Bulle und Bär
Freche Anbieter dumm aussehen lassen
Wer Anteile am Immobilienfonds Grundbesitz-Invest der DB Real Estate hält, sollte sich dafür hüten, seinen Besitz dem Erstbesten zu verkaufen, der zu kaufen bereit ist. Denn freche Anbieter scheinen entschossen, die Unwissenheit mancher Investoren auszunutzen.
DÜSSELDORF. Dummheit wird bestraft, heißt es im Volksmund. Über Frechheit sagt der Volksmund, dass sie siegt. Dass an diesen Volksweisheiten Wahres dran ist, haben viele Geldanleger in den vergangenen Jahren bitter erfahren müssen. Windige Geschäftemacher nutzen ihr mangelndes Wissen über Warentermingeschäfte, köderten sie mit der Angst vor der Altersarmut für dubiose Anlagemodelle und profitierten von ihrem Irrglauben, die Aktienkurse tendierten nur nach oben.
Einer der spät und schwer zu erkennenden Irrtümer: Mit offenen Immobilienfonds kann man kein Geld verlieren. Wahrscheinlich wird der Grundbesitz-Invest der DB Real Estate bald diesen Irrtum entlarven. Es wäre der erste offene Fonds, mit dem Anleger aufs Jahr gesehen Geld verlieren. Den Investoren, die sich vor Jahr und Tag an diesem Fonds beteiligten, deshalb heute Dummheit zu unterstellen, wäre allerdings weit überzogen.
Eine Dummheit würden sie aber auf jeden Fall begehen, wenn sie auf das freche Angebot der Troja Beteiligungen & Consulting GmbH in Stuhr eingingen. Die Gesellschaft bietet den Anteilsinhabern des Grundbesitz-Invest an, Anteile zu je 25,52 Euro zu kaufen. Das sind nicht einmal zwei Drittel des gestrigen Anteilspreises von 39,72 Euro. Der liegt übrigens sogar über den 39,47 Euro je Anteil bei Aussetzung des Fonds am 12. Dezember 2005.
Die DB Real Estate nimmt zwar bis zum Abschluss der Neubewertung und Wiedereröffnung des Fonds Anfang Februar keine Anteile zurück, rechnet aber täglich den aktuellen Wert aus. In den Preis fließen zurzeit Mieterträge und Erträge aus Verkäufen ein. Am Dienstag schüttet der Fonds 1,35 Euro je Anteil aus, was den Preis entsprechend mindert. Dass die Rücknahme ausgesetzt ist, spielt dabei keine Rolle.
Die zu erwartende Abwertung auf Basis der angekündigten Neubewertung des gesamten Portfolios wird kurz vor der Neueröffnung erfolgen. Mit Preisabschlägen von mehr als zehn Prozent wird nicht gerechnet. Der Fonds war zum Zeitpunkt der Schließung zu 65 Prozent in deutsche Immobilien investiert. Bisher wurden hohe Abwertungen des Deutschlandanteils wenigstens teilweise durch Wertzuwächse der Gebäude im Ausland kompensiert – was auch jetzt zu erwarten ist.
In Finanz- und Immobilienkreisen wird seit Tagen über Abschläge zwischen drei und zehn Prozent spekuliert. Angebote von Sparkassen, bei Konto- und Depotübertragung 90 Prozent des Anteilswertes zu zahlen, bewegen sich knapp in diesem Rahmen. Diese Angebote haben gegenüber dem der Troja einen entscheidenden Vorteil: Sollte der Abschlag weniger als zehn Prozent betragen, zahlen die Sparkassen die Differenz nach.
Das Risiko einer Fehlentscheidung kann der Anleger – in diesem wie in allen anderen Fällen – minimieren, in dem er sich erst über Alternativen informiert. Informierte Anleger lassen freche Anbieter dumm aussehen.
Quelle: HANDELSBLATT, Dienstag, 10. Januar 2006, 07:07 Uhr
...be invested
Der Einsame Samariter
Freche Anbieter dumm aussehen lassen
Wer Anteile am Immobilienfonds Grundbesitz-Invest der DB Real Estate hält, sollte sich dafür hüten, seinen Besitz dem Erstbesten zu verkaufen, der zu kaufen bereit ist. Denn freche Anbieter scheinen entschossen, die Unwissenheit mancher Investoren auszunutzen.
DÜSSELDORF. Dummheit wird bestraft, heißt es im Volksmund. Über Frechheit sagt der Volksmund, dass sie siegt. Dass an diesen Volksweisheiten Wahres dran ist, haben viele Geldanleger in den vergangenen Jahren bitter erfahren müssen. Windige Geschäftemacher nutzen ihr mangelndes Wissen über Warentermingeschäfte, köderten sie mit der Angst vor der Altersarmut für dubiose Anlagemodelle und profitierten von ihrem Irrglauben, die Aktienkurse tendierten nur nach oben.
Einer der spät und schwer zu erkennenden Irrtümer: Mit offenen Immobilienfonds kann man kein Geld verlieren. Wahrscheinlich wird der Grundbesitz-Invest der DB Real Estate bald diesen Irrtum entlarven. Es wäre der erste offene Fonds, mit dem Anleger aufs Jahr gesehen Geld verlieren. Den Investoren, die sich vor Jahr und Tag an diesem Fonds beteiligten, deshalb heute Dummheit zu unterstellen, wäre allerdings weit überzogen.
Eine Dummheit würden sie aber auf jeden Fall begehen, wenn sie auf das freche Angebot der Troja Beteiligungen & Consulting GmbH in Stuhr eingingen. Die Gesellschaft bietet den Anteilsinhabern des Grundbesitz-Invest an, Anteile zu je 25,52 Euro zu kaufen. Das sind nicht einmal zwei Drittel des gestrigen Anteilspreises von 39,72 Euro. Der liegt übrigens sogar über den 39,47 Euro je Anteil bei Aussetzung des Fonds am 12. Dezember 2005.
Die DB Real Estate nimmt zwar bis zum Abschluss der Neubewertung und Wiedereröffnung des Fonds Anfang Februar keine Anteile zurück, rechnet aber täglich den aktuellen Wert aus. In den Preis fließen zurzeit Mieterträge und Erträge aus Verkäufen ein. Am Dienstag schüttet der Fonds 1,35 Euro je Anteil aus, was den Preis entsprechend mindert. Dass die Rücknahme ausgesetzt ist, spielt dabei keine Rolle.
Die zu erwartende Abwertung auf Basis der angekündigten Neubewertung des gesamten Portfolios wird kurz vor der Neueröffnung erfolgen. Mit Preisabschlägen von mehr als zehn Prozent wird nicht gerechnet. Der Fonds war zum Zeitpunkt der Schließung zu 65 Prozent in deutsche Immobilien investiert. Bisher wurden hohe Abwertungen des Deutschlandanteils wenigstens teilweise durch Wertzuwächse der Gebäude im Ausland kompensiert – was auch jetzt zu erwarten ist.
In Finanz- und Immobilienkreisen wird seit Tagen über Abschläge zwischen drei und zehn Prozent spekuliert. Angebote von Sparkassen, bei Konto- und Depotübertragung 90 Prozent des Anteilswertes zu zahlen, bewegen sich knapp in diesem Rahmen. Diese Angebote haben gegenüber dem der Troja einen entscheidenden Vorteil: Sollte der Abschlag weniger als zehn Prozent betragen, zahlen die Sparkassen die Differenz nach.
Das Risiko einer Fehlentscheidung kann der Anleger – in diesem wie in allen anderen Fällen – minimieren, in dem er sich erst über Alternativen informiert. Informierte Anleger lassen freche Anbieter dumm aussehen.
Quelle: HANDELSBLATT, Dienstag, 10. Januar 2006, 07:07 Uhr
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Der Einsame Samariter