ftd.de, So, 22.7.2001, 7:00
Geldanlage: Zeit zum Einsteigen
Karl-Dietrich Gräff, der bei der die Anlagestrategie für Privatkunden entwickelt, sieht Europa vor einer Konjunkturerholung und rät zum Kauf von deutschen Blue Chips.
Karl-Dietrich Gräff
FTD: Herr Gräff, die Wachstumsschätzungen für Deutschland werden laufend nach unten revidiert. Was kann eigentlich einen weiteren Abschwung in die Rezession stoppen?
Gräff: Die Konjunktur in Europa hat einen Nachlauf gegenüber den USA, deshalb sind bei uns die Erwartungen viel später nach unten korrigiert worden. Ich glaube nicht, dass wir in eine Rezession rutschen werden, aber im zweiten und dritten Quartal ist Nullwachstum möglich. Bereits im vierten Quartal dürfte es jedoch wieder nach oben gehen.
FTD: Worauf begründet sich Ihre Zuversicht?
Gräff: Auf einen Konjunktur-Frühindikator, den unsere Volkswirte entwickelt haben und der in den 90er Jahren sehr treffsicher war. Er hat im ersten Quartal seinen Tiefpunkt erreicht und dreht jetzt, vor allem dank der besseren US-Zahlen, deutlich nach oben. Da der Indikator zwei bis drei Quartale Vorlauf vor der Wirtschaftsentwicklung aufweist, rechnen wir mit einer Belebung in Deutschland gegen Ende des Jahres.
FTD: Unsere Konjunktur hängt also voll am Tropf der USA?
Gräff: So krass würde ich das nicht ausdrücken, aber eine Erholung der Weltwirtschaft ist für eine Exportnation wie Deutschland entscheidend. In den USA beginnen jetzt die Zinssenkungen zu wirken, und die Steuerreform wird zur Verbesserung des Verbrauchervertrauens beitragen. Das Schlimmste dürfte deshalb ausgestanden sein.
FTD: Gilt das auch für die Aktienmärkte? Die weisen ja einen deutlichen Vorlauf vor der Konjunktur auf.
Gräff: Deshalb lehnen wir bei der Commerzbank uns weit aus dem Fenster und sagen unseren Kunden: Jetzt ist die Zeit zum Einstieg gekommen. Wir haben in Deutschland eine recht günstige Aktienbewertung, eine Steuerreform und eine Reform der Altersvorsorge. Die Versicherungen dürften einen größeren Anteil ihres Vermögens in Aktien anlegen. Zu diesen langfristigen Pluspunkten gesellen sich die Erwartungen von Konjunkturwende und Zinssenkungen.
FTD: Warum sollte die Europäische Zentralbank reagieren, wenn sich die Konjunkturaussichten nach Ihrer Ansicht aufhellen?
Gräff: Die EZB steckte bisher in dem Dilemma, dass die Inflationsrate zu hoch war. Das wird sich in der zweiten Jahreshälfte ändern. Der Ölpreis fällt, und die Folgen von BSE und MKS lassen nach. Damit wird der Preisauftrieb schwächer und bietet der EZB die Chance, nach der Sommerpause die Leitzinsen zu senken.
FTD: Glauben Sie nicht, dass Ihr Rat zum Einstieg auf taube Ohren trifft? Schließlich war seit März 2000 fast jeder Kauf verfrüht.
Gräff: Die Anleger sind nach der langen Talfahrt verunsichert. Deshalb gehört Mut dazu, jetzt einzusteigen, zumal wir in den kommenden Wochen noch starke Kursschwankungen erleben dürften. Aber zu Tiefstkursen zu kaufen, gelingt selten. Man muss auch nicht alles auf einmal kaufen, sondern kann dies nach und nach tun.
FTD: Welche deutschen Aktien sollten Anleger ins Visier nehmen?
Gräff: Wir setzen in dieser Phase vor allem auf Qualitätstitel aus dem Dax. Wir sehen gute Chancen bei Bayer , auch Siemens ist attraktiv. Die Zinssenkungen begünstigen Versicherer und Banken. Unsere Favoriten sind hier Allianz sowie Deutsche Bank .
FTD: Wie sieht es mit Technologietiteln aus?
Gräff: Wir halten viel von der T-Aktie . Sie hat ihre Bodenbildung wohl abgeschlossen. SAP hat gezeigt, dass es stark genug ist, um auch in schwierigen Zeiten gut zu verdienen. Spekulative Anleger können auf eine Erholung des Chipmarkts und damit auf Infineon setzen.
© 2001 Financial Times Deutschland , © Illustration: Andreas Varnhorn
Karl-Dietrich Gräff, der bei der die Anlagestrategie für Privatkunden entwickelt, sieht Europa vor einer Konjunkturerholung und rät zum Kauf von deutschen Blue Chips.
Karl-Dietrich Gräff
FTD: Herr Gräff, die Wachstumsschätzungen für Deutschland werden laufend nach unten revidiert. Was kann eigentlich einen weiteren Abschwung in die Rezession stoppen?
Gräff: Die Konjunktur in Europa hat einen Nachlauf gegenüber den USA, deshalb sind bei uns die Erwartungen viel später nach unten korrigiert worden. Ich glaube nicht, dass wir in eine Rezession rutschen werden, aber im zweiten und dritten Quartal ist Nullwachstum möglich. Bereits im vierten Quartal dürfte es jedoch wieder nach oben gehen.
FTD: Worauf begründet sich Ihre Zuversicht?
Gräff: Auf einen Konjunktur-Frühindikator, den unsere Volkswirte entwickelt haben und der in den 90er Jahren sehr treffsicher war. Er hat im ersten Quartal seinen Tiefpunkt erreicht und dreht jetzt, vor allem dank der besseren US-Zahlen, deutlich nach oben. Da der Indikator zwei bis drei Quartale Vorlauf vor der Wirtschaftsentwicklung aufweist, rechnen wir mit einer Belebung in Deutschland gegen Ende des Jahres.
FTD: Unsere Konjunktur hängt also voll am Tropf der USA?
Gräff: So krass würde ich das nicht ausdrücken, aber eine Erholung der Weltwirtschaft ist für eine Exportnation wie Deutschland entscheidend. In den USA beginnen jetzt die Zinssenkungen zu wirken, und die Steuerreform wird zur Verbesserung des Verbrauchervertrauens beitragen. Das Schlimmste dürfte deshalb ausgestanden sein.
FTD: Gilt das auch für die Aktienmärkte? Die weisen ja einen deutlichen Vorlauf vor der Konjunktur auf.
Gräff: Deshalb lehnen wir bei der Commerzbank uns weit aus dem Fenster und sagen unseren Kunden: Jetzt ist die Zeit zum Einstieg gekommen. Wir haben in Deutschland eine recht günstige Aktienbewertung, eine Steuerreform und eine Reform der Altersvorsorge. Die Versicherungen dürften einen größeren Anteil ihres Vermögens in Aktien anlegen. Zu diesen langfristigen Pluspunkten gesellen sich die Erwartungen von Konjunkturwende und Zinssenkungen.
FTD: Warum sollte die Europäische Zentralbank reagieren, wenn sich die Konjunkturaussichten nach Ihrer Ansicht aufhellen?
Gräff: Die EZB steckte bisher in dem Dilemma, dass die Inflationsrate zu hoch war. Das wird sich in der zweiten Jahreshälfte ändern. Der Ölpreis fällt, und die Folgen von BSE und MKS lassen nach. Damit wird der Preisauftrieb schwächer und bietet der EZB die Chance, nach der Sommerpause die Leitzinsen zu senken.
FTD: Glauben Sie nicht, dass Ihr Rat zum Einstieg auf taube Ohren trifft? Schließlich war seit März 2000 fast jeder Kauf verfrüht.
Gräff: Die Anleger sind nach der langen Talfahrt verunsichert. Deshalb gehört Mut dazu, jetzt einzusteigen, zumal wir in den kommenden Wochen noch starke Kursschwankungen erleben dürften. Aber zu Tiefstkursen zu kaufen, gelingt selten. Man muss auch nicht alles auf einmal kaufen, sondern kann dies nach und nach tun.
FTD: Welche deutschen Aktien sollten Anleger ins Visier nehmen?
Gräff: Wir setzen in dieser Phase vor allem auf Qualitätstitel aus dem Dax. Wir sehen gute Chancen bei Bayer , auch Siemens ist attraktiv. Die Zinssenkungen begünstigen Versicherer und Banken. Unsere Favoriten sind hier Allianz sowie Deutsche Bank .
FTD: Wie sieht es mit Technologietiteln aus?
Gräff: Wir halten viel von der T-Aktie . Sie hat ihre Bodenbildung wohl abgeschlossen. SAP hat gezeigt, dass es stark genug ist, um auch in schwierigen Zeiten gut zu verdienen. Spekulative Anleger können auf eine Erholung des Chipmarkts und damit auf Infineon setzen.
© 2001 Financial Times Deutschland , © Illustration: Andreas Varnhorn
Geldanlage: Zeit zum Einsteigen
Karl-Dietrich Gräff, der bei der die Anlagestrategie für Privatkunden entwickelt, sieht Europa vor einer Konjunkturerholung und rät zum Kauf von deutschen Blue Chips.
Karl-Dietrich Gräff
FTD: Herr Gräff, die Wachstumsschätzungen für Deutschland werden laufend nach unten revidiert. Was kann eigentlich einen weiteren Abschwung in die Rezession stoppen?
Gräff: Die Konjunktur in Europa hat einen Nachlauf gegenüber den USA, deshalb sind bei uns die Erwartungen viel später nach unten korrigiert worden. Ich glaube nicht, dass wir in eine Rezession rutschen werden, aber im zweiten und dritten Quartal ist Nullwachstum möglich. Bereits im vierten Quartal dürfte es jedoch wieder nach oben gehen.
FTD: Worauf begründet sich Ihre Zuversicht?
Gräff: Auf einen Konjunktur-Frühindikator, den unsere Volkswirte entwickelt haben und der in den 90er Jahren sehr treffsicher war. Er hat im ersten Quartal seinen Tiefpunkt erreicht und dreht jetzt, vor allem dank der besseren US-Zahlen, deutlich nach oben. Da der Indikator zwei bis drei Quartale Vorlauf vor der Wirtschaftsentwicklung aufweist, rechnen wir mit einer Belebung in Deutschland gegen Ende des Jahres.
FTD: Unsere Konjunktur hängt also voll am Tropf der USA?
Gräff: So krass würde ich das nicht ausdrücken, aber eine Erholung der Weltwirtschaft ist für eine Exportnation wie Deutschland entscheidend. In den USA beginnen jetzt die Zinssenkungen zu wirken, und die Steuerreform wird zur Verbesserung des Verbrauchervertrauens beitragen. Das Schlimmste dürfte deshalb ausgestanden sein.
FTD: Gilt das auch für die Aktienmärkte? Die weisen ja einen deutlichen Vorlauf vor der Konjunktur auf.
Gräff: Deshalb lehnen wir bei der Commerzbank uns weit aus dem Fenster und sagen unseren Kunden: Jetzt ist die Zeit zum Einstieg gekommen. Wir haben in Deutschland eine recht günstige Aktienbewertung, eine Steuerreform und eine Reform der Altersvorsorge. Die Versicherungen dürften einen größeren Anteil ihres Vermögens in Aktien anlegen. Zu diesen langfristigen Pluspunkten gesellen sich die Erwartungen von Konjunkturwende und Zinssenkungen.
FTD: Warum sollte die Europäische Zentralbank reagieren, wenn sich die Konjunkturaussichten nach Ihrer Ansicht aufhellen?
Gräff: Die EZB steckte bisher in dem Dilemma, dass die Inflationsrate zu hoch war. Das wird sich in der zweiten Jahreshälfte ändern. Der Ölpreis fällt, und die Folgen von BSE und MKS lassen nach. Damit wird der Preisauftrieb schwächer und bietet der EZB die Chance, nach der Sommerpause die Leitzinsen zu senken.
FTD: Glauben Sie nicht, dass Ihr Rat zum Einstieg auf taube Ohren trifft? Schließlich war seit März 2000 fast jeder Kauf verfrüht.
Gräff: Die Anleger sind nach der langen Talfahrt verunsichert. Deshalb gehört Mut dazu, jetzt einzusteigen, zumal wir in den kommenden Wochen noch starke Kursschwankungen erleben dürften. Aber zu Tiefstkursen zu kaufen, gelingt selten. Man muss auch nicht alles auf einmal kaufen, sondern kann dies nach und nach tun.
FTD: Welche deutschen Aktien sollten Anleger ins Visier nehmen?
Gräff: Wir setzen in dieser Phase vor allem auf Qualitätstitel aus dem Dax. Wir sehen gute Chancen bei Bayer , auch Siemens ist attraktiv. Die Zinssenkungen begünstigen Versicherer und Banken. Unsere Favoriten sind hier Allianz sowie Deutsche Bank .
FTD: Wie sieht es mit Technologietiteln aus?
Gräff: Wir halten viel von der T-Aktie . Sie hat ihre Bodenbildung wohl abgeschlossen. SAP hat gezeigt, dass es stark genug ist, um auch in schwierigen Zeiten gut zu verdienen. Spekulative Anleger können auf eine Erholung des Chipmarkts und damit auf Infineon setzen.
© 2001 Financial Times Deutschland , © Illustration: Andreas Varnhorn
Karl-Dietrich Gräff, der bei der die Anlagestrategie für Privatkunden entwickelt, sieht Europa vor einer Konjunkturerholung und rät zum Kauf von deutschen Blue Chips.
Karl-Dietrich Gräff
FTD: Herr Gräff, die Wachstumsschätzungen für Deutschland werden laufend nach unten revidiert. Was kann eigentlich einen weiteren Abschwung in die Rezession stoppen?
Gräff: Die Konjunktur in Europa hat einen Nachlauf gegenüber den USA, deshalb sind bei uns die Erwartungen viel später nach unten korrigiert worden. Ich glaube nicht, dass wir in eine Rezession rutschen werden, aber im zweiten und dritten Quartal ist Nullwachstum möglich. Bereits im vierten Quartal dürfte es jedoch wieder nach oben gehen.
FTD: Worauf begründet sich Ihre Zuversicht?
Gräff: Auf einen Konjunktur-Frühindikator, den unsere Volkswirte entwickelt haben und der in den 90er Jahren sehr treffsicher war. Er hat im ersten Quartal seinen Tiefpunkt erreicht und dreht jetzt, vor allem dank der besseren US-Zahlen, deutlich nach oben. Da der Indikator zwei bis drei Quartale Vorlauf vor der Wirtschaftsentwicklung aufweist, rechnen wir mit einer Belebung in Deutschland gegen Ende des Jahres.
FTD: Unsere Konjunktur hängt also voll am Tropf der USA?
Gräff: So krass würde ich das nicht ausdrücken, aber eine Erholung der Weltwirtschaft ist für eine Exportnation wie Deutschland entscheidend. In den USA beginnen jetzt die Zinssenkungen zu wirken, und die Steuerreform wird zur Verbesserung des Verbrauchervertrauens beitragen. Das Schlimmste dürfte deshalb ausgestanden sein.
FTD: Gilt das auch für die Aktienmärkte? Die weisen ja einen deutlichen Vorlauf vor der Konjunktur auf.
Gräff: Deshalb lehnen wir bei der Commerzbank uns weit aus dem Fenster und sagen unseren Kunden: Jetzt ist die Zeit zum Einstieg gekommen. Wir haben in Deutschland eine recht günstige Aktienbewertung, eine Steuerreform und eine Reform der Altersvorsorge. Die Versicherungen dürften einen größeren Anteil ihres Vermögens in Aktien anlegen. Zu diesen langfristigen Pluspunkten gesellen sich die Erwartungen von Konjunkturwende und Zinssenkungen.
FTD: Warum sollte die Europäische Zentralbank reagieren, wenn sich die Konjunkturaussichten nach Ihrer Ansicht aufhellen?
Gräff: Die EZB steckte bisher in dem Dilemma, dass die Inflationsrate zu hoch war. Das wird sich in der zweiten Jahreshälfte ändern. Der Ölpreis fällt, und die Folgen von BSE und MKS lassen nach. Damit wird der Preisauftrieb schwächer und bietet der EZB die Chance, nach der Sommerpause die Leitzinsen zu senken.
FTD: Glauben Sie nicht, dass Ihr Rat zum Einstieg auf taube Ohren trifft? Schließlich war seit März 2000 fast jeder Kauf verfrüht.
Gräff: Die Anleger sind nach der langen Talfahrt verunsichert. Deshalb gehört Mut dazu, jetzt einzusteigen, zumal wir in den kommenden Wochen noch starke Kursschwankungen erleben dürften. Aber zu Tiefstkursen zu kaufen, gelingt selten. Man muss auch nicht alles auf einmal kaufen, sondern kann dies nach und nach tun.
FTD: Welche deutschen Aktien sollten Anleger ins Visier nehmen?
Gräff: Wir setzen in dieser Phase vor allem auf Qualitätstitel aus dem Dax. Wir sehen gute Chancen bei Bayer , auch Siemens ist attraktiv. Die Zinssenkungen begünstigen Versicherer und Banken. Unsere Favoriten sind hier Allianz sowie Deutsche Bank .
FTD: Wie sieht es mit Technologietiteln aus?
Gräff: Wir halten viel von der T-Aktie . Sie hat ihre Bodenbildung wohl abgeschlossen. SAP hat gezeigt, dass es stark genug ist, um auch in schwierigen Zeiten gut zu verdienen. Spekulative Anleger können auf eine Erholung des Chipmarkts und damit auf Infineon setzen.
© 2001 Financial Times Deutschland , © Illustration: Andreas Varnhorn