Twinson_99: Glaubt IHR der WestLB?
19.05.04 17:45
WestLB sieht an Aktienmärkten noch Erholungspotenzial |
FRANKFURT (Dow Jones-VWD)--Die WestLB sieht derzeit auf Sicht von drei Monaten noch Erholungspotenzial für die Aktienmärkte in den USA und der Eurozone. Vor allem die Inflationssorgen in den USA erschienen übertrieben, wenn auch angesichts der gegenwärtig erhöhten Ölpreise verständlich, erläuterte Sanjit Maitra, Global Head of Research, am Mittwoch in Frankfurt. Zudem hätten die Märkte die Erwartung einer Straffung der US-Geldpolitik vor dem Hintergrund der Entwicklung am Arbeitsmarkt sowie der aufkeimenden Inflationssorgen bereits weitgehend eingepreist.
Die Fed wolle ihre Geldpolitik jedoch nur behutsam und kontinuierlich straffen, was in der Formulierung zum Ausdruck komme, man wolle "gemessen" vorgehen. Im Verlauf der nächsten 12 Monate sei mit einem Zinsanstieg um lediglich 125 Basispunkte auf dann 2,25% zu rechnen, die Zinswende sei in den kommenden 6 bis 12 Wochen zu erwarten. Die prognostizierte moderate Straffung der US-Geldpolitik begründet Maitra mit der Beobachtung, dass sowohl im Verarbeitenden Gewerbe wie auch am Arbeitsmarkt noch Nachholbedarf bestehe.
So werde selbst bei einem Beschäftigungswachstum von 350.000 Jobs je Monat erst in rund anderthalb Jahren eine dem Trend entsprechende Erwerbstätigkeit erreicht. Ein weiterer Grund sei, dass steigende Ölpreise auf die verfügbaren Einkommen durchschlagen könnten, was den privaten Konsum belasten würde. Angesichts dieser Gefahr werde die Fed das Zinsniveau nur vorsichtig anheben. Ein weiteres Risiko sieht Maitra in den geopolitischen Spannungen. Für das Gesamtjahr erwartet er in den USA ein Wirtschaftswachstum von 4,6%, die Teuerung sieht er bei 1,9%. Das Risiko deutlich steigender Verbraucherpreise bezifferte er auf nur 10%.
Die Erholung der Eurozone hinke jener in den USA weiter hinterher und hänge auch weiterhin von der dortigen Entwicklung ab. 2004 sei ein Plus des Bruttoinlandsprodukts von 1,5% zu erwarten, der zyklische Aufschwung werde sich aber vor dem Hintergrund der anziehenden Weltwirtschaft fortsetzen und in ein oder zwei Quartalen verstärken. Bis Jahresende sei keine Änderung der Leitzinsen im Euroraum absehbar, auf Sicht von 12 Monaten müsse eine geldpolitische Straffung jedoch auch in der Eurozone ins Kalkül gezogen werden. Der Außenwert des Dollar werde sich in 6 Monaten auf 1,25 EUR belaufen, Brent-Öl sieht Maitra im Jahresdurchschnitt bei 31,5 USD/Barrel.
Eine Verkleinerung des Spreads von Eurozone- zu US-Anleihen hält Maitra für unwahrscheinlich. Das Renditeniveau 10-jähriger Staatsanleihen erwartet der Ökonom auf Sicht von 12 Monaten in den USA bei 5,50%, während er in der Eurozone eine Rendite von 4,90% vorhersagt. Gernot Müller, bei der WestLB zuständig für die Asset Allocation, fügte hinzu, in den kommenden drei Monaten sei in den Industrieländern nur ein geringer Renditezuwachs zu erwarten. Bonds brächten hier keine oder nur sehr geringe Erträge. Dagegen böten sich nach den heftigen Rückschlägen in verschiedenen Schwellenländern gute Chancen, etwa bei Hartwährungsanleihen Brasiliens oder Russlands.
Vor dem skizzierten makroökonomischen Hintergrund empfiehlt Müller, Aktien auf Sicht von drei Monaten zu Lasten von Liquidität und Bonds moderat überzugewichten. Die Korrekturen an den Aktienmärkten seien meist von einem überzogenen und teilweise inkonsistenten Gefahrenbild ausgegangen, so hätten sich an den Märkten sowohl Inflations- und Zinsängste, wie auch Wachstumssorgen niedergeschlagen. Das Erholungspotenzial werde allerdings durch die weiter bestehende Verunsicherung und enttäuschende Preisdaten gedämpft. +++ Christian Vits Dow Jones Newswires/19.5.2004/cv/hab |
Gruß
Twinson_99