Telekom-Chef Ricke setzt auf der IFA zum Befreiungsschlag an
Mit einem Befreiungsschlag will Vorstandschef Kai-Uwe Ricke dem lahmenden Geschäft der Deutschen Telekom auf die Beine helfen. Die Pläne für eine Produkt- und Preisoffensive will er am Donnerstag auf der Internationalen Funkausstellung (IFA) in Berlin präsentieren. Die Messlatte hat er selbst hoch gehängt: "Die paradiesischen Zeiten für die Wettbewerber sind zu Ende." Sollte er die Latte reißen, dann droht ihm auf der Aufsichtsratssitzung am Freitag und Samstag kräftiger Gegenwind. Denn Ricke steht mit dem Rücken zur Wand: Die Erlöse in Deutschland brechen weg, die Kundenzahl im wichtigen Festnetzgeschäft nimmt rapide ab und der neue Großaktionär Blackstone macht Druck.
Nachdem Ricke Mitte August die Prognose für das laufende Jahr zum zweiten Mal gesenkt hatte, reißt die Kritik an ihm nicht ab. "Ricke ist zu zögerlich und hat keine schlüssige Strategie", lautet der von Aktionären am meisten genannte Vorwurf. Der Vertrauensverlust spiegelt sich in der Entwicklung des Aktienkurses wider, der sich seit Mitte vergangenen Jahres auf Talfahrt befindet. Die Enttäuschung bei den Anlegern ist groß. Denn Ricke hatte bei seiner Berufung vor vier Jahren zwei wesentliche Aufgaben: Den immensen Schuldenberg abzutragen und der T-Aktie auf die Sprünge zu helfen. Die Verschuldung ist mittlerweile auf ein verträgliches Maß zurückgegangen, ein Kursaufschwung blieb hingegen aus.
Größte Baustelle der Telekom ist das Deutschland-Geschäft. Um eine Million sank die Zahl der Festnetzkunden im ersten Halbjahr und damit schneller als erwartet. Der Schwund macht sich im Ergebnis der Festnetzsparte T-Com bemerkbar, das Quartal für Quartal fällt. Das deutsche Mobilfunkgeschäft kann den Rückgang nicht mehr wie in der Vergangenheit ausgleichen, denn der harte Wettbewerb lässt den Umsatz bei T-Mobile Deutschland schmelzen.
Helfen sollen nun unter anderem günstigere Mobilfunktarife, mit denen die Handy-Kunden zum häufigeren Telefonieren animiert werden sollen. Für einen Pauschalpreis ab 60 Euro im Monat können die Kunden nun 1000 Minuten telefonieren. Der Minutenpreis von sechs Cent liegt damit deutlich unter dem Marktdurchschnitt und den Angeboten des Preisführers E-Plus. Doch bei einer durchschnittlichen Handy-Nutzung von 81 Minuten im Monat richtet sich das Angebot vor allem an Vieltelefonierer. Kein großer Wurf aus Expertensicht: "T-Mobile hat mit dem 1000-Minuten-Paket kein Meisterstück abgegeben", sagt Martin Gutberlet, Telekom-Analyst bei der Marktforschungsgesellschaft Gartner. Trotz der Preisoffensive im Mobilfunk will T-Mobile kein "Billigheimer" werden, wie Deutschlandchef Philipp Humm beteuert. Überzeugen wolle der Marktführer die Kunden mit einem besseren Service. Ricke hatte sich dazu persönlich der Kundenpflege angenommen – allerdings schon bei seinem Amtsantritt im November 2002. Das Thema steht noch immer auf der Agenda.
Auf der IFA will die T-Com die neue Produktpalette vorstellen, die vor allem auf dem neuen schnellen VDSL-Netz aufbaut. Festnetz-Vorstand Walter Raizner will die Kunden mit Bündelangeboten von Telefon- und Internetanschluss, Mobilfunk und Fernsehen halten und darüber die Erlöse stabilisieren. Um Erfolg mit den Komplettangeboten zu haben, müssen aber anders als in der Vergangenheit die Sparten des Konzerns enger zusammenarbeiten. "Alle müssen an einem Strang ziehen", fordert Ricke.
"Die Investition in VDSL und die Hoffnung auf Internet-TV werden die Verluste im Festnetz auf absehbarer Zeit nicht ausgleichen", sagt jedoch Experte Gutberlet. Es wurde bereits über eine engere Verzahnung von T-Com und T-Mobile spekuliert. Eine Verschmelzung gilt als unwahrscheinlich, da dies den Konzern zunächst lähmen würde. Details der neuen Strategie will Ricke zum Wochenausklang dem Aufsichtsrat präsentieren. Ohne Rückenwind von der IFA droht ihm ein "harter Ritt", wie ein Unternehmenskenner anmerkt. Denn vor allem Großaktionär Blackstone ist verärgert. Der Finanzinvestor, der einen Vertreter in den Aufsichtsrat entsendet, hatte vor wenigen Monaten für knapp 2,7 Milliarden Euro einen Anteil von 4,5 Prozent an der Telekom erworben. Der Wert des Aktienpakets ist seitdem um rund 500 Millionen Euro gefallen. Den erfolgsverwöhnten Blackstone-Managern ist daher an einer schnellen Erholung des Aktienkurses gelegen. Ricke müsse dafür ein schlüssiges Konzept vorstellen, heißt es im Umfeld des obersten Konzerngremiums. Damit könnte der 44-Jährige die Rufe nach seiner Ablösung verstummen lassen.
Quelle: dpa/AFX
Euer
Einsamer Samariter
Mit einem Befreiungsschlag will Vorstandschef Kai-Uwe Ricke dem lahmenden Geschäft der Deutschen Telekom auf die Beine helfen. Die Pläne für eine Produkt- und Preisoffensive will er am Donnerstag auf der Internationalen Funkausstellung (IFA) in Berlin präsentieren. Die Messlatte hat er selbst hoch gehängt: "Die paradiesischen Zeiten für die Wettbewerber sind zu Ende." Sollte er die Latte reißen, dann droht ihm auf der Aufsichtsratssitzung am Freitag und Samstag kräftiger Gegenwind. Denn Ricke steht mit dem Rücken zur Wand: Die Erlöse in Deutschland brechen weg, die Kundenzahl im wichtigen Festnetzgeschäft nimmt rapide ab und der neue Großaktionär Blackstone macht Druck.
Nachdem Ricke Mitte August die Prognose für das laufende Jahr zum zweiten Mal gesenkt hatte, reißt die Kritik an ihm nicht ab. "Ricke ist zu zögerlich und hat keine schlüssige Strategie", lautet der von Aktionären am meisten genannte Vorwurf. Der Vertrauensverlust spiegelt sich in der Entwicklung des Aktienkurses wider, der sich seit Mitte vergangenen Jahres auf Talfahrt befindet. Die Enttäuschung bei den Anlegern ist groß. Denn Ricke hatte bei seiner Berufung vor vier Jahren zwei wesentliche Aufgaben: Den immensen Schuldenberg abzutragen und der T-Aktie auf die Sprünge zu helfen. Die Verschuldung ist mittlerweile auf ein verträgliches Maß zurückgegangen, ein Kursaufschwung blieb hingegen aus.
Größte Baustelle der Telekom ist das Deutschland-Geschäft. Um eine Million sank die Zahl der Festnetzkunden im ersten Halbjahr und damit schneller als erwartet. Der Schwund macht sich im Ergebnis der Festnetzsparte T-Com bemerkbar, das Quartal für Quartal fällt. Das deutsche Mobilfunkgeschäft kann den Rückgang nicht mehr wie in der Vergangenheit ausgleichen, denn der harte Wettbewerb lässt den Umsatz bei T-Mobile Deutschland schmelzen.
Helfen sollen nun unter anderem günstigere Mobilfunktarife, mit denen die Handy-Kunden zum häufigeren Telefonieren animiert werden sollen. Für einen Pauschalpreis ab 60 Euro im Monat können die Kunden nun 1000 Minuten telefonieren. Der Minutenpreis von sechs Cent liegt damit deutlich unter dem Marktdurchschnitt und den Angeboten des Preisführers E-Plus. Doch bei einer durchschnittlichen Handy-Nutzung von 81 Minuten im Monat richtet sich das Angebot vor allem an Vieltelefonierer. Kein großer Wurf aus Expertensicht: "T-Mobile hat mit dem 1000-Minuten-Paket kein Meisterstück abgegeben", sagt Martin Gutberlet, Telekom-Analyst bei der Marktforschungsgesellschaft Gartner. Trotz der Preisoffensive im Mobilfunk will T-Mobile kein "Billigheimer" werden, wie Deutschlandchef Philipp Humm beteuert. Überzeugen wolle der Marktführer die Kunden mit einem besseren Service. Ricke hatte sich dazu persönlich der Kundenpflege angenommen – allerdings schon bei seinem Amtsantritt im November 2002. Das Thema steht noch immer auf der Agenda.
Auf der IFA will die T-Com die neue Produktpalette vorstellen, die vor allem auf dem neuen schnellen VDSL-Netz aufbaut. Festnetz-Vorstand Walter Raizner will die Kunden mit Bündelangeboten von Telefon- und Internetanschluss, Mobilfunk und Fernsehen halten und darüber die Erlöse stabilisieren. Um Erfolg mit den Komplettangeboten zu haben, müssen aber anders als in der Vergangenheit die Sparten des Konzerns enger zusammenarbeiten. "Alle müssen an einem Strang ziehen", fordert Ricke.
"Die Investition in VDSL und die Hoffnung auf Internet-TV werden die Verluste im Festnetz auf absehbarer Zeit nicht ausgleichen", sagt jedoch Experte Gutberlet. Es wurde bereits über eine engere Verzahnung von T-Com und T-Mobile spekuliert. Eine Verschmelzung gilt als unwahrscheinlich, da dies den Konzern zunächst lähmen würde. Details der neuen Strategie will Ricke zum Wochenausklang dem Aufsichtsrat präsentieren. Ohne Rückenwind von der IFA droht ihm ein "harter Ritt", wie ein Unternehmenskenner anmerkt. Denn vor allem Großaktionär Blackstone ist verärgert. Der Finanzinvestor, der einen Vertreter in den Aufsichtsrat entsendet, hatte vor wenigen Monaten für knapp 2,7 Milliarden Euro einen Anteil von 4,5 Prozent an der Telekom erworben. Der Wert des Aktienpakets ist seitdem um rund 500 Millionen Euro gefallen. Den erfolgsverwöhnten Blackstone-Managern ist daher an einer schnellen Erholung des Aktienkurses gelegen. Ricke müsse dafür ein schlüssiges Konzept vorstellen, heißt es im Umfeld des obersten Konzerngremiums. Damit könnte der 44-Jährige die Rufe nach seiner Ablösung verstummen lassen.
Quelle: dpa/AFX
Euer
Einsamer Samariter