4. Okt. 2002 Wenig ermutigende Signale
Nur ein schwächerer Tag hat die Börse wieder in die Bredouille gebracht: Sollte das Unterstützungsniveau von 2.760 Dax-Punkten nicht halten, drohen weitere schwere Verluste. Von der Wall Street kommen indessen wenig ermutigende Signale. Vielmehr ist das Sechs-Jahres-Tief des Nasdaq Composite trotz der zuletzt besser als erwarteten Konjunkturdaten ein Alarmzeichen.
Händler erwarten den Dax im Tagesverlauf dennoch etwas fester. Einer vorbörslichen Umfrage vion vwd unter sieben Marktteilnehmern zufolge steht der Dax um 20.00 Uhr bei rund 2.840 Punkten nach 2.813 Zählern zum Handelsschluss am Donnerstag.
Von den um 14.30 Uhr MESZ anstehenden US-Arbeitsmarktdaten zum September dürfte es kaum positive Impulse geben. Die Experten von Standard & Poor's gehen von einer Zunahme der Arbeitslosenquote gegenüber August um 0,2 Prozentpunkte auf 5,9 Prozent aus.
Bund-Future mit Rückenwind
Kaum wackeln die Aktienkurse, ist der Bund-Future wieder im Aufwind. Am Donnerstag gewann der Dezember-Kontrakt 16 Ticks auf 111,92 Prozent.
Euro nahezu unverändert
Kaum verändert zeigt sich der Euro zum US-Dollar am Freitagmorgen. Um 8.04 Uhr kostet ein Euro 0,9866 Dollar nach 0,9873 Dollar am Vorabend in New York. Zum Yen notiert der Dollar mit 122,88 Yen nach 122,62 Yen im späten New Yorker Handel. Der Euro profitiert Händlern zufolge in Asien trotz der schwachen Wirtschaftsentwicklung vor allem in Deutschland von einer stetigen Euro-Nachfrage von institutionellen Anlegern. Diese tauschten derzeit Dollar gegen die Gemeinschaftswährung, da sie sich gegen möglicherweise weiter sinkende US-Aktienkurse absichern wollten.
Japans Aktienmarkt zum Wochenschluss freundlicher
Der japanische Aktienmarkt hat am Freitag freundlich tendiert. Nachdem der Nikkei-Index der Standardwerte am Vortag erstmals seit mehr als 19 Jahren unter der Marke von 9.000 Punkten geschlossen hatte, sahen zumindest einige Anleger nach Händlerangaben wieder die Chance für einen günstigeren Einstieg in den Markt. Der Index legte bis eine Stunde vor Börsenschluss 0,7 Prozent auf 8.999 Punkte zu. Der breiter gefasste Topix gewann 0,4 Prozent auf 887 Zähler. Aktien des Elektronikriesen Sony gewannen im Verlauf knapp zwei Prozent. Die Titel des Mobilfunkbetreibers NTT Docomo stiegen fast zehn Prozent. Docomo habe zwar hohe Abschreibungen auf Beteiligungen, aber die Aussichten hätten sich verbessert, sagten Händler. Die Aktien der nach Bilanzsumme weltgrößten Bank Mizuho Holdings fielen indes knapp zwei Prozent. Auch die Titel des Konkurrenten Sumitomo Mitsui verloren mehr als fünf Prozent. Die japanischen Banken kämpfen seit Jahren mit einem Berg fauler Kredite. Händlern zufolge dürften sich die Sanierungsbemühungen länger als erwartet hinziehen.
Aktien Hongkong am Mittag unverändert
Unverändert präsentieren sich die Notierungen am Freitagmittag (Ortszeit) in Hongkong. Bis zum Ende der ersten Sitzungshälfte notiert der Hang-Seng-Index (HSI) auf dem Vortagesschluss von 8.984 Stellen. Händler berichten von minimalen Volumina und einigen Aktien, die bisher noch gar nicht gehandelt wurden. Die Versorger verlieren im Schnitt 0,8 Prozent, nachdem sie am Vortag noch deutlich zugelegt hatten. „Es gibt wirklich keine Tendenz zum Wochenende“, sagt ein Händler von BNP. „Nachdem der HSI auf das September-Tief des Vorjahres zugesteuert ist, trauen sich weder Bullen noch Bären zu positionieren.“ Die Handelsrange von 8.800 bis 8.900 Stellen werde auch am Nachmittag Bestand haben, glaubt er.
USA: Neuigkeiten und Kursbewegungen nach Börsenschluss
Nach der Schlussglocke herrschte eine knap behauptete Tendenz vor. Der Nasdaq-100 After Hours Indicator verlor 0,12 Prozent auf 832,22 Punkte. Der Kaffeeröster Starbucks präsentierte kurz nach Ende der regulären Sitzung positiv aufgenommene Umsatzzahlen für den abgelaufenen Monat. Die Aktie stieg um 2,3 Prozent auf 21,59 Dollar. EMC kündigte für das dritte Quartal einen unerwarteten Verlust von 0,02 Dollar je Aktie und einen Stellenabbau um sieben Prozent an. Nach einem Plus von 2,7 Prozent im normalen Handel verloren die Papiere 11,2 Prozent auf 4,45 Dollar. Cognos zogen im Zuge der Ankündigung der Gesellschaft, ein Aktienrückkaufprogramm für fünf Prozent der frei handelbaren Papiere zu etablieren, um 2,1 Prozent auf 17,35 Dollar an. In der regulären Sitzung hatten sie 1,6 Prozent verloren.
Wall Street schließt etwas leichter - Nasdaq auf Sechs-Jahres-Tief
Nach einem uneinheitlichem Start drehte die Wall Street am Donnerstag dank gut ausgefallener Konjunkturdaten im Verlauf nur kurz ins Plus, um zum Schluss etwas leichter aus dem Handel zu gehen. Der Dow-Jones-Index verlor 0,5 Prozent auf 7.717 Zähler. Der breitere S&P-500-Index reduzierte sich um 1,1 Prozent auf 819 Stellen. Der Nasdaq-Composite-Index notierte mit einem Abschlag von 1,8 Prozent auf 1.166 Stellen und zeigte sich damit auf dem tiefsten Stand seit September 1996.
Für positive Impulse hatten am frühen Nachmittag sowohl die US-Auftragseingänge der Industrie als auch der ISM-Index für das Dienstleistungsgewerbe gesorgt, die beide über den Erwartungen des Marktes lagen. Zahlreiche Händler waren im Vorfeld von einem schwächeren ISM-Index ausgegangen und hatten einen negativen Auftragseingang prognostiziert. Leider, so ein Beobachter, waren die daraus resultierenden Kursgewinne nur von kurzer Dauer. Anscheinend habe sich der Handel am Donnerstag verstärkt auf die schlechten Unternehmensmeldungen konzentriert, hieß es.
Vor allem Finanzwerte zeigten sich nach der drastischen Gewinnwarnung der Bank of New York mit Abschlägen. Das Institut hatte zur Begründung der schlechten Unternehmensentwicklung vor allem faule Kredite im Telekommunikationssektor, der am Berichtstag besonders gut performte, angeführt. Bank of New York ermäßigten sich um elf Prozent auf 23,95 Dollar und zogen die großen Institute mit in den Keller. Citigroup verloren 3,7 Prozent auf 28,51 Dollar, und J.P. Morgan gaben um 3,5 Prozent auf 17,62 Dollar nach. Die Telekomaktien profitierten von einem positiven Kommentar der Analysten von Goldman Sachs. SBC gewannen daraufhin acht Prozent auf 21,80 Dollar, BellSouth 9,1 Prozent auf glatt 21 Dollar und Verizon 8,4 Prozent auf 32,90 Dollar.
AMD reduzierten sich um 32,4 Prozent auf 3,63 Dollar und zogen den gesamten Technologiesektor mit in den Keller. Der US-Mikroprozessoren-Hersteller hatte am Mittwoch kurz nach US-Börsenschluss mitgeteilt, im dritten Quartal mit einem „erheblichen operativen Verlust“ zu rechnen und beim Umsatz weit hinter den eigenen Schätzungen zurückzubleiben. Der Konzern erwartet nun Erlöse von rund 500 Millionen Dollar, nachdem er rund zweieinhalb Monate zuvor einen leichten Anstieg über die Zweitquartalszahl von 600 Millionen Dollar angekündigt hatte. Im Sog von AMD verloren Intel 3,2 Prozent auf 13,84 Dollar.
Veritas Software standen hingegen enorm unter Druck, da der CFO der Gesellschaft zurücktrat. Er hatte bislang immer angegeben, einen „Master of Business Administration“ (MBA) an der renommierten Universität von Stanford gemacht zu haben. Dies entsprach allerdings nicht der Wahrheit. Das Unternehmen betonte, dass zwar der Titel nicht korrekt war aber dafür die Zahlen immer exakt gewesen seien. Ein leichtes Schmunzeln kann man sich angesichts des Unternehmensnamens kaum verkneifen. Der Veritas-Aktie half es am Donnerstag wenig; sie verminderte sich um 19,1 Prozent auf 11,73 Dollar. Cisco reduzierten sich um 2,3 Prozent auf 9,82 Dollar und fielen zum ersten Mal seit langem unter die Marke von glatt zehn Dollar. Die Analysten von Lehman Brothers hatten sich skeptisch zum laufenden Geschäft des Netzwerkanbieters geäußert.
Einer der wenigen Lichtblicke am Berichtstag hingegen blieb die Erhöhung der Gewinnprognose durch DuPont. Das Unternehmen rechnet nun für das dritte Quartal mit einem Ergebnis je Aktie vor ao Posten von 0,35 bis 0,37 Dollar. Zuvor hatte DuPont ein Ergebnis von 0,24 Dollar in Aussicht gestellt. Händler kommentierten die Meldung mit den Worten „fantastisch“. Die DuPont-Aktie stieg um 1,2 Prozent auf 37,74 Dollar.
US-Anleihen schließen etwas leichter - Konjunkturdaten belasten
Etwas leichter haben sich die US-Anleihen nach Veröffentlichung überraschend guter US-Konjunkturdaten am Donnerstag in New York gezeigt. Während die Anleihen noch auf die zu Handelsbeginn veröffentlichten Erstanträge auf US-Arbeitslosenhilfe wenig reagiert hatten, büßten die Renten im Zuge der um 16.00 Uhr MESZ mitgeteilten Daten etwas stärker ein. Zehnjährige Papiere mit einem Kupon von 4,375 Prozent verloren zum Schluss 4/32 auf 105-10/32. Die Rendite stieg von 3,678 auf 3,683 Prozent. Der mit 5,375 Prozent verzinste Longbond ermäßigte sich um 13/32 auf 109-24/32 und rentierte mit 4,741 Prozent, nach 4,714 Prozent am Mittwoch.
Der ISM-Index für das Nicht-Verarbeitende Gewerbe in den USA war im September kräftiger als erwartet gestiegen. Nach Angaben des Institute for Supply Management kletterte der Index saisonbereinigt auf 53,9 Prozent von 50,9 Prozent im Vormonat. Volkswirte hatten im Vorfeld lediglich mit einem leichten Anstieg gerechnet und 51,2 Prozent in Aussicht gestellt. Auch die Daten zum Auftragseingang waren überraschend positiv und damit negativ für die Anleihen ausgefallen. Während Analysten einen Rückgang der US-Auftragseingänge im Vergleich zum Vormonat um 0,6 Prozent befürchtet hatten, vermeldete das US-Handelsministerium einen unveränderten Stand.
Quellen: FAZ.NET, vwd, dpa, AP, AFP, Bloomberg, Reuters.
Den Frühaufsteher können Sie auch als kostenlosen Newsletter bestellen. Klicken Sie hierzu auf „Meine Daten“ in der Kopfzeile.
Text: @la