Geld, Teil 1

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Geld, Teil 1

 
14.01.02 01:10
Zusammenfassung von Klaus-Peter Schleisiek, Aachen 1998

Die Mehrheit der heutigen Volkswirtschaftler gibt sich konventionell und will von Geldreform nichts wissen. Obwohl alle Welt in großen finanziellen Schwierigkeiten steckt, bestreiten sie die grundsätzliche Fehlerhaftigkeit des Geldsystems. Einige Volkswirtschaftler befassen sich immerhin mit der Kritik am heutigen Geldsystem und den Änderungsvorschlägen, führen aber eine Reihe von wiederkehrenden Argumenten dagegen an, die im Folgenden widerlegt werden. Die Verteidigung des jetzigen Systems geht dabei hauptsächlich in folgende Richtungen:

Verteidigung des Zinses als natürlich und notwendig.
Verharmlosung der Zinswirkung.
Risiken und Nebenwirkungen verschwindender Zinsen.
Praxisbewährung nur beim jetzigen Geldsystem.
Fehlende Beglaubigung durch Prominente.
Diffamierung als angeblich antisemitisch oder als moralisch verstaubt.
Nicht angesprochen wird dagegen die Kritik der Freiwirtschaft am Kapitalismus, der fälschlich mit den Inbegriffen westlicher Wertvorsellungen "demokratische Freiheit" und "Marktwirtschaft" gleichgesetzt wird. Daß es beim Wirtschaften, dem Verteilen der Mühen und der Früchte, schließlich um Gerechtigkeit geht, wird als sachfremd außen vor gelassen. Hierin liegt wohl ein wesentlicher Grund für die Meinungsverschiedenheit.

1. Verteidigung des Zinses als natürlich und notwendig
Während weltweite wirtschaftliche Krisen zugestanden werden, wird das Geldsystem als seit Jahrtausenden natürlich gewachsen dargestellt, das eben so hingenommen werden müsse.

1.1 Zinsen angeblich älter als Geld

Zinsen seien angeblich bereits in der Tauschwirtschaft üblich gewesen, behauptet Prof. Otmar Issing 1, und daher nicht dem Geldsystem vorzuwerfen. Das ist jedoch nur eine Spekulation und nicht einmal plausibel.

Wer sich Saatgut leiht und eine reiche Ernte einfährt, kann mehr zurückgeben, als er sich ausgeliehen hat schreibt Issing im Vorspann seines Aufsatzes 2. Vielleicht kann er, aber er wird nicht wollen, weil er ja selbst Vorrat für schlechte Zeiten anlegen will. Vielleicht ist die Ernte aber trotz des Fleißes nicht üppig ausgefallen; darin gibt es keinen Überschuß zum Verschenken.

Auf keinen Fall besteht Anlaß, den Verleiher, der sich ja nicht in Not bringt, besser zu stellen, als er ohne das Verleihen stände. Ihm ist nämlich auch ohne Überschuß gedient, weil das Korn in dessen eigenem Speicher von Wasser und Feuer bedroht und von Mäusen dezimiert worden wäre. Die Beteiligung oder gar Übernahme der Durchhaltekosten durch den Endleiher ist bereits eine angemessene Gegenleistung. Einen darüber hinausgehenden "natürlichen Zins" gibt es bei natürlichen Gütern nicht. Der Zins kommt erst mit einem Geld, das keine Durchhaltekosten kennt.

Der andere von Issing angeführte urtümliche Fall von Zinsen 3, nämlich Pacht für den Acker, beruhte auf der Macht des Feudalherren, also einer strukturellen Gewalt, die unserer Vorstellung von Freiheit und Gleichberechtigung widerspricht. Auch war diese Last mit einem Zehntel von der Ernte -oder Mißernte (!)- milder als der heutige, erfolgsunabhängige Zins.

Es mag schon sein, daß es Zins infolge von Übervorteilung und Gewalt immer gegeben hat, aber hohes Alter ist doch keine Rechtfertigung dafür, die Ungerechtigkeit in unserem heutigen Geldsystem zu perfektionieren!

1.2 Zinsen angeblich gerecht
Der Zins für Finanzkredit wird gerechtfertigt als Entschädigung für Konsumverzicht. Zwar erhält der Kreditgeber nach der vereinbarten Zeit seine Kaufkraft zurück, aber angeblich 4 zieht jedermann sofortigen Konsum vor (Gegenwartspräferenz), und das Sparen und Warten sei unbedingt lästig. Diese klassische Meinung ist allerdings blanker Unsinn, denn bekanntlich sparen vernünftige Menschen hauptsächlich für spätere Ersatzbeschaffungen oder befürchtete schlechte Zeiten, und nicht etwa ausschließlich wegen des Zinsversprechens. Der Konsum des Einkommens oder Vermögens soll zur rechten Zeit möglich sein, und das ist ganz sicher nur bei denen "sofort", die aus Armut bereits ihren Konsum aufschieben mußten. Die weniger bedauernswerten Zeitgenossen verzichten also keineswegs auf den Alles-Sofort-Überkonsum, sondern genießen im Gegenteil den Vorteil der sicheren Aufbewahrung ihrer Zahlungsmittel bei ihrem Kreditinstitut, der sogar eine Depotgebühr rechtfertigen würde.

Der vergoldenswerte Konsumverzicht ist also eins der beliebten Märchen, das den Zins rechtfertigen soll.

Worauf der Kreditgeber wirklich verzichtet, das ist die sogenannte Liquidität, also die Fähigkeit, jederzeit günstige Kaufgelegenheit wahrnehmen oder einfach einer Laune nachgeben zu können. Diese wunderbare Eigenschaft hat das Geld allen anderen Vermögenswerten voraus, damit es den Austausch von Waren und Diensten ermöglicht. Es wird vom Staat zu allgemeinen Nutzen zur Verfügung gestellt ähnlich wie das Straßennetz. Dieses zu blockieren ist verboten und strafbar, aber den Wirtschaftsaustausch zu blockieren, indem man Geld einfach sammelt und knapp hält, ist legal. Die so erzeugte Knappheit an staatlich in Umlauf gesetzter Liquidität zwingt zum Lösegeld in Form von Zinsen an die privaten Geldvermögensbesitzer, damit Geld als Kredit wieder in Umlauf kommt. Der Kreditgeber wird also für die öffentlich zur Verfügung gestellte, von der Allgemeinheit benötigte, bei ihm aber überschüssige Liquidität "entschädigt". Das soll gerecht sein?

Apropos Gerechtigkeit: Der Zinseszins verdoppelt die Geldvermögen in regelmäßigen Abständen, z.B. bei 6% in 12 Jahren, praktisch ohne jede Anstrengung für ihre Besitzer. Die Zinsleistungen verdoppeln sich ebenso, müssen aber mit entsprechend wachsender Anstrengung erarbeitet werden. So wächst die Spaltung in Arme und Reiche, für die Reichen von selbst, für die Armen mit wachsender Mühe.

Die Frage, ob ein Inflationsausgleich als Grund für Zinsen gerechtfertigt ist, erübrigt sich insoweit, als mit der Einführung der freiwirtschaftlieben Korrektur am Geldsystem die Geldmenge so genau steuerbar wird, daß Inflation vermieden werden kann.

Schließlich wenden Zinsverteidiger ein, niemand würde Zinsverpflichtungen eingehen, die er nicht bedienen könnte. Tatsächlich unterbleiben ja auch viele Investitionen deshalb, mit der Folge hoher Arbeitslosigkeit. Aber die Pleitewelle, die über das Land rollt, beweist schlagend, daß Zinsen häufig unbezahlbar sind. Außerdem fehlt das verknappte Geld nicht nur bei Investitionen, sondern auch beim Lohn, und es fehlt für den Konsum, der durch die Zinsanteile in den Preisen auch noch erheblich überteuert ist. Von Freiwilligkeit bei den Zinszahlungen kann also oft keine Rede sein.

1.3 Stets positive Zinsen angeblich wirtschaftlich notwendig
Zunächst ist klarzustellen, daß es den Freiwirten nicht um die Abschaffung des Zinses geht, sondern um eine Korrektur seiner marktwidrigen Höhe. Obwohl nach Jahrzehnten prosperierender Wirtschaft längst genügend Ersparnisse gebildet wurden, um sich als Kreditangebot soviel Konkurrenz zu machen, daß der Knappheitspreis Zins um 0% pendeln mußte, bleibt das Kapital seit jeher stets knapp. Diese marktwidrige Knappheit des Kapitals liegt einfach daran, daß es bei zu geringen Zinsen nicht angeboten wird; das Horten kostet ja nichts. Und das Marktgesetz von Angebot und Preis zur Wirkung zu bringen, mußte nur das Geld dem gleichen Angebotsdruck (mittels Durchhaltekosten) ausgesetzt sein wie Waren und Dienste. Das zu erreichen ist ein Ziel der Freiwirte.

Daß ein solcherart marktgerechter Zins ein geeignetes Investitionslenkungsmittel sein kann, bestreitet niemand.

Gegen Bearbeitungsgebühr und Risikoprämie haben die Freiwirte demnach auch keine prinzipiellen Einwände.

Investitionen müssen aus eigenen oder geborgten Ersparnissen finanziert werden. Nach Meinung der Zinsverteidiger werden aber Ersparnisse ohne Zinsversprechen nicht gebildet. Dabei wird erwachsenen Menschen unterstellt, sie wurden statt zu vernünftiger Zukunftsplanung eher zu hemmungslosem Konsumrausch neigen! (Ob dieses menschliche Zerrbild wenigstens auf die Zinsbefürworter zutrifft?) Richtig ist vielmehr, daß die mit Sicherheit gebildeten Ersparnisse ohne Angebots-Reiz oder -druck ebensogut in privaten Tresoren verwahrt würden, und damit weder für die geforderten Investitionen, noch für den von den Zinsverteidigern stets vergessenen Geldumlauf zur Verfügung ständen. Darum ja verlangen die Freiwirtschaftler eine Art von Parkgebühr für stillgelegtes Geld anstelle der bisher gebotenen Belohnung für die Weitergabe als Kredit.

2 Verharmlosung der Zinswirkung
Daß Zinsen kein ganz unschuldiges Phänomen sind, ist aus dem öffentlichen Bewußtsein noch immer nicht ganz verschwunden 5. Darum unterscheiden Zinsverteidiger fein zwischen den guten, gemäßigten "Zinsen" und dem etwas höheren, unprofessionellen "Wucher", der nach der Methode "Haltet den Dieb!" dann entrüstet als kriminell verdammt wird. Die Zinsen der seriösen Kreditinstitute erscheinen dagegen harmlos.

2.1 Leugnung des Zinses als Krisenursache

 
2.1.1 Der Zins soll realwirtschaftlich verursacht und bestimmt sein
Die Zinsen auf Geld könnten nicht verantwortlich gemacht werden für die Wirtschaftskrisen, schreibt Dr. Norbert Reuter6 mit Referenz auf Knut Wicksell, weil sie nur die ununterdrückbare Folee eines realwirtschaftlichen Phänomens seien, nämlich eines bereits in der Tauschwirtschaft vorkommenden "natürlichen" Zinses (siehe 1. 1). Daß er dabei Ursache und Wirkung verwechselt, wird im Folgenden von Helmut Creutz gezeigt und begründet; 7

a)Der Güterzins wird vom Geldzins bestimmt

Ohne Geld keine Investition, Geld für Investitionen gibt es aber nur bei einem festen Zinsversprechen, das die Vorstellungen des Geldgebers erfüllt. Ebenso wird man auch eigenes Geld nur dann in eine Investition stecken, wenn daraus höhere Zinsen zu erwarten sind, als man bei der Bank mühe- und risikolos erhält. Das heißt, der Geldzins diktiert die Rentabilität, die eine Investition erbringen muß. Und er ist die zu überspringende Hürde vor jedem zu schaffenden Arbeitsplatz.

b)Der Geldzins hat Vorrang bei der Verteilung

Die Bedienung des Geldzinses muß immer erfüllt werden, selbst wenn der Kreditnehmer und Sachkapitalbesitzer überhaupt keine Überschüsse erwirtschaftet hat oder in den roten Zahlen steckt. Die Geldzinsbedienung ist also gegenüber der Bedienung des Eigenkapitals, des Unternehmerlohns und -gewinns ebenso vorrangig wie gegenüber den Arbeitnehmereinkommen.

Werden die Bedingungen des Geldes nicht ausreichend erfüllt, zieht es sich - ohne Substanzverluste zurück. Ein Zurückziehen des Sachkapitals würde dagegen mit Substanz- und schließlichem Totalverlust verbunden sein. Im Gegensatz zum Geldkapital, muß sich Sachkapital also auch noch bei einer Verzinsung von Null und sogar unter Null weiterhin anbieten.

c)Der Geldzins bestimmt die Konjunktur

Hohe Geldzinsen würgen die Wirtschaft ab und damit auch die Rentabilität des Realkapitals. Niedrige Geldzinsen führen zu Geldzurückhaltungen mit deflationären Folgen. Auf diesen Wirkungsmechanismen beruht im wesentlichen das Auf und Ab der Konjunkturen, bei der die Realwirtschaft und die Arbeitleistenden die Leidtragenden sind.

Diese Geldzinsen-Dominanz, wie auch der zeitliche Vorlauf und die Folgen der Zinssatz-Veränderungen, lassen sich in jeder Konjunkturphase nachweisen, vor allem in den Hochzinsphasen (siehe Geldsyndrum 8, Darstellung 41, 64, 67 oder 69).

Wicksell hat also recht, daß Zinsabweichungen die Hauptursache konjunktureller Auf- und Abwärtsbewegungen sind, allerdings wird das Geldkapital selbst von den Folgen dieser Bewegungen kaum berührt.

d) Der Geldzins dominiert auch größenmäßig

Bei niedrigem Verschuldungsgrad und kräftig wachsenden Volkswirtschaften übersteigt die Verzinsung des Realkapitals zweifellos die der Geldvermögen, wenngleich die Mindest-Verzinsungen auch vom Geld vorgegeben werden.

Bei hohen Verschuldungsgraden, die inzwischen fast weltweit gegeben sind, beherrscht dagegender Geldzins auch grössenmäßig das Geschehen. So lagen 1997 die Bankzinserträge in Deutschland mit 555 Mrd. DM bei 134 Prozent der Bundeseinnahmen, 54 Prozent der Nettolohn- und -gehaltseinkommen und 15 Prozent des BSP. Und während die Netto-Lohneinkommen im vergangenen Jahr um 18 Mrd. sanken, nahmen die Bank-Zinserträge (trotz fallender Zinssätze!) um 36 Mrd. DM zu, mit der Folge erneut steigender Zinslastquote.

Nicht vorzustellen was passiert, wenn es angesichts der gegebenen Situation noch einmal zu einer Hochzinsphase kommt! Denn dabei haben sich bisher die Geldzinslasten jeweils verdoppelt: 1978-82 von 112 auf 229 Mrd, 1988-93 von 243 auf 477 Mrd. Schon ein Anstieg der Geldzinsen um einen Prozentpunkt, würde die Zinsbelastung der Volkswirtschaft um 80 bis 90 Mrd DM erhöhen, neben jenem "normalen" Lastenanstieg von 30 bis 40 Mrd., der aus dem jährlichen Wachstum der Gesamtverschuldung in Höhe von 562 Mrd. resultiert (Durchschnitt 1990-97, Zuwachs der Bankkredite alleine: 365 Mrd. p.a.!).

Doch solche Fakten und Vergleiche tauchen seltsamerweise in wissenschaftlichen Abhandlungen so gut wie gar nicht auf !

e) Der Geldzins ist nicht Symptom, sondern Ursache

Würde der Realgüterzins die Geldzinshöhe bestimmen, dürfte er nie unter die Verzinsung des Geldes fallen. In Konjunkturtälem fällt er jedoch so tief, daß hunderttausende Firmen in die roten Zahlen geraten und zehntausende zahlungsunfähig werden. Der Geldzins bleibt davon fast unberührt, bewegt sich über Jahrzehnte in einem gleichbleibend engen und immer positiven Rahmen von real 3 bis 5 Prozent, und seine Schwankungen hängen im wesentlichen mit jenen der Inflation zusammen.

Keynes und Wicksell ist zwar zuzustimmen, daß Geld- und Sachkapitalzins zu gleichen Sätzen hintendieren. Das geschieht aber kaum durch Anpassung des Geldzinses an jenen des Sachkapitals, sondern weitgehend nur umgekehrt. Denn fallen die Sachkapitalzinsen in den Keller, tun das die Geldzinsen noch lange nicht. Vielmehr müssen dann entweder die Löhne gekürzt oder die Realgüter solange verringert oder vernichtet werden (ob durch Krisen oder Kriege), bis sie aufgrund ihrer Verknappung wieder den vom Geld diktierten Zins abwerfen. Nur im Schatten sinkender Geldzinssätze kann es also zu einer nachhaltigen Absenkung der Sachgüterzinsen und "dem sanften Tod des Rentiers" (Keynes) kommen.

Diese Überlegenheit des Geldes und der Geldzinsforderungen zeigt sich auch bei den derzeitigen weltweiten Turbulenzen, von Ostasien bis Russland und Brasilien: Das Geldkapital zieht sich bei Zins- oder sonstigen Risiken zurück und überläßt Realwirtschaft dem Zusammenbruch.

[ -Ende des Textes von Helmut Creutz- ]

2.1.2 Der Wachstumswahn als eine Erbsünde des Menschen
Daß das Wirtschaftswachstum, und damit positive Zinsen, nicht infolge von Marktsättigung zum Stillstand komme, hat nach Dr. Norbert Reuters Meinung die Ursache in unbegrenzten, ja unersättlichen Bedürfnissen des Menschen 9.

Ein solch zynisches Zerrbild vom unersättlichen menschen kann wohl nur jemandem einfallen, der nicht selbst für seine Bedürfnisse zu arbeiten braucht! Wer dagegen für wachsende Wünsche entsprechend härter und länger arbeiten muß, der findet schnell zu Grenzen. Tatsächlich ist solche Unersättlichkeit nicht sehr verbreitet, wie der inzwischen aberwitzige Aufwand für Werbung sehr deutlich zeigt, denn ohne die pausenlosen Werbeattacken mit ausgeklügelten psychologischen Tricks ist Otto Normalverbraucher offenbar nicht mehr zu verführen.

Doch zugegeben: es gibt Bezieher müheloser und dabei hoher Einkommen, und diese haben eine bestimmte Vorliebe, nämlich die Zinseszinsen, die auf rein monetäre Weise den Wachstumszwang ausüben.

2.2 Unterschätzen der Zinswirkung
Dr. Wolfgang Kessler 10 gibt die Schuld für die Krisen dem Kapitalismus, dessen Kennzeichen für ihn das Privateigentum an Produktionsmitteln, Gewinnstreben und Konkurrenz sind. Das Vorherrschen dieser Prinzipien bereits schafft den Wachstumszaang und die Spaltung der Gesellschaft in arme Verlierer und reiche Gewinner. Den Zins sieht er lediglich als verstärkenden Faktor an. Wenn aber die Lösung des Zinsproblems nicht genügend radikal, dafür aber der Kapitalismus übermächtig ist, dann muß er seine Korrekturvorschläge leider auf Nebenschauplätze wie Tauschringe und ethische Investments beschränken.

Es sei vermessen zu glauben, meint Herr Kessler, daß ein einziger Mechanismus dieses Geldsystem mit seinen zahlreichen Facetten auf neue Beine stellen könnte. Schade, daß er nicht erkennen kann, wie sich der Zins durch sein ständiges Überwachstum und seine inzwischen erreichte Größenordnung zum entscheidenden Antrieb der heutigen Probleme entwickelt hat. Im Bundeshaushalt haben die Zinslasten mittlerweile die Veiteidigungsausgaben von Platz zwei verdrängt, und die gesamte geldbezogene Zinsbelastung unserer Volkswirtschaft hat mit über 550 Mrd. Mark die Größe des Bundeshaushaltes 1997 überholt. Das ist bereits mehr als die Hälfte dessen, was sämtliche Arbeitnehmer netto verdienen. Ohne diesen gigantischen Zinsstrom könnten die Preise im Mittel um ein Drittel niedriger liegen.

2.3 Ausweichen auf andere Problemfelder
Niemand behauptet, daß sich mit verschwindenden Zinsen alle Wirtschaftsprobleme von selbst auflösen wurden. Ein brennendes Haus ist ja auch nicht schon damit gelöscht, daß man die Gasleitung abstellt.
Andererseits ist alles Löschwasser vergeblich, solange das Gas nicht abgestellt ist. Erst mit dem dauerhaften Sinken der Zinsen können die bisher bloß gut gemeinten Korrekturen und Rettungsmaßnahmen zur Wirkung kommen.

Sicherlich werden im Kapitalismus auch andere Knappheiten benutzt, um nicht zu sagen "mißbraucht", um ein laufendes Einkommen zu erzielen, allen voran das Eigentum an unvermehrbarem Boden. Konsequenterweise wollen die Freiwirte auch diesem Problem abhelfen.

Marxisten haben, obwohl die großen Unternehmen längst einer Riesenzahl von Aktionären gehören, das Privateigentum an den Produkionsmitteln zum Hauptfeind erkoren. Ihre Lösungen sind darauf abgestimmt, und darum stößt die konkurrierende freiwirtschaftliche Alternative bei ihnen auf erbitterten Widerstand.

Die Massenarbeitslosigkeit ist das Problem, das Helmut Kohl und seine Regierung scheitern ließ - die neue Regierung will es sofort besser machen. Gut gemeint - aber erfolglos, solange die Kapitalverzinsung den Zuwachs des Sozialproduktes, und mehr als den Zuwachs, unangefochten für sich beschlagnahmt.

3. Risiken und Nebenwirkungen verschwindender Zinsen
Umlaufsicherung für Geld durch eine Art "Parkgebühr" ist in der Tat ein gewöhnungsbedürftiger Gedanke. Wir beschäftigen uns ja mehr mit den Fragen, wie man es bekommt, und was man damit anfangen kann, als mit den Eigenschaften des Geldes selbst, zumal sich anscheinend sogar die Experten nicht einig sind, was sie alles als "Geld" bezeichnen wollen. Aber daß zum Sparen festgehaltenes Geld nicht zugleich als Zahlungsmittel umlaufen kann, das ist leicht zu verstehen. Spargeld wird durch Verleihen in den dringend benötigten Umlauf zurückgeführt und steht dem Sparer dann wieder zur Verfügung, wenn er es ausgeben will. Die Mühe des Verleihens wird heute noch mit Zinsen belohnt (mit den bekannten verheerenden Wirkungen des Zinseszinses), kann aber besser durch Gebühren erzielt werden, wie sie ähnlich auch für das Parken von Fahrzeugen erhoben werden, um Verkehrsstörungen zu vermeiden. Das Geld ist schließlich ebenso öffentlich zur Verfügung gestellt wie das Straßensystem.

3.1 Verwechslung der Umfaufsicherung mit Inflation
Die ungewohnte Umlaufsicherungsgebühr wird von einigen Zinsbefürwortern 11 mit der zurecht abgelehnten Inflation gleichgesetzt, bei der ebenfalls gehortetes Geld laufend an Wert verliert. Diese Gleichsetzung ist aber völlig abwegig, denn die Urnlaufsicherungsgebühr entwertet im Gegensatz zur Inflation nicht langfristige Darlehen, nicht Löhne und Renten, keine Güter im Innen- und Außenhandel etc., sondern nur Bar- und Giralgeld. Dabei kann jeder selbst bestimmen, wieviel ihm komfortable Liquidität an Gebühren wert ist.

3.2 Planwirtschaft
Herr Reinhard vom Bundesfinanzministerium 12 meint, eine derartige Zwangsregelung des Zinssystems müßte zwangsläufig weitere Eingriffe des Staates in das Wirtschaftsystem nach sich ziehen und damit in letzter Konsequenz schließlich zu einer Planwirtschaft führen. (Und wir wissen ja, wie das endet !) Wenn man aber vergleicht, wie heute mit steuerlichen Mitteln die Umverteilung von Arm nach Reich zu mildern versucht wird, gegenüber der einfachen Umlaufsicherungsgebühr, die weitgehend automatisch eingezogen werden könnte, dann erscheint der Einwand des Herrn Reinhard als dumpfe Panikmache.

3.3 Deflation
Wer in den freiwirtschaftlichen Vorschlägen nur irgendeine künstliche Zinssenkungsmaßnahme erkennt, könnte zu Recht eine Deflation als Folge befürchten. Unsere verwöhnten Geldbesitzer verschmähen Zinsen unter 3%; da spekulieren sie lieber im In- und Ausland, oder sie lassen das Geld sogar im Tresor, bis wieder "bessere Zeiten" kommen. Wenn sie es aber nicht mehr über Kredite in den Kreislauf geben, wird das Geld knapp und teurer, die Ware relativ dazu billig und billiger. Darum werden Käufe möglichst aufgeschoben, was zu Pleiten und ansteigenden Arbeitslosenzahlen führt, was wieder zu weiterer Kaufzurückhaltung führt, und so weiter. Deflation wollen wir nicht wieder haben. Und das bekommen wir auch nicht mit einer genügend hohen Umlaufsicherungsgebühr, weil sich mit ihr das allgemeine Aufschieben der Käufe und Ausgaben eben nicht lohnt.

3.4 Verschwendung und Überschuldung
Herr Kessler schreibt 13: Wenn das Horten von Geld mit einer Nutzungsgebühr belegt oder Sparen auf andereweise unattraktiv gemacht wurde, dann entstände ein [..] Zwang zum Geldausgeben. Hier unterliegt er dem verbreiteten Kurzschluß, Geldhortung und Sparen gleichzusetzen, als ob er noch nie z.B. von Sparbüchern gehört hätte. Das Sparen durch Kreditvergabe läßt aber das ZahlungsmitteI Geld weiter umlaufen und wird deshalb eben durch die Umlaufsicherungsgebühr belastet.

Da hat Herr Kessler wohl nicht aufgepaßt, und darum folgert er weiter: Dieser Zwang bereitet jedoch einer rastlosen Wegwerfwirtschaft den Boden [ .. ] 14 Haben wir diese Verschwendung nicht längst durch eingebauten Verschleiß, Unreparierbarkeit und rasanten Modewechsel? Wird der Konsumrausch nicht, trotz sinkender Einkommen, mit riesigem Werbeaufwand zu erzwingen versucht? Und keine Umlaufsicherungsgebühr, sondern nur der Wachstumszwang aus Zins und Zinseszins zwingt dazu.

Billiger, gar kostenloser Kredit, fürchtet Herr Reinhard 15 fürsorglich, würde zum Über-die-Verhältnisse-Leben führen, und damit zur Verschuldung. Solch sorglose Kindsköpfe sind die Leute aber nicht, daß sie aus Verschwendungssucht nach und nach ihr gesamtes Eigentum verpfänden und schließlich zwangsversteigern lassen. Oder glaubt er, daß die Gläubiger mit den Zinsen auch auf die Sicherheiten verzichten wollen?

Wie grotesk umgekrempelt Herrn Reinhards scheinbare Sorge ist, kann man an den heute stattfindenden Konkursen und Zwangsversteigerungen sehen, die natürlich gerade wegen unaufbringbarer Zinsen eintreten. Die Kredite werden, mit allen Risiken und Zinslasten doch auch nicht aus sorgloser Dummheit, sondern aus Notwendigkeit aufgenommen. Für diese vielen Notfälle wäre die Fürsorge tatsächlich angebracht! Aber da heißt es, dürfe der freie Bürger nicht bevormundet werden.

3.5 Ausweichen auf andere Zahlungsmittel
Herr Reinhard vermutet weiter 16, daß gebührenpflichtiges Geld unbeliebt wäre, und daher schnell durch allerlei Ersatz-Zahlungsmittel verdrängt würde. Ersatz-Zahlungsmittel aber unterliegen schwankenden und z.T. unnotierten Kursen, und sind außerdem nicht mit Annahmezwang ausgestattet - sehr unattraktiv. Ungem genommen wird gebührenpflichtiges Geld nur von Leuten, die es wirtschaftsschädlich horten wollen. Wer es aber annimmt, wird damit zügig seine offenen Rechnungen und Steuern bezahlen, was sich auf Wirtschaftskreislauf, Insolvenzgefahr und öffentliche Verwaltung jedenfalls wohltuend auswirkt.

Flucht in Sachwerte ist Herrn Reinhards weitere Befürchtung. Das würde immerhin für Umsatz sorgen, der das Geld in der erwünschten Bewegung hält. Dafür, daß Sachwerte wie z.B. Grundstücke nicht verknappt werden, um Lösegeld zu erpressen, müssen wir ohnehin sorgen, mehr als bisher.

3.6 Kapitalflucht
Ja, das ist das große Gespenst, mit dem Kapitalisten stets drohen. Geld sei scheu wie ein Reh, heißt es. Wenn es Lunte riecht, zieht es sich sofort zurück. Vor dieser Drohung sind bisher alle Reformer verzagt.

Also wischen wir uns mal den Angstschweiß von der Stirn und denken eine Minute nach, wie es mit Umlaufsicherungsgebühr belasteten Mark auf der Flucht ergeht. - Schlecht! - Zuerst wird kein Ausländer eine solche Scheußlichkeit haben wollen. Der Kurs stürzt ab. Exportgüter werden dadurch spottbillig - und heiß begehrt. Um sie zu erwerben, werden Ausländer angekaufte Mark sofort im Inland ausgeben. Geflohenes Geld ist also ruckzuck wieder zurück und läuft um. Blockiert werden statt dessen die Pfund oder Dollars, was uns ja nicht stört. Und die froher schon geflohene Mark kehrt reumütig zurück, um nicht weiter zu verfallen. (Illegales Geld allerdings muß sich hüten, hier beim gebührenpflichügen Umtausch aufzufallen - es schmilzt zusammen ohne Protest und braucht nicht mehr mit Leistungen bedient zu werden.)

Mit anderen Worten: Die Umlaufsicherungsgebühr legt das Kapital an die Leine. Nun muß das große Kapitalangebot durch die Konkurrenz auch mit unter 3 % sinkenden Zinsen angeboten werden. Niedrige Zinsen sind gerade das, was auch ausländische Investoren schätzen. Anfängliche Kapitalflucht wird sich daher schnell in ihr Gegenteil verkehren.

3.7 Widerstand der jetzigen Nutznießer
Das ist ein ernstes Problem, bei dem sich zeigen muß, ob wir eine funktionierende Demokratie haben (gleiches Recht für alle), oder ob hier in Wirklichkeit das Geld herrscht - frei von demokratischer Kontrolle. Daß die seit 1916 veröffentlichten Reformvorschläge bis heute nicht in die öffentliche Diskussion Eingang gefunden haben und von den bestellten Fachleuten mit so abstrusen Argumenten bekämpft werden, das dürfte bereits der Furcht einflößenden Übermacht der Zinsinteressen zuzuschreiben sein. Falls aber die Reform doch noch in die öffentliche Diskussion gelangen sollte, stehen die privaten Medien und unbegrenzte Werbemittel zum Kampf dagegen zur Verfügung. Von Gewalt noch ganz zu schweigen.

Seltsam nur, daß dieses Problem von den Zinsbefürwortem nicht angesprochen wird.

4 Praxisbewährung nur beim jetzigen Geldsystem
4.1 Jetziges Geldsystem
Es wird behauptet, das gegenwärtige Geldsystem habe sich bewährt, wogegen alternative Versuche grausam gescheitert seien. Zum Beispiel soll das Sowjet-System zunächst das Geld abgeschafft haben, bis es das Geld samt den Zins wieder einfuhren mußte 17. Keines der Beispiele betraf jedoch das hier in Frage gestellte freiwirtschaftliche Geldsystem.

Kann man ein Geldsystem als bewährt bezeichnen, das es trotz gesetzlichen Gebots nicht schafft, den Geldwert konstant zu halten? In Deutschland ist der ursprüngliche Wert der Mark auf 27 Pfennige gefallen, und das war noch wenig Verlust im Vergleich zu anderen Ländern.

Kann man ein Geldsystem als bewährt bezeichnen, das ohne ständig steigende Verschuldung, öffentliche wie private, nicht existieren kann? Es benötigt ständiges Wachstum, dazu ständig beschleunigt, um den mathematisch unausweichlichen Kollaps hinauszuzögern.

Tatsächlich bewährt sich das gegenwärtige Geldsystem nur periodisch, vor allem für den kleinen reichsten Teil der Bürger - bis zum Zusammenbruch. Zusammenbrüche hatten wir reichlich: Schon im alten Rom gab es die PROSCRIPTIONES (ab 43 v.Chr) zur gewaltsamen Vernichtung der Überschuldung (Cicero war eins der prominenten Opfer), nachdem die Expansion des Reiches an die Grenzen des Möglichen gestoßen war. In neuerer Zeit war die französische Revolution das Ergebnis eines Staatsbankrotts. Danach kamen 1810-1815 Staatsbankrotte in ganz Europa, 1870 Börsenkräche, 1917 Oktoberrevolution, 1923 Hyperinflation in Deutschland, 1931 Bankenkrach und Staatsbankrotte in Europa, und zuletzt in Deutschland 1948 Staatsbankrott mit Währungsreforrn.

Kann man behaupten, daß ein System, das notwendigerweise immer wieder Zusammenbrüche (und sogar Kriege) benötigt, um übermäßig gewachsene Forderungen der Kreditgeber zu vernichten, sich bewährt hat?

4.2 Bewährte umlaufgesicherte Alternativen
Vorhergehende Praxisbewährung von einer Neuerung zu verlangen ist paradox und selbstverständlich unfair. Dennoch gibt es geschichtliche Beispiele für den großen Erfolg, den eine Umlaufsicherung des Geldes durch Schwund hat.

Im antiken Ägypten gab es Verwahrscheine für gespeichertes Korn, deren Wert ebenso wie das Korn einem Schwund ausgesetzt war. Die Wirtschaft florierte bis die Römer ihr Goldgeld einführten 18.

Im Mittelalter florierte die Wirtschaft, nachdem Erzbischof Wichmann von Magdeburg um 1150 die sogenannten "Brakteaten" als Münzen mit regelmäßiger "Verrufung" eingeführt hatte: Diese dünnen Silbermünzen unterlagen dem Verschleiß und wurden daher periodisch zum Umtausch in neue Prägungen aufgerufen. Das Umtauschverhältnis von z.B. vier alten gegen drei neue Münzen wirkte nicht nur als Steuereinnahme, sondem auch als Umlaufsicherung 19. Dieses Münzwesen breitete sich in Europa aus, und in dieser Zeit entstanden viele neue Städte mit einigen der schönsten sakralen und weltlichen Kunstwerke und Bauten. Wir erinnern uns bis heute an diese Zeit als einen der kulturellen Höhepunkte der europäischen Geschichte. Das Ende der dreihundertjährigen Wirtschaftsblüte kam mit dem wiedereingeführten unverrufbaren Geld zu Ende des 15. Jahrhunderts.

Aufgrund der Weltwirtschaftskrise von 1929 war 1932 die Gemeinde Wörgl 20 in Tirol bankrott, und 400 Wörgler Bürger arbeitslos. In einer Art Bündnis für Arbeit rückten alle Wörgler Bürger zusammen und ermächtigten die Gemeinde, sogenanntes Schwundgeld in Umlauf zu bringen: Monat für Monat verloren die Scheine ein Prozent ihres Wertes. Mit der flüchtigen Währung, deren eigentlicher Erfinder der Geldreforiner Silvio Gesell 21 war, legte Wörgl ein Beschäftigungsprogramm auf, ließ Straßen asphaltieren und das Kanalisationsnetz ausbauen. Rund hundert Arbeitslose fanden so ein neues Auskommen. Geschwind wanderte das Geld von Hand zu Hand, ehe schließlich Gemeindesteuern oder Wasserrechnungen beglichen wurden. Die Folge: Wörgl war stets gut bei Kasse. Erst nach 13 Monaten endete das Wirtschaftswunder von Wörgl: Die Notenbank verbot das Schwundgeld.

Die drei Beispiele aus verschiedenen Epochen zeigen den großen Erfolg der umlaufgesicherten Währungen, die nicht etwa zusammenbrachen wie unser Geldsystem (siehe oben), sondem durch Gewalt oder die List der Kredithaie (z.B. Fugger und Welser) beendet wurden.

5 Fehlende Beglaubigung durch Prominente
Die heutigen Fachwissenschaftler wollen in der Tat nichts von der freiwirtschaftlichen Reform wissen; die meisten nehmen sie nicht einmal zur Kenntnis, obwohl die heute gängigen Lehrmeinungen - von Politik und Wirtschaft brav befolgt - offensichtlich in die Krisen führt. Dagegen gab und gibt es durchaus namhafte Wirtschaftswissenschaftler, die den freiwirtschaftlichen Ansatz von Silvio Gesell (1862-1930) gelobt und befürwortet haben: Allen voran J.M. Keynes 22 (1883-1946), der 1936 die Meinung vertrat, daß die Zukunft mehr vom Geiste Gesells, als dem von Marx lernen werde" und Irving Fisher 23 (1867-1947).

Unter den zeitgenössischen Wissenschaftlern und Autoren setzen sich für die freiwirtschaftlichen Reformen ein (zufällige Auswahl):

Fritz Andres, Hermann Benjes, Prof. Felix G. Binn, Helmut Creutz, Eugen Drewermann, Prof. Roland Geitmann, Prof. Eckhard Grimmel, Dipl.-Ing. Günter Hannich, Prof. Johannes Heinrichs, Prof. Johannes Hoffmann, Prof. Johannes Jenetzky, Peter Kafka, Prof. Margrit Kennedy, Prof. Hans Kessier, Prof. Peter Knauer SJ, Bernard Lietaer, Prof. Dirk Löhr, Dipl.-Ökonom Wemer Onken, Klaus Popp, Jürgen Probst, Prof. Bemd Senf, Dr. Gerhard Senft, Prof. Dieter Suhr, Karl Walker.

Übrigens wird einer von Silvio Gesells damals verpönten Reformvorschlägen längst erfolgreich praktiziert, ohne daß ihm dafür Anerkennung gezollt wurde: die Abschaffung des Goldstandards. Die schreckliche Deflation von 1929 hätte mit seinen Ratschlägen vermieden werden können.

6 Diffamierung als angeblich antisemitisch oder als moralisch verstaubt
Otmar Issing hielt es 1993 als Chefvolkswirt und Mitglied des Direktoriums der Deutschen Bundesbank für nötig, eine Lanze für den Zins zu brechen mit seinem FAZ-Artikel Der Zins und sein moralischer Schatten. Die wachsende Kritik, vielleicht auch durch die monatlichen Demonstrationen Frankfurter Ordensleute, muß ihm wohl zu laut geworden sein. Er schrieb, daß sachlich emstzunehmende Einwände gegen Zins unterhalb von "Wuchee" heute von keinem Fachmann mehr erhoben wird, könne es sich bloß noch um religiöse Remineszenzen aus Bibel oder Koran handeln. Solch sachfremder religiöser Übereifer hätte vom Mittelalter bis zuletzt in die Nazizeit zu den Judenpogromen geführt, weshalb eben nicht der früher verpönte Zins, sondern im Gegenteil die Zinsfeindschaft in höchstem Maße moralisch verwerflich sei. - Die Kirchen haben bekanntlich ihre Kritik eingestellt; wer jetzt noch gegen Zinsen kämpft, kann daher nur ein religiöser Fundamentalist oder ein neuer Nazi sein.

Herr Issing wundert sich bloß, daß Menschen, denen man ansonsten Scharfsiim gewiß nicht absprechen wird, auf seine verleumderische Gleichung "Zinskritik gleich Antisemitismus" nicht hereinfallen. Dafür bedienen sich bis heute Marxisten gern dieser Diffamierung, die auch Freiwirtschaft praktisch dem Nationalsozialismus gleichsetzt, weil doch schließlich der Marxismus siegen soll. Eine Reform könnte ihnen vielleicht das Wasser von der Mühle ableiten, darum schreiben sie, und schreien bei Vortragsstörungen, sie wollten Neonazis bekämpfen.

7 Neue Argumente?
Die gängigsten Argumente gegen die freiwirtschaftlichen Reformideen sind, obwohl schon oft widerlegt, hier nochmals zusammenfassend und gegliedert behandelt worden, um bei künftigen Diskussionen nicht immer wieder von vorn beginnen zu müssen. Wer grundsätzlich gegen die Umlaufsicherung des Geldes und für ständig positive Zinsen und daher exponentielles Wirtschaftswachstum argumentieren will, der muß sich etwas Neues einfallen lassen.


Schnorrer:

Geld, Teil 2

 
14.01.02 01:16

www.sffo.de/suhrnngd.html

Es gab einmal eine Zeit der Tauschwirtschaft. Tausch war ein riskantes Geschäft, weil es immer einen mit einem Vorteil und einen mit einem Nachteil gab. Seit 200 Jahren, und seit der massiven Verbreitung der Zins- und Giralgeldwirtschaft, sprechen wir von win-win-Situationen: Tausch, über Geld durchgeführt, ist nicht mehr riskant. Die Geldwirtschaft ist der Treibstoff für die Realwirtschaft, die hemmungslose Produktion schafft und über die Verzinsung ein Scheinvolumen schafft, das niemand braucht.

Der nächste Schritt wird die Abschaffung des physischen Geldes werden. Der symbolische Akt des Opfers durch Öffnen eines Geldbeutels wird ersetzt durch Kreditkartentransaktionen.

Das ist alles sehr ungesund, was in den nächsten 10 Jahren abgelaufen sein wird.


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