Gewerkschaft gewinnt - Jobs weg

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Gewerkschaft gewinnt - Jobs weg

 
18.03.03 12:03
easyjet übernimmt DBA nicht  

Die britische Billigairline easyjet wird die Deutsche BA (DBA) nun endgültig nicht übernehmen. Nach zehnmonatigen Verhandlungen mit dem DBA-Mutterkonzern British Airways sprach easyjet-Chef Ray Webster am Dienstag von "zwei unüberbrückbaren Differenzen".

Zum einen seien die eigenen Vorstellungen nicht mit dem deutschen Arbeitsrecht vereinbar; zum anderen hätten sich die Bedingungen für sämtliche deutsche Airlines wegen der Preispolitik der Deutschen Lufthansa wesentlich verschlechtert. Auch das kann als Anspielung auf die Haltung der Piloten-Gewerkschaft "Vereinigung Cockpit" (VC) verstanden werden, in der hauptsächlich Lufthansa-Piloten organisiert sind.

"Die VC will das Low-Cost-Konzept von easyjet nicht mittragen, um die Lufthansa zu schützen", hatte sich DBA-Flugbereichsleiter Martin Gaus empört. Knackpunkt der Auseinandersetzung sei das sogenannte Senioritätsprinzip. Der Tarifvertrag für Deutsche BA-Mitarbeiter sieht eine Steigerung des Gehaltes pro Jahr der Betriebszugehörigkeit vor. Im Gegensatz dazu werde bei easyjet ein Basisgehalt gezahlt, zu dem nach zwei, fünf und zehn Jahren ein Loyalitätsbonus ausgeschüttet werde. Die Pilotenschaft in der deutschen BA hätte den easyjet-Tarifvertrag sofort übernommen, so Martin Gaus gegenüber n-tv. "Für sie ging es schließlich ums Überleben".

Easyjet hatte die Einlösung der Kaufoption davon abhängig gemacht, dass die DBA ihre Kosten in den Griff bekommt. Easyjet-Chef Ray Webster wollte über die DBA in den deutschen Markt einsteigen, der seit dem Start von Germanwings und Hapag Lloyd Express im vergangenen Jahr hart umkämpft ist. Germanwings ist indirekt mit der Lufthansa verbunden, Hapag Lloyd Express gehört zum Reisekonzern TUI. Ebenfalls in Deutschland aktiv ist die irische Ryanair.

Die Deutsche BA war vor zehn Jahren in Deutschland an den Start gegangen und hatte damit dem Monopolisten Lufthansa, der bis dahin den deutschen Markt fest im Griff hatte, den Kampf angesagt. Die Fluglinie besitzt 16 Boeings und beschäftigt 860 Mitarbeiter. Die Geschäftsidee bestand darin, auf dem Markt der Billigfluglinien mit Easyjet, Go oder Ryanair Fuß zu fassen. Seit ihrer Gründung flog sie allerdings nur Verluste ein. Zum 1. April 2002 senkte DBA die Preise um durchschnittlich 20 bis 30 Prozent und wurde damit ebenfalls zum Billigflieger.

Eine Einstellung des Geschäftsbetriebs der DBA beträfe auch den Münchener Flughafen. Die Fluggesellschaft steuert etwa neun Prozent zum Passagier-Aufkommen in der bayerischen Landeshauptstadt bei. Voraussichtlich interessieren sich aber auch andere Fluggesellschaften, auch die Lufthansa, für die frei werdenden Slots. "Die Verkehrsnachfrage ist da", so Flughafen-Chef Michael Kerkloh.

Noch hält die DBA-Mutter British Airways aber an ihrer deutschen Tochter fest. "Wir haben keine Pläne zur Schließung der Fluggesellschaft und werden den Ausbau als Billigfluglinie fortsetzen", hieß es in einer Stellungnahme aus London. Wie lange British Airways die DBA noch subventionieren wird, ist allerdings unklar.

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