Galerie der Raubritter in Maßanzügen

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Galerie der Raubritter in Maßanzügen

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07.07.02 00:26
Gewissenlose Manager stürzten das Mutterland des modernen Kapitalismus in seine schlimmste Krise, immer neue Skandale erschüttern das Vertrauen der Anleger.

Hamburg - Kaum mehr als zwei Jahre ist es her, da waren die Herren die Stars der westlichen Hemisphäre, bejubelt von ihren Angestellten, verehrt von einer Heerschar folgsamer Aktionäre. Sie trieben die Aktienkurse ihrer Unternehmen in schwindelnde Höhen und machten Tausende zu Millionären - zumindest vorübergehend. Dass sie dabei selber Millionengagen einstrichen, in glitzernden Privatjets umherflogen und dem Luxus verfielen, darüber sahen viele hinweg, solange die Zahlen stimmten.

Vorbei, vorbei: Die Stars des Booms sind die Schurken von heute und wie aus einem fauligen Sumpf steigen fast täglich neue Blasen an die Oberfläche, voller übelriechender Skandale. In Folge der finsteren Enthüllungen wurden Milliarden Dollar Aktienvermögen vernichtet, das westliche Wirtschaftssystem ist in eine Krise von historischen Ausmaßen gestürzt.

Seit Juni 1999, als der Dow-Jones-Index seinen Zenit von 10.970 erreichte, sacken die Kurse an der Wall Street nach unten, unaufhaltsam, scheinbar ohne Boden. Das wichtigste Börsenbarometer der Welt, könnte in diesem Jahr einen neuen traurigen Rekord aufzeichnen. Wenn die US-Börsen das laufende Jahr mit einem Minus beendeten, wäre der Markt drei Jahre in Folge gefallen - das erste Mal seit dem Zweiten Weltkrieg.

Eine baldige Wende ist nicht in Sicht. Die Welle von Skandalen, die die Herzkammer des amerikanischen Kapitalismus seit Ende vergangenen Jahres erschüttert, hat Ausmaße erreicht, die die Verfehlungen der achtziger Jahre wie harmlose Gaunereien wirken lassen.

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US-Börsianer: Schlimmer geht immer
 
Noch immer scheinen sich die Konzernherren ihrer Verfehlungen nicht bewusst zu sein. Manager und Bankiers versuchen zu verschleiern, wo es aufzudecken gilt. Noch in den vergangenen Wochen machten Investmentbanker bei Washingtons Politikern die Runde, um eine drohende Verschärfung der Gesetze abzuschwächen. "Amerikas Unternehmensführer scheinen auf schockierende Weise den Blick für die Realitäten verloren zu haben", schreibt selbst das US-Wirtschaftsblatt Business Week.

Wie Raubritter hatten sich gewissenlose Manager und ihre Helfer des modernen Aktionärskapitalismus bemächtigt, die wichtigsten Institutionen der Finanzwelt unter ihre Kontrolle gebracht. Sie schneiderten nach Gutdünken die Bilanzen einstiger Top-Unternehmen wie Enron, Tyco oder Global Crossing zurecht. Sie hatten als Verbündete die Aktienanalysten gewonnen, die alle möglichen Interessen vertraten - nur nicht die der Investoren. Banker und Vorstände kassierten auf unappetitliche Art und Weise bei nahezu jeder Aktien-Neuemission (IPO) mit.

Das blinde Vertrauen der Anleger in die selig machende Geldmaschine Wall Street ist einem bitteren Zynismus gewichen: Der beliebte Comic-Strip "Dilbert" stellt Investmentbanker als Ratten in Maßanzügen dar; erfolgreiche Vorstandschefs stehen mittlerweile grundsätzlich im Verdacht, die Gewinne aufgeblasen und ihre Taschen mit Aktienoptionen gefüllt zu haben.

Wenn die Skandale nur einige Unternehmen und die eine oder andere Investmentbank in Schieflage gebracht hätten, wäre der Schaden leicht zu verschmerzen. Doch inzwischen ziehen Investoren die Integrität des US-Kapitalmarkts, vor wenigen Jahren noch das leuchtende Vorbild der gesamten Welt, grundsätzlich in Zweifel. Das ist eine fatale Entwicklung. Denn die gesamte Volkswirtschaft braucht die Wall Street, um Kapital einzuwerben und zu verteilen. Hält der Vertrauensverlust an, könnte dies Anleger auf lange Sicht von der Börse fern halten und ein schnelles Ende des Bärenmarktes verhindern - allen positiven volkswirtschaftlichen Daten zum Trotz.

Auf den ersten Blick sieht es so aus, als wäre das Schlimmste überstanden, denn etliche Übeltäter wurden bereits bestraft: Die Investmentbank Merrill Lynch, deren Staranalyst Henry Blodget Aktien empfahl, die er intern als "Scheiße" bezeichnete, hat im Rahmen eines Vergleichs mit dem New Yorker Staatsanwalt Eliot Spitzer 100 Millionen Dollar gezahlt. Die gleiche Summe zahlte das Institut Credit Suisse First Boston, das sich bei IPOs in großem Stil durch unfaire Aktienzuteilungen bereichert haben soll. Bilanzmauscheler wie Enron oder Global Crossing hat der Zorn der Märkte niedergestreckt, bevor überhaupt ordentliche Gerichtsverfahren eröffnet werden konnten. Optimisten hoffen: Das war's. "Das letzte was die Branche will, ist ein ständiges Tropf-Tropf-Tropf von neuen Geschichten, jede Woche", glaubt Howard Schiffman, ein früherer SEC-Anwalt.


KENNETH LAY - Der Vater der Enronitis

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Kenneth Lay gebührt die ebenso zweifelhafte wie einzigartige Ehre, es vom gefeiertsten US-Unternehmer der Neunziger zum meistgehassten Mann seiner Nation gebracht zu haben - und das in wenigen Monaten. Lay hatte 1985 zwei texanische Gasklitschen aufgekauft und diese zum einem Energieunternehmen namens Enron verschmolzen. Zehn Jahre später war Enron das siebtgrößte Unternehmen der USA und die weltweit wichtigste Handelsplattform für Energieprodukte. Das Wirtschaftsmagazin "Fortune" wählte Enron gleich sechsmal in Folge zum innovativsten Unternehmen der USA.

Das Unheil begann, als sich Lay mit Jeff Skilling und Andy Fastow zwei Zauberlehrlinge ins Haus holte. Als Vorstands- und Finanzchef verwandelten die beiden Bilanzmagier den Energiekonzern in einen Hedge-Fonds mit angeschlossener Gaspipeline. Schulden, unliebsame Vermögenswerte und andere Bilanzleichen lagerte Fastow in geheime Subunternehmen aus. Lay war schon bald nicht mehr in der Lage, dass Treiben seiner Wunderkinder zu überblicken.

Als ihn eine Mitarbeiterin warnte, Enron werde "in einer Welle von Bilanzskandalen implodieren" soll Lay sich erstmals mit dem Problem beschäftigt haben - leider viel zu spät. Nachdem CEO Skilling sich im August 2001 "aus persönlichen Gründen" aus dem Staub gemacht hatte, flogen nach und nach die krummen Deals auf - und Präsidenten-Amigo Lay, von George W. Bush liebevoll Kenny Boy genannt, musste den Skandal alleine ausbaden. Tausende von Mitarbeitern wurden entlassen und verloren ihre Pensionsansprüche. Spätestens, seitdem Lay sich von Kongressermittlern eine Stunde lang im US-Fernsehen diverser Verbrechen beschuldigen lassen musste, ist er in den USA eine persona non grata.


DICK CHENEY - Der politische Unternehmer

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Dick Cheney war ein erfolgreicher Unternehmer, bevor er in der jetzigen Regierung Vizepräsident der Vereinigten Staaten wurde. Nun holen den Bush-Adjutanten seine Geschäfte von damals ein. Zum einen hat der mächtige Washingtoner Strippenzieher seit Ende Mai mit einem Bilanzskandal beim US-Bauunternehmen Haliburton zu kämpfen. 1995 bis 2000, als Cheney dort Vorstandschef war, soll das Unternehmen seinen Umsatz mit zu früh gebuchten Aufträgen um mehr als 200 Millionen Dollar aufgeblasen haben.

Auch seine exzellenten Kontakte zur Energiebranche machen Cheney zu schaffen. Im vergangenen Jahr betätigte sich Bushs Vize etwa als Botschafter in Sachen Enron. Bei einem Treffen mit der indischen Oppositionspolitikerin Sonia Gandhi bemühte sich der Vizepräsident, 64 Millionen Dollar für ein gescheitertes Kraftwerkprojekt einzutreiben - eine Gefälligkeit für den größten Wahlspender der Bush-Cheney-Kampagne, monieren Kritiker.

Nach allem was bisher bekannt ist, waren Enron-Manager häufig bei Cheney in Washington zu Gast. Anfang des Jahres sollen Lobbyisten des Skandalkonzerns bei zahlreichen Sitzungen der Bush-Administration zur künftigen US-Energiepolitik teilgenommen und diese in ihrem Sinne beeinflusst haben. Die Rechnungsprüfer des amerikanischen Kongresses (GAO) haben deshalb von Cheney Unterlagen über seine Treffen mit der Energiebranche angefordert. Cheney weigert sich jedoch standhaft, Namen oder Details der Sitzungen preiszugeben. Zum ersten Mal in der Geschichte hat die GAO nun die Exekutive auf Herausgabe von Informationen verklagt.


JOSEPH BERARDINO - Der Herr der Schredder

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Als die Partner des Wirtschaftsprüfungs- und Beratungsunternehmens Arthur Andersen LLP vor eineinhalb Jahren einen neuen Chef suchten, wollten sie jemand, der die Traditionsfirma zurück zu ihren Wurzeln führen konnte. Nach den Bilanzskandalen um Sunbeam und Waste Management, in die Andersen verwickelt war, sollte Joseph Berardino dem Unternehmen helfen, wieder der kritischste und unabhängigste Wirtschaftsprüfer der Welt zu werden.

Stattdessen wurde Berardino zu Andersens Totengräber. Nachdem bekannt geworden war, dass Andersen bei Enron eine ganze Reihe fehlerhafter Quartalsabschlüsse und Bilanzen abgenickt hatte, geriet der Wirtschaftsprüfer unter Beschuss. Andersen versuchte, seine Verfehlungen durch das groß angelegte Schreddern von Dokumenten zu kaschieren - als dies aufflog, war die Firma am Ende. Der inzwischen zurückgetretene Berardino, den Vertraute als stillen Buchhaltertyp beschreiben, musste hilflos zusehen, wie seine Kunden in Scharen flüchteten und die nationalen Gesellschaften das Andersen-Netzwerk verließen.

Allerdings tat Berardino auch vor dem Enron-Debakel wenig, um die Unabhängigkeit der Wirtschaftsprüfung zu stärken - im Gegenteil: Durch seine Lobbyarbeit konnten die großen Prüfungsgesellschaften verhindern, dass die US-Börsenaufsicht SEC eine scharfe Trennung von Beratungs- und Prüfungsgeschäft durchsetzte. Was den Enron-Skandal anging, zeigte sich Berardino uneinsichtig. Im Dezember vergangenen Jahres schrieb er in einer Gastkolumne für das "Wall Street Journal", Andersen treffe keine Schuld an dem spektakulärsten Bankrott der amerikanischen Unternehmensgeschichte. Verantwortlich seien nicht die Buchhalter, sondern die Buchhaltungsregeln.


JACK GRUBMAN - Der schlechteste Analyst aller Zeiten

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Wenn jemand Fehler macht und der Firma damit schadet, muss er gehen - könnte man meinen. Telekommunikationsanalyst Jack Grubman macht riesige Fehler. Seine Aktienempfehlungen lesen sich wie blanker Hohn. Im März 2001, als sich die Katastrophe der Telekommunikationsindustrie bereits ankündigte, schrieb er in einer Analyse: In den nächsten 12 bis 18 Monaten werden die Investoren auf die jetzigen Preise zurückschauen und wünschen, dass sie eingestiegen wären".
Fünf der zehn Aktien werden nun für weniger als einen Dollar gehandelt, drei der Firmen sind bereits bankrott. Noch im April 2001 empfahl er Pleitier Global Crossing unter der Überschrift: "Keine Panik". Als die Aktie dann unter einen Dollar fiel, nahm er seine Einschätzung von "Kaufen" auf "Neutral" zurück. Als Global Crossing im Januar 2002 endgültig pleite war, stoppte Grubman einfach seine "Analyse". Ein Anleger, der Grubmans Kaufempfehlungen seit Februar 1991 gefolgt wäre, hätte mindestens 74,5 Prozent des eingesetzten Kapitals verloren, rechnet das "Money Magazine" vor und fragt: "Ist das der schlechteste Analyst aller Zeiten?"

Sogar vor Gericht muss sich der Analyst von Salomon Smith Barney verantworten. Ein Privatanleger, der sich auf Grubmans Rat hin mit Global-Crossing-Aktien eindeckte, fordert nun 10 Millionen Dollar Schadenersatz. Außerdem fordert der New Yorker Generalstaatsanwalt Eliot Spitzer die Herausgabe aller Unterlagen, die Grubman für seine haarsträubenden Analysen verwendet hat.

Aber Grubman, der an der Wall Street lange Zeit als "King of Telecom" gefeiert wurde, muss sich wenig Sorgen machen. Die Bank steht voll hinter ihrem gefallenen Star. "Jack spielte und spielt eine Hauptrolle in unserer Analyse-Abteilung", sagt sein Chef Kevin McCaffrey. Grubman, der laut "Wall Street Journal" rund 20 Millionen Dollar im Jahr verdient, wird auf keinen Fall vor die Tür gesetzt.

Für dieses seltsame Verhalten des Arbeitgebers gibt es mindestens zwei gute Gründe. Erstens wäre es ziemlich gefährlich, einen Firmeninsider zum Feind zu haben, wenn gerade die Staatsanwälte gegen das Unternehmen ermitteln. Zweitens war Grubman für Salomon Smith Barney pures Gold wert. Wie kein anderer verstand er es, die Anleger zu immer neuen Investitionen in den Telekommunikationssektor anzuspornen. Gleichzeitig arbeitete er für einige der Firmen als Berater und verschaffte seiner Bank damit wertvolle Investmentbanking-Aufträge. In den Boomjahren machte ihn das zum einflussreichsten Telekommunikationsanalysen der Wall Street. Ende 1998 ließ er sich zu dem prahlerischen Satz verleiten: "Ich forme diese Industrie". Er hätte sie ja nicht gleich erwürgen müssen.


HENRY BLODGET - Der Cheerleader

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In seinem Freundeskreis galt er lange Zeit als Loser. Henry Blodget, der an der Yale-Universität Geschichte studiert hatte, wollte Journalist werden und kam dabei zunächst auf keinen grünen Zweig.

Eher als Verlegenheitslösung ging Blodget dann als Junior-Analyst zu CIBC Oppenheimer. Im Dezember 1998 passierte es: Mit der gewagten und richtigen Einschätzung, die Aktie von Amazon.com werde bald über 400 Dollar notieren, wurde der junge Analyst über Nacht zum Star. Mehr noch - Henry Blodget war von da an die Ikone des Internet-Zeitalters. Merrill Lynch kaufte ihn ein und machte ihn sofort zum Senior-Analysten. Sein Jahresgehalt stieg von 1999 bis 2001 von drei auf zwölf Millionen Dollar. Allein den Sendern CNN und CNBC gab er in den Jahren 1999 und 2000 insgesamt 123 Fernsehinterviews.

Der Erfolg muss ihm zu Kopf gestiegen sein und seine Persönlichkeit gespalten haben. Während er im Fernsehen und in Zeitungsinterviews von den riesigen Potenzialen seiner Aktien schwärmte, betitelte er sie in internen Mails als "Stück Scheiße" und "Pulverfass". Als der New Yorker Generalstaatsanwalt Eliot Spitzer diese Absurditäten öffentlich machte, reagierte Arbeitgeber Merrill Lynch nicht etwa mit Entsetzen. Das Brokerhaus einigte sich mit den Behörden, rund 100 Millionen Dollar zu zahlen, um das peinliche Gerichtsverfahren aus der Welt zu schaffen. Und es stellte sich vor ihren gefallenen Staranalysten. "Henrys Integrität ist außer Zweifel", sagte sein Chef Deepak Raj noch bei Blodgets Abgang im November 2001. Als Abfindung bekam Blodget nach Angaben des US-Magazins "Fortune" fünf Millionen Dollar mit auf den Weg.

Mit dieser komfortablen finanziellen Ausstattung hat sich der 35-jährige Blodget nun eine Auszeit genommen, um ein Buch über seine Erfahrungen mit dem Internet-Boom zu schreiben. Danach will er wieder in die Finanzbranche einsteigen, diesmal als Vermögensverwalter.


BERNIE EBBERS - Der Kaufrausch-Cowboy

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Konzernchefs haben mitunter ausgefallene Hobbys, aber das Treckerfahren ist in aller Regel nicht darunter. Bernie Ebbers aber, geschasster Chef des Telekomkonzerns WorldCom, soll an Wochenenden bis zu 16 Stunden mit dem Traktor herumgefahren sein. Hin und wieder vergnügte er sich mit dem Kastrieren vom Bullen. So einer wie Ebbers, der sein Cowboy-Image pflegte, konnte unter den Anzugträgern der Wall Street wohl nur in Ausnahmezeiten Anhänger finden - wie in den späten Neunzigern. Zu Terminen in New York brachte er damals Charts mit, die den Aktienkurs zeigten, ein Plus von 7000 Prozent in ein paar Jahren. Dann sagte Ebbers "Noch Fragen?"

Fragen hätte es gegeben, gestellt werden sie erst heute. Jahrelang kaufte Ebbers und kaufte, mehr als 75 Konkurrenten, doch zur Einheit gefügt hat er das Firmensammelsurium nicht. Zeitweise soll es bei WoldCom 40 verschiedene Abrechnungssysteme gegeben haben. Die Wertpapieraufsicht prüft, ob Ebbers durch übertriebene Abschreibungen den Boden für spätere, scheinbare Gewinnsprünge bereitet hat. Bei fallenden Umsätzen im Festnetz- und Internetgeschäft leidet WorldCom unter 28 Milliarden Dollar Schulden. Manche Analysten glauben, dass Ebbers' Nachfolger John Sidgmore 2003 fällige Kredite nicht zahlen kann.

Darüber, ob Ebbers ein Schurke oder doch nur ein naives Großmaul war, darf debattiert werden. Während sich CEO-Kollegen mit Aktienverkäufen in Boom-Zeiten bereicherten, erwarb Ebbers immer neue WorldCom-Papiere auf Pump. Als die Banken ihn bedrängten, borgte er sich über 360 Millionen aus der Firmenkasse - ein Anlass für seinen Rauswurf. Dem 60-Jährigen dürfte es schwer fallen, das Geld je zurückzuzahlen. Seine Yacht "Aquasitions" musste er schon verkaufen. Als Nächstes könnte seine 60 Millionen Dollar teure Ranch in British Columbia an der Reihe sein - mitsamt vielen tausend Rindern.


GARY WINNICK - Der Dollar-Jongleur

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Gary Winnick, Verkäufersohn aus New York, galt lange als einer der spendabelsten Konzernherren der USA - zumindest, wenn es um Schecks für Politiker ging. 2,8 Millionen Dollar gab sein Unternehmen, der Glasfasernetzbetreiber Global Crossing, im Wahlkampfjahr 2000 an beide Parteien, mehr noch als Enron. Winnick spielte mit Bill Clinton Golf, honorierte eine Rede George Bush Seniors mit Aktienoptionen. Genutzt hat all das wenig: Ende Januar flüchtete sich sein Unternehmen in den Gläubigerschutz, es war die viertgrößte Pleite der US-Geschichte. Pläne, Global an reiche Retter aus Fernost zu verkaufen, haben sich seither zerschlagen.

Großzügig war Winnick auch bei der Auslegung des Bilanzrechts. Im Jahr 2000 begann sein Unternehmen, Umsätze durch leere Tauschaktionen aufzublasen. Global mietete bei einem Konkurrenten Netzkapazitäten, oft genug wurden sie gar nicht gebraucht. Der Konkurrent kaufte bei Global Kapazitäten für einen ähnlichen Preis zurück. An den Bargeld-Beständen der Partner änderte das nichts. Beide aber konnten den Verkauf sofort als Umsatz verbuchen, den Kauf als Investition über einen Zeitraum von vielen Jahren abschreiben. Ein Fünftel des Umsatzes soll zeitweilig durch solche Scheingeschäfte entstanden sein, die Wertpapieraufsicht und die Bundespolizei ermitteln.

Manch Anleger, der auf Winnicks Visionen hereinfiel, steht vor dem Ruin, er selbst hat einen guten Schnitt gemacht. Seine Residenz in Bel Air, "Casa Encantada" genannt und angeblich die teuerste Einfamilien-Villa der USA, wird ihm wohl bleiben. Ebenso wie die 735 Millionen Dollar, die er durch Verkäufe von Global-Aktien erlöst hat, rechtzeitig vor dem Crash. Dass der kommen würde, war Gary Winnick offenbar frühzeitig klar.


CHARLES WANG - Der Plattmacher

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Der Ruf eines Plattmachers haftet Charles Wang, dem Gründer von Computer Associates, schon lange an. In einer Branche, in der man ohnehin mit harten Bandagen arbeitet, hat das schon etwas zu bedeuten. Im Prinzip ging Wang nicht einmal anders vor als viele seiner Kollegen - nur etwas rauer und härter. Wenn ein kleineres Unternehmen eine Software entwickelt hatte, die gut zu Computer Associates passte, kauft Wang den Laden kurzerhand, setzte die Mitarbeiter vor die Tür und integrierte die Software in seine Produktpalette. Immerhin formte er auf diese Weise einen Konzern der in der Liste der 500 größten Unternehmen des US-Wirtschaftsmagazins "Fortune" geführt wird - ein Umsatz im Jahr 2001 (eigene Angaben!) in Höhe von knapp 4,2 Milliarden Dollar reichte immerhin für Platz 387.

Die Platzierung könnte sich allerdings noch ändern, so wie dies in den Jahren 1998 und 1999 der Fall war. Für diesen Zeitraum musste der Vorstand von Computer Associates den Umsatz nämlich um satte 542,8 Millionen Dollar nach unten korrigieren. Für diese "Richtigstellung" interessieren sich inzwischen auch die Staatsanwaltschaft und die US-Börsenaufsicht SEC. Denn alles deutet darauf hin, dass Wang und seine Kollegen Sanjay Kumar und Russell Artzt die Umsatzzahlen nur deshalb so extrem aufgebläht hatten, um den Börsenkurs zu pushen. Zur Belohnung strichen die Manager Aktienoptionen im Wert von rund 1,1 Milliarden Dollar ein - eine Summe, die selbst während der hysterischen späten neunziger Jahre von Börsenfachleuten als unanständig hoch bezeichnet wurde.

Auch innerhalb des Unternehmens ist Wang auf Grund dieser Selbstbereicherung im vergangen Jahr heftig unter Beschuss geraten. Der Multimillionär und Großinvestor bei Computer Associates, Sam Wyly, versuchte unter den Aktionären eine Mehrheit für die Ablösung Wangs zusammenzutrommeln. Nur mit Mühe konnte Wang diesen Angriff parieren. Bleibt abzuwarten, ob er den Ermittlungen der SEC und der Staatsanwaltschaft ebenso gut standhält.


JOHN RIGAS - Der Lokalmatador

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Er braucht in Coudersport oft mehr als eine Stunde für einen Häuserblock, von so vielen Leuten wird er gegrüßt und für ein kurzes Gespräch angehalten. Der 77-jährige John Rigas gilt in dem 4000-Einwohner-Ort als Held, Vaterfigur und Inkarnation des amerikanischen Traumes.
Seine Erfolgsgeschichte könnte schöner nicht sein. In fast 50 Jahren arbeitete sich der Sohn griechischer Einwanderer hoch vom Anteilseigner eines kleinen lokalen Fernsehsenders zum sechstgrößten Kabelnetzbetreiber der USA. Seine Firma Adelphia Communications hat knapp sechs Millionen Abonnenten, die für einen ständigen warmen Geldsegen und rund 2000 Arbeitsplätze allein in Coudersport sorgen. Und Rigas ist nicht geizig. Er finanziert das Buffalo Sabres Hockey Team, bezahlt Bedürftigen schon einmal kostspielige medizinische Eingriffe und sorgt dafür, dass Eintrittskarten im örtlichen Kino nur vier Dollar kosten.

Kein Wunder, dass die Bewohner von Coudersport die herannahende Katastrophe zunächst nicht wahrhaben wollten. "Die Haie sammeln sich", sagte Reverend Nicholas Rafael, in dessen Gemeinde Rigas ist, noch im Mai. Aber da waren schon eine ganze Menge sehr unrühmlicher Details über Adelphia und den Rigas-Clan bekannt geworden. Die Gründerfamilie hat das Unternehmen ausgenommen wie eine Weihnachtsgans. Sie genehmigten sich Kreditbürgschaften über 3,1 Milliarden Dollar und ließen die Firma für ihr Privatvergnügen bluten. So steckte Adelphia - ohne dass der Aufsichtsrat davon wusste - rund zwölf Millionen Dollar in einen 18-Loch-Golfplatz. Natürlich kaufte die Firma das nötige Land dafür von der Rigas-Familie. Wofür der Platz eigentlich gut sein soll, weiß niemand so genau. Coudersport hat bereits einen Golfplatz.

Rigas und seine Familie haben Adelphia gründlich ruiniert. Seit Mai 1999 fiel der Aktienkurs von 86,80 Dollar auf 70 US-Cent, mittlerweile ist der Handel mit dem Papier an der Nasdaq beendet worden. Nach Ansicht von Analysten wird es nicht mehr lange dauern, bis die Firma Bankrott geht. Denn neben der unglaublichen Selbstbereicherung der Gründerfamilie musste das Management zugeben, dass auf der Einnahmenseite gehörig manipuliert wurde. Nach den Erkenntnissen einer firmeninternen Prüfungskommission wurde die Zahl der Abonnenten um knapp eine halbe Million übertrieben.

John Rigas ist mittlerweile gemeinsam mit seinen Söhnen Michael, James und Timothy aus dem Adelphia-Vorstand ausgeschieden. Als Abfindung bekommt er 1,4 Millionen Dollar pro Jahr.


JAMES CRAMER - Der Aktien-Pusher

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James Cramer ist Journalist, Verleger, Fernsehkommentator und Hedgefondsmanager - manchmal auch alles gleichzeitig. In seinem kürzlich veröffentlichten Buch "Confessions of a Wall Street Addict" beschreibt der Mitbegründer des bekannten Börsenwebsites TheStreet.com, freimütig, wie Börsenprofis Geschäfte machen.
Cramer suchte sich marktenge Aktien. Dann ließ er seine Leute bei den entsprechenden Firmen anrufen, "um zu schauen, ob es irgendetwas Gutes über die Aktie zu sagen gab". Danach "gaben wir die Information an unsere Lieblingsanalysten, damit sie Werbung für die Aktie machen konnten". Sobald die Aktie durchstartete, strich Cramers Firma einen satten Gewinn ein - weil sie sich frühzeitig eingedeckt hatte.

Auch seine journalistische Tätigkeit soll Cramer ausgenutzt haben. Wie Autor Nicholas Maier in seinem Buch "Trading with the Enemy" berichtet, soll Cramer in einer Kolumne für das Anlegermagazin SmartMoney mehrere Miniaktien empfohlen haben, in denen sein Fonds zuvor Positionen aufgebaut hatte. Gleichzeitig habe Cramer die Papiere intern als "wertlose Verlierer" bezeichnet. Als Fernsehkommentator für den Sender CNBC hat Cramer nach eigenen Angaben häufig die Top-Kommentatoren des Senders, David Faber und Maria "Money Honey" Bartiromo, mit exklusiven Infos versorgt. Wenn er sicher gewesen sei, dass die Kommentatoren eine bestimmte Aktie vor der Kamera empfehlen würden, habe er sich vorher eingedeckt. Cramer: "Ja, das Spiel habe ich gemacht. Das ist gefundenes Geld."


CHUCK WATSON - Der Luftbucher

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Zu seinem letzten Höhenflug setzte Chuck Watson im November des vergangenen Jahres an. Viele Analysten hielten für kurze Zeit den Atem an, als der ehemalige Dynegy-Chef sein Übernahmeangebot für den fast viermal größeren, strauchelnden Energie-Riesen Enron abgab. Die neun Milliarden Dollar, die Watson als Kaufpreis bot, sollten doch leicht aufzubringen sein - immerhin gehörte Dynegy mit einem Umsatz von mehr als 42 Milliarden Dollar in der Rangliste des Wirtschaftsmagazins "Fortune" zu den Top-30-Unternehmen in den USA.

Doch mit dem spektakulären Rückzieher in letzter Minute begann auch der Stern Watsons zu verglühen. Die Anleger wurden misstrauisch - der Kurs der Dynegy-Aktie ging in den Sinkflug über. Im April erfuhren die Investoren, dass ihr Ausstieg aus Dynegy die einzig richtige Entscheidung gewesen ist. Die Rating-Agenturen Moody's und Standard & Poor's stuften die Kreditwürdigkeit des Unternehmens für langfristige Anleihen drastisch zurück: Dynegy rangiert danach noch gerade ein beziehungsweise zwei Pünktchen über der Kategorie "Junk".

Im Mai schließlich annullierten die Steuerbehörden eine Steuererleichterung in Höhe von 79 Millionen Dollar, was den Gewinn des Energiehändlers für 2001 um 12 Prozent reduzierte. Die Steuervergünstigung hatte Dynegy auf Grund von Energiegeschäften bekommen, die in Wirklichkeit gar nicht stattgefunden hatten. Im Zusammenspiel mit den Kollegen anderer Energiehandelsgesellschaften hatte Watson Kilowattstunden ge- und gleichzeitig wieder verkauft und so den Umsatz kräftig aufgebläht.

Nachdem jetzt auch die US-Börsenaufsicht SEC die Ermittlungen in dem Fall aufgenommen hat, trat Watson Ende Mai von seinem Posten zurück. Allerdings nicht ohne sich den Abschied vergolden zu lassen: Watson kassierte eine Abfindung in Höhe von mindestens 33 Millionen Dollar. Das ist mehr als er bekommen hätte, wenn er seinen Vertrag normal erfüllt hätte.


DENNIS KOZLOWSKI - Der Steuer-Geizhals

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Für einen Mann, der gern seine bescheidenen Anfänge betont, ist Dennis Kozlowski erstaunlich verliebt in den Luxus. Der 55-Jährige, der sich den Weg durchs College selbst finanzierte, hat mit Leidenschaft Statussymbole angehäuft. Eine 13-Zimmer-Wohnung in Manhattan ist darunter, eine Zehn-Millionen-Dollar-Villa in Florida. Kozlowski kaufte sich mehrere Harleys und die weltberühmte Yacht "Endeavour". Leisten konnte er sich das: In den vergangenen drei Jahren hat der Mischkonzern Tyco seinen Chef mit 97 Millionen Dollar entlohnt. Jüngst aber begann Kozlowski, sich für Malerei zu begeistern, und das wurde ihm zum Verhängnis.

Denn bei seiner Bergfahrt an die Spitze hat er sich ein Mittelklasselaster bewahrt: fast pathologischen Geiz. Als Student soll er einen Kellner-Job hingeschmissen haben, weil er sein Trinkgeld mit Kollegen teilen musste. Als Kunstsammler versuchte er offenbar, mit plumpen Tricks ein paar Prozent Umsatzsteuer zu hinterziehen. Das kostete ihn seinen Job, sein Recht auf eine 100-Millionen-Dollar-Abfindung und brachte ihm eine Anklage ein. Fast täglich enthüllt die Presse weitere Peinlichkeiten. So wurden die Nebenkosten der Kozlowski-Villa aus der Konzernkasse bezahlt. Dadurch sparte der Multimillionär knapp 600 Dollar im Monat.

Als Chef des Konglomerates Tyco, das Feuerlöscher ebenso herstellt wie Medizinzubehör, verschob Kozlowski viel imposantere Summen. Mit Hunderten Akquisitionen schusterte er sein Imperium zusammen, die Konzernbilanz geriet für Analysten und Anleger zum Rätselbuch. Im Februar gab Kozlowski zu, dass er 700 Firmenkäufe für acht Milliarden Dollar nicht öffentlich gemacht hat. Seine Nachfolger müssen den hoch verschuldeten Konzern wohl wieder zerlegen. Auch der Firmensitz, von Kozlowski auf die Bermudas verlagert, wandert wohl in die USA zurück. Schlecht für die Steuerbilanz - aber gut für den Ruf.


MARTY STAFF - Der Bilanzschneider

Am 13. Mai flog der neue Hugo-Boss-Chef Bruno Sälzer höchstpersönlich nach New York, um seinen Statthalter Marty Staff zu feuern. Das Loch in der Bilanz der US-Tochter in Höhe von rund sechs Millionen Euro war nicht mehr zu übertünchen, Konsequenzen unvermeidlich.

Die Mitarbeiter in der New Yorker Dependance und auch die amerikanischen Boss-Händler atmeten auf, denn das Geschäftsgebaren von Staff hatte ihnen jede Menge Ärger beschert. Ihnen hatte der geschasste US-Chef über Jahre hinweg systematisch mehr Waren in die Läden geschickt, als sie eigentlich bezahlen und verkaufen konnten. Damit blähte er die Umsätze von Hugo Boss künstlich auf. Staff hatte zwar versprochen, die unverkäuflichen Hemden, Anzüge oder Schuhe zurückzunehmen, doch später ließ er die Händler eiskalt abblitzen.

Für Staff selbst brachte die Aufblähung des Umsatzes entscheidende Vorteile. Sein Vertrag sieht bei einem geschätzten Grundgehalt von rund einer Million Euro pro Jahr, wie in der Branche üblich, Boni für Umsatz- und Gewinnsteigerungen vor. Durch die überbordenden Lieferungen konnte der Manager sein Gehalt offenbar um ein Mehrfaches steigern.

Als die Lage in der US-Zentrale jetzt kritisch wurde, weil die zu viel gelieferte Ware aus allen Landesteilen zurückkam und wichtig Geschäftspartner ihre Verträge kündigten, zog Sälzer die Notbremse. Die Quittung kennt er schon: Am Tag der Abrechnung musste Hugo Boss seinen US-Umsatz 2001 um sechs Millionen nach unten korrigieren.


spiegel.de

Gruß
Happy End



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Bilanztricks: Mehr Raum für kreative Buchführung

 
07.07.02 12:02
Vorstände verschleiern oft den wahren Unternehmenswert mit zahlreichen Tricks. Neue Bilanzregeln vergrößern das Chaos – zum Nachteil der Aktionäre.
 
Mit Immobilien ist das so eine Sache. Was sie wirklich wert sind, erfährt der Eigentümer immer erst, wenn er sie verkaufen will: Der Markt bestimmt den Preis. Das weiß inzwischen auch Karl-Gerhard Eick. Der Finanzvorstand der Deutschen Telekom muss die Altlasten des Exmonopolisten verwalten. Schon vor dem Börsengang 1996 kursierten Gerüchte, der Wert der Grundstücke und Gebäude, die das Unternehmen nach der Teilung der alten Bundespost erhalten hatte, sei zu hoch angesetzt. Anfang 2001 schlug die Stunde der Wahrheit: Die Telekom musste ihr Immobilienvermögen um zwei Millarden Euro abwerten – der Kurs der T-Aktie bekam erneut Schlagseite. Doch bis heute dementiert Ron Sommer die Probleme vehement. „Bei uns ist nichts unseriös gelaufen“, lässt der Telekomchef verlauten.

Nicht nur bei der Telekom reiben sich Aktionäre verwundert die Augen, wenn der Vorstand die Bilanz präsentiert: Widersprechende nationale und internationale Vorschriften führen zu einem großen Tohuwabohu. Das verwirrt nicht nur Privatanleger. „Auch die Analysten der Banken sind häufig nicht mehr in der Lage, richtig zu differenzieren“, sagt Bernhard Pellens, Professor am Lehrstuhl für Internationale Unternehmensrechnung an der Uni Bochum. Zum Leidwesen des Experten machen neue US-Bilanzregeln „es künftig noch schwieriger“, die Tricks der Finanzvorstände zu durchschauen. Wer jedoch als Anleger die häufigsten Kniffe kennt und ein wenig Zeit auf das Studium der Geschäftsberichte verwendet, entlarvt zumindest einige der Gefahren.

Eigentlich sind die Regeln einfach. Die Buchungen, auf denen am Jahresende die Bilanz aufbaut, sollen „alle Geschäftsfälle wahrheitsgetreu und vollständig wiedergeben. Sie müssen übersichtlich und verständlich sein“. So steht es in den Grundsätzen ordnungsgemäßer Buchführung, die für alle deutschen Unternehmen gelten. In der Praxis allerdings geben sich nicht nur windige Finanzjongleure am Neuen Markt alle Mühe, Schieflagen zu verbergen, mit der Wahrheit nur häppchenweise herauszurücken oder die tatsächliche Gewinnsituation zu verschleiern. Auch angesehene Weltkonzerne biegen in den Geschäftsberichten ihre Finanzlage so zurecht, wie es dem Vorstand gerade ins Kalkül passt. Grundsätzlich gilt dabei: Je komplexer die Struktur eines Konzerns, desto zahlreicher sind die Möglichkeiten zur Schummelei.
Dahinter steckt meist nicht einmal kriminelle Energie: Oft sollen nur Managementfehler kaschiert werden, in der Hoffnung, diese später unauffällig wieder ausbügeln zu können. Das Täuschen und Tricksen wird über eine unheilige Allianz mit den Wirtschaftsprüfern erleichtert. Denn die Prüfer stemmen sich immer noch zu wenig gegen dubiose Methoden ihrer Kunden oder erteilen trotz vieler Bilanzirrungen zu einfach das Testat. Daher sind inzwischen viele Bankanalysten dazu übergegangen, neue Kennzahlen zu entwickeln, um den Unternehmenswert besser ermitteln zu können. Allein: Kennzahlen wie Cash-Flow (Kapitalfluss), Ebitda (Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen) und ein daraus abgeleiteter Enterprise Value (Firmenwert) haben nicht wirklich dabei geholfen, Fehlbewertungen an der Börse zu erkennen, die oft auf mangelhafte Bilanzanalyse zurückzuführen sind.

Und selbst wer bisher in der Lage war, bilanzielle Falltüren früh genug zu erkennen, wird künftig auf größere Schwierigkeiten stoßen. Experten beklagen schon jetzt eine Änderung der US-Vorschriften Generally Accepted Accounting Principles (GAAP, siehe Kasten Seite 96), nach der auch viele deutsche Firmen ihren Abschluss aufstellen. Das Regelwerk wird gelockert, die Spielräume für kreative Buchführung werden erweitert. Nur Investoren, die kontinuierlich die Veröffentlichungen ihrer Unternehmen verfolgen, können dann noch einige Tricks der Finanzchefs erkennen. „Mitunter entsteht der Eindruck, die Rechnungslegung nach US-GAAP sei deshalb so viel besser als die nach deutschem Recht, weil sie keine Bilanzierungsspielräume böte“, sagt Walther Busse von Colbe, Professor für Betriebswirtschaftslehre an der Uni Bochum und einer der anerkanntesten Experten seines Fachs, „doch das ist falsch.“ Gerade die internationalen Regeln – nach denen alle Unternehmen am Neuen Markt und 29 von 30 Dax-Konzernen bilanzieren – erlauben einen leichtfertigen Umgang mit immateriellen Teilen des Vermögens wie Software, Patenten oder Lizenzen.

Konsequenz für Anleger: Sie sollten nur mit Vorsicht in Aktien von Unternehmen investieren, bei denen ein Großteil des Vermögens (Aktivseite der Bilanz) aus immateriellen Gütern stammt. Denn bringen die dahinter versteckten Entwicklungen oder Nutzrechte später nicht den erhofften Gewinn, muss der Finanzchef irgendwann die Karten offen legen und den Wert abschreiben. Das schlägt durch auf Gewinn und Aktienkurs. Um welch enorme Beträge es sich dabei gerade im Technologiesektor handeln kann, zeigte jüngst Nortel Networks. Um 12,3 Milliarden Dollar musste der Telekomzulieferer die Werte immaterieller Bilanzposten und zugekaufter Beteiligungen nach unten korrigieren – ein trauriger Rekord. Zusammen mit weiteren Abschreibungen und einem operativen Milliardenverlust wies Nortel im zweiten Quartal 2001 ein Minus von 19,4 Milliarden Dollar aus – der Kurs fiel auf ein 52-Wochen-Tief.

Die Gefahr von krassen Fehlentscheidungen wird noch größer. Denn in Zukunft können die Unternehmen ihre aufgeblähten Bilanzen noch leichter als bisher auf einem dem Anschein nach hohen Niveau halten. Hintergrund: Im Zuge des Aktienbooms kauften viele Unternehmen Konkurrenten zu völlig überzogenen Preisen. Die Differenz zwischen Preis und echtem Wert der Übernahmeopfer, die beispielsweise bei der Telekom für den Mobilfunker One-2-One und andere Firmen fast 20 Millionen Euro ausmacht , musste bisher nach US-Recht abgeschrieben werden. Das schmälerte den Gewinn erheblich. Künftig aber werden Unternehmen, die nach US-GAAP ihre Bilanz aufstellen, auf die planmäßige Abschreibung dieser so genannten Firmenwerte (Goodwill) verzichten (WirtschaftsWoche 27/2001).

Stattdessen wird dann jährlich nach einer komplizierten Methode ermittelt, ob eine Sonderabschreibung notwendig ist. Können die Finanzvorstände den Wirtschaftsprüfern einreden, dass die teuer eingekauften Beteiligungen so viel wert sind, wie in den Büchern steht, fallen die Abschreibungen niedriger aus oder ganz weg. Somit hängt der Goodwill ebenso wie viele andere Bilanzpositionen zukünftig an subjektiven Einschätzungen. Investoren sollten überraschend hohe Gewinne daher kritisch prüfen – sie könnten nur auf dem Papier stehen.

Denn ob bei fingierten Scheingeschäften wie im Fall des Bohrgeräteherstellers Flowtex, dramatisch überbewerteten Immobilien bei der Hypobank oder der Beinahepleite des Bauriesen Philipp Holzmann – immer hatten Wirtschaftsprüfer die Bilanz angeblich auf Herz und Nieren geprüft. Da die Prüfungsgesellschaften ungern ein langjähriges, lukratives Mandat verlieren, besteht die Gefahr, dass sie zu oft nicht genau genug hinschauen und bei Ungereimtheiten keinen Einspruch erheben.

Wegen der unterschiedlichen Rechtssysteme und Regelungen wird der Verzicht auf die Goodwill-Abschreibungen den Wirrwarr um die nationalen und internationalen Rechnungslegungsvorschriften weiter verstärken. Denn: „Das Verbot, den Goodwill aus dem Erwerb von Unternehmen planmäßig abzuschreiben, steht in krassem Widerspruch nicht nur zu den Bilanzrichtlinien der EU und damit auch zum HGB, sondern auch zur vorherrschenden internationalen Praxis“, kritisiert Experte Pellens. So könnte es dazu kommen, dass künftig international operierende deutsche Unternehmen zwei völlig unterschiedliche Ergebnisse ausweisen – einmal nach deutschem und einmal nach amerikanischem Recht. Pellens: „Das trägt nicht gerade zur Verständlichkeit und Vergleichbarkeit der ohnehin komplizierten Konzernrechnungslegung bei.“ Der Verzicht auf die Firmenwertabschreibung wird dazu führen, dass sich auf den ersten Blick die Vermögens- und Ertragslage deutlich verbessert, ohne dass sich realwirtschaftlich etwas verändert hätte. Beispiel Vodafone: Die Akquisition des Mannesmann-Konzerns verursachte 150 Milliarden Euro Goodwill bei den Briten. Nach der neuen Regelung hätte der Betrag keinen Einfluss mehr auf den Jahresüberschuss. „Die Gewinne steigen allein, weil die teilweise sehr hohen bisherigen planmäßigen Goodwill-Abschreibungen entfallen“, erklärt Busse von Colbe. „Die Kurse wird dieser Bilanzierungstrick immer dann beeinflussen, wenn Investoren die Auswirkungen auf Kennzahlen der betroffenen Konzerne nicht vollständig erkennen“, ergänzt Pellens. Kurzfristige Kurssprünge nach der Bekanntgabe von Zahlen können künftig noch häufiger als bisher eine schnelle Fehleinschätzung der Börse sein.

Aber nicht nur die High-Tech-Firmen, auch Unternehmen ohne kritische Goodwill-Größen in der Bilanz vernebeln gerne ihre wahre Vermögenslage. Oft allerdings in umgekehrter Richtung: Sie rechnen sich arm statt reich. So parken Finanzvorstände gerne Kapital bei Töchtern, die wegen der geringen Beteiligung nicht in der Konzernbilanz auftauchen. So soll E.On Unternehmensinsidern zufolge einen Großteil seines liquiden Vermögens bei Minderheitsbeteiligungen versteckt haben. Grund: Ein niedriger Kassenbestand in der Bilanz schreckt mögliche Aufkäufer ab. Auch Wilhelm Zeller, Vorstandschef der Hannover Rück, räumte im Juni ein, Gestaltungsspielräume der US-GAAP zu nutzen, „um den Überschuss gegenüber dem Vorjahr nicht zu stark wachsen zu lassen“.

Nicht nur Dritten gegenüber versuchen die Finanzchefs, Gewinne zu verschleiern. Auch die eigenen Anteilseigner staunen manchmal über die findigen Tricks. „Die Konzernleitungen können die Gewinne der Tochtergesellschaften durch Verrechnungspreise erhöhen und sie dann dort parken. Die Aktionäre des Mutterunternehmens bekommen diese Gewinne dann zwar im Konzernabschluss zu sehen, können hierauf aber keine Dividendenansprüche stellen“, erläutert Pellens eine beliebte Praxis, wie Erträge im Unternehmen und Aktionäre außen vor gehalten werden. „DaimlerChrysler, Volkswagen und E.On haben so in der Vergangenheit ihre Bilanzsubstanz auf Kosten einer geringeren Ausschüttung gestärkt“, so Pellens.
Hintergrund: Die Gewinnausschüttung richtet sich in Deutschland noch nach der Einzelbilanz des Mutterunternehmens und nicht nach dem Konzernabschluss, in dem alle Gewinne der Mehrheitsbeteiligungen auftauchen. „In die Einzelbilanz werden nur so viel Gewinne der Töchter gelenkt, wie Vorstand und Aufsichtsrat der Mutter an die Aktionäre verteilen wollen“, sagt Pellens. Der Bochumer Professor vermutet, dass dies auch bei Familienunternehmen, deren Anteile bei vielen Verwandten gestreut sind, der Fall sein dürfte: „BMW ist hierfür ein klassisches Beispiel.“

Wo aber auf der einen Seite von vielen Unternehmen leere Taschen vorgegaukelt werden, protzen auf der anderen Seite viele Firmen mit vermeintlichem Reichtum. So ist das aktuelle Milliardendesaster der Bankgesellschaft Berlin unter anderem auf eine Überbewertung von Mietwohnungen zurückzuführen. Auch die inzwischen zur HypoVereinsbank fusionierte Bayerische Hypotheken- und Wechselbank bewertete Ostimmobilien um rund 3,5 Milliarden Mark zu hoch. Die Folge: Die Bilanz barg auf dem ersten Blick viel Substanz. In solchen Fällen ergibt sich an der Börse ein überhöhter Kurs, da sich viele der von Analysten benutzten Kennzahlen zur Ermittlung des fairen Unternehmenswertes an den Vermögensgrößen der Bilanz orientieren.

Ein anderes Spiel in den Vorstandsetagen: Innerhalb der Gewinn- und Verlustrechnung werden Positionen nach Belieben hin- und hergeschoben. Eigentlich als außerordentliches Ergebnis auszuweisende Posten werden dem operativen Ergebnis zugeschlagen, sodass der Anleger den Eindruck gewinnt, das Kerngeschäft laufe gut. So wollte Ex-Eurobike-Chef Herbert Will Verluste aus dem operativen Geschäft mit außerordentlichen Einnahmen aus dem Leasinggeschäft kompensieren. Doch der Aufsichtsrat spielte nicht mit – eine löbliche Ausnahme. Will musste nach dem Kursdesaster der Eurobike-Aktie im Frühling seinen Hut nehmen. Auch die Lufthansa polierte Ende der Neunzigerjahre erheblich ihre Gewinnrechnung auf und schlug eigentlich außerordentliche Erträge dem operativen Geschäft zu. Insgeheim hatte die Airline Rückstellungen aufgelöst und Gewinne aus Flugzeugverkäufen ins operative Ergebnis verschoben. So verdreifachte die Lufthansa völlig überraschend ihren operativens Gewinn im ersten Halbjahr 1997. Fragwürdig ist auch der jüngste Ergebnisausweis von Yahoo, der ähnliche Tricks zumindest vermuten lässt.

Um der Muttergesellschaft General Motors bessere Zahlen zu präsentieren, schönte 1999 auch der damalige Opel-Chef Robert Hendry elegant den Abschluss. Stolz präsentierte er einen 1998er-Jahresüberschuss von 576 Millionen Mark. Nur: Das operatives Ergebnis wies Opel im Gegensatz zum Vorjahr nicht aus. Hendry bediente sich gleich mehrerer Kniffe. Der erste war für den kundigen Bilanzleser sofort zu erkennen: Opel hatte einfach die letzten noch freien Rücklagen in Höhe von 462 Millionen Mark aufgelöst und dem Ergebnis zugeschlagen. Zudem bezog der Autobauer Anteile der Opel-Schwestern Eisenach, Polen und Ungarn in die Bilanz ein und hob so stille Reserven. Der Effekt: Aus einem Betriebsverlust von 802 Millionen Mark, den Hendry geflissenlich verschwiegen hatte, wurde ein üppiger Gewinn. Auch Babcock-Chef Klaus Lederer trickste in der Bilanz 1997/98 heftig, um vor das eigentlich negative Eigenkapital noch ein positives Vorzeichen zu drehen .
Was den Finanzchefs der Großunternehmen recht ist, ist den jung-dynamischen Bilanzgestaltern am Neuen Markt nur billig. Häufig findet der Anleger erst im Anhang der Bilanz die entscheidenden Aussagen. So erfahren Investoren auf den letzten Seiten des Geschäftsberichts, dass die Neusser Endemann Internet AG mit ihrem Kerngeschäft keinen Pfennig erlöst. Die Erträge stammen einzig und allein aus der Anlage der üppigen Einnahmen aus dem Börsengang in Festgeldern und Aktien. Seit dem der Börsencrash auch die außerordentlichen Erträge vermiest, hat Vorstandschef Ingo Endemann inzwischen aber auch die letzte Täuschungskarte verspielt.

Kein Wunder, dass die Fachleute Busse von Colbe und Pellens jedem Investor „dringend raten, den Konzernabschluss zu studieren, wenn er sich ein Bild von der wirtschaftlichen Lage des Unternehmens machen will“. Das haben inzwischen auch Staatsanwälte bei der Telekom getan. Bei genauen Hinsehen entdeckten sie nicht nur den überwerteten Immobilienbestand. Auch sind nach neuesten Vermutungen der Staatsanwaltschaft technische Anlagen möglicherweise um Milliarden zu hoch bewertet. Sollte sich diese Vermutung als richtig erweisen, wird die T-Aktie wie die T-Bilanz erneut auf Schrumpfkurs gehen.

mm.de
Happy End:

Die wichtigsten Bilanzregeln: HGB, IAS und US-GAAP

 
07.07.02 12:17
Deutsche Unternehmen müssen grundsätzlich nach dem deutschen Handelsgesetzbuch (HGB) bilanzieren.
 
Sie können aber auch nach dem internationalen Recht IAS (International Accounting Standards) oder den US-Regeln GAAP (Generally Accepted Accounting Principles) ihre Bilanz aufstellen. Die Unternehmen am Neuen Markt müssen entweder nach US-GAAP oder IAS bilanzieren. Inzwischen stellen auch 29 von 30 Unternehmen aus dem Deutschen Aktienindex (Dax) ihre Bilanzen nach IAS oder US-GAAP auf, um den Anforderungen internationaler Investoren gerecht zu werden. Vorreiter war Daimler-Benz 1993. Allerdings kommt es auch bei den großen Konzernen vor, dass der Anleger nur eine weiche internationale Bilanz präsentiert bekommt. Zum Teil mischen die Vorstände deutsches und internationales Recht. „IAS- oder US-GAAP-Light“, spotten dann Experten. Weniger aufwendig gestaltet sind ohnehin die Quartalsberichte, die häufig auch nicht von den Wirtschaftsprüfern unter die Lupe genommen werden. Hier bekommt der Anleger wesentlich geringere Informationen als im Jahresabschlussbericht. Der Spielraum, die Bilanz in den Drei-Monats-Berichten zu schönen, ist noch einmal erhöht.

Der Abschluss nach HGB berücksichtigt in erster Linie die Interessen der Gläubiger und stellt deswegen prinzipiell eine vorsichtigere Bewertung des Vermögens in den Vordergrund. Dagegen richten sich IAS und US-GAAP in erster Linie an die Investoren, die an einem realistischen Gewinnausweis interessiert sind. Deshalb wird tendenziell zeitnäher, zum Teil vorausschauend bilanziert. So dürfen Finanzvorstände nach US-GAAP oder IAS beispielsweise noch nicht realisierte Umsätze und Gewinne verbuchen, wenn ein baldiger Eintritt als wahrscheinlich gilt. Auch dürfen sie unter bestimmten Voraussetzungen Wertpapiere wie Aktien zum Marktwert ansetzen, während nach HGB langfristig gehaltene Papiere maximal zu den Anschaffungskosten in die Bilanz genommen werden. Zum Marktwert müssen diese Papiere nach HGB nur bilanziert werden, wenn dieser dauerhaft unter dem Anschaffungswert liegt. Die zum Teil weniger konservative, aber zeitnähere Praxis in den USA, führt zu größeren Schwankungen der betreffenden Bilanzpositionen.

Auf Grund der deutschen Bilanzierungspraxis konnten konservativ bilanzierende Unternehmen erhebliche stille Reserven etwa bei Aktienpositionen aufbauen. Daher auch der Jubel an der Börse Weihnachten 1999, als Finanzminister Hans Eichel verkündete, dass die deutschen Kapitalgesellschaften diese Reserven von 2002 an bei einem Verkauf steuerfrei heben können. So hat allein das Beteiligungsportfolio von Allianz, Münchener Rück und Deutscher Bank einen geschätzten Marktwert von rund 140 Milliarden Euro – nur ein Bruchteil davon steht in den Bilanzen. Auch in der Abschreibungspraxis gibt es große Unterschiede. So musste die Telekom 2001 nur nach HGB zwei Milliarden Euro Abschreibungen auf das Immobilienvermögen verkraften. Nach US-GAAP ist die Abwertung sogar verboten.

Schätz- und Gestaltungsspielräume lassen alle Regelwerke zu. Zwar gibt es nach US-GAAP und IAS weniger ausdrückliche Ansatz- und Bewertungswahlrechte als nach den Vorschriften des HGB, zum Beispiel für die Bewertung von Vorräten, den Ansatz für Rücklagen oder die Nutzungsdauer des Goodwills. Aber trotzdem hängen Ansatz und Bewertung ähnlich wie in Deutschland davon ab, wie der Vorstand die Entwicklung etwa von Absatzmengen und -preisen einschätzt. So geschehen im Fall Infineon, wo offenbar der zukünftige Absatz von Chips zu hoch angesetzt und der Preisverfall unterschätzt worden war . Das Problem hier zu Lande: Niemand kontrolliert die Prüfer. In den USA prüft dagegen die 3000 Mann starke Börsenaufsicht SEC streng noch einmal die bereits testierten Abschlüsse, die zwingend nach US-GAAP aufgestellt werden müssen. Zwar schreibt die Deutsche Börse zum Beispiel für den Neuen Markt internationale Rechnungslegung nach IAS oder US-GAAP vor. Experten bemängeln aber, dass die jungen Finanzchefs regelmäßig mehr oder weniger stark von den Standards abweichen. Spielt der Wirtschaftsprüfer mit, erhält der Anleger Abschlüsse präsentiert, die je nach Gefallen HGB-Vorschriften mit internationalen Regelungen mischen. Kommen solche Fehlbewertungen ans Tageslicht, folgt meist ein Desaster wie zum Beispiel bei EM.TV: Die Medienfirma hatte völlig überhöhte Preise für Filme und Beteiligungen wie den Muppets-Kauf bezahlt und schrieb die Ursprungswerte einfach fort, statt abzuwerten.

Langfristig gesehen sollten aber die internationalen Regelungen und das deutsche Recht zum selben Ergebnis kommen. Deshalb ist es wichtig, die Bilanzen eines einzelnen Unternehmens über längere Zeiträume zu betrachten. Das gilt insbesondere, wenn deutsche Unternehmen auf internationales Recht umstellen. Denn: „Einige Unternehmen scheinen den Bilanzierungswechsel von HGB auf US-GAAP oder IAS durch geschickte Wahl des Umstellungszeitpunkts dazu zu nutzen, bilanzielle Kellerleichen an der Gewinn- und Verlustrechnung vorbei direkt mit dem Eigenkapital zu verrechnen“, kritisiert Experte Bernhard Pellens.
OFT SIND ZUDEM die Erläuterungen im Rahmen des Bilanzierungswechsels wenig informativ und zeigen Umstellungseffekte nur unzureichend. „Alleine durch den Wechsel der Bilanzierungsregeln ist es möglich, dass die Ergebnisse des gleichen Geschäftsjahres erheblich voneinander abweichen“, ergänzt der Bilanzanalytiker Walther Busse von Colbe. Die Stärken der internationalen Regeln liegen in den gegenüber dem deutschen Geschäftsbericht deutlich erweiterten Angaben im Anhang. So schlüsseln die Finanzvorstände hier wesentlich detaillierter einzelne Segmente auf. Auch finden Anleger Angaben zu wichtigen Änderungen in der Bilanzpolitik. Allerdings sind die Angaben „häufig hochkomplex“, weist Fachmann Pellens darauf hin, dass die Bilanzanalyse trotz der erweiterten Publizitätspflichten kein Zuckerschlecken ist.
flexo:

Interessant

 
07.07.02 13:09
Diese Männer haben ihre Chance genutzt.
Happy End:

Das nicht ganz so Weiße Haus

 
11.07.02 19:58
In seiner Rede zu den Bilanzskandalen der jüngsten Vergangenheit hat US-Präsident George W. Bush die gängige Praxis von Unternehmen gegeißelt, Top-Managern zinsgünstige Kredite einzuräumen. Offenbar hat Bush in der Vergangenheit jedoch selbst genau solche Firmenkredite erhalten.

Washington - Während der Boomzeit war es nichts Ungewöhnliches, wenn Top-Manager der amerikanischen Wirtschaft ihre Unternehmen als Kreditinstitute missbrauchten. CEOs wie Enron-Gründer Kenneth Lay bekamen von ihren Firmen Bürgschaften, Darlehen oder Kredite, die Aufsichtsräte nickten die Deals meist bedenkenlos ab.

Den Rekord hält Ex-WorldCom-Chef Bernie Ebbers: Der Kanadier hatte auf Kredit eine große Zahl von WorldCom-Aktien erworben. Als der Kurs abstürzte, musste Ebbers Geld nachschießen. Dazu war er selbst nicht in der Lage, sein Unternehmen half ihm jedoch großzügig aus. Im Frühjahr 2002 wurde dem umstrittenen Manager von WorldCom eine Bürgschaft in Höhe von mehr als 400 Millionen Dollar gewährt.

Auch Präsident George W. Bush soll als Führungskraft seinen damaligen Arbeitgeber angezapft haben. Die "New York Times" und die "Washington Post" berichten am Donnerstag, dass Bush in den achtziger Jahren in seiner Zeit als Top-Manager des Energiekonzerns Harken von dem Unternehmen äußerst zinsgünstige Kredite in Höhe von insgesamt 180.000 Dollar erhalten habe. Mit dem Geld habe Bush im Rahmen eines Optionsprogramms für Manager Harken-Aktien erworben.

Firmenkredite sind schlecht - bei den anderen

Besonders peinlich: Bush hatte Anfang der Woche "harte neue Gesetze" zur Verhinderung von Finanzskandalen angekündigt. In seiner Rede an der Wall Street hatte der Präsident die US-Wirtschaft auch dazu aufgerufen, nicht länger Firmenkredite an Manager zu vergeben.

Bush muss sich außerdem gegen den Vorwurf verteidigen, dass er selber in den neunziger Jahren als Harken-Manager von Insiderwissen profitiert und den Aufsichtsbehörden Aktienverkäufe zu spät gemeldet habe.

Bush-Regierung wirkt unglaubwürdig

In der Bush-Administration sitzen eine Reihe umtriebiger Ex-Manager, davon viele aus dem Energiesektor. Bereits während der Enron-Krise war das Weiße Haus wegen seiner Nähe zu der Houstoner Skandalfirma unter Druck geraten. Bush war mit Enron-Gründer Ken Lay per du und nannte ihn "Kenny Boy". Lay war der größte Finanzier der Präsidentschaftswahlkampagne Bushs.

Ebenfalls im Kreuzfeuer: Dick Cheney. Der Vizepräsident wurde am Mittwoch von der Anti-Korruptionsinitiative Judicial Watch verklagt. Die Kläger werfen Cheney und dem Ölkonzern Halliburton, bei dem Bushs Vize von 1995 bis 2000 Vorstandschef war, Bilanzbetrug und Irreführung der Anleger vor. Das ist nicht die einzige Klage gegen Cheney. Auch der Rechnungshof des Kongresses (GAO) hat Cheney und die Bush-Administration vor den Kadi gezogen: Der Vizepräsident weigert sich nämlich beharrlich, der Legislative Auskunft über seine Kontakte zur Energieindustrie zu geben.

Kein Kommentar

Der Sprecher des Weißen Hauses, Ari Fleischer, nannte die Judicial-Watch-Klage gegen Cheney ungerechtfertigt. Er lehnte Fragen zu dem Thema mit der Begründung ab, Ansprechpartner sei der Konzern Halliburton. Unter Cheney hatte der Ölfeldausrüster Halliburton in den neunziger Jahren seine Buchführung geändert, was die Profite des Unternehmens erheblich verbessert hatte. Die Wertpapier- und Börsenaufsicht SEC untersucht den Fall.

Judicial Watch erklärte, die geänderte Buchführung habe zu einer Überbewertung des Aktienwertes und damit zur Täuschung der Anleger geführt. Halliburtons Finanzchef Doug Foshee wies die Beschuldigungen als "unwahr, unbewiesen und unbegründet" zurück.  
Happy End:

Klage gegen US-Vizepräsident Cheney

 
11.07.02 20:02
Die amerikanische Juristengruppe Judical Watch will gerichtlich gegen US-Vizepräsident Dick Cheney vorgehen. Als Chef der Ölfirma Halliburton soll er für die Aufblähung von deren Bilanzen um rund eine halbe Milliarde Dollar verantwortlich gewesen sein.

Miami - In der Klage werden Cheney betrügerische Bilanzierungspraktiken vorgeworfen, die zu einer Überbewertung des Aktie geführt hätten. Dadurch seien Investoren getäuscht worden.

Halliburton wurde im Mai von der Börsenaufsicht SEC wegen der eigenen Bilanzierungspraktiken überprüft. Dabei ging es um eine Bilanzierungspraxis, bei der Baukosten für eigene Anlagen als Einnahmen verbucht worden waren. Insgesamt, so die Klage, sollen damit die Erlöse der Firma in den Jahren 1999 bis 2001 um 445 Millionen Dollar zu hoch ausgefallen sein.

Die Überprüfung der SEC bezieht sich auf den Zeitraum 1995 bis 2000, als Cheney Vorsitzender des Unternehmens war. Die Börsenaufsicht hat bei Halliburton keine Unregelmäßigkeiten festgestellt.

"Wir vertrauen weder der Bush-Regierung noch der Untersuchung der SEC. Wir wollen Millionen Dollar an Schaden ersetzt bekommen", sagte der Vorsitzende von Judical Watch, Larry Klayman. Neben Cheney richtet sich die Klage gegen zehn weitere Vorstandsmitglieder und gegen die Wirtschaftsprüfungsgesellschaft Arthur Andersen. Neben der Aufblähung der Bilanzen sollen die Verantwortlichen von Halliburton auch dafür belangt werden, dass sie ihrer Bilanzierung änderten, ohne ihre Aktionäre davon in Kenntnis zu setzen.

Die Klageschrift wurde am Mittwoch am Bezirksgericht in Dallas eingereicht. Als Geschädigte nannte Judical Watch zwei Halliburton-Aktionäre, deren genaue Verluste in der Klageschrift jedoch nicht angegeben wurden.

Es scheine, dass die Vorschläge von US-Präsident George W. Bush für eine stärkere Überwachung der privaten Wirtschaft, von den Problemen des eigenen Vizepräsidenten ablenken sollen, sagte Klayman. Es könne so der Eindruck entstehen, dass die Elite in Washington über dem Gesetz stehe. Dies könne nicht gestattet werden, falls man die Demokratie lebendig halten will.  
Happy End:

Manager ohne Moral

 
16.07.02 14:57
Selbstbedienung, Korruption, Betrug, Vertragsbruch - für die Eliten scheinen keine Regeln mehr zu gelten. Das ethische Fundament der Wirtschaft bröckelt. Zerstört der Turbokapitalismus am Ende sich selbst?

Es waren die großen Geister der Vergangenheit, die Joachim Milberg kürzlich beschwor: Immanuel Kant, Thomas Mann, Adam Smith. Logisch, auch Hans Jonas ("Das Prinzip Verantwortung") durfte nicht fehlen. Dann redete der ehemalige BMW-Chef über "Moral", "Ethik" und "Werte", über "Vertrauen" und "Verlässlichkeit" - und all das, resümierte Milberg, "benötigen wir heute dringender denn je". Ungewohntes Terrain für einen Ingenieur.

Nur die Sonntagsrede eines emeritierten Managers?

Auch Lufthansa-Chef Jürgen Weber hadert mit den Zeitläuften. In welcher Gesellschaft leben wir eigentlich, fragt er sich: "Herausholen, was herauszuholen ist, und nach mir dann die Sintflut?"

Nur die Säuernis eines Konzernchefs, dem seine Piloten voriges Jahr einen Gehaltsaufschlag von sagenhaften 30 Prozent abtrotzten?

Robert Suckel, Chef der Aktienanalyse-Firma SES Research, treibt die Frage um, wem er eigentlich noch trauen kann.

Mehrfach ist er in den vergangenen Jahren belogen worden. Ob CPU, Comroad, Infomatec, Kabel New Media oder EM.TV - mit unfassbarer Dreistigkeit haben einige der einstigen Stars am Neuen Markt abgezockt (siehe: "Die Glücksritter des Neuen Marktes"). Suckel sagt: "Die Anleger haben Angst, betrogen zu werden. Man glaubt den geprüften Bilanzen nicht mehr."

Dieter Heuskel, Deutschland-Vormann der Boston Consulting Group (BCG), beunruhigt, dass in den vergangenen Jahren "die Loyalität in den Unternehmen durch die reine Ausrichtung auf den Kapitalmarkt bedroht wurde: Wir brauchen eine Rückbesinnung auf die Institution Unternehmen."

Nur Gedanken eines ratlosen Beraters?

Die Liste ließe sich verlängern. Moral, Anstand, Vertrauen, Loyalität - auf einmal sind diese Begriffe, die aus einer längst vergangenen Ära zu stammen scheinen, wieder im Gespräch.

Den Exzessen der vergangenen Jahre folgt eine neue Nachdenklichkeit. Nach der großen Party, als Globalisierung, Internet und Börsenboom alles Bestehende ab- und umzuwerten schienen, kommt nun die tiefe Verunsicherung: Was wird aus dieser Gesellschaft? Bricht das sittliche Fundament weg, ohne das die Wirtschaft nicht funktionieren kann?

Anatomie einer Vertrauenskrise


Ein massiver Vertrauensverlust hat die Wirtschaft erfasst, in Europa wie in den USA. Die Krisensymptome sind unübersehbar:

  • Die Finanzmärkte zweifeln an der Glaubwürdigkeit von Managern und Wirtschaftsprüfern. Auf Firmenbilanzen ist kein Verlass mehr. Fälle wie Metabox oder Phenomedia am Frankfurter Neuen Markt, die 100-Milliarden-Dollar-Pleite des US-Energieriesen Enron und der jüngste Bilanzskandal bei dem zweitgrößten US-Telekommunikationskonzern Worldcom schüren den Verdacht, inzwischen sei jedes Mittel recht, um kurzfristig den Aktienkurs in die Höhe zu schrauben.  


  • Galerie der Raubritter in Maßanzügen 721787
    Geschmiert: Klaus-Dieter Schweickert galt als angesehener Manager. Doch der Ex-Chef der Bayerischen Beamtenversicherungen (BBV) war von Baufirmen mit insgesamt zwei Millionen Euro geschmiert worden. Im Gegenzug hatte sich die BBV an Projekten der Baufirmen beteiligt. Nur einer von zuletzt 4038 Fällen von Bestechlichkeit.

  • Die Bürger zweifeln an der Integrität von Managern und Politikern. Ständig kommen neue Korruptionsfälle ans Tageslicht. Auf dem weltweiten Index der unabhängigen Anti-Korruptionsorganisation Transparency International ist Deutschland in den vergangenen fünf Jahren von Platz 13 auf Platz 20 abgerutscht. Nie zuvor gab es so viele Ermittlungsverfahren gegen bestechliche Politiker und bestechende Manager - die Zahl der Korruptionsverfahren hat sich laut Bundeskriminalamt (BKA) seit Mitte der 90er Jahre verfünffacht.


  • Die Manager zweifeln an der Verlässlichkeit ihrer Geschäftspartner. Weil sich Unternehmen nicht an Verträge und Absprachen halten, weil sie Preise drücken, zu spät oder gar nicht zahlen, geraten jährlich zigtausende Firmen in Schwierigkeiten. Besonders dramatisch ist die Lage in der Bauindustrie: 78 Prozent der Pleiten gehen auf verspätete Zahlungen der Kunden zurück.


  • Die Mitarbeiter zweifeln am Anstand ihrer obersten Chefs. In einem nicht nachvollziehbaren Maß sind die Gehälter der Topmanager gestiegen. Zwischen 1997 und 2000 genehmigten sich die Vorstände der Dax-Unternehmen Zuschläge von im Schnitt 30 Prozent jährlich, so Kienbaum-Gehälterexperte Heinz Evers. Nach dem Krisenjahr 2001 gibt es nun zwar bei einigen Konzernen - DaimlerChrysler, Infineon, SAP, Lufthansa -­ deutliche Abschläge. Aber das Niveau bleibt hoch, der Vorwurf der Selbstbedienungsmentalität wird immer lauter erhoben. "Volkswirtschaftlich hauen uns die hohen Gehälter nicht um", urteilt der Berater Augustinus Graf Henckel von Donnersmarck, "aber unter dem Gesichtspunkt der sozialen Kompetenz sind sie skandalös."


Die alten Spielregeln haben an Bedeutung verloren. Anstand, Rechtschaffenheit, Ehrlichkeit, Fairness ­- diese Werte sind einem rigorosen Egoismus gewichen, der bisher sicher geglaubte Schranken durchbricht. Und es sind gerade die Eliten der Wirtschaft, die zunehmend als Vorbilder versagen.

Ein "totaler Opportunismus" habe sich ausgebreitet, sagt der Saarbrücker Wirtschaftsprofessor Christian Scholz. Jeder gucke nur noch auf seinen eigenen Vorteil: "Ganz oben in der Hierarchieebene gibt es Leute, deren Bezüge in den Himmel schießen, während die Aktienkurse in den Keller gehen. Auf der unteren Ebene klinken sich immer mehr Mitarbeiter einfach aus oder melden sich krank ­- ohne Rücksicht auf die Firma."

Moral als Wirtschaftsfaktor


Na und, könnte man argumentieren. Wozu gibt es Gesetze, Staatsanwälte, Gerichte? Ist nicht die Wirtschaft für die Mehrung des Wohlstands zuständig, während Moral Sache der Pastoren und Politiker ist? Was haben ausgerechnet Manager mit der Wertefrage zu tun? Eine ganze Menge.

Galerie der Raubritter in Maßanzügen 721787
Betrogen: In der Boomphase der New Economy galt Bodo Schnabels Telematik-Firma Comroad als einer der Stars des Neuen Marktes. Heute steht fest: alles nur heiße Luft. Um den Kurs in die Höhe zu schrauben, erfand Schnabel über 90 Prozent seiner Umsätze. Das Frisieren von Bilanzen ist längst eine verbreitete Geschäftspraktik.

"Erst kommt das Fressen, dann kommt die Moral", ließ Bert Brecht den Gangster Macheath in der "Dreigroschenoper" proklamieren. Wohlstand und Anstand, so sah es der Marxist Brecht, schließen sich im liberalen Raubtiersystem gegenseitig aus. Es ist der uralte Generalverdacht gegen alle Erfolgreichen - wie im Kamel-durch-das-Nadelöhr-Gleichnis der Bibel.

Und es ist wahr: Leute wie Comroad-Gründer Bodo Schnabel, der über Jahre die Anleger betrogen haben soll; oder Ex-ABB-Deutschland-Chef Michael Pohr, der durch ein akribisch organisiertes Schmiergeldsystem den Umsatz gesteigert haben soll; oder Klaus-Dieter Schweickert, Ex-Vorstandschef der Bayerischen Beamtenversicherung, der unter anderem 1,4 Millionen Euro Schmiergeld beim Verkauf eines Bonner Regierungsgebäudes erhalten hat - sie gelten heute als Symbolfiguren für die Zustände in der Wirtschaft.

Nur: Brechts Macheath hat deshalb noch lange nicht Recht. Es ist gerade umgekehrt: Ohne Moral gibt es auch nicht viel zu fressen.

Die liberale Wirtschaft funktioniert nur, wenn die Verantwortlichen einem informellen Wertekanon folgen. Rechnungen werden (prompt) bezahlt; Verträge eingehalten; Mitarbeiter, Aktionäre, Wettbewerber, Kunden, Zulieferer und das Finanzamt fair behandelt. Nur wenn sich die große Mehrheit an diese Regeln hält, funktioniert die Wirtschaft reibungslos.

Nehmen jedoch die Verstöße überhand und wird Raffgier zum dominierenden Verhaltensmuster - dann wird die Effizienz insgesamt gemindert.

Studien der OECD und des Internationalen Währungsfonds (IWF) zeigen: Gesellschaften mit einem hohen Vertrauenspotenzial wachsen schneller. Moral ­- das ist ein wichtiger Standortfaktor, volkswirtschaftlich gesehen.

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Bestochen? - Als Deutschland-Chef des Anlagenbauers ABB soll Michael Pohr in der Schweiz schwarze Kassen für Schmiergeldzahlungen angelegt haben. Deutsche Staatsanwälte ermitteln in mehr als 18 Fällen wegen möglicher Durchstechereien bei ABB-Projekten. Bundesweit stieg die Zahl der Korruptionsverfahren seit 1994 um das Fünffache.
 
Aus betriebswirtschaftlicher Sicht ist Moral ein Erfolgsfaktor erster Güte. Mitarbeiter, die bereit sind, untereinander und mit dem Management zu kooperieren, sind produktiver, so eine IWF-Studie. Wer Kunden und Zulieferern trauen kann, hat mehr Planungssicherheit.

Eine korruptionsarme Wirtschaft sorgt dafür, dass es im Wettbewerb um die besten Produkte geht, nicht um die besten Kontakte. Staatsausgaben fließen in effizientere Projekte. Der internationale Vergleich zeigt: Zwischen Korruption und Wohlstand gibt es einen eindeutigen Zusammenhang.

Besonders sensibel reagieren die Börsen. Wo Misstrauen herrscht, steigen die Zinsen. Die Unternehmensfinanzierung wird teurer - Moral ist auch ein Shareholder-Value-Thema.

Bedenklich, dass das Vertrauenskapital schrumpft. Empirische Untersuchungen lassen den Schluss zu, dass nicht nur in Deutschland, sondern gerade auch in den angelsächsischen Ländern USA, Großbritannien und Australien die gemeinsamen Werte schwinden.

Ein gefährlicher Trend. "Wenn eine nennenswerte Anzahl von Geschäftsleuten gegen das Prinzip wechselseitigen Vertrauens verstößt", warnt US-Fed-Chairman Alan Greenspan, "werden unsere Gerichte und unsere Wirtschaft zur Bewegungslosigkeit verurteilt."

So weit, so schlecht. Wie konnte es so weit kommen?

Spurensuche.

Exzesse der Blasen-Ökonomie


Galerie der Raubritter in Maßanzügen 721787
Abgesahnt: Kein anderer Vorstand genehmigt sich so hohe Gehälter wie die Spitze der Deutschen Bank - 2001 im Schnitt sieben Millionen Euro pro Kopf. Vorstandssprecher Rolf-E. Breuer dürfte sogar im zweistelligen Millionenbereich verdient haben. Überhöhte Gehälter wecken Begehrlichkeiten auf den billigeren Rängen.

Oh ja, er hat viele von ihnen gesehen. All die smarten Schnösel mit einem maßlosen Selbstwertgefühl und ebensolchen Gehaltsvorstellungen. "Viele Leute", sagt Burkhard Schwenker, Partner bei Roland Berger, "hatten den Sinn für ihren tatsächlichen Wert verloren." All die jungen selbst ernannten High Potentials, die einfach mal eben den Cashflow in ihre Richtung lenken wollten. So war das in den Zeiten der Börseneuphorie: Der schnelle Reichtum schien greifbar nahe. Konzernvorstände wie Rolf-Ernst Breuer (Deutsche Bank), dessen Jahresgehalt mutmaßlich auf einen zweistelligen Millionen-Euro-Betrag emporschoss, und Showmen wie Thomas Haffa (EMTV), der mit Aktienverkäufen seiner Neue-Markt-Firma nach Branchenschätzungen Millionen Euro erlöste, machten es vor.

Millionen träumten davon, es ihnen gleichzutun. Wenigstens als Aktionäre: 50 Prozent Rendite im Jahr einzufahren galt plötzlich als normal.

Dies ist eine der Ursachen der derzeitigen Krisensymptome: In Zeiten der Börsenblase stiegen die Ansprüche auf einer nach oben offenen Gierskala ins Unermessliche. Das Denken wurde extrem kurzfristig. "Das schnelle Geld war eine Versuchung, der viele offenbar nicht widerstehen konnten", sagt der Analyst Suckel. Enron, Comroad, Global Crossing, Insidergeschäfte am Neuen Markt - um nur die schlimmsten Auswüchse zu nennen.

In der extrem kurzsichtigen Schneller-reich-Wirtschaft stieg der Preis des Anständigseins. Insofern ist der Zusammenbruch der Börsenblase ein gutes Zeichen: Wenn die Ansprüche sich normalisieren, dürfte die Moral sich bessern. Genau das geschieht derzeit, indem nun die Auswüchse dieser Phase geahndet und öffentlich gebrandmarkt werden.

Kein Grund zur Entwarnung allerdings. Es sind noch weitere, tiefer gehende Veränderungen am Werk, die Werte und Normen grundsätzlich in Frage stellen.

Risiken der Globalisierung


Viel ernster als der Exzess der Börsenblase ist ein fundamentaler Vorwurf: dass der Kapitalismus dabei sei, sich seiner sittlichen Basis zu berauben. "Ökonomische Unsicherheit" mache die Menschen misstrauisch, analysiert der US-Politologe Francis Fukuyama. Sie zögen sich zurück, seien schwieriger in Unternehmen und gesellschaftliche Gruppen zu integrieren. "Wir haben gesehen, wie ökonomische Unsicherheit, von der Ölkrise bis zum Downsizing, dem Zynismus Auftrieb gegeben hat." Ein Prozess, der insbesondere in den USA sichtbar sei - der Kapitalismus frisst seine eifrigsten Adepten.

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Übervorteilt: Jahrelang haben BASF-Manager versucht, den Wettbewerb auszuschalten. In einer ganzen Reihe von Vitamin-Kartellen hat der von Jürgen Strube geleitete Konzern eine Schlüsselrolle gespielt. Typisch: All das Gerede von Kundenorientierung ändert nichts daran, dass es unverändert Kartellabsprachen gibt.
 
Firmen gehören, neben Familien und Schulen, laut OECD zu den wichtigsten Institutionen, in denen Vertrauen gebildet wird. Globalisierung und rascher Strukturwandel hingegen bringen Unordnung in soziale Netzwerke.

Unternehmen zerfallen, werden neu zusammengesetzt. Menschen werden verschoben oder rausgeworfen. Risikokapitalismus. Die Folge: eine große Verunsicherung. Manager haben in den vergangenen Jahren vor allem eine Doktrin verfolgt: alles für die Renditen, alles für die Börsen. Nur Zahlen zählen.

Das Unternehmen als Wertegemeinschaft, als Großgruppe von Menschen, welche die gleichen Ziele mit den gleichen Mitteln verfolgen, verliert an Bedeutung. Angesichts all der Fusionen, Akquisitionen, Umstrukturierungen, Zerschlagungen sei es "sehr schwer geworden, sich in einem Unternehmen zu Hause zu fühlen", sagt BCG-Chef Heuskel.

Paradoxerweise geht beim Versuch, supereffiziente Strukturen zu schaffen, eines der wichtigsten Vermögensgüter des Unternehmens verloren: das Vertrauenskapital.

Wo Personen zu Personalnummern degradiert würden, trügen Firmen eine Mitschuld, wenn auch die Mitarbeiter versuchten, so viel wie möglich herauszuholen, meint Axel von Heyden, Leiter des Bereichs Vertrauensschadenversicherung der Hermes Kreditversicherung.

Und das kann teuer werden: Durch Veruntreuung, Betrug und Unterschlagung entsteht den Firmen in Deutschland nach Hermes-Schätzungen jährlich ein Schaden von zwei Milliarden Euro - mehr als doppelt so viel wie noch vor zehn Jahren.

Bei einem Autohersteller verschwanden binnen zwei Jahren 450.000 Glühstifte im Wert von 1,3 Millionen Euro. Videoüberwachungen ergaben, dass fünf Mitarbeiter die hochwertigen Motorenteile gleich kistenweise vom Werksgelände geschafft hatten.

Mitarbeiter eines Stahlwerks deklarierten Edelstahl im Wert von 1,8 Millionen Euro als Ausschuss - und verhökerten das Material anschließend an einen Schrotthändler.

Wem kann man eigentlich noch trauen?

Eine schwierige Frage. Am besten dem direkten Familien- und Freundeskreis. Je unübersichtlicher die Gesellschaft wird, so zeigen sozialwissenschaftliche Untersuchungen, desto enger wird der Vertrauensradius.

Fließende Moralwerte der Ego-Gesellschaft


Das gesellschaftliche Umfeld, in dem Unternehmen heute agieren, ist ziemlich rau. "Rationaler, aber auch kälter" sei das Klima in den vergangenen zwei Jahrzehnten geworden, so die "Dialoge"-Studie des Verlags Gruner + Jahr, die größte deutsche Langfriststudie zum Thema. Solidarische Werte und Verhaltensweisen haben an Bedeutung verloren, soziales Verantwortungsbewusst sein weicht zunehmend einem individuellen Vorteilsdenken.

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Verschleiert: Roland Ernst war einer der größten Baulöwen der Republik. Im Mai stand Ernst vor Gericht, weil er mit Hilfe von Scheinrechnungen 2,5 Millionen Euro kassiert und mit dem Geld zwei Bahn-Manager bestochen haben soll. Immer mehr Unternehmer enden wegen unsauberer Geschäftspraktiken vor dem Kadi.

Unternehmen können sich nicht mehr darauf verlassen, dass die Gesellschaft ihnen loyale Mitarbeiter bereitstellt. Stabile Teams zu formen wird schwieriger, weil die Menschen anders sind: individualistisch, hedonistisch, unverbindlich.

Eine ausgeprägte Ich-Bezogenheit hat Helmut Klages, Professor in Speyer und einer der renommiertesten wissenschaftlichen Trendforscher Deutschlands, geortet. Wer nur noch sich selbst vertraut, mag sich nicht mehr auf andere verlassen: "Die Gesellschaft im Ganzen beginnt sich als eine Egoistengesellschaft zu verachten, wie man feststellen kann, wenn man die Menschen fragt, was sie von 'den anderen' halten." Nämlich herzlich wenig.

Weil das alle umfassende Gemeinschaftsgefühl schwindet, zerfasern die Wertvorstellungen. Es gibt keinen festen Kanon mehr, was "man" tut und lässt. Moral im beginnenden 21. Jahrhundert - das ist ein fließender Maßstab. Im Zweifel gewinnt die wirtschaftliche Opportunität.

So erklärt sich der Widerspruch, dass Manager ständig die "Kundenorientierung" beschwören; dass sie aber, wenn sich die Gelegenheit bietet, nur zu gern Kartellabsprachen treffen - sich also mit Wettbewerbern gegen die Abnehmer verbünden.

Früher, sagt Georg de Bronett, der Chef des Brüsseler Kartellfahnderteams, habe schlicht das Unrechtsbewusstsein gefehlt. "Jetzt wissen die sehr genau, dass ihr Handeln verboten und verwerflich ist. Aber sie machen es trotzdem. Sie gehen das Risiko bewusst ein." Gerade in der jetzigen konjunkturellen Schwächephase wachse die Versuchung, via Kartellvereinbarungen die Erträge zu stabilisieren.

Traditionsreiche deutsche Großunternehmen wie BASF, Commerzbank und Dresdner Bank oder der Hoechst-Ableger SGL Carbon wurden vergangenes Jahr von der EU-Kommission wegen Preisabsprachen zu hohen Geldbußen verurteilt. In der Regel ziehen die Betroffenen vor Gericht - von Reue ist nicht viel zu sehen.

Auch Korruptionsfälle zeigen, wie die Opportunität über die Moral siegt. Zum Beispiel bei ABB: Einen satten zweistelligen Millionenbetrag soll der Anlagenbauer in den 90er Jahren an so genannten Provisionen und Nützlichen Aufwendungen (NA) für Türöffner im In- und Ausland ausgegeben haben - mutmaßlich großteils gut getarnte Schmiergelder. "Beatmen" hieß das im ABB-Jargon. Die Zahlungen wurden weitgehend von höchster Stelle angewiesen. So unterzeichnete der damalige ABB-Europa-Chef Eberhard von Koerber zwischen 1995 und 1997 eigenhändig sieben "Provisionszahlungen" über jeweils 125.000 Schweizer Franken, die auf das Schweizer Konto einer dubiosen Briefkastenfirma flossen.

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Gefälscht: Umfragen zeigen: Die Bürger verlieren das Vertrauen in die Institutionen. Auf die öffentliche Verwaltung in Deutschland ist nur noch bedingt Verlass. So wurden unter Bernhard Jagodas Ägide bei der Bundesanstalt für Arbeit Vermittlungsstatistiken gefälscht. Wie in einer Bananenrepublik: Der Staat verspielt seine Glaubwürdigkeit.

Das Grundproblem der westlichen Gesellschaften liege in einer "völligen Monetarisierung des Lebens", sagt Ulrich Hemel, Vorstandsvorsitzender des Hygieneartikel-Herstellers Paul Hartmann AG, der nebenbei als Professor katholische Theologie lehrt: "Sogar das Selbstwertgefühl bemisst sich nur noch in Geld. Weil andere Wertmaßstäbe fehlen, schlagen die Leute über die Stränge - sie tun alles, um erfolgreich zu sein."

Gier, Werteverfall, Korruption -­ stehen wir nun, nach dem Hyper-Kapitalismus der vergangenen Jahre, vor dem Offenbarungseid der Wettbewerbsgesellschaft?

Geht die Marktwirtschaft an sich selbst zu Grunde, weil sie die schlechtesten Seiten des Menschen offen legt?

Mündet der globale Wettbewerb gar in jenen "Krieg aller gegen alle", den einst der britische Philosoph Thomas Hobbes als wolfsgesetzlichen Naturzustand der Menschheit beschrieb?

Wie geht es weiter? Was tun?

Thomas Hobbes' Antwort war klar: Die Gesellschaft lasse sich nur befrieden, wenn einerseits ein gerechter Staat den Kampf aller gegen alle unterbinde und wenn andererseits die Bürger von "Tugenden" wie "Gerechtigkeit" und "Sittlichkeit" geleitet würden - von "gemäßigten Leidenschaften", wie Hobbes formulierte.

Gerade diese gemäßigten Leidenschaften machen die Marktwirtschaft zu einem so erfolgreichen System: Gier, zu Gewinnstreben domestiziert, ist ein höchst produktiver Antrieb. Solange die Bürger freiwillig und vernünftig auf Exzesse verzichten, entfalten sie ihre Fähigkeiten zum allgemeinen Nutzen.

Erst wenn die Schranken der Mäßigung fallen - wie im Boom der vergangenen Jahre -, gefährden die Leidenschaften ganze Unternehmen (Enron) oder ganze Systeme (Neuer Markt) in ihrer Existenz.

Auf die Manager kommt es an


Dass die Grenzen des Anstands derart löchrig geworden sind - an dieser Entwicklung hat die Managerelite tatkräftig mitgewirkt. Wer seit Jahren nur noch "Profit, Profit, Profit" (DaimlerChrysler-Chef Jürgen Schrempp) predigt und dabei das eigene Gehalt ohne jedwedes Sozialempfinden in die Höhe treibt, taugt nicht mehr als Vorbild.

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Geklüngelt? - Die Gier nach dem großen Geld übermannte wohl auch Reinhard Wagner. Der BHW-Chef und drei seiner Kollegen verkauften ihre BHW-Aktien vor der letzten Kapitalerhöhung. Im Schnitt kassierten sie circa 750.000 Euro pro Person. Für das Bundesaufsichtsamt für den Wertpapierhandel ein neuer Verdachtsfall von Insidergeschäften.
 
"Man kann nicht erwarten, dass die Mitarbeiter sich an die Spielregeln halten, wenn die Leute an der Spitze sich über Normen und Werte hinwegsetzen", meint Berater Augustinus Graf Henckel von Donnersmarck.

"Die Führungspersönlichkeiten haben versagt", kritisieren Warren Bennis und Burt Nanus, zwei renommierte US-Wirtschaftsprofessoren und Berater. Die Manager hätten es versäumt, "Visionen zu erzeugen, ihren Mitarbeitern einen Sinn zu vermitteln und eine Atmosphäre des Vertrauens zu schaffen".

Manager als sinnstiftende Ersatzpriester?

So weit würde Roland-Berger-Berater Burkhard Schwenker nicht gehen. Aber auch er fordert Führungskräfte auf, sich gemäß ihrer Vorbildrolle zu verhalten: "Fairness, Glaubwürdigkeit, Integrität - das müssen sie vorleben. Es ist die beste und vielleicht einzige Möglichkeit, die Bedeutung dieser Werte im Unternehmen zu erhalten."

Das oberste Gebot muss lauten: völlige Transparenz. Regeln offen legen und sich selbst daran halten; Managergehälter veröffentlichen; mit den Mitarbeitern einen verbindlichen Rahmen definieren, welche Geschäftspraktiken erlaubt sind und welche nicht.

Beispielsweise bietet die Wirtschaftsprüfungsgesellschaft KPMG Seminare an, bei denen Manager und Mitarbeiter anhand von Beispielen aus dem Unternehmensalltag selbst Wertvorstellungen für ihre Arbeit entwickeln. Beim Schweizer Nahrungsmittelkonzern Nestlé werden Mitarbeiter von Anwälten geschult, um Verstrickungen in Kartelle zu verhindern.

Moral, Werte, Vertrauen - das soziale Gerüst stellte früher die Gesellschaft den Unternehmen zur Verfügung. Kostenlos.

Heute müssen Unternehmen in diese Faktoren investieren.

"Moral", mahnt Ex-BMW-Chef Joachim Milberg, "ist eine Grundvoraussetzung für unternehmerischen Erfolg."

Wie die Unternehmen tricksen und täuschen
Happy End:

Millionen-Reibach ohne Risiko

 
19.07.02 10:33
CEOs wie Bernard Ebbers hatten bis vor kurzem offenbar ein paradiesisches Leben. Banken sollen sie bei Börsengängen mit Gewinnen überhäuft haben, und das auch noch völlig risikofrei. Ein ehemaliger Angestellter von Salomon Smith Barney hat jetzt vor Gericht ausgepackt.

Washington - Es gibt eine Formel für unangenehme Befragungen, die sich bei der derzeitigen Aufarbeitung der Bilanzskandale tausendfach bewährt hat: "Ich erinnere mich nicht. Ich sage nicht 'ja', ich sage nicht 'nein'". Diesmal war es der ehemalige Star-Analyst Jack Grubman von Salomon Smith Barney, dem plötzlich nichts Sinnvolles mehr einfallen wollte. Er saß gerade vor einem Untersuchungsausschuss im US-Kongress und wurde zu den Vorfällen bei dem Milliardendesaster von WorldCom befragt.
Grubman, der von "Business Week" das Prädikat "schlechtester Analyst der Welt" verliehen bekam, hatte mit seinen euphorischen Empfehlungen für Telekommunikationswerte Tausende von Anlegern um ihr Vermögen gebracht und ohne Skrupel die Firmen gleichzeitig beraten, über die er seine "objektiven" Einschätzungen abgab.

Die Frage, bei der Grubmans Erinnerung diesmal aussetzte, war allerdings auch besonders unangenehm. Der Demokrat Paul Kanjorski wollte nämlich wissen, ob führende WorldCom-Mitarbeiter von Salomon Smith Barney bei der Vergabe so genanter heißer IPO-Aktien bevorzugt wurden. Während des Aktienbooms in den USA konnte traumhafte Gewinne erzielen, wer bei einem Börsengang dabei war. In der Regel sprangen die Kurse schon an ihrem ersten Handelstag auf ein Vielfaches des Ausgabepreises.

Die spannende Frage ist nun, ob Banken ihren Zuteilungsspielraum genutzt haben, um bei wichtigen Kunden Aufträge zu ergattern. Die Kongressabgeordneten scheiterten bisher nicht nur an Grubmans Gedächtnis, sondern auch an der Konzernmutter von Salomon Smith Barney, der Citigroup. Deren Anwalt beruft sich in einem freundlich gehaltenen Antwortschreiben auf das Bankgeheimnis.

Damit ist der Fall aber keineswegs erledigt. Ein Ex-Broker von Salomon Smith Barney hat nämlich eine Klage gegen seinen ehemaligen Arbeitgeber eingereicht. Der 31-jährige David Chacon, der nun für Credit Suisse First Boston arbeitet, war laut "Wall Street Journal" und "New York Times" genau mit dieser Zuteilung von Aktien betraut.

Seine Klageschrift, die er bei einem Gericht in Los Angeles einreichte, zeigt eine neue Spielart der "ansteckenden Gier" (Alan Greenspan) unter amerikanischen CEOs. Chacon nennt fünf der vermeintlich Unersättlichen namentlich: Bernard Ebbers (WorldCom), Joseph Nacchio (Qwest), James Crowe und Clark McLeod (Level 3), sowie Stephen Garofalo (MetroMedia).

Ein Geschäft, bei dem Ex-WorldCom-Chef Ebbers angeblich in wenigen Tagen rund 16 Millionen Dollar verdiente, beschreibt Chacon en Detail: Im April 1999 ging die Firma Rhythms Net an die Börse. Ebbers habe dabei einen ganz besonderen VIP-Service genossen: Salomon hätte dem damaligen WorldCom-Chef die Aktien nämlich erst dann angeboten, als sich die satten Gewinne bereits abzeichneten, heißt es in der Klageschrift. Ebbers sei erst angerufen worden, als die Rhythms Net-Aktie bereits bei 90 Dollar gehandelt wurde. 350.000 Aktien zum Ausgabepreis von 21 Dollar hätte man exklusiv für ihn beiseite gelegt, soll die Bank Ebbers per Telefon verkündet haben. Ebbers, so Chacon, habe verständlicherweise zugegriffen.

In einer ersten Reaktion bezeichnete Salomon Smith Barney die Vorwürfe Chacons als haltlos. "Sowohl zeitlich als auch faktisch gibt es große Unstimmigkeiten in dieser Klage", hieß es in einer Mitteilung. Eine eigene Darstellung der Vorfälle lieferte die Investmentbank bisher allerdings nicht.

Wegen ähnlicher Vergehen ermittelt die Händler-Vereinigung National Association of Security Dealers (NASD) derzeit gegen die Investmentbanken Robertson Stephens und JP Morgan Chase. Gemeinsam mit der US-Börsenaufsicht SEC erreichte die NASD bereits, dass Credit Suisse First Boston (CSFB) 100 Millionen Dollar bezahlte. Nach Ansicht der Ermittler hatte CSFB-Investmentbanker Frank Quattrone die Verteilung heißer IPO-Aktien genutzt, um Kunden an Land zu ziehen. Mit der Geldzahlung wendete CSFB eine Auseinandersetzung vor Gericht ab.  
Happy End:

Vertrauenskrise

 
23.07.02 09:16
Die Freude der Amerikaner über die rasche Erholung der Wirtschaft von der Rezession und den Folgen der Terroranschläge währte nicht lange: Bilanzskandale prominenter Unternehmen um künstlich aufgeblähte Gewinne und vertuschte Verluste haben das Vertrauen der Aktionäre in die Redlichkeit der Unternehmensführer untergraben. Die großen Zweifel der Anleger an der Rechnungslegung und die Furcht vor einer ganzen Welle von nachträglichen Bilanzkorrekturen lassen sich an den Börsenbarometern ablesen. Der Kursrutsch hat sich noch beschleunigt, seit vor einigen Wochen der Telekom-Riese Worldcom eingestanden hat, 3,8 Milliarden Dollar falsch gebucht zu haben.

Die Aktie als Anlageform ist durch die Bilanzmanipulationen in Mißkredit geraten, nicht nur in Amerika, sondern auch in Europa, Asien und Lateinamerika. Die schlechte Stimmung an den Börsen belastet inzwischen die Konjunkturerholung in Amerika. Die Verbraucher - viele von ihnen haben ihre Altersvorsorge auf Aktien aufgebaut - sind verunsichert. Hielten sie sich mit Anschaffungen in den kommenden Monaten zurück, dann drohte den Vereinigten Staaten ein zweiter Konjunkturknick. Regierung und Kongreß in Washington haben die Gefahr erkannt: Grundlage der Marktwirtschaft, deren Kern der freiwillige Tausch von Gütern und Dienstleistungen ist, ist das gegenseitige Vertrauen in die Ehrlichkeit des Tauschpartners. Dieses Vertrauen ist durch die, wie Notenbankgouverneur Greenspan formulierte, "ansteckende Gier" einiger Manager erschüttert worden. Die Vorschläge zur Wiedererlangung des Vertrauens, die derzeit präsentiert werden, reichen von härteren Strafen für Bilanzbetrüger über neue Kontrollgremien für Wirtschaftsprüfer bis zur finanziellen und personellen Aufstockung der Börsenaufsicht.

Im Bemühen, ihre Handlungsfähigkeit zu beweisen, sollten Präsident Bush und die Kongreßabgeordneten freilich nicht übersehen, daß auch das Streben nach persönlichem Gewinn zu den Wesenszügen der Marktwirtschaft zählt. Aufgabe der Regierenden ist es, einen verläßlichen Ordnungsrahmen dafür vorzugeben. Die Kursverluste an den Börsen dürfen nicht als der Wunsch der Aktionäre aufgefaßt werden, der Wirtschaft Fesseln anzulegen.
Happy End:

Jack Grubman: Der Rattenfänger der Wall Street

 
24.07.02 06:09
Jack Grubman wirkt fahrig und nervös. Obwohl nur als Zeuge geladen sitzt der 49-jährige Analyst wie ein Angeklagter vor dem Untersuchungsauschuss des Kongresses zum Worldcom-Bilanzskandal. Neben ihm sitzt sein Freund Bernie Ebbers. Der Worldcom-Gründer hat gerade seine Aussage verweigert. Nun ist Grubman an der Reihe. Die Fragen der Abgeordneten kommen scharf wie geworfene Messer: „Warum haben Sie den Anlegern noch Worldcom-Aktien empfohlen, als der finanzielle Ruin des Konzerns längst absehbar war?“

Die bittere Erfahrung vor zwei Wochen mag dem einstigen Star-Analysten noch wie ein böser Traum vorgekommen sein. Inzwischen ist er aufgewacht und die Welt um ihn herum ist noch feindlicher geworden.

Worldcom, jener Telekomkonzern, den Grubman mit seinen Empfehlungen in den Himmel gelobt hat, ist pleite. Gegen den Analysten und seinen Arbeitgeber Salomon Smith Barney laufen Ermittlungen der Regulierungsbehörde National Association of Securities Dealers (NASD) und der New Yorkers Staatsanwaltschaft. Grund sind Grubmans Empfehlungen für Winstar-Aktien. Winstar ist wie Worldcom ein Kind des Telekombooms der 90er Jahre – und bereits im vergangenen Jahr in Konkurs gegangen. Grubmans Aktienempfehlungen lesen sich heute wie die Grabsteine der New Economy. Ob Firmen wie Worldcom, Winstar, Global Crossing, Qwest – fast alle sind heute pleite oder stehen kurz davor.

Mit dem Untergang des Telekombooms ist auch die Welt Jack Grubmans versunken. Sein Aufstieg aus einem Arbeiterviertel Philadelphias zu einem der angesehensten Analysten an der Wall Street hat ein abruptes Ende gefunden. Vorbei sind die Zeiten, da er mit dem damaligen Worldcom-Chef Ebbers auf dessen Hochzeit neue Deals einfädelte und dem Telekomanbieter Quest mit dem inzwischen wieder gefeuerten Joseph Nacchio einen neuen Chef besorgte.

Ende der 90er Jahre war Grubman vermutlich der einflussreichste Telekomanalyst an der Wall Street. Er verkörperte mehr als andere jenen neuen Typus von Analyst, der seine Aufgabe weniger in der kritischen Unternehmensanalyse im Dienste der Investoren sah als vielmehr in der Auftragsbeschaffung für das Investmentbanking von Salomon Smith Barney. Die Investmentbank ist eine Tochter der Citigroup. Sie half seinem Arbeitgeber, zwischen 1998 und 2000 rund 53 Mrd. $ frisches Kapital für dessen Telekomkunden zu akquirieren. Ein Dienst, der auch Grubman reich machte, der in den vergangenen Jahren durchschnittlich 20 Mill. $ verdient haben soll.

Er tanzte auf der „Chinesischen Mauer“ zwischen Unternehmensanalyse und dem Investmentbanking hin und her. „Er war nicht mehr als ein Stimmungsmacher für jene Firmen, die seine Investmentbank an die Börse gebracht hat“, sagt Jacob Zamansky, ein ehemaliger Klassenkamerad von der High School. Heute vertritt Zamansky Investoren, die den Star-Analysten wegen Irreführung verklagt haben.

Zwar haben auch andere Analysten den rapiden Abschwung in der Telekomindustrie nicht rechtzeitig vorausgesehen. Aber keiner hat wie Grubman den zum Untergang verurteilten Firmen bis zum Schluss die Treue gehalten. So empfahl er den Anlegern erst am 24. Juni, die Worldcom-Aktie zu verkaufen, obwohl der Kurs bereits lange im Keller war. Zwei Tage später schockte der Konzern die Börsen mit einer fast vier Milliarden großen Bilanzfälschung. Die Papiere von Global Crossing empfahl Grubman noch als sie bereits 80 % ihres Werts verloren hatten. Winstar verteidigte er noch wenige Wochen vor dem Konkurs gegen seine Kritiker.

Trotz dieser Fehleinschätzungen steht Salomon Smith Barney bisher zu seinem gefallenen Star und bestreitet, dass er bewusst die Anleger in die Irre geführt habe. Für Grubman ist das ein schwacher Trost. Die Ermittlungsverfahren gegen ihn könnten ihn seinen Job und eine Menge Geld kosten. Sein wertvollstes Gut als Analyst hat er bereits heute verloren: das Vertrauen der Anleger.
Happy End:

Der Club der Abzocker

 
22.08.02 06:20
Das Wirtschaftsmagazin "Fortune" hat die 25 gierigsten Manager enttarnt: Führungskräfte, die ihre riesigen Aktienanteile mitten in der Börseneuphorie an ahnungslose Aktionäre verkauften - gerade rechtzeitig, bevor der Börsenwert ins Bodenlose fiel.

New York - 66 Milliarden Dollar - diese unvorstellbare Summe haben die Manager von 1035 Unternehmen in die eigene Tasche gewirtschaftet, indem sie Aktien am eigenen Unternehmen verkauften. Das ergab eine Studie von Thomson Financial und der Universität Chicago im Auftrag von "Fortune". Auf den ersten Blick erscheint dies nicht verwerflich - doch die betreffenden Manager haben eine Gemeinsamkeit: Sie verkauften ihre immensen Anteile, während sich die ganze Welt noch an den immer höher steigenden Kursen berauschte, und die Kleinaktionäre fleißig kauften. Als dann die Kurse abstürzten und Tausende von Privatanlegern um ihre Altersvorsorge brachten - nicht selten wegen Bilanzfälschung und immensen Fehlinvestitionen - hatten die Chefs ihre Millionen längst im Trockenen.

Illustre Namen finden sich auf der "Fortune"-Liste, doch ein relativ Unbekannter schlägt sie alle: Nicht weniger als 1,57 Milliarden Dollar kassierte der medienscheue Milliardär Phil Anschutz dafür, dass er im Mai 1999 seine Aktienanteile am Telekommunikationskonzern Qwest verkaufte - zu diesem Zeitpunkt war er Chairman des Unternehmens. Das Unternehmen BellSouth bezahlte Anschutz 47,25 Dollar für jede Aktie, was sogar noch acht Dollar über dem damaligen Marktpreis von Qwest lag. Mittlerweile liegt der Börsenkurs leicht über einem Dollar und Qwest musste zugeben, die eigene Bilanz künstlich aufgebläht zu haben.

In der hitzigen Debatte um die schlechte Managermoral in den USA stehen vor allem Firmenchefs wie Global Crossing-Chairman Gary Winnick im Brennpunkt, der mit einem nutzlosen Unterseekabelsystem die gesamte Geschäftswelt linkte, sein Unternehmen in die Pleite führte und mit 508 Millionen Dollar Gewinn aus Aktienverkäufen auf der "Fortune"-Liste auftaucht. Doch erstaunlicher ist, welche seriösen Namen man sonst noch auf der Liste der 25 größten Gierhälse findet: Steve Case etwa, heute Chairman von AOL Time Warner und einst Star der New Economy, sackte mit Aktienverkäufen 475 Millionen Dollar ein, bevor der Aktienkurs des weltgrößten Medienkonzerns über drei Viertel seines Wertes verlor und mittlerweile bei etwas über 13 Dollar gehandelt wird. Der CEO des Netzwerkausrüsters Cisco, John Chambers, brachte es durch Aktienverkäufe auf immerhin noch 239 Millionen Dollar.

Doch ein Name fehlt: "Hey - Wo ist Tyco?", fragt "Fortune". Dennis Kozlowski, der frühere CEO des Unternehmens, taucht in der Liste nicht auf. Aber selbstverständlich hat auch Kozlowski ausgesorgt: 258 Millionen Dollar erhielt er für seine Tyco-Aktien. Doch das Unternehmen verlor seit 1999 bis zum 31. Mai 2002 "nur" 72 Prozent seines Börsenwerts und fiel deshalb knapp durch das Raster der Fortune-Liste.

Die Manager der 1035 in der Studie untersuchten Unternehmen erfüllen allesamt drei Kriterien: In die Auswahl kamen ausschließlich Führungskräfte, deren Unternehmen zeitweise einen Börsenwert von mindestens 400 Millionen Dollar erreicht hatte - und deren Börsenwert seit seinem höchsten Stand um 75 Prozent und mehr gefallen war. Zum zweiten berücksichtigt die Liste nur Insider-Aktiengeschäfte, die Geschäftsführer und Vorstandsvorsitzende seit dem Jahr 1999 getätigt hatten. Die dritte Einschränkung machte "Fortune" bei den Verkäufern: In die Liste kamen nur Aktienverkäufe von Top-Führungskräften und Mitgliedern der Geschäftsleitung; nicht berücksichtigt sind die Verkäufe von Risikokapitalgesellschaften, die zuerst den Boom der Dot.com-Unternehmen finanzierten, deren Aktien auf der Höhe des Booms sofort abstießen und damit riesige Gewinne einfuhren.


  Name              Firma             Verkaufssumme in Dollar

1 Philip Anschutz   Qwest             1570 Millionen  
2 Ted Waitt         Gateway           1100 Millionen
3 Henry Samueli     Broadcom           810 Millionen
4 Henry Nicholas    Broadcom           799 Millionen  
5 John Moores       Peregrine          646 Millionen
6 Gary Winnick      Global Crossing    508 Millionen
7 Steve Case        AOL Time Warner    475 Millionen
8 Sanjiv Sidhu      i2 Technologies    447 Millionen
9 Naveen Jain       Infospace          406 Millionen
10 Charles Schwab   Charles Schwab     353 Millionen
11 John Malone      AT&T               348 Millionen  
12 Craig McCaw      Nextel             343 Millionen  
13 Bobby Johnson    Foundry Networks   308 Millionen
14 Jay Walker       Priceline          276 Millionen  
15 Lou Pai          Enron              270 Millionen  
16 Kevin Kalkhoven  JDS Uniphase       246 Millionen  
17 John Chambers    Cisco              239 Millionen  
18 Joe Nacchio      Qwest              230 Millionen  
19 Bob Pittman      AOL Time Warner    225 Millionen  
20 Rob DeSantis     Ariba              222 Millionen  


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Henry Nicholas tat auf Anfrage von Fortune so, als würde er nichts von Wirtschaft verstehen und hätte die Aktien nur zufällig bei einem so hohen Kurs verkauft. Auf die Frage, warum er nun keine Aktien mehr verkauft, sagte er allerdings, der Preis sei nun "einfach zu niedrig". Er nahm mit seinen Aktienverkäufen seit 1999 rund 799 Millionen Dollar ein.


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Charles Schwab zog laut Fortune rund 353 Millionen Dollar aus seiner gleichnamigen Firma, dem größten Discount-Broker der USA. Nach Angaben eines Sprechers ist dies aber nur ein "verschwindend geringer Teil" von Schwabs Anteilen am Unternehmen.


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Tim Koogle belohnte sich vor seinem Abgang bei Yahoo mit 160 Millionen Dollar. Die beiden Yahoo-Gründer Jerry Yang und David Filo waren da bescheidener. Während Yang Aktien für rund 30 Millionen Dollar verkaufte, ließ Filo sein Aktienpaket bisher unangetastet.


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Mit dem Kauf von Aktien im Wert von neun Millionen Dollar wollte Gateway-Gründer Ted Waitt bei einem Kurs von vier Dollar bei den Investoren für Vertrauen sorgen. Die Summe ist allerdings lächerlich im Vergleich zu den 1,1 Milliarden Dollar, die er mit dem Verkauf eigener Aktien einnahm


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Gary Winnick, Ex-Chef des skandalgeschüttelten Kabelnetzbetreibers Global Crossing, ist in der Forbes-Liste "nur" mit 508 Millionen Dollar vertreten. Das ist aber nur die halbe Wahrheit: Vor 1999 hatte er sich bereits um 277 Millionen Dollar bereichert. Global Crossing hat Anfang des Jahres Gläubigerschutz beantragt.


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Robert ("Bob") Pittman war der Strahlemann von AOL und vor seinem Rauswurf bei AOL Time Warner Chef der Internet-Sparte. Seine momentane Arbeitslosigkeit wird durch Einnahmen aus Aktienverkäufen versüßt: Er brachte es seit 1999 auf 225 Millionen Dollar.


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Der ehemalige Qwest-Chef Joseph Nacchio wird vedächtigt, von der künstlichen Aufblähung der Unternehmensbilanz gewusst zu haben. Während seiner Amtszeit wirtschaftete er 230 Millionen Dollar in die eigene Tasche.


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Liberty-Chef John Malone ist in Deutschland besser bekannt als möglicher Käufer des Telekom-Kabelnetzes. Bei einer Übernahme seiner Firma TCI durch AT&T und dem nachfolgenden Verkauf der Aktien erhöhte sich sein Vermögen um 348 Millionen Dollar.


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Mit fragwürdiger Bilanzkosmetik brachte der ehemalige Enron-Chef Kenneth Lay eine Welle der Bilanzskandale ins Rollen. Doch der Verursacher der Enronitis belegt in der Liga der gierigsten Manager mit 102 Millionen Dollar noch einen der hinteren Plätze.


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Cisco-Chef John Chambers hat die Börseneuphorie souverän genutzt. 239 Millionen Dollar konnte er auf sein Privatkonto retten, bevor der Kurs einbrach. Von ihrem Höchstkurs von 80 Dollar im Februar 2000 ist die Cisco-Aktie weit entfernt, sie notiert derzeit bei rund 15 Dollar.


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Bei Phil Anschutz, einem der reichsten Männer der USA, kommt es auf eine Milliarde mehr oder weniger nicht an. Allein der gewinnbringende Verkauf eines Qwest-Anteils an Bell South, spülte ihm 1,57 Milliarden Dollar in die Kasse, jede Aktie ließ er sich mit 47,25 bezahlen. Das Qwest-Papier wird mittlerweile für rund einen Dollar gehandelt.


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Steve Case galt lange Zeit als der Held der New Economy. Aktienverkäufe nach der Fusion von AOL und Time Warner brachten ihm 475 Millionen Dollar ein. Sein damaliger Geschäftspartner Gary Levin hat sich dagegen bisher nicht bedient.
Happy End:

Manager unter Insider-Verdacht

 
23.08.02 14:40
AOL Time Warner ist auf dem besten Wege, sein Saubermann-Image zu verlieren. Der Verdacht auf Bilanzmanipulationen durch zweifelhafte Tauschgeschäfte mit WorldCom steht bereits im Raum. Jetzt geraten die Manager möglicherweise wegen Insidergeschäften mit AOL-Papieren ins Visier der Fahnder.

London - Der Vorwurf klingt vertraut: Während die Manager gegenüber den Anlegern noch die Klasse ihres Unternehmens anpreisen, um den Aktienkurs auf hohem Niveau zu halten, steigen sie selbst bereits wieder aus und kassieren satte Gewinne.
Jetzt also AOL Time Warner: Nach einem Bericht der "Financial Times" sollen 15 Führungskräfte, darunter AOL-Gründer Steve Case und der jetzige Vorstandschef Richard Parsons, Aktien des fusionierten Medienkonzerns unmittelbar vor dem Kursrutsch verkauft haben und dabei rund 500 Millionen Dollar verdient haben. Allein Case soll dabei nach "FT"-Informationen rund 100 Millionen Dollar kassiert haben, der im Juli als Chief Operation Officer (COO) zurückgetretene Robert Pittmann habe 66 Millionen Dollar eingenommen. Beinahe bescheiden nimmt sich danach die Summe von 21 Millionen Dollar aus, die Parsons eingestrichen haben soll.

Inzwischen sollen die SEC-Börsenaufseher ihre Untersuchungen, die sich ursprünglich nur auf die ominösen Tauschgeschäfte mit dem inzwischen insolventen Mobilfunkanbieter WorldCom konzentrierten, ausgeweitet haben. Argwohn entwickelten die Ermittler offenbar, weil die verdächtigen Manager just in den "Hauptverkaufsmonaten" zwischen Februar und Juni 2001 mit auffällig positiven Unternehmensmeldungen Aufsehen erregten. Wiederholt hatten Case und seine Kollegen betont, dass sie die sehr ehrgeizigen und mehr als ein Jahr zuvor angekündigten Umsatz- und Gewinnziele erreichen könnten.

Bis Mai 2001 trieben sie den Kurs der Aktie auf diese Weise bis auf 56,60 Dollar. Danach jedoch bekamen offenbar mehr und mehr Anleger Zweifel, ob sich die exorbitanten Gewinnankündigungen tatsächlich realisieren lassen könnten. Die Aktie ging auf Talfahrt und angesichts der Kette von Skandalmeldungen spricht wenig dafür, dass sie so schnell beendet sein wird. Am Donnerstag schloss das Papier etwas über 14 Dollar.

Noch bevor die SEC die Ermittlungen einleitete, hatten verbitterte Aktionäre, die zu lange an dem Unternehmen festgehalten hatten eine private Sammelklage eingereicht. In ihrer Klageschrift äußern deren Anwälte den Verdacht, "gewisse Firmeninsider verkauften Zehntausende von AOL-Aktien mit enormem Gewinn", weil sie über "anderslautende nicht öffentliche Informationen verfügten".

Offiziell wollte sich die SEC bislang noch nicht zu den Ermittlungen äußern. Auch AOL Time Warner verweigerte gegenüber der "FT" eine Stellungnahme mit Hinweis auf das laufende Verfahren.  
Happy End:

Millionen-Geschenke erhalten die Freundschaft

 
27.08.02 17:36
Die Investmentbank Salomon Smith Barney hat eingeräumt, in den neunziger Jahren den Managern des inzwischen bankrotten WorldCom-Konzerns zu Millionenprofiten verholfen zu haben. Bei Börsengängen verteilte sie heiß begehrte Aktien offenbar zum Discount-Preis an die Lieblingskunden - wohl nicht ohne Gegenleistung.

New York/Clinton - Wer schon viel hat, dem wird noch mehr gegeben. Diese Maxime galt auch an der Wall Street in den Boom-Jahren der Telekom- und Internetbranche - und insbesondere für die Investment-Bank Salomon Brothers und ihre glücklichen Klienten.
Salomon und seine Star-Analysten wie Jack Grubman gehörten zu den führenden Propagandisten der New-Economy-Manie - und zugleich zu ihren Haupt-Nutznießern. Bei einem Börsengang nach dem anderen platzierten die Investment-Banker Aktien junger Internet- und Telekom-Firmen an der Nasdaq.

Alte Zweifel, neue Gewissheiten

Schon seit längerem wird Salomon verdächtigt, dabei Aktien zu Sonderkonditionen an bevorzugte Kunden verteilt zu haben. Diese Klienten, das vermutet inzwischen ein ganzes Heer von Staatsanwälten, Börsenaufsehern und Politikern, bedankten sich dann wiederum, indem sie den Investment-Bankern Aufträge für weitere Börsengänge oder Anleihe-Emissionen verschafften - oder über Salomons Brokerage Aktiengeschäfte abwickelten. Eine Hand wäscht eben die andere.

Zumindest zum Teil haben sich die Verdächtigungen am späten Montag amerikanischer Zeit zur Gewissheit verdichtet. Die Investment-Bank, die heute zum weltgrößten Bankkonzern Citigroup gehört und sich nach einer Fusion 1997 Salomon Smith Barney nennt, hat schriftlich eingeräumt, Managern des WorldCom-Konzerns vor Börsengängen Hunderttausende Aktien zugeteilt zu haben. Die Citigroup-Anwältin Jane Sherburne bestätigte in einem Schreiben an das für Finanzdienstleistungen zuständige Komitee des US-Repräsentantenhauses, Salomon habe Managern und Vorstandsmitglieder des Telefonkonzerns bei insgesamt 39 Transaktionen mit den Wertpapieren bedacht.

Ein Heer von Ermittlern

Die Liste der möglichen Beschenkten ist lang: Der geschasste WorldCom-Chef Bernie Ebbers könnte profitiert haben, ebenso der langjährige Finanzvorstand Scott Sullivan, der inzwischen des Bilanzbetruges angeklagt ist - er könnte verantwortet haben, dass WorldCom rund acht Milliarden Dollar fälschlich als Gewinne auswies. Bisher hat Salomon dem Kongressausschuss aber nicht mitteilen müssen, welche Manager Aktien erhielten - Klientenschutz. Zumindest ein ehemaliger Salomon-Broker, der in Los Angeles eine Klage gegen seinen früheren Arbeitgeber eingereicht hat, behauptet, dass Ebbers zum Kreis der Privilegierten gezählt habe.

Auch die Namen der Firmen, deren Aktien den Bossen zuflossen, sind einstweilen noch unbekannt. Möglich aber, dass diese Details in den kommenden Wochen ans Licht kommen. Denn neben den US-Parlamentariern haben das Justizministerium, der New Yorker Generalstaatsanwalt Eliot Spitzer und die Selbstaufsichtsstelle der Börsenhändler, die an der Nasdaq arbeiten, Untersuchungen gegen Salomon gestartet. Die Sammelklagen von privater Seite mehren sich.

Die Reichtums-Maschine

Bekannt ist indes in groben Zügen, wie lukrativ die Aktien-Geschenke für die WorldCom-Bosse waren. So erhielten die Firmen-Chefs 1996 und in den ersten Monaten des Jahres 1997 im Schnitt 101.500 Aktien zugeteilt - eine ungewöhnlich große Tranche bei den oft vielfach überzeichneten Initial Public Offerings (IPOs). In einem Fall soll ein einziger Manager 205.000 Aktien erhalten haben - das entsprach 12,4 Prozent des gesamten Ausgabevolumens. In einem Interview, so das "Wall Street Journal", soll ein Salomon-Specher zudem eingeräumt haben, dass Aktien unterhalb des Marktpreises ausgegeben wurden.

Schneller Reichtum war da garantiert: Wie fast alle New-Economy-Aktien in diesen Jahren setzten die neu platzierten Papiere rasch zum Kurshöhenflug an. Allein am Ausgabetag realisierten die Nutznießer der IPO-Zuteilungen im Schnitt 60.238 Dollar, so steht es im offiziellen Salomon-Schreiben. Insgesamt realisierten die WorldCom-Manager bis zum Tag, an dem sie die Aktien wieder abstießen, im Schnitt 2,3 Millionen Dollar.

Das Ende der Goldenen Ära

Diese wunderbaren Zeiten währten rund ein Jahr. Nach der Fusion zu Salomon Smith Barney sank der Durchschnittsgewinn den Angaben zufolge auf 83.242 Dollar pro Manager und Aktienemission. Denn während sich Salomon Brothers als klassische Investmentbank auf institutionelle Kunden spezialisiert hatte, brachte Smith Barney auch ein Privat-Brokerage-Geschäft mit in den Merger ein - und diese Privatkunden verlangten eben auch ein Stück vom IPO-Kuchen.

Ob Salomon nach dem Eingeständnis unmittelbare rechtliche Konsequenzen drohen, ist noch unklar. Der Verdacht war alt, das Image schon beschädigt. Die Bank selbst weist darauf hin, dass es in den Zeiten des New-Economy-Booms durchaus gebräuchlich gewesen sei, "hot stocks" an bevorzugte Kunden zu verteilen. Unrechtmäßig wären die Deals nur dann, wenn sie genutzt wurden, um neue Aufträge für das Bankgeschäft zu akquirieren.

Ein paar Millionen für mich, ein paar für dich ...

Im Fall WorldCom liegt dies nahe, rechtskräftig bewiesen ist es noch lange nicht. Salomon bestreitet, illegal gehandelt zu habe - räumt aber ein, dass der Eindruck eines Interessenkonfliktes bestehe. Schließlich gehörte WorldCom vor der Konzernpleite - ebenso wie die Konkurrenten Qwest und Global Crossing - zu den besten Firmenkunden des Investmenthauses.

Allein der Ebbers-Konzern, schreibt das "Wall Street Journal", habe in den neunziger Jahren viele Millionen Dollar Gebühren an die Investmentbank gezahlt - für eigene Aktien-Platzierungen, für Anleihe-Emissionen und für Beratungsdienste bei der Welle von Firmenübernahmen, die so typisch für Ebbers' Geschäftsstil waren. Hinzu kommt nach den neuesten Erkenntnissen, dass WorldCom-Manager private Aktiengeschäfte über die Salomon-Brokerage abwickelten. Das Aktien-Research bei Salomon wiederum, allen voran der jüngst geschasste Grubman, stufte die WorldCom-Aktien noch als "Buy" ein, als das Überschuldungsproblem für viele andere längst offensichtlich war.

Bauernopfer und Ablasshändler

Möglich, dass es nun immerhin Grubman an den Kragen geht. Er selbst, so schreibt das "Journal" unter Berufung auf Unternehmenskreise, soll mitbestimmt haben, als es um die Auswahl der IPO-Profiteure ging. Grubman habe von den Brokern eine Liste der möglichen Nutznießer erhalten und Änderungen vorgenommen, berichtet auch die "New York Times". Grubman sagte in einer früheren Aussage vor dem Kongress-Ausschuss, er könne sich nicht daran erinnern. Grubmans Verhältnis zu Ebbers soll früheren Medienberichten zufolge übrigens fast freundschaftliche Züge angenommen haben.

Am wahrscheinlichsten scheint indes, dass sich Salomon bald auf einen Ablasshandel einlässt. Schon Anfang des Jahres hat der Konkurrent Credit Suisse First Boston (CSFB) nach ähnlichen Vorwürfen gegen seine Emissionspraxis einen Vergleich mit der Börsenaufsicht SEC geschlossen. Die Kosten: 100 Millionen Dollar. Auch der Brokerage-Gigant Merrill Lynch einigte sich im Mai außergerichtlich mit der SEC, um eine Untersuchung gegen das Aktien-Research ums Grubman-Pendant Henry Blodget abzubiegen. Die Kosten hier: ebenfalls 100 Millionen Dollar. Für Salomon Smith Barney, so scheint es, ist die Zeit gekommen, schon mal einige dutzend Millionen zurückzustellen.  
Happy End:

Bernie Ebbers' Reichtums-Maschine

 
28.08.02 10:11
Auf geprellte Anleger wirkt es wie eine kaum verhüllte Art der Bestechung, für manche Investmentbank war es der freundlichste Kundenservice der Welt: Auch der frühere Chef des Pleitekonzerns WorldCom hat nach neuen Erkenntnissen von Aktien-Zuteilungen bei überzeichneten Börsengängen profitiert - in ungewöhnlichem Umfang.

Washington/New York - Während Kleinanleger sich in den neunziger Jahren oft vergeblich mühten, bei Initial Public Offerings an Aktien der Börsenneulinge aus der Telekom- und Internetbranche zu kommen, war Bernie Ebbers privilegiert. Die Investmentbank Salomon Smith Barney und ihr Vorgänger Salomon Brothers haben dem Gründer des seit Juli dieses Jahres insolventen Telekom-Konzerns seit den späten neunziger Jahren fast eine Million Aktien zugeteilt. Das geht aus Dokumenten hervor, die am Dienstag dem für Finanzdienstleistungen zuständigen Komitee des US-Repräsentantenhauses vorgelegt wurden.
   
Insgesamt erhielt Ebbers bei 21 Erstemissionen 869.000 Aktien, auch der frühere WorldCom-Finanzchef Scott Sullivan und seine Frau bekamen 32.300 Papiere. Ein Verdacht, der seit längerem im Raum steht, hat sich damit erhärtet. Überraschend aber dennoch, wie groß die Aktienpakete waren, die Ebbers zugeteilt wurden. Beispiel eins, Juli 1997: Beim Börsengang des Glasfasernetzbetreibers Qwest Communications erhält Ebbers die erstaunliche Menge von 205.000 Aktien, seine insgesamt größte Tranche. Salomon war bei diesem IPO als Konsortialführer tätig. Beispiel zwei, November 1999: Auch vor der Börsenpremiere des Joint Venturs KPNQwest erhält Ebbers 20.000 Aktien - zwei Prozent der Wertpapiere, die Salomon für Privatkunden vorgesehen hatte.

Für Ebbers waren immense Kursgewinne damit garantiert. Im Jahr 1999 zum Beispiel stiegen die Aktien von Börsendebütanten allein am Tag der Erstnotiz im Schnitt um sechzig Prozent, schreibt die "New York Times". Prinzipiell ist es für Broker-Häuser und Banken zwar nicht strafbar oder unüblich, bei Emissionen ihre besten Kunden mit Zuteilungen zu bedenken. Salomon, inzwischen Teil des weltgrößten Finanzkonzerns Citigroup, betonte denn auch erneut, seine Zuteilungspraxis sei branchenüblich gewesen.

Die Parlamentarier untersuchen aber, ob sich nachweisen lässt, dass Salomon seinem "Privatkunden" Ebbers die Aktien systematisch zuschanzte, um wiederum geschäftliche Aufträge des zweitgrößten Ferngespräch-Konzerns der USA zu erhalten. Dieser Verdacht ist entstanden, weil WorldCom Salomon in den neunziger Jahren viele Millionen Dollar an Gebühren bezahlte, unter anderem für eigene Aktien- und Bond-Emissionen. WorldCom nahm die hoch bezahlten Hilfe von Investmentbankern zudem bei vielen dutzend Übernahmen kleinerer Konkurrenten in Anspruch. Eine absichtsvolle Vermengung von Brokerage und Investment-Banking könnte in schweren Fällen als rechtswidrig eingestuft werden, ist aber schwer zu beweisen.

Der Ausschuss will auch erfahren, welche Rolle der frühere Telekomanalyst Jack Grubman bei den Aktien-Zuteilungen gespielt hat. Angeblich soll Grubman, dem ein fast freundschaftliches Verhältnis zu Ebbers nachgesagt wurde, persönlich mitbestimmt haben, welche WorldCom-Chefs bei Börsengängen Aktien erhielten. Aus den Dokumenten, die den Kongressabgeordneten vorliegen, geht zumindest eines hervor: Grubman erhielt vorab eine Liste derjenigen Kunden, die von den Aktienzuteilungen profitierten. Bei einer früheren Aussage vor dem Kongress hatte Grubman beteuert, er könne sich nicht erinnern, ob WorldCom-Manager bei IPOs mit Aktien bedacht worden seien.  
Happy End:

Raffe, raffe, Häusle baue

 
28.08.02 15:27
Sie stahlen, logen und tricksten. Jetzt sind ihre Unternehmen bankrott, doch die Skandal-Manager von Enron, WorldCom & Co. leben wie Könige in 15-Millionen-Dollar-Palästen - das US-Recht macht's möglich.

Galerie der Raubritter in Maßanzügen 765336
Haus des frühreren WorldCom-Finanzchefs Scott Sullivan in Boca Raton, Florida
 
New York - "Gier ist gut", sagte der Börsenhai Gordon Gekko vor 15 Jahren im Film "Wall Street" und beschrieb mit drei Worten das Lebensgefühl einer ganzen Nation, die bis Herbst letzten Jahres erfolgreiche Firmenbosse und Aktienhändler wie Stars verehrte. Dann kam der Enron-Skandal Stück für Stück ans Tageslicht, und mit ihm kam Amerikas Sinneswandel. "Eine ganze Nation von Anlegern schreit nach dem Blut der "white collars", beschreibt die "New York Times" die gegenwärtige Wut der amerikanischen Privatanleger. Die geprellten Aktionäre verlangen die Köpfe auf den "Weißen Krägen", die Tausenden Anlegern die Altersvorsorge raubten: Manager, die zuerst den Wert ihrer Unternehmen mit gefälschten Bilanzen in ungeahnte Kurshöhen katapultierten, dann mit dem Verkauf ihrer Firmenanteile an der Börse Milliarden von Dollar verdienten und schließlich das Unternehmen in die Pleite schlittern ließen. Nun wollen die Opfer das investierte Geld zurück. Doch das wird anderweitig gebraucht - für das Heimkino von Scott Sullivan zum Beispiel.

Das private Filmtheater steht in der "Le Lac Road" in Boca Raton, einem glamourösen Ferienparadies an der Küste Floridas. Scott Sullivan, der gefeuerte Finanzchef des bankrotten US-Kommunikationsriesen WorldCom, wacht dort über den Ausbau seines Ferienhäuschens: 117 Fenster, 87 Türen, neun Kühlschränke, vier Mikrowellen, Garagen für sechs Autos, ein Kino, ein Fitnessraum und sechs Whirlpools haben Lokalreporter auf dem Anwesen mit Seeblick gezählt. 1500 Quadratmeter Wohnfläche weisen die Architektenpläne aus. Sullivan ist ein Mann, der nicht kleckert, wenn er klotzen kann. Ihm wird vorgeworfen, während seiner Zeit als WorldCom-Vorstand 3,85 Milliarden Dollar falsch verbucht und so tatsächliche Verluste in fiktive Gewinne verwandelt zu haben. Die WorldCom-Aktien, die auf dem Höhepunkt des Börsenbooms insgesamt mehr als 100 Milliarden Dollar wert waren, sind inzwischen fast wertlos, das Unternehmen hat Konkurs angemeldet. Die Gläubiger stehen Schlange, doch solange Sullivan sein Geld in den Hausbau steckt, werden die geprellten Anleger davon keinen Cent sehen - und ist das ist ganz legal. Denn das sonnige Florida ist einer von sechs amerikanischen Bundesstaaten, die das Sprichwort "My home is my castle" wörtlich nehmen: Häuser dürfen im "Sunshine-State" nicht gepfändet werden.

"Paradiese für Reiche in Geldsorgen" seien Florida, Texas und vier weitere Bundesstaaten, in denen die sogenannten "Eigenheim-Klauseln" gelten, kritisieren Insolvenzrechtsexperten. Auch wenn der Besitzer eines Hauses etwa als Geschäftsführer persönlich für den Konkurs seines Unternehmens haftbar ist, darf der Wohnsitz nicht gepfändet werden - wie pleite er immer auch ist. "Viele Geschäftsleute, die sehen, dass sie oder ihre Firma in finanzielle Schwierigkeiten geraten, bauen noch schnell einen Swimmingpool oder stecken ihr Geld auf andere Art ins Haus", sagt der Rechtsprofessor Jeffrey Davis von der Universität Florida. "Das Geld ist dann vor ihren Gläubigern sicher." In Texas braucht der Hausbesitzer für diese Sicherheit im Bundesstaat noch nicht mal seinen ersten Wohnsitz zu haben. Es reicht schon aus, wenn er das Haus nur mietet und irgendwo anders in den USA lebt.

Seit der Enron-Krise sind die Amerikaner jedoch äußerst sensibel geworden, was den pompösen Lebensstil von Pleitemanagern angeht. Wen wundert's, dass Politiker nun versuchen, auf der allgemeinen Empörungswelle mitzureiten. "Mit jedem Jahr, das vergeht, erfahren wir von neuen Fällen, in denen Schurken in Staaten wie Florida und Texas ihren persönlichen Bankrott erklärt haben und trotzdem weiterhin in ihren Multimillionen-Dollar-Anwesen wie Könige leben", erzürnt sich Herb Kohl, Mitglied des amerikanischen Senats. In der Tat scheinen die Pleitiers der US-Wirtschaft eine gemeinsame Vorliebe für solche Bundesstaaten zu besitzen, die das Recht am Eigenheim besonders hoch in Ehren halten:

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Das 2-Millionen-Dollar-Haus des ehemaligen Enron-Finanzchefs Andrew Fastow in Houstons teuerster Wohngegend River Oak. Im Hintergrund: Das Appartement-Gebäude, in dem Ex-Enron-Chef Kenneth Lay im 33. Stock in einem 7-Millionen-Penthouse residiert

- Als Andrew Fastow im Oktober letzten Jahres als Finanzvorstand des Energiehändlers Enron gefeuert wurde, waren die Bauarbeiten an seinem 1060 Quadratmeter großen Haus in Houston bereits in vollem Gange. Der Wert des Hauses wird auf zwei Millionen Dollar geschätzt. Fastow galt bei Enron als "Bilanzmagier". Er gründete Tochterfirmen, in denen er Schulden in dreistelliger Millionenhöhe versteckte. Die US-Fahnder vermuten, dass Enron durch diese Finanzmanöver die Gewinne und damit den Aktienkurs in die Höhe getrieben hat. Mittlerweile ist die Firma pleite, die Aktien sind wertlos.

- Fastows ehemaliger Chef, der Ex-Enron-Verwaltungsratsvorsitzende Kenneth Lay und der Ex-Enron-Manager Thomas White mussten aufgrund der Pleite ihre zahlreichen Villen und Appartements in allen Ecken der USA verkaufen - nicht so in Texas und Florida. Lay braucht sich über sein sieben Millionen Dollar teures Penthouse in Houstons feinster Wohngegend zunächst keine Sorgen zu machen, dort ist es sicher. Auch White, der gezwungen war, sich von seinem Penthouse in Washington und von zwei luxuriösen Anwesen im Nobel-Skiort Aspen zu trennen, konnte sein 6,5-Millionen Dollar-Anwesen mit Privatstrand an der Golfküste in Florida behalten. Zur Zeit baut er nicht weit entfernt im Prominentenparadies Naples eine weitere Bleibe mit 1300 Quadratmeter Grundfläche.

- Gary "Scary" Winneck, Präsident des Glasfasernetzbetreibers Global Crossing, hat die viertgrößte Pleite der US-Geschichte zu verantworten und 54 Milliarden Dollar Marktkapitalisierung vernichtet. In Beverly Hills renovieren laut "Los Angeles Times" bis zu hundert Arbeiter Winnicks Prachtvilla, die er für schlappe 92 Millionen Dollar erstand. Der Hausherr, dem Bilanzfälschung vorgeworfen wird, kann dort zwischen 64 Zimmern wählen. Die "L.A. Times" schätzt die Kosten des Umbaus auf 30 Millionen Dollar.  
AP

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Arbeitgeber Tyco zahlte seinem früheren CEO Dennis Kozlowski vermutlich auch dieses Ferienhaus in Rye an der Küste von New Hampshire

- Dennis Kozlowski, der frühere CEO des Mischkonzerns Tyco und einstiger Börsenstar, nennt in Boca-Raton eine 19-Millionen-Villa sein Eigen, ein auf einer vor Massachusetts Küste gelegener Insel 680 Quadratmeter großes Ferienhaus für sechs Millionen Dollar und ein weiteres Ferienhaus an der Küste von New Hamshire. Bezahlt hat den Strafverfolgunsbehörden zufolge alles Tyco. Aus dessen Firmenkasse soll sich der Chef Kozlowski mit insgesamt 135 Millionen Dollar bedient haben. Mit dem Firmengeld habe Kozlowski auch sein 18-Millionen-Dollar Appartement an New Yorks Fifth Avenue bezahlt. Außerdem leistete sich der Top-Manager einen eigenen Koch, einen eigenen Fitness-Trainer, einen persönlichen Leibarzt und einen goldenen Duschvorhang für 6000 Dollar - die Rechnung ging wohl stets an Arbeitgeber Tyco.

Die wütenden Stimmen von zahlreichen Rechtsprofessoren, Verbraucherverbänden und Politikern der letzten Monate, die im Rahmen der Reformierung des amerikanischen Bilanzrechts auch die "Eigenheim-Klausel" kritisierten, blieben im Weißen Haus nicht ungehört. Seit Beginn der Enron-Krise steht die amerikanische Regierung unter immensem Druck, das verlorene Vertrauen der Anleger in die Märkte wieder herzustellen. Neben dem Eid, den die Firmenchefs künftig auf ihre Bilanzen legen und für den sie "nach bestem Wissen und Gewissen" gerade stehen müssen, werden auch die "Eigenheim-Klauseln" beschnitten. Beschnitten, wohlgemerkt, nicht beseitigt. So dürfen die Behörden zwar künftig Häuser pfänden, wenn der Betroffene sie weniger als 40 Monate vor seiner Bankrotterklärung gekauft hat. Allerdings gibt es einen "Freibetrag" in der Höhe von 125.000 Dollar, der auch bei selbst verschuldeter Konkurserklärung nicht angetastet werden darf.

Vielen Kritikern geht das neue Gesetz bisweilen nicht weit genug. "Auch danach können die Reichen weiterhin ihre Häuser behalten", kritisiert der amerikanische Verbraucherverband SFA. Nur wenn die Gerichte dem Angeklagten einen schweren Betrug nachweisen und eine Verurteilung erreichen könnten, hätten die Behörden die Chance, auf die Häuser zuzugreifen.

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Auch der Ex-Enron-Manager Michael Kopper besitzt ein 1,4-Millionen-Dollar-Haus in einer der exklusivsten Wohngegenden von Houston

Ob und wie viel die Skandal-Manager zurückzahlen, bleibt ohnehin völlig offen. Vieles hängt davon ab, ob die Behörden den Beschuldigten kriminelles Handeln nachweisen können. Zumindest der Anfang scheint gemacht: Letzte Woche bekannte sich Michael Kopper, ehemaliger Chefbuchhalter des bankrotten US-Energiehändlers Enron, als erster Mitarbeiter der gegen ihn erhobenen Vorwürfen der Geldwäsche und der Verschwörung zum Betrug schuldig. Kopper war maßgeblich daran beteiligt, jene Nebenfirmen zu gründen und zu betreiben, in denen Enron Verluste und Schulden in Milliardenhöhe versteckte. Da diese Transaktionen hochkomplex waren, ist es für die Strafverfolgungsbehörden schwer, eine Betrugsanklage hieb- und stichfest zu machen. Mit Koppers Geständnis haben die Ermittler nun erstmals die Chance, eine Anklage gegen die Vorstände von Enron zusammenzutragen. Auch acht Monate nach dem Konkurs von Enron wurden bisher weder dessen ehemaliger Finanzvorstand Fastow noch die beiden Ex-Vorstandsvorsitzenden Kenneth Lay und Jeffrey Skilling strafrechtlich belangt.

Die Medienberichte über den unvorstellbaren Reichtum heizen die Wut der geschröpften Kleinanleger auf die Pleitemanager an. "Eigentlich, Gordon, alter Junge, ist Gier nicht gut. Gier ist verwerflich!", antwortet das amerikanische Wirtschaftsmagazin "Fortune" dem Börsenhai Gekko 15 Jahre später. Amerika hat genug. Und auf öffentliche Vergebung darf ein Pleite-Kaiser wie Gary Winnick auch dann nicht hoffen, wenn er den Ausbau seines 92-Millionen-Dollar Schlosses mit dem Verweis auf das Gemeinwohl rechtfertigt: Schließlich restauriere er mit dem unter Denkmalschutz stehenden Palast eine der bedeutsamsten Immobilien von Los Angeles für die Nachwelt.  
Happy End:

Plündern und Bestechen - das System Tyco

 
13.09.02 21:04
Skandalmanager Dennis Kozlowski und zwei weitere Vorstände des US-Mischkonzerns Tyco sind angeklagt, bei Aktienverkäufen betrogen und die eigene Firma ausgeraubt zu haben. Die Beute: 600 Millionen Dollar.

New York - Der New Yorker Staatsanwalt Robert M. Morgenthau, die amerikanische Börsenaufsicht SEC und der Tyco-Konzern selbst haben den Ex-Tyco-Chef Kozlowski in drei separaten straf- und zivilrechtlichen Verfahren verklagt. Die schwerwiegendsten Vorwürfe lauten: Plünderung des Unternehmens und Bestechung der Mitarbeiter.

Kozlowski und der ehemalige Tyco-Finanzchef Mark Swartz sollen Tyco um mehr als 170 Millionen Dollar erleichert haben. Weitere 430 Millionen Dollar rafften die Top-Manager der Anklage zufolge durch Aktienbetrug zusammen. Der New Yorker Staatsanwalt will nun mehr als 600 Millionen Dollar an Privatvermögen von Kozlowski und Swartz einfrieren.

Der frühere Tyco-Chefanwalt Mark Belnick soll Unterlagen gefälscht haben um zu verheimlichen, dass Tyco 14 Millionen Dollar Krediten vergab - zinslos, und zwar an Belnick selbst. Davon kaufte sich der Manager zwei Wohnungen am New Yorker Central Park und in Park City im amerikanischen Bundesstaat Utah.

Doch die Kredite an Belnick sind lächerlich gering, verglichen mit den Summen, die sich Kozlowski und Swartz gönnten. "Wie eine Privatbank" hätten die beiden ihr eigenes Unternehmen behandelt, beschuldigt die SEC die Ex-Manager. Sie hätten sich selbst Hunderte von Millionen Dollar an Niedrigzins- oder gar völlig zinslosen Krediten gewährt - selbstredend heimlich und am Tyco-Aufsichtsrat vorbei. Das New Yorker Gericht beschuldigt Kozlowski und Swartz, ein Tyco-Vorstandsmitglied und mehrere Angestellte der Firma bestochen zu haben, um die Plünderungen zu vertuschen.

Seit Kozlowski Anfang Juni unter Anklage der Steuerhinterziehung steht und seinen Vorstandsvorsitz bei Tyco aufgeben musste, kommen immer mehr Details über das Grundmuster ans Tageslicht, das Kozlowskis Leben bestimmt haben muss: Der Ex-Top-Manager wollte Privates und Geschäftliches partout nicht auseinanderhalten.

Systematisch hätten Kozlowski und Swartz seit 1995 ein "aufwändiges Geheimsystem" aufgebaut, wirft Staatsanwalt Morgenthau den Managern vor. Dieses System hätte es ihnen erlaubt, Millionen Dollar an Firmengeldern zu veruntreuen und ein luxuriöses Leben zu führen. So gilt es als erwiesen, dass Kozlowski die 19 Millionen Dollar für sein Grundstück in der Reichensiedlung Boca Raton, Florida, durch einen der zinslosen Tyco-Kredite finanzierte. Weiterhin ließ sich Kozlowski von seinem Arbeitgeber sein 18-Millionen-Dollar-Appartement an New Yorks Fifth Avenue bezahlen. Legendär ist auch Kozlowskis goldener Duschvorhang, für den Tyco 6000 Dollar zahlte.

Der 1960 gegründete Mischkonzern Tyco, der von chirurgischen Instrumenten bis zu Sicherheitssystemen die unterschiedlichsten Produkte herstellt, beschäftigt laut "New York Times" mehr als 270.000 Mitarbeiter. Rechtlich ist der Konzern im Steuerparadies Bermuda niedergelassen, operiert aber von New Hampshire und Florida aus. Der ehemalige Motorola-Präsident und neue Tyco-Chef Edward D. Been, ein der Wall Street geschätzter Unternehmer, will Tyco wieder auf Vordermann bringen. Die Tyco-Aktien schlossen an der New Yorker Börse gestern unverändert zum Vortag mit 17,80 Dollar. Sie haben in diesem Jahr rund 70 Prozent an Wert verloren.  
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