04. November 2002 Jeder hätte den Börsen nach ihrem hartnäckigen Aufbäumen gegen schlechte Nachrichten am Freitag eine Verschnaufpause gegönnt. Zu Handelsschluss hatten es Dax und Wall Street aber doch wieder ins Plus geschafft, was erneut auf einen freundlichen Wochenstart hoffen lässt. Allerdings haben sich die optimistischen Stimmen unter den Marktteilnehmern zuletzt vervielfacht, was wieder etwas vorsichtiger stimmen sollte.
Wichtigstes Ereignis dieser Woche wird wohl die Sitzung des geldpolitischen Ausschusses der amerikanischen Notenbank Fed am Mittwoch bleiben, von der die Märkte mehrheitlich eine weitere Senkung des Leitzinses von derzeit 1,75 Prozent erwarten. Doch stecken die gestiegenen Aktienmärkte in einem gewissen psychologischen Dilemma: Ein unveränderter Leitzins würde zu Enttäuschung,en eine Senkung könnte zu Gewinnmitnahmen führen. Von der EZB-Ratssitzung am Donnerstag wird dagegen noch keine Zinsentscheidung erwartet.
Rentenmarkt mit Zinsfantasie
Der Rentenmarkt wird in dieser Woche gleichermaßen von der Fed-Entscheidung bestimmt werden. Alles andere als eine Zinssenkung würde dabei als Enttäuschung gewertet werden. Der Bund-Future hatte am Freitag um 65 Ticks auf 110,77 Prozent nachgegeben.
Euro knapp behauptet
Knapp behauptet tendiert der Euro am Montagmorgen. Um 7.30 Uhr kostet ein Euro 0,9960 Dollar nach 0,9968 Dollar am Freitagabend in New York. Zum Yen notiert die US-Währung mit 122,28 Yen nach 122,20 Yen am Freitag in New York.
Insgesamt sehen Devisenanalysten den Euro in der anstehenden Woche weiter um die Paritätsmarke pendeln. „Der Markt testet gerne“, sagt Alexandra Bechtel von der Commerzbank. Ihrer Ansicht nach werden die Teilnehmer bis zu den Leitzinsentscheidungen der US-Notenbank am Mittwoch und der Europäischen Zentralbank (EZB) am Donnerstag aber eher weiter unentschlossen agieren. Ihre Rangeschätzung für die nächsten Tage lautet auf 0,9730 Dollar bis 1,0200 Dollar.
Börse Tokio geschlossen
Auf Grund des Feiertags „Tag der Kultur“ bleiben heute Börsen, Banken und Behörden in Japan geschlossen.
Aktien Hongkong notieren am Mittag sehr fest
Sehr fest notieren die Aktienkurse am Montagmittag (Ortszeit) in Hongkong. Zum Ende der ersten Sitzungshälfte verzeichnet der Hang-Seng-Index (HSI) ein Plus von 2,8 Prozent auf 9.669 Punkte. Zur Begründung der Kursgewinne verweist ein Marktteilnehmer auf die Vorgaben von Wall Street. Zusätzlich beflügelten die Hoffnungen auf eine US-Zinssenkung in dieser Woche. Allerdings sei das Handelsvolumen geringer als bei der Rally Mitte Oktober. Zu den Gewinnern gehören die Telekommunikations- und Immobilienwerte, aber auch die Aktien von Unternehmen mit einem starken Engagement auf dem US-Markt verzeichnen Kursgewinne. In die Liste der Verlierer reihen sich die Aktien der Versorger ein.
USA: Neuigkeiten und Kursbewegungen nach Börsenschluss
Für einen Freitagnachmittag war die US-Nachbörse ungewöhnlich munter. Der Nasdaq-100 After Hours Indicator gewann deutliche 1,55 Prozent auf 1.034,86 Punkte. Microsoft legten nachbörslich um 6,3 Prozent auf 56,33 Dollar zu, nachdem das zuständige Bundesgericht im Kartellrechtsverfahren die schon getroffene Übereinkunft mit dem US-Justizministerium zum größten Teil bestätigte. Die von einigen Bundesstaaten geforderten härteren Sanktionen wird es damit wohl nicht geben. Allerdings müsse Microsoft wohl Monate früher als bisher verabredet Technologie an Wettbewerber weitergeben, hieß es.
Einen leichten nachbörslichen Gewinn verzeichneten General Motors trotz schwächerer US-Absätze im Oktober und setzten damit die Gewinne aus dem regulären Handel fort. Die Aktie legte um 0,2 Prozent auf 34,10 Dollar zu, im regulären Handel verbuchte der Wert ein Plus von 2,3 Prozent. Tenet Healthcare stiegen um 6,5 Prozent auf 28,20 Dollar und glichen damit die Verluste von acht Prozent im regulären Handel fast aus. Zur Begründung verwiesen Beobachter auf eine Telefonkonferenz, auf der CEO Jeffery Barbakow Sorgen der Investoren über das Fehlverhalten von zwei Tenet-Ärzten ausräumen wollte, denen unnötige Untersuchungen vorgeworfen werden. Zudem laufe das Geschäft nach Aussagen des CEO sehr gut.
US-Börsen fester - Schwache Daten nähren Zinshoffnungen
Schwache Konjunkturdaten haben an den US-Börsen am Freitag Hoffnungen auf eine bevorstehende Zinssenkung in den USA genährt. Die Kurse legten deutlich zu. Trotz der schwachen Daten rechneten die Anleger offenbar damit, dass die US-Wirtschaft das Schlimmste überstanden habe und sich das vierte Quartal besser entwickeln werde, sagten einige Händler. Im Blickpunkt standen die Titel des Softwarekonzerns Microsoft im Vorfeld des erwarteten Urteils im Monopolverfahren gegen den Konzern.
Der Dow-Jones-Index schloss 1,44 Prozent fester auf rund 8.518 Punkten. Der Nasdaq-Index legte 2,33 Prozent auf rund 1.361 Zähler zu. Der S&P-500-Index kletterte um 1,72 Prozent auf rund 901 Zähler.
Die Reihe schwacher Konjunkturdaten in den vergangenen Tagen wurde am Freitag durch Arbeitsmarktzahlen und den ISM-Einkaufsmanager-Index komplettiert. Das US-Arbeitsministerium hatte für Oktober einen Anstieg der Arbeitslosenquote auf 5,7 Prozent von 5,6 Prozent im September bekannt gegeben. Entgegen der Erwartungen von Analysten ging die Zahl der Beschäftigten zurück. Der an den Finanzmärkten viel beachtete Konjunkturindex der US-Einkaufsmanager sank zudem stärker als von Volkswirten erwartet. Durch die Daten erhielten die Spekulationen um eine baldige Senkung der US-Leitzinsen neue Nahrung. Der zinspolitische Ausschuss der US-Notenbank (Fed) will sich am 6. November zu seinen Beratungen treffen.
Die Aktien des weltgrößten Chipherstellers Intel stiegen rund 5,8 Prozent auf 18,30 Dollar und waren damit der größte Gewinner bei den Standardwerten. Die Titel des Netzwerkausrüsters Cisco Systems legten rund 3,9 Prozent auf 11,61 Dollar zu und waren zudem Umsatzspitzenreiter an der Nasdaq. Die Aktien der Krankenhausgruppe Tenet Healthcare brachen um rund 7,8 Prozent auf 26,50 Dollar ein und waren der meistgehandelte Wert an der New York Stock Exchange. Die US-Behörden ermitteln nach eigenen Angaben gegen zwei Ärzte eines Krankenhauses der Gruppe, die überflüssige Herzoperationen vorgenommen haben sollen.
US-Anleihen schließen nach Gewinnmitnahmen schwächer
Der US-Anleihemarkt ist am Freitag in New York mit Kursverlusten ins Wochenende gegangen. Zehnjährige Titel mit einer Zinsausstattung von 4,375 Prozent verloren 26/32 auf 103-1/32 und rentierten mit 3,998 Prozent nach 3,884 Prozent am Donnerstag. Der Longbond mit einem Kupon von 5,375 Prozent fiel um 22/32 auf 105-4/32. Die Rendite stieg von 4,978 auf 5,031 Prozent. Tagesgeld ging mit 1-13/16 Prozent um. Steigende Aktienkurse, Gewinnmitnahmen und nicht ganz so schlecht wie erwartet ausgefallene US-Konjunkturdaten hätten die Kurse kräftig fallen lassen, fasste ein Händler die Gründe für die schwache Entwicklung zusammen.
Auch die in der kommenden Woche anstehende Auktion fünf- und zehnjähriger Papiere habe nun wieder Beachtung gefunden und zu Kaufzurückhaltung geführt. Dennoch seien die meisten Teilnehmer weiter positiv zum Anleihemarkt gestimmt, weil gemeinhin für den nächsten Mittwoch mit einer Senkung der Leitzinsen durch die US-Fed gerechnet werde, hieß es. Die am Nachmittag veröffentlichten Konjunkturdaten, die Arbeitslosenzahlen und der ISM-Index, seien durchwachsen ausgefallen. Sie ließen vermuten, dass die ohnehin schwächelnde US-Konjunktur weiter an Dampf verliere, was die Anleihen beflügele, sagte ein Beobachter.
Quellen: FAZ.NET, vwd, dpa, AP, AFP, Bloomberg, Reuters.
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Text: @la