Aus der FTD vom 30.1.2002
FTD-Umfrage: Fonds setzen auf europäische Aktien
Von Ina Bauer, Frankfurt
In den nächsten Monaten haben die europäischen Aktienmärkte gute Chancen ihren Vorsprung gegenüber den US-Börsen auszubauen. Dies ist die einhellige Meinung der 18 Fondsgesellschaften, die an der vierteljährlichen Umfrage der FTD teilgenommen haben.
Sie verwalten insgesamt ein Vermögen von rund 933 Mrd. Euro. 78 Prozent der Profi-Anleger beschrieben ihre Einschätzung der europäischen Börsen als "bullish". Keiner entschied sich für "bearish", während 22 Prozent von einer Seitwärtsbewegung ausgehen. Industrieunternehmen und Finanztitel werden nach Ansicht der Fonds am meisten von dem Aufwärtstrend in Europa profitieren.
Seit Jahresanfang hat der 600 Werte umfassende Stoxx-Index 1,9 Prozent verloren, während der S & P 500 rund 2,5 Prozent einbüßte. Die Sechsmonatsbilanz macht den Vorsprung in Europa noch deutlicher: Der Stoxx hat seit Ende Juli vergangenen Jahres 5,4 Prozent nachgegeben, der S & P dagegen um 7,1 Prozent. Dennoch scheint das Vertrauen der Anleger zurückzukehren. "Die gezielten Käufe in Schwächephasen - buying on the dips - sind verschwunden", schreibt ein Umfrageteilnehmer.
Die Ergebnisse im Überblick:
Teilnehmer
Indexprognosen und Brancheneinschätzung
Erstmals seit dem Start der FTD-Fondsumfrage im März vergangenen Jahres war das Meinungsbild für Europa so eindeutig. Keiner der Befragten sagt Kurverluste voraus. Dagegen ist der Anteil der Pessimisten, was die Entwicklung an den US-Börsen angeht, gleich geblieben. Allerdings hat die Zahl der Optimisten auf 50 Prozent zugenommen, nach 33 Prozent im Oktober.
Das Ergebnis der Umfrage spiegelt die Erwartung wider, dass die Investoren der europäischen Wirtschaft ein größeres Wachstumspotenzial zutrauen als der US-Konjunktur. Allerdings lässt sich aus den Dreimonats-Indexprognosen der Fondsmanager ablesen, dass sie nur noch eine leichte Wirtschaftserholung erwarten. Gingen die Profis bei der Oktoberrunde noch von 30-prozentigen Kurssteigerungen in Deutschland und den USA aus, halten sie jetzt im Schnitt nur noch 15 Prozent für möglich.
Sonderrolle: Japan
In Asien nimmt Japan eine Sonderrolle ein. Während mehr als die Hälfte der Fondsmanager von steigenden Kursen an den asiatischen Börsen ausgeht - nach 17 Prozent im Oktober -, erwarten 67 Prozent, dass der Nikkei weiter fällt. In der Vorrunde waren es nur 31 Prozent. Die sich verstärkende Deflationstendenz und das weiterhin ungelöste Problem der notleidenden Kredite, die in den Bankbilanzen schlummern, dürften die Gründe für den düsteren Ausblick sein.
Die Erwartung moderater Kurssteigerungen an den Aktienmärkten führt offensichtlich dazu, dass zehn der 18 Teilnehmer ihre Positionen bei Unternehmensanleihen, inklusive hochverzinsliche Bonds, ausbauen wollen. Im Vergleich zu Aktien können sie sich dadurch eine ähnlich attraktive Rendite sichern, ohne das gleiche Risiko eingehen zu müssen.
Hinsichtlich der geldpolitischen Einschätzung ergibt sich für Europa und die USA ein unterschiedliches Bild. Die Mehrheit der Teilnehmer erwartet, dass die Europäische Zentralbank nochmals die Leitzinsen senken könnte. Dagegen gehen sie davon aus, dass die US-Notenbank Federal Reserve das Ende ihres Zinssenkungszyklus erreicht hat. Am Mittwochabend wird der Offenmarktausschuss das Ergebnis des zweitägigen Treffens bekannt geben.
Von den anhaltend niedrigen Zinsen haben vor allem Banken profitiert, die stark im Kreditgeschäft vertreten sind. Von den Umfrageteilnehmern räumen 44 Prozent den Finanzdienstleistern und Banken weiterhin gute Kurschancen ein. Ansonsten setzen die Fondsmanager vor allem auf zyklische Werte, denen ein Konjunkturaufschwung zugute kommt.
Neben den Industrieunternehmen stehen zyklische Konsumwerte ganz oben auf der Favoritenliste. Eine Ausnahme machen die Profis allerdings bei den Automobilherstellern, die ebenfalls als Zykliker einzustufen sind. 61 Prozent der Befragten rechnen bei der Branche mit einer Seitwärtsbewegung. In den vergangenen Monaten haben die Hersteller mit aggressiven Kaufanreizen die Autoverkäufe gesteigert. Diese Strategie wird sich nachteilig auf die Gewinn- und Kursentwicklung auswirken.
© 2002 Financial Times Deutschland
FTD-Umfrage: Fonds setzen auf europäische Aktien
Von Ina Bauer, Frankfurt
In den nächsten Monaten haben die europäischen Aktienmärkte gute Chancen ihren Vorsprung gegenüber den US-Börsen auszubauen. Dies ist die einhellige Meinung der 18 Fondsgesellschaften, die an der vierteljährlichen Umfrage der FTD teilgenommen haben.
Sie verwalten insgesamt ein Vermögen von rund 933 Mrd. Euro. 78 Prozent der Profi-Anleger beschrieben ihre Einschätzung der europäischen Börsen als "bullish". Keiner entschied sich für "bearish", während 22 Prozent von einer Seitwärtsbewegung ausgehen. Industrieunternehmen und Finanztitel werden nach Ansicht der Fonds am meisten von dem Aufwärtstrend in Europa profitieren.
Seit Jahresanfang hat der 600 Werte umfassende Stoxx-Index 1,9 Prozent verloren, während der S & P 500 rund 2,5 Prozent einbüßte. Die Sechsmonatsbilanz macht den Vorsprung in Europa noch deutlicher: Der Stoxx hat seit Ende Juli vergangenen Jahres 5,4 Prozent nachgegeben, der S & P dagegen um 7,1 Prozent. Dennoch scheint das Vertrauen der Anleger zurückzukehren. "Die gezielten Käufe in Schwächephasen - buying on the dips - sind verschwunden", schreibt ein Umfrageteilnehmer.
Die Ergebnisse im Überblick:
Teilnehmer
Indexprognosen und Brancheneinschätzung
Erstmals seit dem Start der FTD-Fondsumfrage im März vergangenen Jahres war das Meinungsbild für Europa so eindeutig. Keiner der Befragten sagt Kurverluste voraus. Dagegen ist der Anteil der Pessimisten, was die Entwicklung an den US-Börsen angeht, gleich geblieben. Allerdings hat die Zahl der Optimisten auf 50 Prozent zugenommen, nach 33 Prozent im Oktober.
Das Ergebnis der Umfrage spiegelt die Erwartung wider, dass die Investoren der europäischen Wirtschaft ein größeres Wachstumspotenzial zutrauen als der US-Konjunktur. Allerdings lässt sich aus den Dreimonats-Indexprognosen der Fondsmanager ablesen, dass sie nur noch eine leichte Wirtschaftserholung erwarten. Gingen die Profis bei der Oktoberrunde noch von 30-prozentigen Kurssteigerungen in Deutschland und den USA aus, halten sie jetzt im Schnitt nur noch 15 Prozent für möglich.
Sonderrolle: Japan
In Asien nimmt Japan eine Sonderrolle ein. Während mehr als die Hälfte der Fondsmanager von steigenden Kursen an den asiatischen Börsen ausgeht - nach 17 Prozent im Oktober -, erwarten 67 Prozent, dass der Nikkei weiter fällt. In der Vorrunde waren es nur 31 Prozent. Die sich verstärkende Deflationstendenz und das weiterhin ungelöste Problem der notleidenden Kredite, die in den Bankbilanzen schlummern, dürften die Gründe für den düsteren Ausblick sein.
Die Erwartung moderater Kurssteigerungen an den Aktienmärkten führt offensichtlich dazu, dass zehn der 18 Teilnehmer ihre Positionen bei Unternehmensanleihen, inklusive hochverzinsliche Bonds, ausbauen wollen. Im Vergleich zu Aktien können sie sich dadurch eine ähnlich attraktive Rendite sichern, ohne das gleiche Risiko eingehen zu müssen.
Hinsichtlich der geldpolitischen Einschätzung ergibt sich für Europa und die USA ein unterschiedliches Bild. Die Mehrheit der Teilnehmer erwartet, dass die Europäische Zentralbank nochmals die Leitzinsen senken könnte. Dagegen gehen sie davon aus, dass die US-Notenbank Federal Reserve das Ende ihres Zinssenkungszyklus erreicht hat. Am Mittwochabend wird der Offenmarktausschuss das Ergebnis des zweitägigen Treffens bekannt geben.
Von den anhaltend niedrigen Zinsen haben vor allem Banken profitiert, die stark im Kreditgeschäft vertreten sind. Von den Umfrageteilnehmern räumen 44 Prozent den Finanzdienstleistern und Banken weiterhin gute Kurschancen ein. Ansonsten setzen die Fondsmanager vor allem auf zyklische Werte, denen ein Konjunkturaufschwung zugute kommt.
Neben den Industrieunternehmen stehen zyklische Konsumwerte ganz oben auf der Favoritenliste. Eine Ausnahme machen die Profis allerdings bei den Automobilherstellern, die ebenfalls als Zykliker einzustufen sind. 61 Prozent der Befragten rechnen bei der Branche mit einer Seitwärtsbewegung. In den vergangenen Monaten haben die Hersteller mit aggressiven Kaufanreizen die Autoverkäufe gesteigert. Diese Strategie wird sich nachteilig auf die Gewinn- und Kursentwicklung auswirken.
© 2002 Financial Times Deutschland