Gewinn-Prognosen in Europa für 2002 zu hoch
London, 26. März (Bloomberg) - Als wäre der seit über einen Jahr anhaltende Absturz an den europäischen Aktienbörsen nicht schon genug, sollten sich Investoren nun auch noch wegen der anhaltend schlechten Gewinnaussichten der Unternehmen warm anziehen. Vorsichtig wurden bereits die Ertragsprognosen aufgrund der lahmenden Konjunktur für dieses Jahr nach unten revidiert. Für das Jahr 2002 erwarten Analysten nach Beobachtungen von Dresdner Kleinwort Wasserstein aber weiterhin ein im Schnitt um ein Drittel höheres Gewinnwachstum. Das ist zu optimistisch, erklären Investoren. ,Hält die Konjunkturschwäche auf breiter Front länger als erwartet an, sind die Gewinnschätzungen für das kommende Jahr unbrauchbar", befürchtet Pieter Spierings, der bei Kempen & Co. in Amsterdam 14 Mrd. Gulden (6,4 Mrd. Euro). ,Die Risiken der wirtschaftlichen Schwäche sind gestiegen und spuken im Markt herum."
Am vergangenen Donnerstag, als der Stoxx 50 seinen größten Verlust seit Januar letzten Jahres verzeichnete, kürzte Frankreich seine Wachstumsprognosen für 2001. Am Abend zuvor deutete Wim Duisenberg, Präsident der Europäischen Zentralbank, an, das Wachstum in der Euro-Region könne durch die grösser als erwartete Schwäche der US-Konjunktur in Mitleidenschaft gezogen werden. Obwohl der Dow Jones Euro Stoxx 50 am Freitag um zwei Prozent zulegte, schloss dies europäische Börsenbarometer, das Unternehmen mit einer Börsenkapitalisierung von 3,3 Billionen Euro umfasst, zum Wochenende nahe des Tiefststandes der letzten 17 Monate.
Die Aktien der Zurich Financial Services AG fielen letzte Woche um 23 Prozent. Royal Bank of Scotland Group Plc verloren zehn Prozent und Roche Holdings sanken um 9,6 Prozent. Der Stoxx 50 ist im Jahresverlauf um 16,5 Prozent abgesackt. Die in ihm enthaltenen Unternehmen haben damit 650 Mrd. Euro an Börsenwert verloren. Dies entspricht dem Dreifachen der Börsenkapitalisierung von Vodafone Group Plc, Europas größter Publikumsgesellschaft. An den Weltbörsen ,ist eine Bodenbildung noch nicht in Sicht", sagte Bundesbank-Vizepräsident Jürgen Stark am Donnerstag. ,Die Aussichten für die Weltwirtschaft sind weiterhin ziemlich trübe."
Trotz zunehmender Hinweise, dass die Wirtschaftschwäche schlimmer als erwartet ausfallen könnte, erwarten viele europäische Analysten im nächsten Jahr immer noch Anstieg ein stärkeres Gewinnwachstum. Für das Jahr 2001 wurde die Verlangsamung des Wirtschaftswachstums bereits in den Gewinnprognosen berücksichtigt. Die diesjährige Gewinnsteigerung bei europäischen Unternehmen wurde in den letzten drei Monaten um rund ein Drittel auf 9,6 Prozent zurück genommen. Doch vielfach wird weiterhin von einem durchschnittlichen Gewinnanstieg um 12,7 Prozent im nächsten Jahr ausgegangen, erklärt Robert Crenian, Stratege im Dresdner-Bank-Konzern. Seit Januar hätten Analysten ihre Erwartungen für das Gewinnwachstum 2002 angehoben. So wurden vor drei Monaten noch zwölf Prozent Gewinnzuwachs in Europas Konzernen erwartet. Crenians Schlussfolgerungen basieren auf Zahlen der IBES International Inc., New York, die weltweit Analysten-Prognosen zur Gewinnentwicklung bei Unternehmen erfasst.
,Realistische Gewinneinschätzungen sind von Analysten noch nicht zu bekommen", erklärt Philip Isherwood, Aktienstratege Europa bei Dresdner Kleinwort Wasserstein in London. ,Für uns werden die Aktienmärkte erst interessant, wenn die Bewertungen und Gewinnerwartungen auf ein Niveau gesunken sind, das in der Asienkrise 1998 zu sehen war." Siemens AG, Carreefour SA und Rio Tinto Plc sind bis zu 27 Prozent teurer als vor drei Jahren. Siemens-Aktien wechseln für das 21-fache der Gewinnprognosen den Besitzer, 19 Prozent mehr als im Oktober 1998. Carrefour, Europas größtes Einzelhandelsunternehmen, notieren zum 38-fachen der erwarteten Gewinne. Der Faktor liegt elf Prozent über dem Wert vom August 1998. Rio-Aktien kosten das 13-fache der erwarteten Gewinne. Damit ist die zweitgrößte Minengesellschaft 27 Prozent teurer als im August 1998.
London, 26. März (Bloomberg) - Als wäre der seit über einen Jahr anhaltende Absturz an den europäischen Aktienbörsen nicht schon genug, sollten sich Investoren nun auch noch wegen der anhaltend schlechten Gewinnaussichten der Unternehmen warm anziehen. Vorsichtig wurden bereits die Ertragsprognosen aufgrund der lahmenden Konjunktur für dieses Jahr nach unten revidiert. Für das Jahr 2002 erwarten Analysten nach Beobachtungen von Dresdner Kleinwort Wasserstein aber weiterhin ein im Schnitt um ein Drittel höheres Gewinnwachstum. Das ist zu optimistisch, erklären Investoren. ,Hält die Konjunkturschwäche auf breiter Front länger als erwartet an, sind die Gewinnschätzungen für das kommende Jahr unbrauchbar", befürchtet Pieter Spierings, der bei Kempen & Co. in Amsterdam 14 Mrd. Gulden (6,4 Mrd. Euro). ,Die Risiken der wirtschaftlichen Schwäche sind gestiegen und spuken im Markt herum."
Am vergangenen Donnerstag, als der Stoxx 50 seinen größten Verlust seit Januar letzten Jahres verzeichnete, kürzte Frankreich seine Wachstumsprognosen für 2001. Am Abend zuvor deutete Wim Duisenberg, Präsident der Europäischen Zentralbank, an, das Wachstum in der Euro-Region könne durch die grösser als erwartete Schwäche der US-Konjunktur in Mitleidenschaft gezogen werden. Obwohl der Dow Jones Euro Stoxx 50 am Freitag um zwei Prozent zulegte, schloss dies europäische Börsenbarometer, das Unternehmen mit einer Börsenkapitalisierung von 3,3 Billionen Euro umfasst, zum Wochenende nahe des Tiefststandes der letzten 17 Monate.
Die Aktien der Zurich Financial Services AG fielen letzte Woche um 23 Prozent. Royal Bank of Scotland Group Plc verloren zehn Prozent und Roche Holdings sanken um 9,6 Prozent. Der Stoxx 50 ist im Jahresverlauf um 16,5 Prozent abgesackt. Die in ihm enthaltenen Unternehmen haben damit 650 Mrd. Euro an Börsenwert verloren. Dies entspricht dem Dreifachen der Börsenkapitalisierung von Vodafone Group Plc, Europas größter Publikumsgesellschaft. An den Weltbörsen ,ist eine Bodenbildung noch nicht in Sicht", sagte Bundesbank-Vizepräsident Jürgen Stark am Donnerstag. ,Die Aussichten für die Weltwirtschaft sind weiterhin ziemlich trübe."
Trotz zunehmender Hinweise, dass die Wirtschaftschwäche schlimmer als erwartet ausfallen könnte, erwarten viele europäische Analysten im nächsten Jahr immer noch Anstieg ein stärkeres Gewinnwachstum. Für das Jahr 2001 wurde die Verlangsamung des Wirtschaftswachstums bereits in den Gewinnprognosen berücksichtigt. Die diesjährige Gewinnsteigerung bei europäischen Unternehmen wurde in den letzten drei Monaten um rund ein Drittel auf 9,6 Prozent zurück genommen. Doch vielfach wird weiterhin von einem durchschnittlichen Gewinnanstieg um 12,7 Prozent im nächsten Jahr ausgegangen, erklärt Robert Crenian, Stratege im Dresdner-Bank-Konzern. Seit Januar hätten Analysten ihre Erwartungen für das Gewinnwachstum 2002 angehoben. So wurden vor drei Monaten noch zwölf Prozent Gewinnzuwachs in Europas Konzernen erwartet. Crenians Schlussfolgerungen basieren auf Zahlen der IBES International Inc., New York, die weltweit Analysten-Prognosen zur Gewinnentwicklung bei Unternehmen erfasst.
,Realistische Gewinneinschätzungen sind von Analysten noch nicht zu bekommen", erklärt Philip Isherwood, Aktienstratege Europa bei Dresdner Kleinwort Wasserstein in London. ,Für uns werden die Aktienmärkte erst interessant, wenn die Bewertungen und Gewinnerwartungen auf ein Niveau gesunken sind, das in der Asienkrise 1998 zu sehen war." Siemens AG, Carreefour SA und Rio Tinto Plc sind bis zu 27 Prozent teurer als vor drei Jahren. Siemens-Aktien wechseln für das 21-fache der Gewinnprognosen den Besitzer, 19 Prozent mehr als im Oktober 1998. Carrefour, Europas größtes Einzelhandelsunternehmen, notieren zum 38-fachen der erwarteten Gewinne. Der Faktor liegt elf Prozent über dem Wert vom August 1998. Rio-Aktien kosten das 13-fache der erwarteten Gewinne. Damit ist die zweitgrößte Minengesellschaft 27 Prozent teurer als im August 1998.