14. Okt. 2002 Dax-Tendenz dürfte Testfall sein
Das grausame Attentat von Bali trifft die Börsen ausgerechnet zu dem kritischen Zeitpunkt, da wieder mehr Hoffnungen auf ein Ende der Baisse aufkeimten. Dennoch wäre es verfrüht, von einem abrupten Ende der Erholungsbewegung auszugehen.
Die heutige Tagestendenz dürfte ein Testfall für den weiteren Wochenverlauf sein. Wie die Börse heute auf die Terrorakte auf Bali reagiert, wird wichtige Schlüsse auf ihre wirkliche Verfassung zulassen. So könnte man durchaus argumentieren, dass auch die Möglichkeit neuer Terrorattacken ausreichend in den bisherigen Kursverlusten berücksichtigt war.
Diese Woche wird erstmals stark von der Berichtssaison zum dritten Quartal bestimmt. Am Dienstag geht es mit Zahlen von Intel, Motorola und Philips richtig los. Am Mittwoch folgen IBM und Apple, am Donnerstag SAP, Microsoft, Sun und Nokia, wobei die Börsianer vor allem gespannt auf deren Ausblicke warten.
Bund-Future hält sich
Die Tagestendenz des Bund-Future dürfte wieder von der Richtung des Aktienmarktes abhängig sein, wobei die Wahrscheinlichkeit sicher für ihn spricht. Am Freitag verlor er deutliche 99 Ticks auf 111,19 Prozent. Der Bund-Future durchbrach in seiner Talfahrt die Unterstützungen bei 111,70/55 sowie 111,40 Prozent. Marktbeobachter sehen die nächste wichtige Unterstützung bei 111,00 Prozent.
Euro zum Dollar gut behauptet
Mit gut behaupteter Tendenz präsentiert sich der Euro zum US-Dollar am Montagmorgen. Um 6.49 Uhr MESZ kostet ein Euro 0,9888 Dollar nach 0,9867 Dollar am Freitagabend in New York. Zum Yen notiert der Dollar mit 123,92 Yen nach 124,03 Yen am Freitag im New Yorker Handel. Nach den Prognosen von Devisenanalysten wird der Euro trotz der jüngsten Kursgewinne in dieser Woche die Parität zum Dollar nicht überwinden. „Wir sind skeptisch, dass es zu einer weiteren Euro-Befestigung kommt“, erläutern die Devisenmarktexperten der DZ Bank. Vielmehr sei die Gefahr eines Kursrückschlags nicht von der Hand zu weisen, fügen sie hinzu. Verantwortlich dafür sei die EZB, die einerseits von einem eingetrübten Konjunkturbild spreche, aber andererseits die Kastanien mit Zinssenkungen nicht aus dem Feuer hole.
Börsen in Japan und Hongkong geschlossen
Auf Grund des Feiertags in Japan (Tag des Sports) und in Hongkong (Chung Yeung Festival) bleiben am Montag Börsen, Banken und Behörden dort geschlossen.
Aktienmarkt in Indonesien nach Bombenanschlag sehr schwach
Mit einer sehr schwachen Tendenz zeigen sich die Kurse zu Wochenbeginn in Indonesien nach dem Bombenanschlag in Bali am Wochenende. Der Index bricht gegen 6.58 Uhr MESZ um 9,1 Prozent auf 342 Punkteund fällt damit auf den niedrigsten Stand seit dem 24. April 2001. „Die Anleger verkaufen ihre Blue-Chips auf Grund von Befürchtungen bezüglich der Sicherheit in Indonesien“, erklärt ein Teilnehmer. In der Spitze erreichen die Abschläge bei wichtigen Einzelwerten 19 Prozent. Beobachter erwarten, das der Index im weiteren Handelsverlauf die Marke bei 340 Punkten testen wird. Unterdessen zeigen sich andere asiatische Börsen wenig beeindruckt. Während in Tokio und Hongkong feiertagsbedingt kein Handel stattfindet, legen die Kurse in Singapur zum Mittag rund ein Prozent zu.
USA: Neuigkeiten und Kursbewegungen nach Börsenschluss
Nach Börsenschluss am Freitag blieb der Nasdaq-100 After Hours Indicator blieb fast unverändert bei 890,70 Zählern. Im Mittelpunkt des nachbörslichen Handels standen Sirius Satellite Radio, die um 11,6 Prozent auf 0,77 Dollar vorrückten, nachdem sie den regulären Handel bei 0,69 Dollar beendet hatten. Das Unternehmen hatte erklärt, es befinde sich derzeit in Gesprächen mit den Hauptaktionären bezüglich einer substanziellen Rekapitalisierung. Die Aktien von SmartForce rückten um 4,3 Prozent auf 2,92 Dollar vor. Nach Angaben des Unternehmens sollen Depository Receipts im Volumen von acht Millionen Dollar zurückgekauft werden. SmartForce hatte im vergangenen Monat den Zusammenschluss mit SkillSoft abgeschlossen und will die Geschäftstätigkeit in Zukunft unter diesem Namen fortführen.
US-Börsen am Freitag deutlich fester - Hoffen auf bessere Bilanzen
Ein positiver Analysten-Ausblick für den Computerkonzern IBM und solide Geschäftszahlen des Mischkonzerns General Electric (GE) haben am Freitag an den US-Börsen Hoffnungen auf eine Besserung der Unternehmensgewinne geweckt und die Kurse in die Höhe getrieben. Der Dow-Jones-Index kletterte zum Handelsschluss um 4,2 Prozent auf 7.850 Punkte, der Nasdaq Composite um 4,1 Prozent auf 1.210 Zähler und der breiter gefasste S&P-Index um 3,9 Prozent auf 835 Punkte. Die Indizes schlossen damit die erste Handelswoche in sieben Wochen wieder mit Gewinnen.
Gesenkte Ergebnisprognosen von Unternehmen, negative Analysten-Kommentare, Sorgen um die Konjunkturentwicklung in den USA und die Angst vor einem Krieg der USA gegen Irak hatten in den vergangenen Wochen die Wall Street noch deutlich belastet. Der Dow Jones war am Mittwoch auf den tiefsten Stand seit fünf Jahren, der Nasdaq-Index auf den tiefsten Stand seit sechs Jahren gefallen.
„Nach dem Mittwoch gingen viele von uns nach Hause und dachten, uns steht eine graue, trübe Zeit bevor", sagte Phil Dow von RBC Dain Rauscher. „Aber jetzt am Beginn der Bilanzsaison sehen die Konjunkturdaten ein bisschen besser aus, und die Leute sagen, dass der Markt zwar eigentlich keinen Grund hat, nach oben zu gehen, aber wahrscheinlich auch keinen Grund, noch deutlicher zu fallen.“ Andere Händler machten außerdem technische Gründe für die kräftigen Kursgewinne verantwortlich.
IBM-Aktien legten rund elf Prozent auf 63,92 Dollar zu und gehörten zu den größten Gewinnern bei den Standardwerten. Die Investmentbank Lehman Brothers hatte ihre Einstufung für die Papiere des Computerkonzerns angehoben. Die Analysten begründeten dies mit der Aussicht auf höhere Technologie-Investitionen im kommenden Jahr. Auch andere Technologiewerte profitierten von der Analysteneinschätzung. Die Titel des Netzwerkausrüsters Cisco Systems rückten um rund 5,7 Prozent auf 10,31 Dollar vor, die Aktien des weltgrößten Chipherstellers Intel kletterten um 7,3 Prozent auf 15,22 Dollar.
GE-Aktien stiegen rund 7,1 Prozent auf 24,21 Dollar. Zuvor hatte das Unternehmen wie von Analysten erwartet einen Gewinnanstieg im abgelaufenen Quartal von 25 Prozent bekannt gegeben.
US-Anleihen schlossen am Freitag sehr schwach
Auch ein überraschend schwacher Michigan-Index hat am Freitag den Notierungen der US-Anleihen nicht helfen können. Den zweiten Tag in Folge beendeten die Treasurys mit massiven Abgaben. Wegen des Feiertages „Columbus Day“ am Montag, an dem der US-Rentenmarkt geschlossen bleibt, schloss der Handel bereits um 20.00 Uhr MESZ. Die nächste Sitzung ist am Dienstag. Zehnjährige Titel mit einer Zinsausstattung von 4,375 Prozent verloren 28/32 auf 104-21/32. Die Rendite kletterte von 3,654 auf 3,80 Prozent. Der Longbond mit einem Kupon von 5,375 Prozent fiel um 1-20/32 auf 108-20/32 und rentierte bei 4,81 Prozent, nach 4,712 Prozent.
Die Entwicklung am Rentenmarkt sei vor allem von der sehr festen Wall Street belastet worden, sagte ein Beobachter. Der Index der Universität Michigan zur US-Verbraucherstimmung ist im ersten Oktoberausweis auf 80,4 Punkte nach 86,1 im Vormonat gesunken und fiel damit auf den niedrigsten Stand seit Herbst 1993. Analysten hatten einen Stand von 85,0 erwartet. „Der Schlüssel für die Richtung der Anleihen sind die Aktienkurse“, sagte ein Teilnehmer.
Quellen: FAZ.NET, vwd, dpa, AP, AFP, Bloomberg, Reuters.
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Text: @la