02. Dezember 2002
Nicht allzu düster sind die Aussichten für die neue Börsenwoche. Markttechniker sehen jedenfalls gute Chancen für eine Fortsetzung der freundlichen Grundtendenz auch im Dezember. Schnell ist da das Wort von der „Jahresendrally“ gefallen, die gleichwohl durchaus keine ausgemachte Sache ist. Beispielsweise könnten sich neue Anschläge, die Entwicklung im Irak und allzu optimistische Gewinnschätzungen für das kommende Jahr belastend auswirken.
Ein bestimmendes Wochenthema ist natürlich die am Donnerstag von den meisten Experten erwartete Leitzinssenkung der Europäischen Zentralbank in Höhe von 50 Basispunkten auf dann 2,75 Prozent. Unter anderem das Argument, die EZB wolle ihre Unabhängigkeit demonstrieren, spricht dagegen für die Variante eines „kleinen“ Zinsschritts von 25 Basispunkten. Am Freitag folgen als weiteres wichtiges Datum die US-Arbeitsmarktzahlen für November.
Heute um 16.00 Uhr wird der amerikanische Einkaufsmanagerindex des verarbeitenden Gewerbes für November veröffentlicht. Die Volkswirte von Standard & Poor's erwarten einen Anstieg von 48,5 auf 50 Punkte.
Rentenmarkt insgesamt seitwärts erwartet
Die Leitzinsspekulation wird auch die Rentenhändler in dieser Woche auf Trab halten. Der Bund-Future liege in einer größeren Seitwärts-Formation zwischen 110,35 und 112,10 Prozent, meinen Händler. Am Freitag hatte der Bund-Future deutliche 34 Ticks auf 111,43 Prozent gewonnen.
Euro tendiert etwas leichter
Etwas leichter präsentiert sich der Euro am Montagmorgen. Um 7.19 Uhr kostet ein Euro 0,9929 Dollar nach 0,9940 Dollar am Freitagabend in New York. Zum Yen notiert die US-Währung mit 123,38 Yen nach 122,62 Yen am Freitag in New York. Für das Kursverhältnis des Euro zum Dollar in der neuen Woche wird nach Ansicht von Devisenanalysten das Ergebnis der geldpolitischen Sitzung der Europäischen Zentralbank (EZB) am Donnerstag ausschlaggebend sein. „Die EZB könnte positive Impulse für den Euro liefern“, sagt Alexandra Bechtel von der Commerzbank.
Börse Tokio schließt etwas leichter
Gewinnmitnahmen haben am Montag den Aktienmarkt in Tokio ins Minus gedrückt. Der 225 Werte umfassende Nikkei-Index sank um 0,45 Prozent auf 9174,47 Punkte, der breiter gefasste Topix-Index um 0,49 Prozent auf 888,30 Zähler. In der vergangenen Woche war der Nikkei-Index auf den höchsten Stand seit zwei Monaten geklettert. Vor allem bei Technologiewerten, die in den vergangenen Handelstagen kräftig zugelegt hatten, strichen die Investoren zu Wochenbeginn Gewinne ein. Die Aktien von Japans größtem Chiphersteller Toshiba verloren drei Prozent, nachdem sie im November um insgesamt 30 Prozent geklettert waren. (Reuters)
Aktien Hongkong am Mittag freundlich
Freundlich zeigt sich die Börse in Hongkong am Montagmittag (Ortszeit). Zum Ende der ersten Sitzungshälfte gewinnt der Hang-Seng-Index (HSI) 0,7 Prozent auf 10.141 Zähler. Das Volumen sei gering, sagen Händler, da der verkürzte Handelstag am Freitag an Wall Street wenig Richtungsvorgaben geliefert habe. Das Sentiment werde aber wohl weiterhin vergleichsweise „bullish“ bleiben, vermutet ein Teilnehmer. Dies sei auf die Jahreszeit zurückzuführen, in der in der Regel steigende Aktienkurse zu beobachten seien. Die meisten Indexschwergewichte zeigen sich mit Gewinnen, eine Ausnahme bilden lediglich BOC (HK), die 1,7 Prozent auf 8,50 Hongkong-Dollar abgeben.
Neuigkeiten und Kursbewegungen nach US-Börsenschluss
Das Scheitern von Tarifverhandlungen hat am Freitag im nachbörslichen Geschäft den Kurs von UAL belastet. Nach einem Minus von 27,3 Prozent im regulären Handel gaben die Titel nach Börsenschluss auf Island ECN nochmals 3,4 Prozent auf 2,55 Dollar ab. Sealed Air profitierten dagegen von einem vorläufigen Vergleich mit asbestgeschädigten Klägern. Die Titel verteuerten sich im nachbörslichen Handel um 0,5 Prozent auf 37,98 Dollar. Aus der regulären Sitzung waren Sealed Air mit einem Kursgewinn von 55 Prozent hervorgegangen. Auch EP Medical Systems setzten nach Börsenschluss ihren Anstieg mit verhaltenerem Tempo fort. Der Kurs stieg um 0,6 Prozent auf 5,04 Dollar. Im regulären Geschäft hatte er sich mit einem Plus von 109 Prozent mehr als verdoppelt. Die US-Gesundheitsbehörde FDA hatte einem Katheder-System von EP Medical Systems die Marktzulassung erteilt.
US-Börsen schließen nach Thanksgiving-Feiertag leicht im Minus
Die US-Aktienbörsen haben am Freitag nach dem Thanksgiving-Feiertag bei geringem Umsatz leicht im Minus geschlossen. Der Standardwerte-Index Dow Jones lag mit minus 0,41 Prozent bei rund 8.895 Punkten wenig unverändert zu seinem Schlussniveau von Mittwoch. Der technologielastige Nasdaq-Index verlor 0,59 Prozent auf rund 1479 Zähler, der S&P-500-Index gab geringfügig um 0,28 Prozent auf rund 936 Punkte nach.
Seit seinem Fünf-Jahres-Tief am 9. Oktober hat der Dow-Jones-Index wieder mehr als 20 Prozent zugelegt. Händler begründeten dies mit der wachsenden Zuversicht der Investoren in die Konjunkturentwicklung in den USA. „Die Talsohle scheint durchschritten und die Schwächephase überwunden zu sein, aber es gibt offenbar keine wirkliche Expansion", sagte Dan McMahon von CIBC World Markets. Für die nächsten Handelstage schloss er nicht aus, dass es vermehrt zu Gewinnmitnahmen kommen könne.
US-Anleihen schließen nach verkürzter Sitzung fest
Mit festen Notierungen haben sich die US-Anleihen am Freitag im späten Geschäft gezeigt. Zehnjährige Papiere mit einem Kupon von 4,0 Prozent gewannen 11/32 auf 98-9/32, die Rendite fiel von 4,252 auf 4,215 Prozent. Der Longbond mit einer Zinsausstattung von 5,375 Prozent sprang um glatt einen Punkt auf 104-30/32. Es ergab sich eine Rendite von 5,045 Prozent, nach 5.109 Prozent am Mittwoch. Nachdem der Anleihemarkt am Donnerstag wegen des Feiertags „Thanksgiving“ geschlossen war, endete der Handel am Freitag schon um 20.00 Uhr MEZ.
Händler sprachen von vergleichsweise dünnen Umsätzen. Das Kaufinteresse sei vorwiegend von Ängsten vor Terroranschlägen getrieben gewesen, die nach den Anschlägen in Kenia neue Nahrung erhalten hätten. Die Verluste an den Aktienmärkten hätten ebenfalls eine Rolle gespielt. Zudem hätten sich einige Portfolio-Manager zum Monatsende eingedeckt.
Quellen: FAZ.NET, vwd, dpa, AP, AFP, Bloomberg, Reuters.
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Text: @la