Die Infogenie Europe AG hat noch einmal den Kopf aus der Schlinge gezogen. Es geht wieder deutlich aufwärts.
Genial war es nicht gerade, was die Infogenie Europe AG seit dem Börsengang am 25. Oktober 2000 zustande brachte. Nur 20 Monate nach dem IPO musste das Berliner Unternehmen den Verlust der Hälfte des Grundkapitals vermelden. Die liquiden Mittel für operative Investoren waren im Frühsommer 2002 nahezu aufgebraucht, so dass eine Insolvenz der Gesellschaft unausweichlich schien.
Rettung durch Mehrheitsaktionär
Dass Infogenie heute noch existiert, verdankt das Unternehmen in erster Linie dem Mehrheitsaktionär EBS Holding AG. Durch eine Barkapitalerhöhung und eine Patronaterklärung konnte die am Ende des Jahres 2002 vorliegende bilanzielle Überschuldung vorerst abgewendet werden. Anschließend brachte die EBS Holding ihre Tochter EBS Global GmbH, die heute unter „Infogenie Global GmbH“ firmiert per Sachkapitalerhöhung in die Infogenie Europe AG ein. Derzeit laufen Verhandlungen der Muttergesellschaft mit weiteren potenziellen Übernahmekandidaten, die er Infogenie Europe AG ebenso einverleibt werden sollen. Damit beabsichtigt die EBS Holding, ihren 91-prozentigen Anteil an Infogenie zu reduzieren.
Die Infogenie Global ist ein hoch profitables Unternehmen, das Softwareplattformen für telefonbasierte Online-Zahlungssysteme betreibt. Diese Abrechnungssysteme kommen zum Beispiel auf der Homepage der Stiftung Warentest zum Einsatz, wo Internetuser kostenpflichtige Testberichte herunterladen können. Die Bezahlung der Inhalte erfolgt über die Telefonrechnung, wobei sich der Kunde zuvor durch den Anruf einer speziellen Telefonnummer eine Transaktionsnummer beschaffen muss.
Positiver Ausblick
Im zweiten Quartal 2003 schaffte Infogenie den Turnaround und erwirtschaftete erstmals einen Konzerngewinn. Der Überschuss belief sich auf 107.000 Euro nach minus 603.000 Euro im Vorjahr. Der Vorsteuergewinn lag bei minus 50.000 Euro verglichen mit minus 599.000 Euro in 2002.
Auf Grund der Konsolidierung der Infogenie Global erwartet Thomas Dehler (Vorstandsvorsitzender) einen Jahresumsatz von 15 Millionen Euro (Vorjahr: 2,97 Euro) und einen Vorsteuergewinn von zwei bis drei Millionen Euro nach minus 3,89 Millionen Euro im Vorjahr. Das Nachsteuerergebnis könnte auf Grund des Verlustvortrags sogar höher ausfallen. Die alte „Infogenie“ werde rund 3,4 Mio. Euro beisteuern, wobei mit einem ausgeglichenen Ergebnis gerechnet werde.
Spekulativ
Auf dem aktuellen Niveau ist die Aktie günstig bewertet. Sollte Infogenie die ambitionierten Ziele erreichen, würde das 2003er- KGV zwischen 6 und 9 liegen. Damit bietet sich eine der interessantesten Turnaround-Chancen am Prime Standard.
Kursziel: 4,00 Euro
Stopp: 1,80 Euro
KGV04e: 5