Bulle & Bär: Gesunde Erholung
Für Pharma-Aktionäre gibt es seit Jahren wenig zu lachen.
DÜSSELDORF. Die Probleme mit wichtigen Medikamenten der Branchenriesen Merck und Pfizer, der anhaltende Wettbewerbsdruck, auslaufende Patente, Generika- und Biotech-Konkurrenz sowie eine überschaubare Pipeline neuer Medikamente setzten Pharmaaktien weltweit unter Druck: Während der Aktienindex MSCI World seit dem Kurstief im März 2003 um mehr als ein Drittel zulegte, erholten sich die im MSCI Healthcare zusammengefassten Pharmawerte im gleichen Zeitraum lediglich um rund zehn Prozent.
Dabei spricht derzeit eine Reihe von Gründen für ein Engagement in dem Sektor – allen voran die Bewertung. Alleine den großen US-Pharmaunternehmen billigen Investoren derzeit Bewertungskennzahlen wie zuletzt 1994 zu. „Der Bereich Gesundheitswesen wird im Mittel rund 20 Prozent unter seinem langfristigen Bewertungsdurchschnitt gehandelt“, sagt Norbert Hagen, Vermögensverwalter der ICM AG in Berlin. Der weltgrößte Pharmawert, Pfizer, wird derzeit etwa nur mit dem zwölffachen, sein europäischer Konkurrent Glaxo-Smithkline nur mit dem 14-fachen der für dieses Jahr erwarteten Gewinne bewertet.
Allen schlechten Nachrichten zum Trotz verdient „Big Pharma“ nach wie vor gutes Geld. Die größten europäischen und US-Pharmakonzerne zusammen werden 2005 mehr als 80 Mrd. Euro Gewinn vor Steuern erwirtschaften. Und Analysten trauen allein den US-Anbietern in den kommenden fünf Jahren ein Gewinnwachstum von im Schnitt zehn Prozent jährlich zu. Zusätzlich begünstigt wird der Sektor durch die demografische Entwicklung: Eine alternde Bevölkerung gibt in der Summe mehr Geld für Arzneimittel aus.
Auch unter taktischen Anlagekriterien sind Pharmaaktien derzeit keine schlechte Wahl. In Zeiten eines nicht mehr eben stürmischen Wachstums der Weltwirtschaft und der Konjunkturlokomotive USA im besonderen schlug historisch stets die Stunde defensiver Aktien, die von der Zyklik der Weltwirtschaft kaum beeinflusst werden. Aus dem Reigen der klassisch defensiven Branchen wie Nahrungsmittel, Tabak und Versorger dürften Pharmaaktien derzeit das größte Kurspotenzial aufweisen, da die übrigen Branchen bereits seit dem Ende der Hausse im Jahr 2000 auf den Kauflisten vieler Investoren stehen. Auch Zinssorgen sind der Branche unbekannt: Steigende Zinsen verteuern weder das Geschäft noch die Finanzlage, denn die Pharmawerte Europas und der USA verfügen über weitaus mehr Bargeldbestände als Verbindlichkeiten.
Erste Indizien für eine anstehende Sektorrotation in Pharmawerte sind schon jetzt sichtbar: Seit Anfang März legte der globale Pharmasektor um rund acht Prozent zu und war der beste aller globalen Börsensektoren überhaupt. Damit sollte die Erholung aber noch lange nicht abgeschlossen sein. Nicht zuletzt bieten die Titel des Sektors noch ein attraktives Sicherheitspolster: Die aktuellen Dividendenrenditen großer Pharmaaktien wie Glaxo-Smithkline (3,1 Prozent), Bristol-Myers Squibb (4,1) oder Merck (4,4) sind entweder schon jetzt attraktiv, oder sie sind – wie bei Roche, Eli Lilly oder Pfizer – ausbaufähig, wenn diese ihre Aktionäre in unruhigen Börsenzeiten halten wollen.
Quelle: HANDELSBLATT, Donnerstag, 09. Juni 2005, 07:00 Uhr
...be invested
Der Einsame Samariter
Für Pharma-Aktionäre gibt es seit Jahren wenig zu lachen.
DÜSSELDORF. Die Probleme mit wichtigen Medikamenten der Branchenriesen Merck und Pfizer, der anhaltende Wettbewerbsdruck, auslaufende Patente, Generika- und Biotech-Konkurrenz sowie eine überschaubare Pipeline neuer Medikamente setzten Pharmaaktien weltweit unter Druck: Während der Aktienindex MSCI World seit dem Kurstief im März 2003 um mehr als ein Drittel zulegte, erholten sich die im MSCI Healthcare zusammengefassten Pharmawerte im gleichen Zeitraum lediglich um rund zehn Prozent.
Dabei spricht derzeit eine Reihe von Gründen für ein Engagement in dem Sektor – allen voran die Bewertung. Alleine den großen US-Pharmaunternehmen billigen Investoren derzeit Bewertungskennzahlen wie zuletzt 1994 zu. „Der Bereich Gesundheitswesen wird im Mittel rund 20 Prozent unter seinem langfristigen Bewertungsdurchschnitt gehandelt“, sagt Norbert Hagen, Vermögensverwalter der ICM AG in Berlin. Der weltgrößte Pharmawert, Pfizer, wird derzeit etwa nur mit dem zwölffachen, sein europäischer Konkurrent Glaxo-Smithkline nur mit dem 14-fachen der für dieses Jahr erwarteten Gewinne bewertet.
Allen schlechten Nachrichten zum Trotz verdient „Big Pharma“ nach wie vor gutes Geld. Die größten europäischen und US-Pharmakonzerne zusammen werden 2005 mehr als 80 Mrd. Euro Gewinn vor Steuern erwirtschaften. Und Analysten trauen allein den US-Anbietern in den kommenden fünf Jahren ein Gewinnwachstum von im Schnitt zehn Prozent jährlich zu. Zusätzlich begünstigt wird der Sektor durch die demografische Entwicklung: Eine alternde Bevölkerung gibt in der Summe mehr Geld für Arzneimittel aus.
Auch unter taktischen Anlagekriterien sind Pharmaaktien derzeit keine schlechte Wahl. In Zeiten eines nicht mehr eben stürmischen Wachstums der Weltwirtschaft und der Konjunkturlokomotive USA im besonderen schlug historisch stets die Stunde defensiver Aktien, die von der Zyklik der Weltwirtschaft kaum beeinflusst werden. Aus dem Reigen der klassisch defensiven Branchen wie Nahrungsmittel, Tabak und Versorger dürften Pharmaaktien derzeit das größte Kurspotenzial aufweisen, da die übrigen Branchen bereits seit dem Ende der Hausse im Jahr 2000 auf den Kauflisten vieler Investoren stehen. Auch Zinssorgen sind der Branche unbekannt: Steigende Zinsen verteuern weder das Geschäft noch die Finanzlage, denn die Pharmawerte Europas und der USA verfügen über weitaus mehr Bargeldbestände als Verbindlichkeiten.
Erste Indizien für eine anstehende Sektorrotation in Pharmawerte sind schon jetzt sichtbar: Seit Anfang März legte der globale Pharmasektor um rund acht Prozent zu und war der beste aller globalen Börsensektoren überhaupt. Damit sollte die Erholung aber noch lange nicht abgeschlossen sein. Nicht zuletzt bieten die Titel des Sektors noch ein attraktives Sicherheitspolster: Die aktuellen Dividendenrenditen großer Pharmaaktien wie Glaxo-Smithkline (3,1 Prozent), Bristol-Myers Squibb (4,1) oder Merck (4,4) sind entweder schon jetzt attraktiv, oder sie sind – wie bei Roche, Eli Lilly oder Pfizer – ausbaufähig, wenn diese ihre Aktionäre in unruhigen Börsenzeiten halten wollen.
Quelle: HANDELSBLATT, Donnerstag, 09. Juni 2005, 07:00 Uhr
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Der Einsame Samariter