Die positive Stimmung hält an
18. Okt. 2002 Börse weiter im Aufwind
Die überraschend guten Zahlen von Microsoft kommen wie gerufen, die gute Stimmung an den Börsen zu stabilisieren. Allerdings dürfte vor dem Wochenende eine gewisse Vorsicht vor Gewinnmitnahmen angebracht sein. Am Nachmittag stehen in den USA mit dem Verbraucherpreisindex, dem Realeinkommen und der Handelsbilanz weitere Konjunkturdaten auf dem Programm. Allerdings wurden die in den vergangenen Tagen weitgehend ignoriert. Die Book-to-bill-ratio bei Halbleiterausrüstern ist im September gefallen. Das macht den Ausblick über die weitere Entwicklung im Technologiebereich etwas unsicher.
Im vorbörslichen Handel liegt der Dax mit 3.199 Zählern über dem Schlussstand von 3.172 Punkten.
Bund-Future dürfte schwächer tendieren
Der Rentenmarkt ist aktiengesteuert, meinen Händler. Derzeit werde am Aktienmarkt „ein kleines Euphoriefeuerwerk abgefackelt“, welches bald zu Ende gehen dürfte, vermuten sie. In der Folge geraten die Rentenmärkte unter Druck. Allerdings haben sich die wesentlichen Fundamentaldaten von konjunktureller Seite nicht verändert. Deswegen ist es nicht ausgeschlossen, dass die Stimmung wieder so schnell in die andere Richtung drehen könnte, wie sie jüngst positiv geworden ist.
Euro in Asien zum Dollar kaum verändert
Kaum verändert präsentiert sich der Euro zum US-Dollar am Freitag im asiatischen Handel. Um 6.54 Uhr MESZ kostet ein Euro 0,9718 Dollar nach 0,9717 Dollar am Donnerstagabend in New York. Zum Yen notiert der Dollar mit 125,10 Yen nach 124,86 Yen am Donnerstag im New Yorker Handel.
Börse Tokio nach starken Microsoft-Geschäftszahlen im Plus
Die japanischen Aktien haben am Freitag Händlern zufolge nach ermutigenden Quartalsgewinnen des US-Softwarekonzerns Microsoft kräftig zugelegt. Rund eine Stunde vor Handelsschluss notierte der 225 Werte umfassende Nikkei-Index gut 1,5 Prozent höher bei 9.098 Punkten. Besonders Technologiewerte wie Kyocera profitierten. Microsoft hatte seinen Quartalsgewinn mehr als verdoppelt und die Gewinnerwartungen erhöht. „Ich denke, wir können das als Zeichen einer besseren Nachfrage sehen", sagte Aktienstratege Tsuyoshi Segawa von Shinko Securities. Die Papiere von Kyocera, einem Hersteller elektronischer Komponenten, stiegen 4,4 Prozent. Die Aktien der Supermarktkette Daiei kletterten mehr als 14 Prozent, nachdem die Japanische Entwicklungsbank ein Rettungspaket für den hochverschuldeten Konzern vorgestellt hatte.
Aktien Hongkong zeigen sich am Mittag fest
Mit festen Notierungen zeigen sich die Kurse in Hongkong am Freitagmittag (Ortszeit). Bis zum Ende der ersten Sitzungshälfte erhöht sich der Hang-Seng-Index (HSI) um 1,4 Prozent bzw 135 Stellen auf 9.712. Vor allem die Technologiewerte legen deutlich zu, so ein Händler. China Mobile rücken um 2,5 Prozent vor, während Hutchison Whampoa um 3,4 Prozent steigen. Die hohen Umsätze seien ein gutes Zeichen. “Die Investoren sind noch da und engagieren sich auch“, fügt ein Teilnehmer hinzu. Kurzfristig liege auf dem Niveau von 10.000 Stellen ein nachhaltiger Widerstand für den Index, sagt ein Analyst.
USA: Neuigkeiten und Kursbewegungen nach Börsenschluss
Microsoft hat am Donnerstag nach Börsenschluss mit guten Geschäftszahlen überrascht. Die Aktie legte daraufhin auf Island ECN bis gegen 0.29 Uhr MESZ um 4,7 Prozent auf 53,14 Dollar zu. Die reguläre Sitzung hatten Microsoft bei 50,77 Dollar beendet. Wie das Unternehmen mitteilte, hat es im ersten Quartal seines Geschäftsjahrs einen Gewinn je Aktie von 0,50 (Vorjahr: 0,23) Dollar erzielt. Analysten hatten mit 0,43 Dollar gerechnet. Für das zweite Quartal stellte Microsoft ein Ergebnis von 0,45 bis 0,46 Dollar je Aktie in Aussicht.
Sun Microsystems verteuerten sich nachbörslich bis gegen 0.29 Uhr MESZ auf Island ECN um 3,7 Prozent auf 3,10 Dollar. Im regulären Handel hatten sie um 6,8 Prozent auf 2,99 Dollar zugelegt. Das Unternehmen hat im ersten Quartal seines Geschäftsjahrs einen geringeren Verlust erzielt, als der Markt erwartet hatte. Nach Angaben von Sun Micro betrug der Nettoverlust je Aktie 0,02 Dollar bei einem Umsatz von 2,7 Milliarden Dollar. Analysten hatten den Verlust auf 0,04 Dollar geschätzt. Sun Micro teilte ferner mit, sie werde ihre Belegschaft um elf Prozent verringern. Das Unternehmen rechnet im laufenden Quartal mit zusätzlichen Belastungen von 300 Millionen Dollar.
Auch eBay hat mit ihren Ergebnissen im dritten Quartal die Erwartungen übertroffen. Das Unternehmen erzielte einen Nettogewinn je Aktie von 0,21 Dollar. Auf Pro-Forma-Basis betrug das Ergebnis je Aktie ebenfalls 0,21 Dollar. Die Prognosen waren von 0,20 Dollar ausgegangen. Dennoch fiel die Aktie im nachbörslichen Geschäft bis gegen 0.29 Uhr MESZ auf Island ECN um 2,6 Prozent auf 56,64 Dollar, nach 58,15 Dollar am Ende der regulären Sitzung. Für das vierte Quartal rechnet eBay mit einem Umsatz von 372 Millionen Dollar bis 381 Millionen Dollar und einem Nettoergebnis je Aktie von 0,19 bis 0,20 Dollar. Den Pro-Forma-Gewinn je Aktie schätzt eBay im vierten Quartal auf 0,22 bis 0,23 Dollar.
Ebenfalls zu den Gewinnern gehörten die Titel von PeopleSoft, die sich nachbörslich bis um 0.29 Uhr MESZ bei Island ECN um 5,7 Prozent auf 17,30 Dollar verbesserten, nach einem Kurs von 16,36 Dollar zum Ende der regulären Sitzung. Das Unternehmen meldete für das 3. Quartal einen Gewinn je Aktie von 0,13 Dollar und lag damit über den Erwartungen der Analysten. Siebel zeigten sich nachbörslich bis gegen 0.29 Uhr MESZ bei Island ECN dagegen mit einem Abschlag von 13,9 Prozent auf 6,34 Dollar, nachdem sie den regulären Handel bei 7,36 Dollar beendet hatten. Das Unternehmen hatte mit einem Gewinn je Aktie vor ao Posten von 0,03 Dollar die Prognosen der Analysten verfehlt. Diese hatten mit einem Gewinn von 0,05 Dollar gerechnet.
Quartalsbilanzen sorgen für Kursgewinne an US-Börsen
Überraschend gute Quartalsberichte wie der des Dow-Jones-Schwergewichts IBM haben am Donnerstag an der Wall Street Hoffnungen auf einen beginnenden Aufwärtstrend genährt und für kräftige Kursgewinne gesorgt. Der Dow-Jones-Index kletterte zum Handelsschluss um 2,97 Prozent auf rund 8.274 Zähler, der technologielastige Nasdaq-Index um 3,23 Prozent auf 1.272 Punkte und der breiter gefasste S&P-Index um 2,23 Prozent auf 879 Zähler.
„Die Leute wagen sich wieder vor", sagte Anthony Iuliano, Chefaktienhändler bei Glenmede Trust Co. „Wir hatten einige gute Bilanzen, und die Stimmung dreht sich.“ Einige Experten zeigten sich jedoch skeptisch zu den Chancen für einen längerfristigen Aufwärtstrend am Aktienmarkt. „Ich denke, diese Rallys sind kurzlebig, und wir haben unsere Probleme noch nicht gelöst: mehr Arbeitsplätze zu schaffen, die Investitionen zu steigern und die Bilanzen zu verbessern", sagte James Volk, Geschäftsführer Aktienhandel bei D.A. Davidson and Co.
Der weltgrößte Computerhersteller IBM hatte mit Ergebniszahlen zum dritten Quartal die Analysten-Erwartungen übertroffen und seine Geschäftsziele für das vierte Quartal bekräftigt. IBM-Aktien stiegen daraufhin um 11,2 Prozent auf 72,19 Dollar. Auch der Aktienkurs des Fotounternehmens Eastman Kodak kletterte um 6,9 Prozent auf 32,44 Dollar, nachdem der Konzern angekündigt hatte, die Gewinnprognosen der Analysten für das dritte Quartal würden übertroffen.
Die Titel des Chipherstellers Advanced Micro Devices (AMD), Hauptkonkurrent von Intel bei Computer-Prozessoren, legten um rund 24 Prozent auf 4,32 Dollar zu. AMD hatte am Vorabend nach US-Börsenschluss zwar einen Quartalsverlust ausgewiesen, aber für das vierte Quartal einen höheren Umsatz mit Prozessoren prognostiziert. Auch die Papiere von Intel verbesserten sich an der Nasdaq wieder um 5,1 Prozent auf 14,23 Dollar, nachdem sie im Mittwochshandel wegen eines enttäuschenden Quartalsberichts noch fast ein Fünftel an Wert verloren hatten.
US-Anleihen schließen sehr schwach
Sehr schwach zeigten sich die Kurse der US-Anleihen am Donnerstag. Vor allem die Stärke des Aktienmarktes belastete die Staatspapiere. Die Tatsache, dass einige Konjunkturdaten deutlich schlechter als erwartet ausfielen, half dem Markt nicht. Zehnjährige Titel mit einem Kupon von 4,375 Prozent verloren 26/32 auf 101-25/32 und rentierten mit 4,152 Prozent nach 4,040 Prozent am Mittwoch. Der mit 5,375 Prozent verzinste 30-jährige Longbond fiel um 1-13/32 auf 104-5/32. Die Rendite stieg auf 5,096 Prozent nach 5,000 Prozent.
Der unerwartet starke Anstieg der Erstanträge auf Arbeitslosenhilfe und die Daten zur US-Industrieproduktion, die ebenfalls hinter den Erwartungen zurückgeblieben waren, konnten den Ausverkauf bei Anleihen nicht bremsen. Gleiches galt für den Philadelphia-Fed-Index, der im Oktober auf minus 13,1 gesunken war und damit die Prognosen deutlich verfehlt hat. Volkswirte hatten einen Wert von minus 0,7 erwartet. Überraschend gut waren dagegen die Daten zu den Baubeginnen in den USA. Sie wiesen für September ein Plus von 13,3 Prozent aus. Prognostiziert war eine Zunahme um zwei Prozent.
Erfreuliche Geschäftszahlen und optimistische Ausblicke von Unternehmen wie IBM oder AMD hätten die Anleger davon überzeugt, dass die Aussichten für die Konjunktur nicht so schlecht seien wie angenommen, erklärten Marktbeobachter. “Sichere Häfen“ wie Anleihen seien derzeit nicht gefragt.
Quellen: FAZ.NET, vwd, dpa, AP, AFP, Bloomberg, Reuters.
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Text: @la