Hallo Ariva,
will mal einen Thread rund um grundsätzliche Mittel der Fundamentalanalyse starten. Ich fang bescheiden an mit der DCF-Methode (hoffe es haben sich keine Fehler eingeschlichen!).
Weitere Stichworte wären, Market Multiples, CapitalAssetPricing, Portfolio-Theorie... ?
Discounted-Cashflow-Methode
Grundlage dieses Verfahrens sind die zukünftigen Jahresergebnisse eines Unternehmens - gekürzt um Erträge, die keine Einnahmen darstellen und erhöht um Aufwendungen, die nicht aus Ausgaben resultieren. Diese Cashflows geben ein genaueres Bild über die Mittel, die dem Unternehmen real für Finanzierungszwecke zu Verfügung stehen.
Ein Vorteil der DCF-Methode ist, dass sie direkt an den zukünftigen Gewinnen ansetzt. Die vorgeschalteten weichen Faktoren (neue Produkte/Märkte, Peer-Group ...) werden nicht beachtet. Die Bewertung konzentriert sich auf das Maßgebliche für den Unternehmenswert - wieviel Gewinn wird zukünftig generiert!?
Beispiel (jährliche Gewinne pro Aktie):
2004 2005 2006 2007 ab 2007 Wachstum +6% p.a.
+5,00 +0,00 +3,00 +6,00
Der Diskont für die zukünftigen Gewinne wird je nach Risikoerwartung bestimmt (z.B. mit CAPM oder heuristischen Methoden), im Beispiel will ich mit einem Satz von 12% rechnen. Im Diskont steckt bereits die gesamte Risikoprämie, die Zahlungsreihe muss nicht in verschiedene Szenarien aufgespaltet werden.
5,00 + (0,00 / 1,12) + (3,00 / 1,12^2) + (6,00 / 1,12^3) + (6,00*1,06 / 1,12-1,06) / 1,12^4 = 79 Euro
Die Aktie wäre mit einem Preis von 79 Euro fair bewertet, wobei mehr als 67 Euro aus den Jahren 2007 ff. beigesteuert werden!
Das zeigt den großen Nachteil vom DCF. Gewinne, die weit in der Zukunft liegen, haben einen enormen Einfluss auf den fairen Aktienwert. Weiter ist die Hebelwirkung von Diskontsatz und Wachstumsrate enorm. Steigt die Wachstumsrate im Beispiel um 2%, so steigt der faire Aktienkurs um über 40%! Dieser Nachteil liegt aber grundsätzlich in der Natur der Sache, was vom Prinzip her gegen die oft verwendeten Kennzahlen und Bewertungsmodelle spricht.
Diese Erkenntnis spricht für eine Skepsis gegenüber Unternehmen, die ihre Gewinne erst in ferner Zukunft erzielen wollen, da die Abzinsung im oft deutlich zweistelligen Bereich recht hoch ist (Zinseszinseffekt). Auf der anderen Seite kann man enorm hohe Bewertungen in klassischen Kriterien (Buchwert / KGV) durch die extreme Hebelwirkung großer Wachstumsraten rechtfertigen.
Auch der Bewertungsabschlag für zyklische Aktien wird durch diese Beobachtungen erklärt, ihre Gewinne (stark schwankend in Höhe und Zeitbezug) sind durch höhere Diskontsätze wesentlich weniger "wert".
www.rz.uni-frankfurt.de/~gruss/dcf.html
Grüße,
JG
will mal einen Thread rund um grundsätzliche Mittel der Fundamentalanalyse starten. Ich fang bescheiden an mit der DCF-Methode (hoffe es haben sich keine Fehler eingeschlichen!).
Weitere Stichworte wären, Market Multiples, CapitalAssetPricing, Portfolio-Theorie... ?
Discounted-Cashflow-Methode
Grundlage dieses Verfahrens sind die zukünftigen Jahresergebnisse eines Unternehmens - gekürzt um Erträge, die keine Einnahmen darstellen und erhöht um Aufwendungen, die nicht aus Ausgaben resultieren. Diese Cashflows geben ein genaueres Bild über die Mittel, die dem Unternehmen real für Finanzierungszwecke zu Verfügung stehen.
Ein Vorteil der DCF-Methode ist, dass sie direkt an den zukünftigen Gewinnen ansetzt. Die vorgeschalteten weichen Faktoren (neue Produkte/Märkte, Peer-Group ...) werden nicht beachtet. Die Bewertung konzentriert sich auf das Maßgebliche für den Unternehmenswert - wieviel Gewinn wird zukünftig generiert!?
Beispiel (jährliche Gewinne pro Aktie):
2004 2005 2006 2007 ab 2007 Wachstum +6% p.a.
+5,00 +0,00 +3,00 +6,00
Der Diskont für die zukünftigen Gewinne wird je nach Risikoerwartung bestimmt (z.B. mit CAPM oder heuristischen Methoden), im Beispiel will ich mit einem Satz von 12% rechnen. Im Diskont steckt bereits die gesamte Risikoprämie, die Zahlungsreihe muss nicht in verschiedene Szenarien aufgespaltet werden.
5,00 + (0,00 / 1,12) + (3,00 / 1,12^2) + (6,00 / 1,12^3) + (6,00*1,06 / 1,12-1,06) / 1,12^4 = 79 Euro
Die Aktie wäre mit einem Preis von 79 Euro fair bewertet, wobei mehr als 67 Euro aus den Jahren 2007 ff. beigesteuert werden!
Das zeigt den großen Nachteil vom DCF. Gewinne, die weit in der Zukunft liegen, haben einen enormen Einfluss auf den fairen Aktienwert. Weiter ist die Hebelwirkung von Diskontsatz und Wachstumsrate enorm. Steigt die Wachstumsrate im Beispiel um 2%, so steigt der faire Aktienkurs um über 40%! Dieser Nachteil liegt aber grundsätzlich in der Natur der Sache, was vom Prinzip her gegen die oft verwendeten Kennzahlen und Bewertungsmodelle spricht.
Diese Erkenntnis spricht für eine Skepsis gegenüber Unternehmen, die ihre Gewinne erst in ferner Zukunft erzielen wollen, da die Abzinsung im oft deutlich zweistelligen Bereich recht hoch ist (Zinseszinseffekt). Auf der anderen Seite kann man enorm hohe Bewertungen in klassischen Kriterien (Buchwert / KGV) durch die extreme Hebelwirkung großer Wachstumsraten rechtfertigen.
Auch der Bewertungsabschlag für zyklische Aktien wird durch diese Beobachtungen erklärt, ihre Gewinne (stark schwankend in Höhe und Zeitbezug) sind durch höhere Diskontsätze wesentlich weniger "wert".
www.rz.uni-frankfurt.de/~gruss/dcf.html
Grüße,
JG