29. Okt. 2002 Nach den Kursverlusten am Montag an der Wall Street dürften die europäischen Börsen zunächst leichter tendieren. Im Vorfeld der anstehenden Konjunkturzahlen in den kommenden Tagen - US-Verbrauchervertrauen und Bruttoinlandsprodukt - ist mit eher vorsichtigem Geschäft zu rechnen. Bedenklich dürfte vor allem ein schwaches Konsumentenvertrauen stimmen. Denn der US-Konsum befindet sich auf hohem Niveau und kann eigentlich nur zurück gehen. Allerdings macht er zwei Drittel der wirtschaftlichen Aktivitäten aus - und ist bei ausbleibenden Investitionen die einzige Hoffnung mit Blick auf eine Wirtschaftserholung.
Von einem extrem ruhigen nachbörslichen Handel sprach am Montagabend ein Händler mit Bezug auf den deutschen Markt. Es habe zwar Nachfragen gegeben, aber wirklich gehandelt worden sei kaum. Dennoch seien die Kursverluste in den letzten zwei Handelsstunden an der Wall Street nachvollzogen worden - bei extrem niedrigen Umsätzen. Dabei hätten sich auch keine Einzelwerte hervorgetan. Die Kurse seien auf breiter Front nach unten gelaufen, sagte der Händler. Deutsche Telekom, Infineon und SAP geben alle rund zwei Prozent ab.
Bund-Future etwas fester erwartet
Die Rentenmärkte werden sich kurzfristig weiterhin spiegelbildlich zu den Börsen entwickeln. In jüngster Zeit werden erlangt der Markt auf Basis relativ schwacher Konjunkturdaten etwas Fantasei. Manche Marktteilnehmer erwarten Leitzinssenkungen.
Euro in Asien knapp behauptet
Knapp behauptet zeigt sich der Euro am Dienstag im asiatischen Geschäft. Um 6.48 Uhr MEZ kostet ein Euro 0,9837 Dollar nach 0,9844 Dollar am Montagabend in New York. Zum Yen notiert der Dollar mit 123,55 Yen nach 123,58 Yen am Vorabend in New York. Marktteilneher gehen davon aus, dass der Dollar unter Druck geraten könnten, wenn das Verbrauchervertrauen in den USA weiter fallen wird. Bei einem Ausbruch aus der Seitwärtsbewegung der vergangenen Monate wäre zumindest aus technischer Sicht sogar eine größere Kursgewegung denkbar.
Börse Tokio tendiert schwächer
Angeführt von Verlusten im Automobilsektor hat der Tokioter Aktienmarkt am Dienstag deutlich im Minus geschlossen. Nachdem der zweitgrößte japanische Autokonzern Honda am Vortag für das laufende Geschäftsjahr seine Gewinnerwartung reduziert hatte, gaben die Titel deutlich nach. Der 225 Werte umfassende Nikkei-Index verlor 0,56 Prozent auf 8.708,76 Zähler, der marktbreite Topix-Index notierte 1,02 Prozent tiefer bei 863,25 Punkten. Honda-Aktien brachen um 12,84 Prozent auf 4.410 Yen ein. Zudem erklärten Händler, der Aktienmarkt befinde sich weiter in einer abwartenden Haltung. Man warte auf die für Mittwoch anstehende Veröffentlichung des Regierungsprogramms zur Bekämpfung der faulen Kredite im Bankensektor von mehr als 52 Billionen Yen (rund 427 Milliarden Euro). „Es gibt heute im Vorfeld des Regierungspakets wenige Anreize für Käufe am Markt", sagte der Aktienhändler Koji Muneoka von HSBC Securities.
Aktien Hongkong am Mittag schwächer
Schwächer präsentieren sich die Aktienkurse am Dienstagmittag (Ortszeit) in Hongkong. Zum Ende der ersten Sitzungshälfte verzeichnet der Hang-Seng-Index (HSI) einen Abschlag von 1,0 Prozent bzw 101 Punkten auf 9.753. Ursache dafür sind nach Angaben aus dem Handel hauptsächlich Kursverluste bei den Schwergewichten des Telekomsektors. China Mobile fallen um 2,9 Prozent. Versorger zeigen sich dagegen stabil. HK Electric steigen um 0,3 Prozent. CLP und HK & China Gas notieren jeweils unverändert.
USA: Neuigkeiten und Kursbewegungen nach Börsenschluss
Tenet Healthcare haben am Montag nachbörslich zugelegt. Der Krankenhaus-Betreiber hatte zuvor mitgeteilt, er werde an seiner Prognose von 25 Prozent Gewinnwachstum im Jahr 2003 festhalten. Die Aktie kletterte bis 1.38 Uhr MEZ um 2,9 Prozent auf 43,70 Dollar, im regulären Handel verzeichnete sie ein Minus von 13,8 Prozent. Biosite zogen ebenfalls an, was mit den Zahlen zum dritten Quartal begründet werden kann, die um 20 Prozent über den Prognosen der Analysten ausgefallen waren. Nach einem Minus von 2,3 Prozent über den Tag rückten die Titel nachbörslich bis 0.22 Uhr MEZ auf Island ECN wieder um drei Prozent auf 25,70 Dollar vor.
Am stärksten wurden auf Island ECN AdvancePCS gehandelt. Das Unternehmen hat für das zweite Quartal einen Gewinn ausgewiesen, der um 0,05 Dollar über den Erwartungen lag. Einem Abschlag von regulär 2,5 Prozent folgte nachbörslich auf Island ECN ein Plus von 8,9 Prozent auf 24,37 Dollar.
US-Börsen leichter - Anleger besorgt vor Daten
Nach dem jüngsten Kursanstieg haben an den US-Börsen zum Wochenauftakt Gewinnmitnahmen eingesetzt und die Kurse ins Minus gedrückt. Die Anleger sorgten sich, dass die im Wochenverlauf erwarteten US-Konjunkturdaten ein weiter schwaches Wirtschaftswachstum signalisieren könnten, sagten Händler. Der Markt brauche nach dem Anstieg außerdem Zeit für eine Konsolidierung. Der Dow-Jones-Index fiel um 0,9 Prozent auf rund 8.368 Punkte, der Nasdaq-Index um 1,15 Prozent auf rund 1.316 Zähler. Der breiter gefasste S&P-Index verlor 0,8 Prozent auf rund 890 Punkte.
Besser als erwartet ausgefallene Bilanzen hatten den S&P-500-Index in den vergangenen drei Wochen um rund 15 Prozent klettern lassen. Analysten sagten jedoch, die besseren Quartalsergebnisse seien bereits weitgehend in den Kursen enthalten. Charles White, President von Avatar Associates, sagte: „Wir waren etwas überkauft und brauchen Zeit, die Gewinne zu verdauen. Die Fundamentaldaten rechtfertigen den Aufwärtstrend nicht.“ In dieser Woche werden unter anderem die Arbeitsmarktdaten für Oktober und der Index zum US-Verbrauchervertrauen des Conference Board erwartet.
Der umsatzstärkste Wert an der Nasdaq war die Aktie des US-Netzwerkausrüsters Cisco Systems, die rund 7,5 Prozent auf 10,90 Dollar nachgab. Die Investmentbank Morgan Stanley hatte ihre Bewertung für die Aktien des Unternehmens auf „equal weight“ von „overweight“ zurückgenommen. Die Aktien von Datenspeicherspezialist Brocade Communications Systems brachen um 17,21 Prozent auf 6,83 Dollar ein und gehörten zu den umsatzstärksten Werten an der Nasdaq. Zuvor hatte das Unternehmen für das abgelaufene vierte Geschäftsquartal schwächere Zahlen angekündigt als zunächst erwartet. Das Unternehmen begründete dies mit der anhaltenden Investitionszurückhaltung in der Informationstechnologie. Zu Handelsbeginn hatten mehrere Analysten-Kommentare die Anleger positiv gestimmt. So hatte die Investmentbank Lehman Brothers ihre Bewertungen für die Aktien des weltgrößten Finanzdienstleisters Citigroup und des Computer- und Druckerherstellers Hewlett-Packard (HP) angehoben. Citigroup-Papiere notierten 1,7 Prozent im Plus auf 36,30 Dollar, HP gewannen 4,5 Prozent auf 15,27 Dollar.
US-Anleihen schließen mit Zinssenkungsgerüchten uneinheitlich
Die US-Anleihen haben sich am Montag in New York uneinheitlich gezeigt, wobei anhaltende Spekulationen auf eine Zinssenkung durch die US-Fed vor allem am kurzen Ende die Kurse gestützt haben. Zehnjährige US-Anleihen mit einer Zinsausstattung von 4,375 Prozent stiegen um 1/32 auf 102-10/32. Sie rentierten mit 4,087 Prozent, nach 4,091 Prozent am Freitag. Dagegen verloren die 30-jährigen Bonds 10/32 auf 104-1/32. Die Rendite stieg von 5,085 auf 5,105 Prozent.
Die Spekulationen waren durch schwache Konjunkturdaten der Vorwoche sowie Medienberichte befördert worden. Das Kaufinteresse konzentrierte sich allerdings vorwiegend auf Titel mit kurzer Laufzeit, da hier bei einer Zinssenkung die stärksten Effekte zu erwarten sind. Für die nächste Sitzung des Offenmarktausschusses am 6. November preisen die Fed Funds Futures aktuell eine Zinssenkung um 25 Basispunkte mit einer Chance von 58 Prozent ein. Eine solche Zinsenkung bis zum Jahresende ist bereits zu 100 Prozent eingepreist; um 50 Basispunkte zu zwölf Prozent.
Quellen: FAZ.NET, vwd, dpa, AP, AFP, Bloomberg, Reuters.
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Text: @cri