08.08.2002
V E R S I C H E R E R
Finanzaufsicht stellt Ultimatum
Die schwachen Börsen bringen die Versicherer in höchste Not. Die Allianz Leben erwägt, den gesetzlich garantierten Zins auf Beiträge zu kürzen. Die Finanzaufsicht fordert die Unternehmen ultimativ zu einer Stellungnahme auf. Die Branche arbeitet an einem Notfallplan.
Hamburg/München - Mit einem Fragebogen zur finanziellen Situation der Lebensversicherer hat die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (Bafin) die Gesellschaften aufgeschreckt. Dies berichtet die "Financial Times Deutschland" in ihrer Donnerstagausgabe.
Angesichts des Kursverfalls an den Aktienbörsen verlangt die Aufsichtsbehörde bis Freitag detaillierte Auskunft über mögliche Auswirkungen auf die Ergebnisse der Versicherer 2002.
Renditen schmelzen gefährlich ab
Die Versicherungsbranche bereitet indes eine Not-Lösung vor, um die Kunden in Schwierigkeiten geratener Gesellschaften zu übernehmen, falls diese keinen Käufer finden sollten. Gleichzeitig erwägen einige Anbieter eine weitere Kürzung der Überschussbeteiligung genauso wie eine Senkung des garantierten Zinssatzes auf die Beiträge.
Den Versicherern setzt die Börsenschwäche mächtig zu. Die Allianz Leben erwägt sogar eine Kürzung des Garantiezins auf Beiträge.
"Das Bafin will sich einen Überblick über die Problemfälle verschaffen und sich diese Gesellschaften dann genau ansehen", sagte ein Versicherer. Bei mehreren schwächelnden Gesellschaften seien rasche Maßnahmen der Aufsicht sehr wahrscheinlich. Die Behörde nahm nicht Stellung.
Die ungewöhnliche Befragung unterstreiche die schwierige Lage vieler Versicherer. Die negative Entwicklung am Kapitalmarkt lässt ihre Renditen gefährlich abschmelzen. Zahlreiche Unternehmen haben ihren Kunden eine höhere Gewinnbeteiligung zugesagt, als sie derzeit erwirtschaften.
Hohe Abschreibungen drohen in diesem Jahr
"Je nach Art und Umfang des Aktienengagements sowie in Abhängigkeit vom Niveau der vorhandenen Bewertungsreserven muss wiederum mit einer erheblichen Belastung des Kapitalanlageerfolgs und damit des Rohüberschusses gerechnet werden", schreibt Wolfgang Vogel, Bafin-Abteilungsleiter für Lebensversicherung, in einem vertraulichen Brief an die Vorstände, berichtet die Zeitung weiter.
Eine "zusätzliche Erschwerung" könne hinzukommen, wenn Versicherer 2001 die neu geschaffene Regelung nutzten, Aktien in das Anlagevermögen zu verschieben, so Vogel. In dem Fall mussten sie Wertverluste nicht sofort aufdecken.
Wenn es nicht zu einer spektakulären Kurserholung bis Jahresende kommt, müssen die Versicherer einen Großteil dieser Abschreibungen im Abschluss 2002 nachholen. Das belastet die Ergebnisse zusätzlich zum Abschreibungsbedarf, der in diesem Jahr entsteht.
Vorstände sollen Modellrechnungen vorlegen
Die Vorstände müssen Modellrechnungen für den Bilanzstichtag 31. Dezember anstellen, die auf den Aktienkursen vom 30. Juni und auf einem Rückgang der Kurse um 30 Prozent im ganzen Jahr 2002 beruhen. Vogel verlangt "zu allen Punkten des Fragebogens Angaben, gegebenenfalls nach einer Abstimmung mit dem Wirtschaftsprüfer. Leerfelder sind nicht zulässig".
Das Bafin hat verschiedene Eingriffsmöglichkeiten bei Versicherern mit Problemen. Es kann den Vorstand durch einen Beauftragten ersetzen, Gesellschaften das Neugeschäft untersagen und Fusionen oder Bestandsübernahmen anregen.
Auffanglösung in Sicht
Die deutschen Lebensversicherer arbeiten unterdessen an einer Auffanglösung für in Schwierigkeiten geratene Branchenkollegen, die nach Angaben des Gesamtverbandes der deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) schon in der nächsten Woche präsentiert werden könnte. Die beiden größten deutschen Lebensversicherer, Allianz-Leben und Ergo, sagten ihre Unterstützung für das Projekt zu.
Finanzielle Details der Auffanglösung würden noch ausgearbeitet, doch eine Grundsatzvereinbarung könnte schon in der nächsten Woche veröffentlicht werden, sagte eine GDV-Sprecherin am Mittwoch der Nachrichtenagentur Reuters.
Pool-Bildung soll eine Lösung bringen
Den Plänen zufolge soll ein Pool von Lebensversicherern Branchenkollegen finanziell unter die Arme greifen, die wegen des Kursverfalls an den Finanzmärkten ihren Versicherungsnehmern die garantierte Verzinsung von 3,25 Prozent nicht mehr bezahlen können. Damit will die Branche einen Imageschaden für das Produkt Lebensversicherung verhindern.
Die zur Allianz-Gruppe gehörende Stuttgarter Allianz-Leben unterstützt nach eigenen Angaben eine solche Lösung. Vorstandschef Gerhard Rupprecht sagte in einem auf der Allianz-Website veröffentlichten Interview mit der "Südwest Presse", dass zwar höchstens eine handvoll Lebensversicherer bedroht sei, ein Imageschaden für die Branche aber verhindert werden müsse. "Wir stellen uns eine Art Poollösung vor."
Versicherungen des betroffenen Unternehmens sollen in diesen Pool übertragen werden. Und der wird dann sicherstellen, dass die garantierten Leistungen erbracht werden", erläuterte er. Es gebe aber immer noch die Möglichkeit, dass ein schwaches Unternehmen von einem starken übernommen werden könnte.
Auch bei der Münchener Rück -Tochter Ergo hieß es, man werde sich an einer solchen Lösung für den Ernstfall beteiligen. Damit sind die beiden größten deutschen Lebensversicherer mit an Bord. Welchen Beitrag die einzelnen Versicherer in den Pool bezahlen und wie die Kosten verteilt werden, wollten die Unternehmenssprecher und die GDV-Sprecherin nicht kommentieren.
Allianz erwägt Senkung der Überschussbeteiligung
Die deutsche Versicherungsbranche hatte sich lange gegen die Idee einer Pool-Lösung gewehrt und sich auf gesetzliche Regelungen und Übernahmen zur Rettung angeschlagener Unternehmen verlassen.
Doch mit der anhaltenden Schwäche an den Börsen steigt die Sorge, dass die gesamte Branche Schaden nehmen könnte, wenn einer der 120 deutschen Lebensversicherer pleite ginge. Die Konzerne hatten im Börsenboom der vergangenen Jahre die Versicherungsbeiträge zunehmend in Aktien angelegt und sehen sich nun schrumpfenden Reserven gegenüber.
Garantie-Zins in Gefahr
Wie in den meisten Ländern Europas bezahlen die Lebensversicherer den Versicherten einen garantierten Zins auf die Beiträge, plus einem variablen Bonus, der so genannten Überschussbeteiligung.
Allianz-Leben-Chef Rupprecht schloss mittelfristig auch eine Senkung des gesetzlich vorgeschriebenen Garantiezinses nicht aus. "Wenn die Zinsen so niedrig bleiben, wird eine Senkung des Garantiezinses für neue Verträge im Jahre 2004 nicht auszuschließen sein." Das sei aber keine Entscheidung der Lebensversicherer.
Die Allianz-Leben erwäge unterdessen, die Überschussbeteiligung zu senken. "Wenn die Kapitalmarktsituation so anhält, wenn die Indizes im zweiten Halbjahr weiter fallen, dann werden wir selbstverständlich auch über eine Senkung der Überschussbeteiligung nachdenken müssen". Eine Entscheidung darüber werde aber erst im vierten Quartal fallen.
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Quelle: www.managermagazin.de
Darf man dann ausserordentlich kündigen? Da gibts doch so ein Urteil, dass man seine Beiträge plus Garantiezins rauskriegen muß.
V E R S I C H E R E R
Finanzaufsicht stellt Ultimatum
Die schwachen Börsen bringen die Versicherer in höchste Not. Die Allianz Leben erwägt, den gesetzlich garantierten Zins auf Beiträge zu kürzen. Die Finanzaufsicht fordert die Unternehmen ultimativ zu einer Stellungnahme auf. Die Branche arbeitet an einem Notfallplan.
Hamburg/München - Mit einem Fragebogen zur finanziellen Situation der Lebensversicherer hat die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (Bafin) die Gesellschaften aufgeschreckt. Dies berichtet die "Financial Times Deutschland" in ihrer Donnerstagausgabe.
Angesichts des Kursverfalls an den Aktienbörsen verlangt die Aufsichtsbehörde bis Freitag detaillierte Auskunft über mögliche Auswirkungen auf die Ergebnisse der Versicherer 2002.
Renditen schmelzen gefährlich ab
Die Versicherungsbranche bereitet indes eine Not-Lösung vor, um die Kunden in Schwierigkeiten geratener Gesellschaften zu übernehmen, falls diese keinen Käufer finden sollten. Gleichzeitig erwägen einige Anbieter eine weitere Kürzung der Überschussbeteiligung genauso wie eine Senkung des garantierten Zinssatzes auf die Beiträge.
Den Versicherern setzt die Börsenschwäche mächtig zu. Die Allianz Leben erwägt sogar eine Kürzung des Garantiezins auf Beiträge.
"Das Bafin will sich einen Überblick über die Problemfälle verschaffen und sich diese Gesellschaften dann genau ansehen", sagte ein Versicherer. Bei mehreren schwächelnden Gesellschaften seien rasche Maßnahmen der Aufsicht sehr wahrscheinlich. Die Behörde nahm nicht Stellung.
Die ungewöhnliche Befragung unterstreiche die schwierige Lage vieler Versicherer. Die negative Entwicklung am Kapitalmarkt lässt ihre Renditen gefährlich abschmelzen. Zahlreiche Unternehmen haben ihren Kunden eine höhere Gewinnbeteiligung zugesagt, als sie derzeit erwirtschaften.
Hohe Abschreibungen drohen in diesem Jahr
"Je nach Art und Umfang des Aktienengagements sowie in Abhängigkeit vom Niveau der vorhandenen Bewertungsreserven muss wiederum mit einer erheblichen Belastung des Kapitalanlageerfolgs und damit des Rohüberschusses gerechnet werden", schreibt Wolfgang Vogel, Bafin-Abteilungsleiter für Lebensversicherung, in einem vertraulichen Brief an die Vorstände, berichtet die Zeitung weiter.
Eine "zusätzliche Erschwerung" könne hinzukommen, wenn Versicherer 2001 die neu geschaffene Regelung nutzten, Aktien in das Anlagevermögen zu verschieben, so Vogel. In dem Fall mussten sie Wertverluste nicht sofort aufdecken.
Wenn es nicht zu einer spektakulären Kurserholung bis Jahresende kommt, müssen die Versicherer einen Großteil dieser Abschreibungen im Abschluss 2002 nachholen. Das belastet die Ergebnisse zusätzlich zum Abschreibungsbedarf, der in diesem Jahr entsteht.
Vorstände sollen Modellrechnungen vorlegen
Die Vorstände müssen Modellrechnungen für den Bilanzstichtag 31. Dezember anstellen, die auf den Aktienkursen vom 30. Juni und auf einem Rückgang der Kurse um 30 Prozent im ganzen Jahr 2002 beruhen. Vogel verlangt "zu allen Punkten des Fragebogens Angaben, gegebenenfalls nach einer Abstimmung mit dem Wirtschaftsprüfer. Leerfelder sind nicht zulässig".
Das Bafin hat verschiedene Eingriffsmöglichkeiten bei Versicherern mit Problemen. Es kann den Vorstand durch einen Beauftragten ersetzen, Gesellschaften das Neugeschäft untersagen und Fusionen oder Bestandsübernahmen anregen.
Auffanglösung in Sicht
Die deutschen Lebensversicherer arbeiten unterdessen an einer Auffanglösung für in Schwierigkeiten geratene Branchenkollegen, die nach Angaben des Gesamtverbandes der deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) schon in der nächsten Woche präsentiert werden könnte. Die beiden größten deutschen Lebensversicherer, Allianz-Leben und Ergo, sagten ihre Unterstützung für das Projekt zu.
Finanzielle Details der Auffanglösung würden noch ausgearbeitet, doch eine Grundsatzvereinbarung könnte schon in der nächsten Woche veröffentlicht werden, sagte eine GDV-Sprecherin am Mittwoch der Nachrichtenagentur Reuters.
Pool-Bildung soll eine Lösung bringen
Den Plänen zufolge soll ein Pool von Lebensversicherern Branchenkollegen finanziell unter die Arme greifen, die wegen des Kursverfalls an den Finanzmärkten ihren Versicherungsnehmern die garantierte Verzinsung von 3,25 Prozent nicht mehr bezahlen können. Damit will die Branche einen Imageschaden für das Produkt Lebensversicherung verhindern.
Die zur Allianz-Gruppe gehörende Stuttgarter Allianz-Leben unterstützt nach eigenen Angaben eine solche Lösung. Vorstandschef Gerhard Rupprecht sagte in einem auf der Allianz-Website veröffentlichten Interview mit der "Südwest Presse", dass zwar höchstens eine handvoll Lebensversicherer bedroht sei, ein Imageschaden für die Branche aber verhindert werden müsse. "Wir stellen uns eine Art Poollösung vor."
Versicherungen des betroffenen Unternehmens sollen in diesen Pool übertragen werden. Und der wird dann sicherstellen, dass die garantierten Leistungen erbracht werden", erläuterte er. Es gebe aber immer noch die Möglichkeit, dass ein schwaches Unternehmen von einem starken übernommen werden könnte.
Auch bei der Münchener Rück -Tochter Ergo hieß es, man werde sich an einer solchen Lösung für den Ernstfall beteiligen. Damit sind die beiden größten deutschen Lebensversicherer mit an Bord. Welchen Beitrag die einzelnen Versicherer in den Pool bezahlen und wie die Kosten verteilt werden, wollten die Unternehmenssprecher und die GDV-Sprecherin nicht kommentieren.
Allianz erwägt Senkung der Überschussbeteiligung
Die deutsche Versicherungsbranche hatte sich lange gegen die Idee einer Pool-Lösung gewehrt und sich auf gesetzliche Regelungen und Übernahmen zur Rettung angeschlagener Unternehmen verlassen.
Doch mit der anhaltenden Schwäche an den Börsen steigt die Sorge, dass die gesamte Branche Schaden nehmen könnte, wenn einer der 120 deutschen Lebensversicherer pleite ginge. Die Konzerne hatten im Börsenboom der vergangenen Jahre die Versicherungsbeiträge zunehmend in Aktien angelegt und sehen sich nun schrumpfenden Reserven gegenüber.
Garantie-Zins in Gefahr
Wie in den meisten Ländern Europas bezahlen die Lebensversicherer den Versicherten einen garantierten Zins auf die Beiträge, plus einem variablen Bonus, der so genannten Überschussbeteiligung.
Allianz-Leben-Chef Rupprecht schloss mittelfristig auch eine Senkung des gesetzlich vorgeschriebenen Garantiezinses nicht aus. "Wenn die Zinsen so niedrig bleiben, wird eine Senkung des Garantiezinses für neue Verträge im Jahre 2004 nicht auszuschließen sein." Das sei aber keine Entscheidung der Lebensversicherer.
Die Allianz-Leben erwäge unterdessen, die Überschussbeteiligung zu senken. "Wenn die Kapitalmarktsituation so anhält, wenn die Indizes im zweiten Halbjahr weiter fallen, dann werden wir selbstverständlich auch über eine Senkung der Überschussbeteiligung nachdenken müssen". Eine Entscheidung darüber werde aber erst im vierten Quartal fallen.
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Quelle: www.managermagazin.de
Darf man dann ausserordentlich kündigen? Da gibts doch so ein Urteil, dass man seine Beiträge plus Garantiezins rauskriegen muß.