ftd.de, Mi, 6.11.2002, 13:04
Koalition überdenkt angeblich geplante Aktiensteuer
Die Bundesregierung will Spekulationsgewinne möglicherweise doch nicht grundsätzlich besteuern. Nach einem Zeitungsbericht wird stattdessen die Ausweitung der bisher auf ein Jahr begrenzten Spekulationsfrist diskutiert.
"Eine längere Spekulationsfrist kann eine Variante sein", berichtete die "Berliner Zeitung" am Mittwoch unter Berufung auf Koalitionskreise. Weitere Details nannte die Zeitung allerdings nicht. Das Bundesfinanzministerium ließ am Mittwoch zunächst offen, ob möglicherweise die Spekulationsfrist für Verkaufsgewinne bei Aktien entgegen bisherigen Plänen nur verlängert und damit nicht ganz abgeschafft werden könnte. "Ich kann das weder bestätigen noch dementieren", sagte eine Sprecherin des Finanzministeriums der Agentur Reuters.
Bislang sehen die Regierungspläne einem Referentenentwurf zufolge vor, Gewinne aus Aktienverkäufen künftig vollständig dem Einkommensteuersatz zu unterwerfen. Auch Gewinne aus dem Verkauf bereits angeschaffter Aktien sollen versteuert werden, wenn sie erzielt wurden, nachdem das Gesetz in Kraft getreten ist. Dafür hat das Finanzministerium den 1. Januar 2003 als Termin genannt. Bislang sind Gewinne aus Aktiengeschäften nur dann steuerpflichtig, wenn zwischen An- und Verkauf weniger als ein Jahr liegt.
Auch Einführung einer Galgenfrist ist möglich
Am Dienstag war bereits eine weitere Variante öffentlich geworden: Nach der heftigen Kritik der Wirtschaft an den Plänen zur Einführung der Spekulationssteuer hieß es aus dem Finanzministerium, Minister Hans Eichel wolle den Investoren offenbar eine Galgenfrist gewähren. Demnach sollten nur jene Gewinne aus Wertpapierverkäufen belastet werden, die nach der Verabschiedung des Gesetzes im Bundestag am 21. Februar 2003 getätigt werden.
Heftige Kritik von Banken und Verbänden
Die großen Aktien-, Aktionärs-, Banken- und Wirtschaftsverbände hatten sich sehr kritisch zu den Plänen der Bundesregierung geäußert. Sie rechnen bei Einführung einer Spekulationssteuer mit sinkenden Aktienkursen, einer schwierigeren Renten-Vorsorge und steigender Arbeitslosigkeit.
"Betroffen sind Kleinanleger, Investmentsparer, Altersvorsorgesparer, Belegschaftsaktionäre und mit Rücksicht auf die geplante zeitlich unbegrenzte Besteuerung von Immobilienbesitz die Wohnungseigentümer, Hausbesitzer und mittelbar auch Mieter", sagte der Geschäftsführer des Bundesverbandes Deutscher Banken, Thomas Weisgerber. Der Bundesverband der Deutschen Industrie sieht negative Folgen für die Finanzierung von Unternehmen und ihr Investitionsverhalten: "Die Koalitionsvorschläge stellen ein gigantisches Arbeitsplatzvernichtungsprogramm dar."
© 2002 Financial Times Deutschland
Koalition überdenkt angeblich geplante Aktiensteuer
Die Bundesregierung will Spekulationsgewinne möglicherweise doch nicht grundsätzlich besteuern. Nach einem Zeitungsbericht wird stattdessen die Ausweitung der bisher auf ein Jahr begrenzten Spekulationsfrist diskutiert.
"Eine längere Spekulationsfrist kann eine Variante sein", berichtete die "Berliner Zeitung" am Mittwoch unter Berufung auf Koalitionskreise. Weitere Details nannte die Zeitung allerdings nicht. Das Bundesfinanzministerium ließ am Mittwoch zunächst offen, ob möglicherweise die Spekulationsfrist für Verkaufsgewinne bei Aktien entgegen bisherigen Plänen nur verlängert und damit nicht ganz abgeschafft werden könnte. "Ich kann das weder bestätigen noch dementieren", sagte eine Sprecherin des Finanzministeriums der Agentur Reuters.
Bislang sehen die Regierungspläne einem Referentenentwurf zufolge vor, Gewinne aus Aktienverkäufen künftig vollständig dem Einkommensteuersatz zu unterwerfen. Auch Gewinne aus dem Verkauf bereits angeschaffter Aktien sollen versteuert werden, wenn sie erzielt wurden, nachdem das Gesetz in Kraft getreten ist. Dafür hat das Finanzministerium den 1. Januar 2003 als Termin genannt. Bislang sind Gewinne aus Aktiengeschäften nur dann steuerpflichtig, wenn zwischen An- und Verkauf weniger als ein Jahr liegt.
Auch Einführung einer Galgenfrist ist möglich
Am Dienstag war bereits eine weitere Variante öffentlich geworden: Nach der heftigen Kritik der Wirtschaft an den Plänen zur Einführung der Spekulationssteuer hieß es aus dem Finanzministerium, Minister Hans Eichel wolle den Investoren offenbar eine Galgenfrist gewähren. Demnach sollten nur jene Gewinne aus Wertpapierverkäufen belastet werden, die nach der Verabschiedung des Gesetzes im Bundestag am 21. Februar 2003 getätigt werden.
Heftige Kritik von Banken und Verbänden
Die großen Aktien-, Aktionärs-, Banken- und Wirtschaftsverbände hatten sich sehr kritisch zu den Plänen der Bundesregierung geäußert. Sie rechnen bei Einführung einer Spekulationssteuer mit sinkenden Aktienkursen, einer schwierigeren Renten-Vorsorge und steigender Arbeitslosigkeit.
"Betroffen sind Kleinanleger, Investmentsparer, Altersvorsorgesparer, Belegschaftsaktionäre und mit Rücksicht auf die geplante zeitlich unbegrenzte Besteuerung von Immobilienbesitz die Wohnungseigentümer, Hausbesitzer und mittelbar auch Mieter", sagte der Geschäftsführer des Bundesverbandes Deutscher Banken, Thomas Weisgerber. Der Bundesverband der Deutschen Industrie sieht negative Folgen für die Finanzierung von Unternehmen und ihr Investitionsverhalten: "Die Koalitionsvorschläge stellen ein gigantisches Arbeitsplatzvernichtungsprogramm dar."
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