Geldanlage: Pioniere auf Schlingerkurs
Von Karsten Huhn und Ute Göggelmann
Wer wagt, gewinnt! Lange Zeit galt dies für Unternehmen am Neuen Markt. Denn die ersten 15, die sich für den Gang an das Segment für Wachstumstitel entschieden, zählten über einen langen Zeitraum hinweg zu den Werten mit einer ausgezeichneten Kursentwicklung.
Einige Titel waren sogar regelrechte Kursraketen. Die Telekomfirma Mobilcom etwa, die am 10. März 1997 als erstes Unternehmen an den Neuen Markt ging, schoss zwischen der Erstnotiz und dem 22. März 2000 um mehr als 5000 Prozent auf fast 200 Euro nach oben. Den Rekord hält allerdings der Münchener Filmrechtehändler EM.TV , der Ende Oktober 1997 als neuntes Unternehmen die Notierung am Wachstumssegment aufnahm.
Anleger katapultierten die Aktie zwischen dem Börsendebüt am 30. Oktober 1997 und dem 14. Februar vergangenen Jahres um 31.400 Prozent nach oben. Ein Anlagekapital von gerade einmal 3184 DM reichte damals aus, um in nur zweieinhalb Jahren zum Millionär zu werden.
Absturz der Himmelsstürmer
Doch die Goldgräberzeiten sind vorbei. Viele der ersten Himmelsstürmer sind inzwischen abgestürzt - allen voran EM.TV. Mit der Übernahme von Anteilen an der Formel 1 sowie den Kauf der Henson Company hatte sich Unternehmensgründer Thomas Haffa finanziell übernommen. Zuletzt machte EM.TV mit einem Rekordverlust in Höhe von 2,8 Mrd. DM auf sich aufmerksam. Dazu kamen Rücktrittsgerüchte sowie Vorwürfe wegen des Verdachts auf Insiderhandel. Die Muppets-Aktie ist mittlerweile von ihrem Allzeittop bei 116 Euro mehr als 95 Prozent entfernt. Um den alten Höchststand wieder zu erreichen, müsste das Papier seinen Wert vervierundzwanzigfachen.
EM.TV ist damit in schlechter Gesellschaft. Dem Mobilfunkanbieter Mobilcom erging es nicht anders. Zwar wurden zwischenzeitlich sogar Gewinne erzielt, aber der harte Wettbewerb in der Telekombranche machte diese fast im Handumdrehen wieder zunichte. Spätestens mit dem Erwerb der rund acht Mrd. Euro teuren UMTS-Lizenz hat sich Mobilcom ins Abseits manövriert. Folgerichtig sauste die Aktie um fast 90 Prozent nach unten.
Dennoch bleibt erstaunlich, dass trotz der drastischen Wertverluste EM.TV und Mobilcom vom Emissionskurs aus betrachtet zu den Top-Gewinnern gehören. Aber das wird Anleger, die damals zu Höchstkursen einstiegen und nun einen Großteil ihres Einsatz verloren haben, kaum trösten.
Die einstigen Börsenlieblinge erleben das gleiche Schicksal wie viele andere Pioniere am Neuen Markt. So verloren die Aktien des Seniorenheimbetreibers Refugium seit ihrem Höchststand rund 97 Prozent. Bilanzbetrug und schlechtes Kostenmanagement sorgten für hohe Verluste. Das Unternehmen aus Königswinter ist existenzgefährdet. Sollte die neue Geschäftsführung keine optimistischen Geldgeber finden, droht das Konkursverfahren.
Keine Empfehlung für Sachsenring
Auch die Aktie des Autoteile-Zulieferers Sachsenring büßte seit ihrem Allzeithoch etwas mehr als 81 Prozent ein. Immerhin erwirtschaftete das Unternehmen, das zu DDR-Zeiten den Trabant herstellte, im ersten Quartal 2001 schwarze Zahlen. Dennoch ist der Titel vom Radarschirm der Analysten verschwunden. Jedenfalls weist der Börsen-Informationsdienst Bloomberg keine einzige Empfehlung aus.
Auch Beta Systems , Swing Entertainment , Bertrandt , Saltus Technologie und Mühl Produkt werden von Analysten weitgehend ignoriert. Längst hat sich der Neue Markt in eine Zweiklassengesellschaft gespalten. Unternehmen mit geringer Marktkapitalisierung werden nur selten von Analysten beobachtet und haben kaum eine Chance, dass ihre Aktien von Fondsmanagern gekauft werden. Damit sinkt auch die Chance auf mögliche Kurssteigerungen.
Immerhin sechs der 15 Pioniere haben es in den Nemax 50 geschafft. Aixtron , Singulus , EM.TV, SCM Microsystems , Quiagen und SER Systems sicherten sich damit die Aufmerksamkeit der Investoren. SER Systems wird aber wieder auf dem Index für Wachstums-Blue-Cips verbannt. Zu den Favoriten der Analysten gehört vor allem Aixtron.
Doch das Aachener Unternehmen ist eine Ausnahme. Vier Jahre nach dem Start des Wachstumssegments produzieren von den 15 ersten Neuer Markt-Titeln sieben Verluste. Die Aktien von fünf Unternehmen sind sogar unter den Ausgabekurs gerutscht. Eine enttäuschende Bilanz.
Von Karsten Huhn und Ute Göggelmann
Wer wagt, gewinnt! Lange Zeit galt dies für Unternehmen am Neuen Markt. Denn die ersten 15, die sich für den Gang an das Segment für Wachstumstitel entschieden, zählten über einen langen Zeitraum hinweg zu den Werten mit einer ausgezeichneten Kursentwicklung.
Einige Titel waren sogar regelrechte Kursraketen. Die Telekomfirma Mobilcom etwa, die am 10. März 1997 als erstes Unternehmen an den Neuen Markt ging, schoss zwischen der Erstnotiz und dem 22. März 2000 um mehr als 5000 Prozent auf fast 200 Euro nach oben. Den Rekord hält allerdings der Münchener Filmrechtehändler EM.TV , der Ende Oktober 1997 als neuntes Unternehmen die Notierung am Wachstumssegment aufnahm.
Anleger katapultierten die Aktie zwischen dem Börsendebüt am 30. Oktober 1997 und dem 14. Februar vergangenen Jahres um 31.400 Prozent nach oben. Ein Anlagekapital von gerade einmal 3184 DM reichte damals aus, um in nur zweieinhalb Jahren zum Millionär zu werden.
Absturz der Himmelsstürmer
Doch die Goldgräberzeiten sind vorbei. Viele der ersten Himmelsstürmer sind inzwischen abgestürzt - allen voran EM.TV. Mit der Übernahme von Anteilen an der Formel 1 sowie den Kauf der Henson Company hatte sich Unternehmensgründer Thomas Haffa finanziell übernommen. Zuletzt machte EM.TV mit einem Rekordverlust in Höhe von 2,8 Mrd. DM auf sich aufmerksam. Dazu kamen Rücktrittsgerüchte sowie Vorwürfe wegen des Verdachts auf Insiderhandel. Die Muppets-Aktie ist mittlerweile von ihrem Allzeittop bei 116 Euro mehr als 95 Prozent entfernt. Um den alten Höchststand wieder zu erreichen, müsste das Papier seinen Wert vervierundzwanzigfachen.
EM.TV ist damit in schlechter Gesellschaft. Dem Mobilfunkanbieter Mobilcom erging es nicht anders. Zwar wurden zwischenzeitlich sogar Gewinne erzielt, aber der harte Wettbewerb in der Telekombranche machte diese fast im Handumdrehen wieder zunichte. Spätestens mit dem Erwerb der rund acht Mrd. Euro teuren UMTS-Lizenz hat sich Mobilcom ins Abseits manövriert. Folgerichtig sauste die Aktie um fast 90 Prozent nach unten.
Dennoch bleibt erstaunlich, dass trotz der drastischen Wertverluste EM.TV und Mobilcom vom Emissionskurs aus betrachtet zu den Top-Gewinnern gehören. Aber das wird Anleger, die damals zu Höchstkursen einstiegen und nun einen Großteil ihres Einsatz verloren haben, kaum trösten.
Die einstigen Börsenlieblinge erleben das gleiche Schicksal wie viele andere Pioniere am Neuen Markt. So verloren die Aktien des Seniorenheimbetreibers Refugium seit ihrem Höchststand rund 97 Prozent. Bilanzbetrug und schlechtes Kostenmanagement sorgten für hohe Verluste. Das Unternehmen aus Königswinter ist existenzgefährdet. Sollte die neue Geschäftsführung keine optimistischen Geldgeber finden, droht das Konkursverfahren.
Keine Empfehlung für Sachsenring
Auch die Aktie des Autoteile-Zulieferers Sachsenring büßte seit ihrem Allzeithoch etwas mehr als 81 Prozent ein. Immerhin erwirtschaftete das Unternehmen, das zu DDR-Zeiten den Trabant herstellte, im ersten Quartal 2001 schwarze Zahlen. Dennoch ist der Titel vom Radarschirm der Analysten verschwunden. Jedenfalls weist der Börsen-Informationsdienst Bloomberg keine einzige Empfehlung aus.
Auch Beta Systems , Swing Entertainment , Bertrandt , Saltus Technologie und Mühl Produkt werden von Analysten weitgehend ignoriert. Längst hat sich der Neue Markt in eine Zweiklassengesellschaft gespalten. Unternehmen mit geringer Marktkapitalisierung werden nur selten von Analysten beobachtet und haben kaum eine Chance, dass ihre Aktien von Fondsmanagern gekauft werden. Damit sinkt auch die Chance auf mögliche Kurssteigerungen.
Immerhin sechs der 15 Pioniere haben es in den Nemax 50 geschafft. Aixtron , Singulus , EM.TV, SCM Microsystems , Quiagen und SER Systems sicherten sich damit die Aufmerksamkeit der Investoren. SER Systems wird aber wieder auf dem Index für Wachstums-Blue-Cips verbannt. Zu den Favoriten der Analysten gehört vor allem Aixtron.
Doch das Aachener Unternehmen ist eine Ausnahme. Vier Jahre nach dem Start des Wachstumssegments produzieren von den 15 ersten Neuer Markt-Titeln sieben Verluste. Die Aktien von fünf Unternehmen sind sogar unter den Ausgabekurs gerutscht. Eine enttäuschende Bilanz.