Gazprom - Messlatte für Russland

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Gazprom - Messlatte für Russland

 
18.03.02 05:57
Es scheint, dass zwei Fehler auch etwas Gutes bewirken können. Zuerst hat US-Präsident Bush Schutzzölle auf Stahlimporte erhoben, die unter anderen die russischen Exporteure treffen. Dann hat Russland ein Importverbot für Geflügel erlassen. Für die USA keine Kleinigkeit, denn 38 US-Staaten exportieren Geflügelteile nach Rußland.

Doch es gibt auch eine gute Nachricht: Das russische Kabinett hat den Weg für eine Mitgliedschaft in der Welthandelsorganisation (WTO) freigemacht. Da Russland aber bislang noch kein Mitglied ist, können in den aktuellen Handelskonflikten weder die USA noch Russland die WTO-Streitschlichtungsstelle anrufen. Russland wird den Zweck einer WTO-Mitgliedschaft allerdings verfehlen und ihre Vorteile nicht nutzen können, wenn es - wie jetzt - nach neuen Möglichkeiten sucht, seine Industrie zu schützen. Wettbewerb macht Unternehmen leistungsfähig, Protektionismus macht sie faul. Ohne eine -Strikturreform nützt daher rußland eine WTO-Mitgliedschaft wenig.

Als Maßstab dafür, ob es die russische Regierung mit den strukturellen Reformen ernst meint, kann die Zukunft von Gazprom, dem zu 38 Prozent staatlich kontrollierten Gasgiganten, gelten. Gazprom kämpft mit rückläufigen Exporteinnahmen, hohen Investitionskosten und Steuerschulden. Mehr als 75 Prozent der Produktion fließt in die russische Wirtschaft, wobei die Einnahmen weder die Betriebskosten noch die erforderlichen Investitionen decken. Im innerrussischen Geschäft geht es im wesentlichen um Politik. Und das macht die Geschäftsführer von Gazprom zu mächtigen Männern.

Am Beispiel Gazprom wird deutlich, was in der russischen Wirtschaft falsch läuft - die Vermischung von Politik und Wirtschaft. Notwendig ist mehr Transparenz und weniger Politik. Denn undurchsichtige Verwaltungsstrukturen der Unternehmen und politisch beeinflußte Gerichtsverfahren dienen nur dazu, ein System aufrechtzuerhalten, das einigen wenigen Industriemagnaten fette Renditen liefert.

Die WTO-Mitgliedschaft könnte frischen Wettbewerbswind in die geschützten Sektoren bringen. Aber nur Strukturreformen können sicherstellen, dass die russischen Unternehmen sich der Herausforderung auch stellen.  
 
Wall Street Journal  

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Russland wird teurer

 
18.03.02 06:43
Unsichere Abhängigkeit vom Erdölpreis  

Am russischen Aktienmarkt herrscht weiterhin Optimismus. Nachdem der russische Aktienindex RTS bereits im letzten Jahr mit einer Wertsteigerung um über 80% unter den einigermassen freien Märkten weltweit am besten abgeschnitten hatte, ist er seither um weitere 32% auf einen Indexwert von 340 Punkten gestiegen. Besonders stark legten die auf eine aggressive Wachstumsstrategie setzenden Erdgaskonzerne Sibneft (+120%) und Yukos (+51%) zu, ebenso wie die Autobauer Avtovaz (+95%) und Kamaz (+65%). Die ersten drei haben eine dunkle Vergangenheit in Sachen Corporate Governance und Schutz von Minderheitsaktionären gemein, die sie durch eine betont investorenfreundliche Informations- und Unternehmenspolitik vergessen machen suchen.

Das anhaltende Interesse an russischen Unternehmen wird seit Jahresbeginn vor allem aus dem Ausland gestützt. Dabei zeigt die Höherbewertung der Aktien und der langsam, aber kontinuierlich sinkende Spread zwischen russischen Eurobonds und den US-Treasury-Bonds (für den 2005 auslaufenden Eurobond der russischen Föderation beträgt er nun noch 310 Bp), dass ausländische Investoren die verbesserte makroökonomische Lage, die wirtschaftspolitischen Reformanstrengungen und die Bekenntnisse zu mehr Transparenz und einer westlicheren Unternehmenskultur honorieren. Entsprechend sinkt die vom Markt eingepreiste Risikoprämie; russische Anlagen werden teurer. Vermindern tut sich damit auch das Potenzial für weitere Höhenflüge.

Entscheidend nicht nur für die Bewertung am Aktienmarkt, sondern generell für die Zukunft von einzelnen Betrieben in Russland wird sein, inwieweit es den Unternehmen gelingt, sich für ihre multinationale Weiterentwicklung die Finanzkraft und das Know-how von internationalen Partnern zu sichern. Tatsächlich scheinen es viele der derzeitigen russischen Eigner wie etwa auch diejenigen der Erdölkonzerne Sibneft, Yukos und TNK darauf abgesehen zu haben, ihre Konzerne für internationale Investoren attraktiv zu machen, um dann Teile ihres Eigentums in klingende Münze zu verwandeln. Beispiele der letzten Zeit - wie etwa der Börsengang des Nahrungsmittelproduzenten Wimm-Bill-Dann, die Übernahme des Brauers Bravo durch Heineken oder die Beteiligung von Scottish & Newcastle an Russlands grösster Brauerei Baltika - zeigen, dass manche internationale Investoren derzeit bereit sind, für einen leichten Einstieg in den russischen Markt einen stattlichen Preis zu bezahlen. Minderheitsaktionäre können davon profitieren, weil das russische Aktiengesetz neu vorschreibt, dass jeder, der mindestens 30% an einem Unternehmen erwirbt, allen verbleibenden Aktionären ein Angebot mindestens 30 Tage nach Ankündigung zum geltenden Marktpreis machen muss.

Während optimistische Erwartungen die Börse beflügeln, waren die letzten drei Monate in Russland allerdings von einer deutlichen Wachstumsverlangsamung gekennzeichnet. Saisonbereinigt hat das Wachstum der Industrieproduktion im Januar zum dritten Mal in Folge abgenommen und betrug auf Jahresbasis bloss noch 2,2%. Die Investitionen in Sachanlagen, welche im Jahresdurchschnitt 2001 noch um fast 9% gewachsen waren, legten im Januar 2002 gegenüber dem Vorjahresmonat gerade noch um 0,5% zu. Als wichtigster Grund gilt der Fall der Erdölpreise, welche von um die 27 $ pro Fass im letzten Sommer auf vorübergehend unter 20 $ fielen und nun bei etwa 22 $ notieren. Dabei sind es weniger die direkten Effekte auf den Erdölsektor als vielmehr die indirekten Wirkungen auf den Investitionsgütersektor und den inländischen Konsum, welche die Wachstumsraten drücken. Anhand einer ökonometrischen Untersuchung kommt das Bank of Finland Institute for Economies in Transition zum Schluss, dass sich ein 10%iger permanenter Fall der Erdölpreise bisher typischerweise in einer Wachstumsverlangsamung um 2,2 Prozentpunkte niederschlug und eine 10%ige reale Aufwertung des Rubels (im letzten Jahr hatte sich dieser um rund 8% aufgewertet) weitere 2,4 Wachstumsprozente kostete. Auch wenn der strukturelle Wandel diesen Einfluss künftig etwas dämpfen dürfte, bleibt es eine Tatsache, dass Unsicherheiten um die Entwicklung der Rohstoffpreise den kurzfristigen Geschäftsgang in den meisten der an Russlands Börse gehandelten Unternehmen stark beeinträchtigen können.

index:

NEWEX: GAZPROM im Segment NX.plus

 
25.04.02 15:12
NEWEX: GAZPROM im Segment NX.plus



Ab dem 25. April 2002 werden Aktienzertifikate auf Gazprom, Russlands größtes Gasunternehmen, im Qualitätssegment NX.plus der NEWEX handelbar sein. Dies hat NEWEX, der Spezialmarkt für Mittel- und Osteuropa, am Mittwoch mitgeteilt. Mit der Einbeziehung der ADR´s (American Depository Receipts) der OAO Gazprom hat NEWEX das Angebot für seine internationale Investorenschaft weiter ausgebaut. Gazprom ist das größte russische Unternehmen in der Gaswirtschaft mit einer Bilanzsumme von 80 Mrd. Euro (Stand 30.09.2001). Im Konzern sind in insgesamt 160 Tochtergesellschaften rund 300.000 Mitarbeiter beschäftigt.

NEWEX-Vorstand Erich Obersteiner sagte: "Mit der Erweiterung unseres Angebotes durch die Aktienzertifikate auf Gazprom bieten wir unseren Kunden die attraktivste Produktpalette für Mittel- und Osteuropäische Werte. Über unser Qualitätssegment NX.plus haben die Marktteilnehmer kostengünstigen Zugang zum liquiden Handel in osteuropäischen Wachstumswerten."

Eduard Ivanov, Leiter der Wertpapierabteilung der Gazprom ergänzte: "Dieser Schritt soll unser Profil an den wichtigsten internationalen Finanzplätzen weiter steigern und zugleich dem Unternehmen neue Investoren bringen."

NX.plus ist das Qualitätssegment nach Transparenzkriterien an der NEWEX. Diese Kriterien beinhalten u.a. die Veröffentlichung nach IAS oder US-GAAP, regelmäßige Präsentationen für Analysten und Investoren, Veröffentlichung eines Unternehmenskalenders sowie die Publikation kursrelevanter Unternehmensinformationen. Im NX.plus Segment sind somit neun führende Unternehmen enthalten.

NEWEX, der Spezialmarkt für Mittel- und Osteuropa (MOE) Wertpapiere, ist ein Joint-Venture der Deutsche Börse AG und der Wiener Börse AG. NEWEX ist Marktführer im Handel mit MOE-Wertpapieren in Deutschland mit einem durchschnittlichen Monatsumsatz von über 550 Millionen Euro. NEWEX ist vollständig in die Handelsumgebung der Frankfurter Wertpapierbörse integriert. Die Wertpapiere werden über das vollelektronische Handelssystem Xetra, über das mehr als 400 Marktteilnehmer an die NEWEX angebunden sind, und an der Frankfurter Wertpapierbörse gehandelt. NEWEX ist der einzige Markt, an dem MOE-Wertpapiere in Euro kontinuierlich gehandelt werden können und über ein vollelektronisches System Market Maker die Liquidität sicherstellen.
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