Die Baisse tobt
8. Okt. 2002 Bitte anschnallen!
Viel scheint den Börsianern nicht übrig zu bleiben, als zu bangen und zu hoffen, dass die Unterstützungszone im Bereich von 2.500 Dax-Punkten, die aus dem Jahr 1996 stammt, auch halten wird. Eine etwaige technische Erholung nach den scharfen jüngsten Verlusten wären unterdessen überfällig und sollte nicht überbewertet werden.
In den USA sieht es keinen Deut besser aus. Die Nasdaq hat mit 1.119 Punkten ein neues Baissetief erreicht, und Mark Arbeter von Standard & Poor's macht die nächste Unterstützung erst wieder bei 975 Punkten aus. Der S&P-500-Index hat mit 785 Punkten gerade sein Juli-Schlusstief unterschritten, und wenig spricht dafür, dass das Verlaufstief bei 776 nicht auch noch fällt. In diesem Fall sieht Arbeter die Gefahr eines Abrutschens bis in die Zone von 600 bis 680 Zählern.
Um 11.00 Uhr will die Deutsche Bank ihren 40-prozentigen Anteil an der Axel Springer Verlag AG verauktionieren - offenbar finden sich außer ihr aber keine Interessenten.
Bund-Future im Glück
Wieder zeigt sich, wie treffend die Prognosen einer außerordentlichen Rentenmarkt-Rally waren. Dem Bund-Future versprechen die Verwerfungen am Aktienmarkt neue Kontrakthochs über 112,74 Prozent. Am Montag hatte er 18 Ticks auf 112,38 Prozent gewonnen.
Euro zum Dollar gut behauptet
Gut behauptet zeigt sich der Euro zum US-Dollar am Dienstagmorgen. Um 7.37 Uhr MESZ kostet ein Euro 0,9830 Dollar nach 0,9811 Dollar am Montagabend in New York. Zum Yen notiert der Dollar mit 124,01 Yen nach 124,27 Yen am Montag im New Yorker Handel. Die Bush-Rede hat nach Aussage von Händlern kaum neue Impulse gebracht.
Börse Tokio leicht erholt
Der Tokioter Aktienmarkt hat sich am Dienstag trotz der anhaltenden Besorgnis über die japanische Konjunktur und der schwachen Wall Street vom Vorabend leicht erholt gezeigt. Die Kursgewinne vor allem bei Finanztiteln hätten eher technische Ursachen, sagten Händler. An den vergangenen Handelstagen waren die Aktien von Banken stark eingebrochen. Rund eine Stunde vor Handelsschluss notierte der 225 Werte umfassende Nikkei-Index rund 0,39 Prozent höher bei 8.721,97 Punkten, der Topix-Index gewann 0,17 Prozent auf 861,93 Zähler.
Aktien Hongkong mittags gut behauptet
Bei geringen Umsätzen zeigt sich die Aktienbörse in Hongkong gut behauptet. Der Hang-Seng-Index klettert in der ersten Sitzungshälfte um 0,2 Prozent auf 8.951 Punkte, was auf Gewinne bei wenigen schwer gewichteten Blue-Chips zurückzuführen ist. Händler entscheiden sich laut Beobachtern lediglich für sichere Aktien in der Hoffnung auf eine allgemeine Rally. Analysten hatten in den vergangenen Tagen bereits geäußert, dass der Index seinen Tiefpunkt erreicht habe. Wah Sang Gas legen über 13 Prozent zu, nachdem sie sich am Vortag um 23,8 Prozent verbilligt hatten. Li & Fung verlieren wegen der anhaltenden Arbeitskämpfe an der US-Westküste und der damit verbundenen Hafenschließungen. Wenig verändert zeigen sich Legend trotz der Bedenken um die PC-Discount-Politik des Unternehmens.
Brasiliens Börse nach Wahlerfolg Lulas im Minus
Nach dem Wahlerfolg des sozialistischen Kandidaten für das brasilianische Präsidentenamt, Luiz Inácio Lula da Silva, hat die Börse in São Paulo erhebliche Verluste erlitten. Im wichtigsten Wirtschaftszentrum des Landes sackte der Bovespa-Index am Montag um 396,63 Zähler (4,28 Prozent) auf 8.863,13 Punkte ab. Auch die heimische Währung Real verlor an Boden im Verhältnis zum Dollar. Lula hatte zwar 47 Prozent der Stimmen erzielt, die nötige absolute Mehrheit am Sonntag aber knapp verpasst. Nun muss er am 27. Oktober gegen den Mitte-Rechts-Kandidaten José Serra antreten, der 23 Prozent erhielt. „Die meisten Marktteilnehmer bezweifeln, dass Serra in der Stichrunde Siegeschancen hat“, sagte ein Börsenhändler in São Paulo. (dpa)
USA: Neuigkeiten und Kursbewegungen nach Börsenschluss
Nach der Schlussglocke kam es insgesamt zu leichten Aufschlägen. Der Nasdaq-100 After Hours Indicator gewann 0,15 Prozent auf 805,87 Punkte. JDA Software kündigte an, dass im dritten Quartal Ergebnis und Umsatz unter den Prognosen der Analysten bleiben werden. Die JDA-Papiere rutschten um 14 Prozent auf 4,99 Dollar. Im regulären Handel hatten die Aktien bereits 2,6 Prozent auf 5,80 Dollar nachgegeben. Mit einem Aufschlag von 8,5 Prozent auf 0,23 Dollar präsentierten sich hingegen SonicBlue. Die Titel profitierten von der Ernennung von Gregory Ballard als CEO und Marcus Smith als CFO. Beide hatten ihre jeweilige Funktion bislang auf Interimsbasis ausgeübt. Ebenfalls positiv wurde die Ankündigung von Lockheed Martin, bis zu 23 Millionen Aktien zurückzukaufen, aufgenommen. Die Titel kletterten um 0,7 Prozent auf 61,85 Dollar nach 61,44 Dollar zum Ende der regulären Handelszeit.
S&P 500 schließt auf Fünf-Jahres-Tief
Die mit Spannung erwartete Fernsehansprache von US-Präsident George W. Bush zum Irak-Konflikt hat am Montag für nervöses Geschäft an der Wall Street gesorgt. Die Unsicherheit der Marktteilnehmer wurde nach Händlerangaben verstärkt durch die trübe Geschäftsprognose des viertgrößten US-Einzelhandelskonzerns Sears Roebuck und die Senkung der Gewinnprognosen einer Bank für den Netzwerkausrüster Cisco Systems.
Der Dow Jones schloss 1,40 Prozent im Minus bei 7.423,32 Punkten. Der Nasdaq Composite verlor 1,78 Prozent auf 1.119,66 Zähler. Der breiter gefasste S&P-500-Index gab 1,91 Prozent auf 785,32 Zähler nach. Das ist der tiefste Stand der vergangenen fünf Jahre.
„Es gibt viel Unsicherheit vor der Bush-Rede heute Nacht. Das hat den Markt beunruhigt", sagte Robert Mikkelsen, Leiter Institutioneller Handel für Nasdaq-Aktien bei The Advest Group. „Die Berichtssaison beginnt, und die Leute machen sich Sorgen. Nicht so sehr über die Zahlen, aber über das, was über den Ausblick gesagt werden wird.“
US-Präsident Bush wollte in der Nacht zum Dienstag in einer TV-Ansprache um Unterstützung für einen Krieg gegen Irak werben. Neben Sorgen um die Entwicklung der Konjunktur und der Unternehmensgewinne hatten in den vergangenen Wochen auch Kriegsängste die Aktienkurse in den USA deutlich belastet.
Gewinnwarnung bei Sears Roebuck
Die Aktien des viertgrößten US-Einzelhandelskonzerns Sears Roebuck verloren rund 14,3 Prozent auf 32,25 Dollar. Das Unternehmen hatte angekündigt, der Gewinn im dritten Quartal werde die Analystenprognosen verfehlen. Die Aktien des Netzwerkausrüsters Cisco Systems waren die meist gehandelten Papiere an der Nasdaq und verloren rund vier Prozent auf 9,08 Dollar, nachdem Deutsche Banc Securities die Ergebnisprognosen für das Unternehmen gesenkt und dies mit der schwachen US-Konjunktur begründet hatte. Die Titel von Cisco-Konkurrent Juniper Networks gaben rund acht Prozent auf 4,43 Dollar ab.
Der Dow-Jones-Index wurde dagegen gestützt von den Aktien des weltgrößten Zigarettenherstellers Philip Morris, die nach deutlichen Kursverlusten Ende vergangener Woche am Montag 5,4 Prozent auf 38,58 Dollar zulegten. Ein Geschworenengericht hatte den Konzern am Freitag zu einer Schadenersatzzahlung von 28 Milliarden Dollar an eine Lungenkrebs-Patientin verurteilt.
Intel gibt sich optimistisch
Die Aktien des weltgrößten Chipproduzenten Intel stiegen dagegen gegen den Markttrend rund 0,8 Prozent auf 13,82 Dollar. Intel-Chef Craig Barrett hatte am Sonntag gesagt, er beurteile den Technologiesektor optimistischer als je zuvor. Die gegenwärtige Krise dürfte Anfang 2003 beendet sein, sagte Barrett weiter.
US-Anleihen schließen fester
Mit festerer Tendenz haben die die US-Anleihen am Montag im späten New Yorker Handel notiert. Zehnjährige Papiere mit einem Kupon von 4,375 Prozent stiegen um 14/32 auf 106-8/32. Die Rendite fiel von 3,668 Prozent auf 3,609 Prozent. Der mit 5,375 Prozent verzinste Longbond stieg um 8/32 auf 110-16/32, die Rendite belief sich auf 4,699 Prozent, nach 4,719 Prozent am Freitag. Die uneinheitliche Tendenz am Aktienmarkt habe den Anleihen angesichts fehlender Konjunkturdaten zu einem positiven Verlauf verholfen, hieß es von Teilnehmern.
Nervöse Anleger würden sich wieder verstärkt bei den Treasurys engagieren. Der Markt warte zudem mit Spannung auf die für zwei Uhr MESZ angesetzte Rede des US-Präsidenten Bush zur Irak-Frage.
Quellen: FAZ.NET, vwd, dpa, AP, AFP, Bloomberg, Reuters.
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Text: @la