Für wen spielt das Kind im Daviscup?

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Für wen spielt das Kind im Daviscup?

 
14.07.01 09:23
Das Traumtennisbaby

Steffi Graf bekommt ein Kind von Andre Agassi: Tennisfreunde hoffen auf ein Jahrhunderttalent, doch Genetiker sind skeptisch

Von Sascha Lehnartz und Reinhold Schnupp

Das Tennistraumpaar wird sich reproduzieren. Steffi Graf erwartet ein Kind von Andre Agassi. Mitte Dezember soll es auf die Welt kommen. Was die Boulevardpresse bereits seit einigen Tagen in zunehmend größeren Lettern raunte, wurde gestern amtlich: "Es ist eine sehr aufregende Zeit für uns", ließ Agassi in Las Vegas durch seine Firma Agassi Enterprises verbreiten, "wir sind sehr froh, dass wir mit diesem Geschenk gesegnet werden".

Das ist aber auch schon die einzig offizielle Nachricht über das bevorstehende Großereignis, dessen Auswirkungen auf den Tennissport frühestens in knapp 20 Jahren messbar sein werden.


Der Rest sind Gerüchte - und Schweigen. Von einer bevorstehenden Hochzeit nämlich wusste Agassi-Sprecher Todd Wilson nichts: "Ich weiß wirklich nicht, wie ihre Heiratspläne sind", sagte Wilson der Nachrichtenagentur AP. Aus dem Umfeld der siebenmaligen Wimbledon-Siegerin hieß es jedoch am Freitagnachmittag deutlicher: "Eine Hochzeit findet am Samstag definitiv nicht statt."


Besser informiert wähnten sich da Boulevardblätter und Agenturen, die sich ihrerseits auf das amerikanische Magazin "National Enquirer" berufen. Das Blatt, das ansonsten in erster Linie für Reportagen über Invasionen von Außerirdischen und seine regelmäßigen Elvis-Sichtungen geschätzt wird, meldete in seiner jüngsten Ausgabe, die Hochzeit steige schon heute am Samstag im vornehmen "Polo Club" von Boca Raton in Florida, so hieß es. Bei Durchsicht des Magazins findet sich zwar die weltexklusive Meldung, dass die Talkmasterin Oprah Winfrey im fortgeschrittenen Alter von 47 Jahren schwanger sei, nicht erwähnt wird jedoch eine bevorstehende Hochzeit von Andre und Steffi in Florida.


Dabei schienen die Indizien alle zu passen. Boca Raton ist ein Küstenfleck nördlich von Miami, der während der Frühjahrsferien bei trinkfreudigen College-Studenten und während des übrigen Jahres bei wohlhabenden Rentnern beliebt ist. Die Tennisruheständlerin Graf besitzt dort seit einigen Jahren zwei Häuser am Royal Cove Way, ihre Mutter lebt die Hälfte des Jahres dort, in dem anderen Haus wohnt ihr Bruder Michael mit seiner Frau und seinen beiden Kindern. Aufmerksame "Bild"-Reporter legten sich dort am Donnerstag auf die Lauer und beobachteten prompt die Anlieferung einer verdächtigen Menge von Zelten und Gartenmöbeln. Daraufhin fragten sie umgehend beim örtlichen "Polo Club" nach. Dort wurde immerhin bestätigt, im großen Festsaal steige am Samstag eine große Party. Auf die Fangfrage, ob Steffi Graf dabei sei, hieß es aus dem "Polo Club" vieldeutig: "Gut möglich." Damit gab sich der Reporter nicht zufrieden und hakte nach: "Feiert sie ihre Hochzeit?" Antwort: "Vielleicht."


Die "Bunte" mutmaßte derweil, die Party finde nebenan in jenem Haus statt, das Steffis gelegentlich rennfahrender Bruder Michael bewohnt. Angeblich, so die "People"-Illustrierte, wolle sogar Peter Graf der Feier beiwohnen. Der Ehevertrag liege auch schon vor. Als weiteres Indiz für die bevorstehende Trauung wurde gewertet, dass der als Freund der Familie geltende Komiker Otto Waalkes für Freitag einen Flug von Frankfurt nach Miami gebucht habe.


Die Steffi Grafs Marketing GmbH in Mannheim erklärte derweil, was sie eigentlich immer erklärt, wenn es um das Privatleben ihrer Chefin geht: dass sich Frau Graf zu privaten Dingen nicht äußert. Auf der offiziellen Homepage der "Gräfin" steht derweil die Topnews, dass Steffi neuerdings Mitglied im Bertelsmann-Buchklub ist.


Ähnlich auskunftsfreudig gab man sich im Hause Graf bereits im September 1999, als die New Yorker Boulevardblätter "Daily News" und "New York Post" enthüllten, dass sich zwischen den beiden Tennisstars zarte Bande entwickelt hatten. Nach Agassis Sieg bei den US Open feierte das Pärchen im mexikanischen Restaurant "Rosa Mexicano" auf der First Avenue - am nächsten Tag war der Flirt öffentlich. Irgendjemand wollte die beiden knutschend gesehen haben.


Überraschend war das damals insofern, da die siebenfache Wimbledon-Siegerin, die im Laufe ihrer Karriere 377 Wochen lang an der Spitze der Weltrangliste stand, erst wenige Tage zuvor in einem Interview mit der Wochenzeitung "Die Zeit" die Trennung von ihrem langjährigen Freund Michael Bartels bekannt gegeben hatte. Agassi war kurz zuvor nach nur zweijähriger Ehe von der Schauspielerin Brooke Shields geschieden worden.


Seitdem hielt sich das Paar mit öffentlichen Erklärungen über ihr Privatleben merklich zurück. Auf die immer wieder gestellten Fragen nach bevorstehenden Hochzeitsterminen reagierte insbesondere Agassi, wenn überhaupt, dann schnippisch. So kanzelte er im Januar 2000 am Rande der Australian Open einen besonders hartnäckigen Journalisten mit dem Satz ab: "Unsere Hochzeit? Ja, das war ein tolles Fest, wir hatten auch die 20 intelligentesten Journalisten der Welt eingeladen. Schade, dass Sie nicht dabei waren." Anfang dieses Jahres empfahl er der Reporterschar dann: "Lest weiter Zeitung, und passt schön auf." Steffi ließ derweil immer wieder mal verlauten, dass sie Kinder sehr gerne habe, ja, sie hätte auch gerne mal zwei, aber das habe noch Zeit.


Angesichts der Spekulationen, die über die mögliche Frucht der Beziehung seit Wochen und Monaten ins Kraut schießen, ist die Zurückhaltung mehr als verständlich. Englische Buchmacher bieten laut Presseberichten bereits jetzt eine verlockende Wette an. Gewinnt das noch nicht geborene Kind von Steffi Graf und Andre Agassi in ferner Zukunft einmal Wimbledon, zahlen sie eine Quote von 500:1 aus. Sportjournalisten träumten daraufhin ungebremst von der unschlagbaren Kombination von Steffis "krachender Vorhand" und "superschneller Beinarbeit" sowie "Agassis donnernden Returns" und der "wuchtigen Rückhand". Die Glatze müsse ja vielleicht nicht sein, hieß es hoffnungsfroh. Dabei ist vorzeitiger Haarausfall bekanntlich erblich, und angeblich, so brodelt es aus der Gerüchteküche, wird Graf Agassi ein Junge.


Was die erhoffte Vererbung der Tennisgene betrifft, so sind Experten eher zurückhaltend mit einer Prognose. "Früher hieß es: It's all in the genes", sagt Wolfgang Schuster, Professor für angewandte Genetik an der Freien Universität Berlin, "aber heute geht man davon aus, dass die Talente eines Menschen höchstens zur Hälfte durch Vererbung und zum anderen Teil durch Erlernen entwickelt werden. Aus dem Kind muss also keinesfalls zwangsläufig ein guter Tennisspieler werden. Und selbst wenn, heißt das nicht, dass es genetisch bedingt war. Um das herauszufinden, müsste sie eigentlich Zwillinge bekommen, und man müsste einen der beiden in einer komplett unsportlichen Familie aufwachsen lassen." Wie in so genannten musikalischen Familien sei aber die Wahrscheinlichkeit natürlich groß, dass sich dieses Kind in diesem Umfeld zu einem ordentlichen Tennisspieler entwickle, einfach, weil er vermutlich früh mit dem Sport in Kontakt komme.


Deutsche Tennisfans wird nun vor allem eine Sorge umtreiben: Für wen spielt das Kind im Daviscup?
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