16. Okt. 2002 Dax lässt die Muskeln spielen
Die gestrige Rally hat viele Marktpessimisten in Erklärungsnot gebracht: War sie doch offensichtlich mehr als nur eine technische Reaktion. Die Art und Weise, wie der Markt schlechte Nachrichten wie Bali oder die Diskussion um die Spekulationssteuer wegsteckt, lässt auf eine mittlerweile recht robuste Verfassung schließen. Zumal die Kurse in der vergangenen Woche auch gerade an dem Unterstützungsniveau nahe 2.500 Dax-Punkten gedreht hatten.
Natürlich kann auch der robusteste Markt Negativmeldungen nicht auf Dauer ignorieren. Ein Warnschuss kam bereits nach US-Börsenschluss von den enttäuschenden Intel-Zahlen (vgl. Medienschau und US-Nachbörse), die der Markt zum Anlass für Gewinnmitnahmen nehmen dürfte.
Bund-Future mit eingetrübter Perspektive
Angesichts der Kursrally am Aktienmarkt haben sich die Aussichten für den Bund-Future kurzfristig eingetrübt. Mit dem gestrigen Einbruch von 104 Ticks auf 110,31 Prozent hat der Dezember-Kontrakt eine Menge Porzellan zerschlagen und mehrere massive Unterstützungen durchbrochen. Die nächste Unterstützung machen Händler bei 109,60 Prozent aus.
Euro zum Dollar etwas fester
Etwas fester präsentiert sich der Euro zum US-Dollar am Mittwochmorgen. Um 7.49 Uhr kostet ein Euro 0,9821 Dollar nach 0,9803 Dollar am Dienstagabend in New York. Zum Yen notiert der Dollar mit 124,69 Yen nach 124,75 Yen am Dienstag im New Yorker Handel.
Börse Tokio freundlich - Intel-Zahlen belasten Technologietitel
Der Aktienmarkt in Tokio hat am Mittwoch im Zuge positiver Vorgaben der Wall Street freundlich tendiert. Der Nikkei-Index stieg bis eine Stunde vor Handelsschluss um rund 0,2 Prozent auf 8.850 Punkte. Zwar hatten die Indizes der US-Börsen sogar rund fünf Prozent zugelegt, Händler zufolge belasteten jedoch die schwachen Ergebnisse des US-Chipkonzerns Intel vor allem die Technologiewerte. Intel hatte nach US-Börsenschluss einen Gewinn deutlich unterhalb der Analystenerwartungen mitgeteilt. Zudem gebe es Gewinnmitnahmen teils nach dem deutlichen Kursanstieg der vergangenen Tage, hieß es weiter. Die Titel des Autokonzerns Honda Motor konnten im Zuge eines schwächeren Yen mehr als vier Prozent zulegen. Die Aktienkurse der Zulieferer der Chipindustrie, Advantest und Tokyo Electron, fielen hingegen mehr als fünf Prozent.
Aktien Hongkong zeigen sich am Mittag fester
Fester präsentieren sich die Notierungen in Hongkong am Mittwochmittag (Ortszeit). Bis zum Ende der ersten Sitzungshälfte erhöht sich der Hang-Seng-Index (HSI) um 1,2 Prozent auf 9.451 Punkte. Der Markt werde durch gezielte Käufe bei Einzelwerten positiv beeinflusst, heißt es. Der Handel verlaufe insgesamt ruhiger als am Vortag, so ein Teilnehmer. Es gebe vereinzelt noch Short-Covering. „Kurzfristig könnte der Markt einen Boden erreicht haben, aber reicht das auch, um eine nachhaltige Erholung zu starten?“, so ein Analyst von BNP Paribas. Ein Widerstand für den HSI wird bei 9.600 Punkten gesehen. Es wird allerdings nicht damit gerechnet, unter anderem wegen der schwachen Quartalszahlen von Intel, das der Index bis auf dieses Niveau steigt.
USA: Neuigkeiten und Kursbewegungen nach Börsenschluss
Nachbörslich gab der Nasdaq-100 After Hours Indicator deutliche 3,44 Prozent auf 917,75 Zähler ab. Enttäuschende Quartalsergebnisse ließen den Kurs von Intel einbrechen. Die Aktie des Chipherstellers verlor nachbörslich 12,9 Prozent auf 14,39 Dollar. In der regulären Sitzung hatten die Titel noch um 9,4 Prozent auf 16,52 Dollar zugelegt. Intel hat im dritten Quartal auf operativer Basis einen Gewinn je Aktie von 0,10 Dollar erzielt. Analysten hatten laut Thomson First Call mit 0,13 Dollar gerechnet. Die Enttäuschung griff auch auf Motorola über. Die Titel verbilligten sich um 5,9 Prozent auf 9,50 Dollar. Die reguläre Sitzung hatten sie unverändert mit 10,10 Dollar beschlossen. Auf operativer Basis hat das Unternehmen mit einem Ergebnis je Aktie von 0,06 Dollar die Prognosen der Analysten zwar um 0,01 Dollar übertroffen. Es berichtete jedoch von einem „entmutigenden“ Umsatzwachstum in einigen Sparten. Mit einem Abschlag zeigten sich auch RF Micro Devices, die um 7,6 Prozent auf acht Dollar nachgaben, obwohl das Unternehmen die Analystenschätzungen übertroffen hatte. Die besser als erwartet ausgefallenen Zahlen von Novellus wurden nachbörslich von den Anlegern ebenfalls nicht honoriert. Die Aktien verloren 8,9 Prozent auf 23,80 Dollar. Die Sitzung hatten die Titel noch mit einem Aufschlag von elf Prozent auf 26,13 Dollar beendet. Das Unternehmen gab einen operativen Gewinn je Aktie von 0,11 Dollar bekannt und lag damit um 0,02 Dollar über den Prognosen der Analysten. DoubleClick gaben um 14,5 Prozent auf 5,17 Dollar nach, obwohl das Unternehmen ebenfalls die Erwartungen der Analysten übertroffen hatte.
Wall Street von guten Quartalszahlen beflügelt
Überraschend positive Quartalsbilanzen von US-Konzernen wie General Motors und Citigroup haben an den US-Börsen am Dienstag Hoffnungen auf einen beginnenden Aufwärtstrend geweckt und die Kurse deutlich angetrieben. Zwar hielten sich Kriegsängste, Besorgnis über den Konjunkturverlauf in den USA und die Möglichkeit weiterer Anschläge noch im Markt, aber die Anleger gingen offenbar davon aus, dass diese Faktoren bereits in den Kursen enthalten seien, sagten Händler. Der Dow-Jones-Index legte zum Handelsschluss um 4,80 Prozent auf rund 8.255 Zähler zu und verbuchte mit einem Zuwachs von rund 378 Zählern den nach Punkten siebtgrößten Gewinn seiner Geschichte. Der technologielastige Nasdaq-Index gewann 5,07 Prozent auf rund 1.282 Punkte. Der breiter gefasste S&P-500-Index stieg um 4,73 Prozent auf rund 881 Zähler.
„Mit Citigroup und GM hat der Tag wundervoll angefangen und es sieht so aus, als bekämen wir Auftrieb", sagte Evan Olsen, Leiter Aktienhandel bei Stephens Inc. „Die meisten unserer Kunden haben gekauft. Die Leute fangen an, mehr Vertrauen zu bekommen.“ Die Titel des Dow-Jones-Schwergewichts General Motors reagierten mit Kursaufschlägen von 10,3
Prozent auf 36,70 Dollar auf die vor Börsenbeginn vorgelegten Quartalszahlen. Ohne Berücksichtigung der Sonderbelastung hatte der weltweit größte Autobauer einen Gewinn über den Erwartungen der Wall Street ausgewiesen und seine Prognosen für das Gesamtjahr angehoben.
Bei den übrigen Standardwerten legten die Titel des größten US-Finanzdienstleisters Citigroup um rund 12,7 Prozent auf 34,15 Dollar zu und waren der umsatzstärkste Wert an der New York Stock Exchange. Der Konzern hatte mitgeteilt, den Gewinn im abgelaufenen Quartal um fast ein Viertel gesteigert zu haben. Andere Finanzwerte profitierten von den Nachrichten. Die Titel von J.P. Morgan zogen um rund 10,5 Prozent auf 18,65 Dollar an, der Aktienkurs von American Express kletterte um rund 8,4 Prozent auf 33,72 Dollar. Die ebenfalls im Dow-Jones-Index enthaltenen Aktien des US-Pharma- und Medizingeräteherstellers Johnson & Johnson gewannen rund drei Prozent auf 59,56 Dollar. Das Unternehmen hatte vor Handelsbeginn mitgeteilt, seinen Quartalsgewinn um knapp 20 Prozent gesteigert zu haben.
US-Anleihen schließen wegen Aktienmarktrally sehr schwach
Sehr schwach zeigten sich die Kurse der US-Anleihen am Dienstag. Die Erholung des Aktienmarktes habe die Anleger zum Rückzug aus dem Anleihemarkt veranlasst, sagten Händler. Zehnjährige Papiere mit einer Zinsausstattung von 4,375 Prozent verloren 1-30/32 auf 102-20/32. Die Rendite lag bei 4,045 Prozent. Der 30-jährige Longbond mit einem Kupon von 5,375 Prozent brach um 2-20/32 auf 105-25/32 ein. Die Rendite stieg auf 4,991 Prozent. Verluste dieses Ausmaßes hat es nach Aussage von Marktbeobachtern am Anleihemarkt seit fast einem Jahr nicht mehr gegeben.
Andererseits sei eine Korrektur erwartet worden, nachdem die jüngsten Kursgewinne die Renditen der Staatsanleihen auf 40-Jahrestiefs geführt hätten. Der Anleihemarkt sei ebenso „überkauft“ gewesen, wie der Aktienmarkt „überverkauft“ gewesen sei. Die Faktoren, die den jüngsten Anstieg der Anleihekurse begünstigt hätten, seien indessen noch immer vorhanden. Die Beobachter nannten in diesem Zusammenhang schwache Konjunkturdaten, die Gefahr eines Krieges gegen den Irak sowie die Angst vor Terroranschlägen, die durch die Ereignisse auf Bali neue Nahrung bekommen habe.
Allerdings werde das Geschehen am Anleihemarkt auf kurze Sicht von der Entwicklung der Aktienbörsen bestimmt. Dies gelte umso mehr, als in dieser Woche keine bedeutenden Konjunkturdaten zur Veröffentlichung anstünden, sagten Händler. Die ersten Unternehmensergebnisse der laufenden Berichtssaison hätten zudem gezeigt, dass die Erwartungen zu pessimistisch gewesen seien. Viele Investoren befürchteten nun, die Erholung am Aktienmarkt zu verpassen, und zögen deshalb Geld aus Anleihen ab, so ein Marktteilnehmer.
Quellen: FAZ.NET, vwd, dpa, AP, AFP, Bloomberg, Reuters.
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Text: @la