FTD: Offene Immobilienfonds - Blanke Nerven

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Anti Lemming:

FTD: Offene Immobilienfonds - Blanke Nerven

 
01.02.06 12:35
Wenn Anleger schon bei Immobilien - des Deutschen liebstes Kind - skeptisch sind, wie sollen sie da ihre Liebe zu Aktien halten, wenn Google nachbörslich um 55 Dollar abschmiert?

A.L.





FTD-Leitartikel
1.2.2006

Offene Immobilienfonds - Blanke Nerven

Unter den Investoren offener Immobilienfonds wächst eine Nervosität, die nicht mehr rational erklärbar ist. Innerhalb von nur 24 Stunden haben Investoren 700 Mio. Euro aus dem Kan Am Grundinvest abgezogen.

Fünf Wochen nach der ersten Schließung eines offenen Immobilienfonds überhaupt, seinerzeit durch die Deutsche Bank, ist nun schon der dritte Fonds in die Knie gegangen. Die Krise frisst sich fort und könnte im schlimmsten Fall zu einer Panik werden. Bedroht ist die ganze Branche, die fast 90 Mrd. Euro, vor allem zur Altersvorsorge von Kleinsparern, verwaltet.

Dass es diese Woche zwei kerngesunde Fonds traf, die nicht wie der überwiegend in Deutschland engagierte Grundbesitz-Invest der Deutschen Bank unter überbewerteten Objekten leiden, ist schwer nachvollziehbar. Kan Am hatte vor allem im europäischen Ausland und in den USA investiert. Anders als hier zu Lande florieren dort die Immobilienmärkte, die Objekte des Fonds waren gut vermietet und warfen ordentliche Renditen ab.

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Auslöser der jüngsten Massenflucht war allein die Verkaufsempfehlung einer Rating-Agentur, die auf Bilanzierungsprobleme bei Kan Ams amerikanischem Partner Mills aufmerksam gemacht hatte. Der am Donnerstag geschlossene Kan-Am-Fonds Grundinvest war von den Problemen bei Mills aber in keiner Weise betroffen.

Die Gefahr ist nun, dass aus einem bislang überwiegend theoretischen Risiko, das in der Konstruktion des Produkts steckt, ein realer Crash wird. Es ist, als verbreite sich in einem voll besetzten Kino die Nachricht, dass der Saal bei einem hypothetischen Feuer zur Todesfalle werden könnte. Obwohl es gar nicht brennt, wird das Publikum plötzlich hektisch, die Sicherheitslage labil.

Offene Immobilienfonds investieren das Geld der Anleger sehr langfristig, versprechen aber zugleich, Anteile täglich zurückzunehmen. Eine Verkaufswelle der Investoren wird so zur Bedrohung.

Ironischerweise waren es vor allem Sparkassen und Volksbanken, die jetzt ihre Eigenanlagen verkauften und Kan Am in Bedrängnis brachten. Dabei hatten sie gerade erst aus den schwächelnden verbundeigenen Fonds von Deka und Difa zu Kan Am umgeschichtet. Anders als Kleinsparer, denen sie das Produkt stets als wertstabile, langfristige Anlage verkauft hatten, sind die Banken selbst keine treuen Kunden. Sie zerstören dabei letztlich ihr eigenes Produkt.

Das zeigt einmal mehr, dass nach einer dringend nötigen Reform institutionelle Anleger nicht mehr unbeschränkt Millionenbeträge in Immobilienfonds parken und wieder abziehen dürfen. Dies destabilisiert eine Anlageklasse, für die es trotz der Renditeprobleme einiger im Inland überinvestierter Fonds immer noch eine große Nachfrage gibt.

Aus der FTD vom 20.01.2006

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