Die angeschlagene Telekomgesellschaft Mobilcom führt Sondierungsgespräche mit mehreren Interessenten an den rund 70 Prozent zum Verkauf stehenden Firmenanteilen. Schon im Oktober erwarte Mobilcom-Chef Thorsten Grenz einen Vertragsabschluss, heißt es in Firmenkreisen.
Wie es im Unternehmensumfeld heißt, würden der britische Finanzinvestor Permira und der mit Mobilcom konkurrierende Mobilfunkdienstleister Debitel in konkreten Gesprächen sein. Damit kommt Grenz bei der Suche nach einer Gesamtlösung für die zur Jahreswende knapp der Insolvenz entkommenen Mobilcom voran. Allerdings heißt es in Branchenkreisen, ein Abschluss bis Oktober sei sehr unwahrscheinlich. Noch hätten die Gespräche nicht das Stadium erreicht, in dem die Interessenten das Büdelsdorfer Unternehmen und seine Internettochter Freenet genau unter die Lupe nehmen würden. "Mit uns hat es dazu keine Gespräche gegeben", sagte Freenet-Chef Eckhard Spoerr am Mittwoch auf Anfrage.
Zudem zwingt der Kauf von mehr als 30 Prozent der Mobilcom-Aktien nach dem Aktienrecht den Investor dazu, allen freien Aktionären der Firma ein Übernahmeangebot zu machen. Da der Käufer dann auch Mobilcoms Anteil an der Internet-Tochter Freenet übernommen hätte - auf Grund des hohen Werts der Tochter vermutlich das eigentliche Interesse der Finanzinvestoren - müsste er auch den Freenet-Aktionären ein Angebot machen. Rund 900 Mio. Euro würde dies zu den jetzigen Aktienkursen kosten, rechnet ein Branchenexperte vor. Mobilcom hält nach einer Kapitalerhöhung Freenets noch 73 Prozent an dem Anbieter.
Grenz strebt Gesamtlösung an
Obwohl es nicht Aufgabe des Mobilcom-Chefs ist, hat Grenz die Fahndung nach Interessenten für eine Beteiligung an der Firma in die Hand genommen. Er schaut sich nach Investoren um, die den 28,5-Prozent-Anteil des Großinvestors France Telecom und die rund 40 Prozent des Firmengründers Gerhard Schmid und der Firma seiner Frau kaufen könnten. Schmids Anteile sind an seine Banken verpfändet, die diese abgeben wollen. Auch France Telecom will sich zurückziehen. Grenz versucht nach früheren Aussagen, sämtliche Anteile von rund 70 Prozent an einen Investor zu verkaufen.
Darin enthalten sind auch die rund fünf Prozent von Mobilcom, die Schmids Treuhänder, Ex-RTL-Chef Helmut Thoma, bis Jahresende verkaufen soll. Thoma zögere derzeit den Verkauf hinaus, um die von Grenz angestrebte Gesamtlösung zu ermöglichen, so Firmenkreise. Diesen Fünf-Prozent-Anteil muss Thoma nach einer früheren Einigung zwischen Schmid und Mobilcom bis Jahresende abstoßen und das Geld an Mobilcom überweisen.
Wie es aus dem Umfeld heißt, hat zudem der italienische Internetanbieter Tiscali mit Mobilcom Gespräche über die Übernahme eines Mehrheitsanteils an Freenet geführt. Diese seien aber abgebrochen worden. Grenz schaut sich zwar nach Interessenten an Freenet um. Doch der Mobilcom-Aufsichtsrat hat nur den Verkauf eines kleineren Freenet-Anteils eingeräumt. Immerhin würde der Verkauf von nur zehn Prozent an Freenet Mobilcoms Schulden von rund 125 Mio. Euro mit einem Schlag tilgen. Grenz hatte erst kürzlich betont, die Mehrheit an Freenet behalten zu wollen. Laut der Nachrichtenagentur Reuters ist Tiscali nicht mehr an Freenet interessiert. "Eine solche Operation hätte vor einiger Zeit noch Sinn gemacht. Aber in den vergangenen vier Monaten ist der Preis für Freenet um das Fünffache gestiegen, das ist zu viel", sagte ein Marktbeobachter