Gefährliche Geldanlagen

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Gefährliche Geldanlagen

 
04.07.05 14:22
Tückische Kombinationen
Banken werben mit hochverzinslichen Produkten, die sich aus Fonds und Festgeld zusammensetzen - Experten raten ab
von Barbara Brandstetter

Derzeit locken einige Kreditinstitute mit üppigen Zinsofferten. Die Angebote heißen "Spar & Invest", "Rendite Plus" oder "Fifty Fifty" und versprechen bis zu acht Prozent Zinsen. Damit scheinen die Institute den Nerv der Anleger zu treffen. Denn für das Ersparte gibt es bereits seit längerem kaum mehr ansehnliche Zinsen. Das gute alte Sparbuch lockt meist mit weniger als einem Prozent und selbst auf Tagesgeldkonten gibt es nur noch magere Zinskost. So wird die ING Diba zum 15. Juli die Zinsen für das Tagesgeldkonto um 0,25 Prozentpunkte auf 2,25 Prozent senken. Mehr gibt es allenfalls noch bei einer Handvoll Institute.


Da klingen satte acht Prozent Zinsen, die die Netbank ihren Anlegern verspricht, geradezu himmlisch. Aber auch die sechs Prozent der Postbank, der SEB oder aber auch der Citibank können sich durchaus sehen lassen.


Doch der Haken an den Produkten ist die Verknüpfung von Festgeld mit Investmentfonds. Denn lediglich die Hälfte der Anlagesumme wird in der Regel fest verzinst, die andere Hälfte fließt hingegen in einen Aktien-, Renten- oder Immobilienfonds. Und die sind den Schwankungen der Kapitalmärkte ausgesetzt. "Da werden die Kunden mit Hochprozentigem gelockt. Unterm Strich kann jedoch auch ein Minus herauskommen", warnt Thomas Bieler, Finanzexperte bei der Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen. Zudem würden die Kombi-Produkte häufig verwendet, um Kunden, die sich bisher nicht für Fonds interessiert haben, für diese Anlageform zu gewinnen. Offenbar mit Erfolg - über mangelnden Absatz können die Institute nicht klagen.


Doch die Produkte haben einen entscheidenden weiteren Haken. Meist können Anleger lediglich aus einer begrenzten Anzahl von Fonds wählen. So bieten die Berliner Volksbank und die Hamburger Sparkasse lediglich drei Fonds an. Bei der DaimlerChrysler Bank muß der Kunde die eine Hälfte seiner Anlagesumme in den Templeton Growth (Euro) Fund investieren, um für die andere Hälfte sechs Prozent Zinsen zu bekommen. "Die Produkte machen allenfalls für Anleger Sinn, die sich unabhängig vom Kombi-Angebot sowieso gerade diesen Fonds zulegen wollten", sagt Bieler. Deutlich größer ist zwar das Fondsangebot der Citibank für das Kombiprodukt "fest & fonds". Doch hier kann der Kunde lediglich aus Fonds wählen, die einen Ausgabeaufschlag von mindestens 2,5 Prozent verlangen. "Im Grunde sind Kombiprodukte Taschenspielertricks", sagt Bieler. Denn was die Bank so großzügig auf der einen Seite in Form von Zinsen offeriert, nimmt sie auf der anderen Seite durch die hohen Ausgabeaufschläge wieder herein. Unterm Strich berappt der Anleger so die Zinsen auf das Festgeld aus der eigenen Tasche. Ein Beispiel: Die Berliner Volksbank wirbt mit 3,75 Prozent Zinsen auf die Festanlage für immerhin zwölf Monate. Doch der Ausgabeaufschlag für die drei im Kombiprodukt angebotenen Fonds beträgt jeweils fünf Prozent. Für den Fall, daß der Anleger mit dem Fonds keinen Gewinn einstreicht, verbucht dieser unterm Strich sogar ein Minus.


Ähnlich verhält es sich beim Angebot der Volkswagen Bank direct. Hier stehen Ausgabeaufschläge von fünf bis 5,54 Prozent einem Sparzins von 4,5 Prozent gegenüber.


Häufig gibt es die hohen Zinsen auf das Festgeld auch nur für einen sehr begrenzten Zeitraum. Je kürzer die Laufzeit, um so üppiger die Zinsen. Beispiel Citibank. Hier erhält der Anleger für das Festgeld mit einer Laufzeit von drei Monaten sechs Prozent, für zwölf Monate lediglich noch vier Prozent. Verbraucherschützer empfehlen daher, sich unabhängig von Kombiprodukten einen Fonds zu suchen. "Auf keinen Fall sollten sich Anleger von den hohen Zinsen blenden lassen", warnt Bieler. Denn wer sich einen Fonds gemäß seinem Risikoprofil etwa bei einem Fondsshop mit einem rabattierten Ausgabeaufschlag kauft, fährt unterm Strich häufig eine sattere Rendite ein.


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