher Nanni Moretti, dessen improvisierte Rede - anlässlich einer Kundgebung des Mitte-links-Bündnisses Anfang Februar 2002 auf der Piazza Navona in Rom - einen großen Teil des "linken Volkes" wachgerüttelt hat.
(5) Umberto Bossi ist Vorsitzender der Lega Nord, die für ihre "sezessionistischen" und fremdenfeindlichen Positionen bekannt ist. Gianfranco Fini ist Chef der Aleanza Nazionale, des früheren Movimento Sociale Italiano (MSI, faschistisch), der seit Mitte der Neunzigerjahre eine rechtsliberale Partei geworden ist.
(6) Confederazione Generale Italiana del Lavoro - größter, ehemals kommunistischer italienischer Gewerkschaftsverband (A. d. Ü.).
(7) Die von Foucault übernommenen und von Negri/Hardt weiterentwickelten Begriffe "Biomacht" und "Biopolitik" beziehen sich auf die weltweite Verinnerlichung von Herrschafts- und Machtlogiken (A. d. Ü.).
(8) Dispositive - nach Foucault diskursive und nichtdiskursive Organisation von Entscheidungs- und Gestaltungsmöglichkeiten (A. d. Ü.).

monde-diplomatique.de
Kicky:

Die Welt ist keine Ware -eine andere Welt ist mögl

 
10.08.02 12:55
Attac-Plattform:
Die Welt ist keine Ware - eine andere Welt ist möglich!


Die Globalisierung ist ein Umbruch von historischen Dimensionen. Sie verändert die Gesellschaft mit enormem Tempo und greift tief in unsere Lebensbedingungen ein.

Sie wird bisher einseitig von mächtigen Wirtschaftsinteressen dominiert, von großen Banken, Investmentfonds, Transnationalen Konzernen und anderen großen Kapitalbesitzern. Ihr Leitbild ist der Neoliberalismus. Nach dieser Ideologie lassen sich die gesellschaftlichen Probleme am besten lösen, wenn man sie dem Markt und den Privatunternehmen überlässt.

Das neoliberale Versprechen, die Globalisierung bringe Wohlstand für alle, hat sich jedoch nicht erfüllt, im Gegenteil:
Die soziale Kluft zwischen Nord und Süd wird tiefer. Während die Reichen immer reicher werden, wächst die Armut in der Dritten Welt
. Durch Finanz- und Wirtschaftskrisen werden über Nacht ganze Volkswirtschaften ruiniert und verlieren Hunderttausende ihren Arbeitsplatz.
Die Armut ist in die Industrieländer zurückgekehrt. Auch bei uns nehmen soziale Unsicherheit, Ausgrenzung und Ungerechtigkeit zu. Die sozialen Sicherungssysteme werden abgebaut und sind von Privatisierung bedroht. Renten, Gesundheit, Bildung sollen zur Ware werden.
Demokratie wird untergraben, weil Global Players mit der Drohung, den "Standort" zu wechseln, zunehmend die Politik diktieren.
Neue Ungleichheiten zwischen den Geschlechtern entstehen. Die Deregulierung der Arbeitsmärkte und der Sozialabbau werden wesentlich mithilfe unter- und unbezahlter, flexibler Frauenarbeit vollzogen. Auch Männerarbeit wird zunehmend nach diesem Modell der weltweit ungeschützten flexibilisierten Billigjobs dereguliert und globalisiert.

Die Globalisierung hat zu einer krassen Zunahme sexistischer und struktureller Gewalt gegen Frauen wie z. B. des transnationalen Handels mit Frauen und Kindern geführt. Die Opfer der neuen, globalisierten Kriege sind ebenfalls in überwiegender Mehrheit Frauen und Kinder.
Die Lösung der Umweltprobleme wird verschleppt. Die natürlichen Lebensgrundlagen werden durch die Unterwerfung unter die Marktlogik zerstört.
Kulturelle Vielfalt wird durch eine ökonomisch mächtige Kulturindustrie eingeebnet. Die Suggestivkraft von Werbung und Markenlogos bestimmt immer stärker Wertorientierungen und gesellschaftliche Leitbilder.
Neben anderen Gründen sind es hegemoniale Interessen und neue Rohstoffquellen (Öl und Gas), zu deren Sicherung reiche Industriestaaten zunehmend militärische Planungen und kriegerische Interventionen durchführen.
Die neoliberale Globalisierung hat sehr viele Verlierer und nur wenige Gewinner hervorgebracht. Sie begünstigt damit politische Destabilisierung und ist ein Grund für Gewalt, Krieg und Terrorismus. Dies führt zur Rechtfertigung von weltweiter Aufrüstung, von Militarisierung und zur Aushöhlung demokratischer Rechte.

Wir brauchen eine andere Politik

Die neoliberale Globalisierung ist keineswegs schicksalhaft und alternativlos. Sie ist von den Regierungen der großen Industrieländer und mit Hilfe von Internationalem Währungsfonds (IWF), Weltbank und Welthandelsorganisation (WTO) zielgerichtet betrieben worden. Deutschland und die EU spielen dabei sowohl nach innen (Liberalisierung der Binnenmärkte) als auch bei der neoliberalen Zurichtung der Weltwirtschaft eine maßgebliche Rolle.

Dazu gab und gibt es wirtschafts- und gesellschaftspolitische Alternativen. Wir setzen uns ein für eine ökologische und solidarische Weltwirtschaftsordnung. In ihr gibt es mehr gleichberechtigte internationale Zusammenarbeit und eine nachhaltige, umweltgerechte Entwicklung des Nordens wie des Südens. Wir wollen eine Welt, in der Demokratie für alle Menschen gewährleistet ist und kulturelle Vielfalt erhalten bleibt.

Diese Ziele sind nur durchsetzbar, wenn es eine starke, international handelnde gesellschaftliche Bewegung gibt. Attac ist Teil dieser Bewegung, die sich in Seattle, Prag, Genua sowie anderen Orten formiert hat und sich unter anderem im Weltsozialforum von Porto Alegre weiter entwickelt.
.....

und ein sehr guter Link zum Thema:
www.uni-kassel.de/fb10/frieden/themen/...isierung/Welcome.html

ich hab vor Kurzem in einem Interview Jean Ziegler mit einer langhaarigen etwas dämlichen Moderatorin erlebt,es war beeindruckend mit welchem Engagement und Mut der Mann redet und handelt,ohne Scheu ,mit Prozessen und Schadensersatzforderungen von den grossen Firmen überzogen zu werden.
Es gab auch einen Bericht im Spiegel im Januar
www.spiegel.de/spiegel/0,1518,179113,00.html
Kicky:

"Alle sieben Sekunden verhungert ein Kind"

 
10.08.02 13:16
Ziegler sagte: "Alle sieben Sekunden verhungert ein Kind unter zehn Jahren." Der Schweizer machte die herrschende Weltwirtschaftsordnung für "die Ermordung von Millionen Menschen" verantwortlich.
Welthandelsorganisation (WTO) und Internationaler Währungsfonds (IWF) verfolgten eine Politik, die Hunger produziere. Die von ihnen propagierte totale Liberalisierung der Kapital-, Waren-, Dienstleistungs- und Patentströme solle offiziell den Handel erleichtern. Tatsächlich mache die Strategie, den öffentlichen Sektor gänzlich zu privatisieren, die armen Länder aber immer ärmer. Ein Beispiel hierfür sei der afrikanische Staat Niger. "Dort haben IWF-Beamte im letzten Jahr die Privatisierung des nationalen Veterinäramtes und des staatlichen Transportwesens durchgesetzt", sagte er. Bauern könnten sich nun keine Impfstoffe mehr für ihre Kühe leisten - ihre Tiere stürben an Epidemien.
Ziegler hielt es für unrealistisch, darauf zu vertrauen, dass die armen Staaten schrittweise vom Wohlstandskuchen mehr abbekämen. WTO und IWF seien nicht reformierbar und müssten daher aufgelöst werden.
Von den Parteien erwarten die Globalisierungskritiker wenig. Selbst Parteien mit sozialem Anspruch seien auf neoliberalem Kurs.
Karlchen_I:

Mensch Kicky, das hatten wir doch schon alles.

 
10.08.02 21:29
Wollen wir noch mal anfangen mit dem Salonplauderer Ziegler und den Reaktionären von Attac?

Kann ja mal den alten Threat raussuchen.
Schnorrer:

"Verbrennt alle CSU/CDU-Wähler" oder, warum

 
10.08.02 21:40
es keinen Sinn macht, überhaupt noch zu diskutieren.

Hatte heute wieder ein einschneidendes Erlebnis: ich hatte Zahlen, Fakten, Daten, die anderen (Stoiber-Fans) nur Vorurteile und Rechthaberei mittels Massenkonsens.

Dieses Land ist am Ende. Wo Dummheit regiert, muß Verstand fliehen oder sich noch dümmer stellen. Bei letzterem wage ich die die Frage: sind die Sozialhilfeempfänger, die Arbeitslosen und die Abgeordneten (das sind ja wohl die drei "Haßkategorien" des menschlichen Abschaums) wirklich dumm? Ich denke ma nich, eher dat Gegentum?
Nassie:

Bei Glaubensbekenntnissen

 
10.08.02 21:47
helfen keine Zahlen, Daten oder Fakten.
Da gibt es auch fast keine Möglichkeit zur Überzeugung.
Die müssen ihre Aha-Erlebnisse selber machen. Leider.
Karlchen_I:

Also Schnorrer.......................

 
10.08.02 23:18
Was Du hattest, war das eitle Betroffenheitsgedöns eines ausgemachten - und übrigens gut bezahlten - Populisten namens Jean Ziegler. Da werden drei oder vier Fakten aufgeführt, gewiss schwerwiegende Probleme - und für alles wird der böse Kapitalismus oder - noch besser: der US-amerikanische Imperialismus - verantwortlich gemacht.

Ist natürlich Blödsinn. Aber statt über die Probleme nachzudenken, wird Stimmung gemacht.

Fangen wir doch mal mit einer Kleinigkeit an. Manche unterentwickelte Länder könnten Lebensmittel exportieren, um von den Erlösen Industriegüter einzukaufen. Das mit dem Export geht aber nicht, weil wir in der EU unsere überkommene Landwirtschaft mit Zollbarrieren und enormen Subventionen stützen. Die Lösung wäre: beides abschaffen. Aber dagegen wettert natürlich die bekannte Lobby - und natürlich Attac.

Andere Länder tun sich schwer damit, eine funktionsfähige Landwirtschaft aufzubauen. Und bei einigen davon passiert folgendes: Wir unterstützen sie mit Nahrungsmittel, die wir aufgrund der Überproduktion "übrig" haben. Diese Nahrungsmittellieferungen haben aber den Effekt, dass sie die Nahrungsmittelproduktion in diesen Ländern bremst, denn bei Waren, die von auswärts zu sehr günstigen Preisen ins Land kommen, können die einheimischen Bauern nicht mithalten.

Und noch was: Schau Dir bitte mal das Beispiel Zimbabwe an. Ich meine hier die aktuelle Entwicklung. Was meinst Du, wer hier für den Hunger der Bevölkerung verantwortlich ist? Der Imperialismus oder der dortige Diktator?
Schnorrer:

@Charlie One: hast Du schon mal was umsetzen

 
11.08.02 00:09
müssen, anstatt nur herumzukritisieren?

Ich denke nicht, wird wohl auch nie kommen. Jammer weiter in der Gegend rum, aber laß mich in Ruhe. Ich bezahle die Steuern für die Penner, die so einen Scheiß schreiben dürfen mangels Arbeit.

Der Tag wird kommen, da wirst du Autobahnen ausbessern und Dir wünschen, daß Du Deinen satten Arsch früher erhoben hättest.

Und der Tag ist nicht mehr fern, mein Lieber ....
Karlchen_I:

@Schnorrer. Schätze mal, dass Du erheblich jünger.

 
11.08.02 00:50
bist als ich.

Also: Über Arbeitsmangel konnte ich mich die letzte Zeit nicht beklagen. Vielleicht hast Du ja sogar etwas davon mitbekommen - ohne natürlich unter dem Nick Karlchen_I.

Und ansonsten: Habe schon dafür gesorgt, dass einige Hundert Mio. bewegt worden sind. Und früher: Da habe ich schon Häuser besetzt als es Dich wohl noch gar oder allenfalls als Pampers-Nutzer gab. Auf Demos war ich natürlich auch, und auch auf solchen, bei denen es kaum weniger hart zuging als auf den Anti-Globalisierungs-Sportfesten.

Aber Politik bedeutet für mich auch immer Gedankenarbeit. Ich hab mich nicht selten korrigieren müssen - und hoffentlich auch gelernt. Aber das bedeutet Nachdenken. NACHDENKEN - Schnorrer, so schwer es auch fällt. Mit der Diffamierung Andersdenkender oder mit dem Hinterherlaufen eines Gurus, Führers, Oberpropheten ist es nicht getan. Das ist billig und dumm.  
hjw2:

naja Karlchen

 
11.08.02 01:39


"..mit dem Hinterherlaufen eines Gurus, Führers, Oberpropheten ist es nicht getan. Das ist billig und dumm."

wissen das die lieben Parteifreunde der SPD?
oder anders gefragt, wer hat den linken Flügel geklaut?

Für die auf Oberpropheten konditionierte Union stellt sich die Frage erst gar nicht...Herr wir folgen dir :-)    


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