ftd.de, Do, 6.6.2002, 18:36
Analysten setzen France Telekom auf ihre Verkaufslisten
Von Dominik Höch, Frankfurt
France Telecom sorgte am Donnerstag für schlechte Nachrichten. Das Unternehmen muss Aktien der Mobilfunk-Tochter Orange von Eon für 950 Mio. Euro zurückkaufen. Der Preis lag rund 64 Prozent über dem aktuellen Aktienkurs. Ein Grund mehr für Analysten, die Aktie der FT auf ihre Verkaufsliste zu setzen.
Merrill Lynch stufte das ehemalige Staatsunternehmen, an dem die französische Regierung immer noch 56 Prozent hält, am Donnerstag von "Neutral" auf "Verkaufen". Die Aktie lag am Donnerstagabend mit 0,22 Prozent bei 18,48 Euro leicht im Minus, während der CAC 40 um 0,5 Prozent zugelegt hatte.
Die Kritik der Analysten: Schwache Erlöse im ersten Quartal und große Zweifel an der Möglichkeit der FT, ihre Schulden in Höhe von 60,7 Mrd. Euro zurückzuzahlen. Die Schulden könnten vielmehr bis zum Ende des Jahres auf über 73 Mrd. Euro wachsen. Nach Ansicht von Merrill Lynch muss das Unternehmen bis Ende 2003 einen Spagat schaffen: Einerseits brauche es rund 20 Mrd. Euro frisches Geld. Andererseits dürfe es dabei sein Kreditrating nicht riskieren. Analystin Laura Mills: "Wir glauben nicht, dass FT allein durch Verkäufe von weiteren Vermögenswerten ihre Kreditwürdigkeit behalten kann." Nötig sei "eine Kapitalerhöhung mit Bezugsrechten oder andere Arten von Aktienemissionen", um den Kurs zu stützen.
Keine klare Linie
Robert Gallecker, Analyst der Bayerischen Landesbank, empfiehlt, die Aktie im Vergleich zur Branche "unterzugewichten". Es gebe für die Zukunft noch eine Reihe weiterer Put-Optionen wie die von Eon, die zu einem weiteren Anstieg der Verschuldung führen könnten und den Kurs belasten dürften. Die strategische Ausrichtung des Unternehmens lässt eine klare Linie vermissen: "Mein Eindruck ist, dass man zu einem großen europäischen Mobilfunkanbieter aufsteigen wollte und dafür eine Reihe von Akquisitionen zu sehr hohen Preisen getätigt hat wie zum Beispiel Orange und Mobilcom." Asset-Verkäufe werden vor dem Hintergrund des derzeitigen Marktumfeldes nicht ausreichen, das Schuldenproblem kurzfristig zu lösen.
WestLB Panmure sieht den Wert kaum positiver, behält die Aktie auf "neutral". Analyst Peter Wirtz: "Keine Frage, France Telecom ist das Telekommunikations-Unternehmen in Europa mit den meisten Problemen." Auf lange Sicht sei aber Potenzial im Unternehmen. "Grundsätzlich ist es sinnvoll, auf Mobilfunk und Internet als Wachstumsbranchen zu setzen. France Telecom hat sich da nur zu überteuerten Preisen eingekauft." Positive Nachrichten könnten laut Wirtz kommen, wenn die Mobilcom-Übernahme über die Bühne geht. Wirtz: "Wir rechnen damit, dass France Telecom nur einen Teil der Mobilcom-Schulden übernehmen wird". Hierbei könnten die Bankschulden von Mobilcom zu sehr vorteilhaften Konditionen mit einer Wandelanleihe abgelöst werden.
© 2002 Financial Times Deutschland
Gruß Pichel