Liquiditätsanalyse (FAZ)
23. Okt. 2001 Immer beherzter greifen offenbar derzeit die Fondsmanager am deutschen Aktienmarkt zu. Offenbar fließe jetzt die zuvor aufgebaute Liquidität an die Märkte, berichten Börsenhändler in Frankfurt. Insbesondere der Neue Markt legt erneut kräftig zu.
„Aber wen sollte das noch wundern?“, fragt - fast schon ein wenig ketzerisch - Christian Plenz, Leiter der Aktienresearch-Abteilung bei der Wertpapierhandelsbank Seydler. Der Aktienexperte analysiert regelmäßig die Liquiditätsquote von insgesamt 20 Aktienfonds renommierter Fondsfirmen. Im Vordergrund steht dabei neben der Entwicklung der Kassenquoten in den Fonds auch das Verhältnis zwischen gesamtem Fondsvolumen und tatsächlichem Aktienbestand.
Trendumkehr bei der Kassehaltung der Fonds
Und dabei hat sich gerade bei den am Neuen Markt investierenden Fonds eine deutliche Wende vollzogen. War die Liquiditätsquote im August noch einmal deutlich gefallen auf den Jahrestiefstand von durchschnittlich 5,7 Prozent, so markierte der September eine neue Höchstquote mit einem Mittelwert von 11,9 Prozent.
Plenz hatte bereits im August seine Erwartung geäußert, dass es im September zu einer Art finalem Ausverkauf bei Aktien kommen würde. Damals hatte er vor allem eine neue Gewinnwarnungsrunde als Auslöser befürchtet. „Dass es eine Katastrophe von unvorstellbarem Ausmaß sein würde, die zu dem großen 'Sell-Out' führen würde, das konnte ich damals natürlich nicht ahnen“, erklärt Plenz. An der Tatsache selbst aber habe das wenig geändert.
Profis sind auch nicht schlauer
Zudem seien die Profis eben auch nicht schlauer gewesen als die Privatanleger, obwohl es ja fast schon als Binsenweisheit gelte, dass der September der schlechteste Börsenmonat im Jahr sei. Aber ganz offenkundig hätten auch die nicht schon vor dem September Kasse geschaffen, und seien dann fast schon gezwungen gesehen, sich in diesem stark nach unten gerichteten Markt der allgemeinen Verkaufswelle anzuschließen.
Zunächst natürlich zu Lasten des Marktes. Darauf deute die merklich unterschiedliche Entwicklung von Fondsvermögen und Index hin, erklärt Plenz. Ein Beispiel: Während der Nemax 50-Index im September „lediglich“ um knapp 22 Prozent zurückgegangen sei, habe sich das Fondsvermögen der von Plenz befragten Fondsgesellschaften um rund 26 Prozent verringert. Bei den Standardwertefonds für Dax- und Euro Stoxx 50-Werte sehe das Verhältnis etwas besser aus, die Tendenz sei aber die gleiche.
Seitwärts mit hohen Schwankungen
Am Ende sei es auch genau diese Entwicklung, die derzeit überhaupt dafür sorge, dass gerade der Neue Markt sich so fest zeige. „Denn schließlich sind es gerade die im September frei gewordenen Mittel, die zum Teil jetzt wieder in den Markt fließen“, so Plenz. Das bringe auf den ersten Blick eine gewisse Beruhigung in den Markt.
Doch der Börsenkenner lässt sich nicht blenden: „Die gesamte Situation erscheint mir dennoch recht unsicher“, so Plenz, „wenn man bedenkt, dass eine gute Kursentwicklung, wie wir sie derzeit sehen, zuerst einmal wieder von einer Verbesserung der fundamentalen Daten bestätigt werden muss, um nachhaltig zu sein.“ Deshalb geht der Aktienexperte davon aus, dass es in nächster Zeit eher zu einer ausgeprägten Seitwärtsbewegung mit hohen Schwankungen kommen wird. Und dabei sei sogar ein Test der vor kurzem gesehen Tiefstände nicht auszuschließen.
23. Okt. 2001 Immer beherzter greifen offenbar derzeit die Fondsmanager am deutschen Aktienmarkt zu. Offenbar fließe jetzt die zuvor aufgebaute Liquidität an die Märkte, berichten Börsenhändler in Frankfurt. Insbesondere der Neue Markt legt erneut kräftig zu.
„Aber wen sollte das noch wundern?“, fragt - fast schon ein wenig ketzerisch - Christian Plenz, Leiter der Aktienresearch-Abteilung bei der Wertpapierhandelsbank Seydler. Der Aktienexperte analysiert regelmäßig die Liquiditätsquote von insgesamt 20 Aktienfonds renommierter Fondsfirmen. Im Vordergrund steht dabei neben der Entwicklung der Kassenquoten in den Fonds auch das Verhältnis zwischen gesamtem Fondsvolumen und tatsächlichem Aktienbestand.
Trendumkehr bei der Kassehaltung der Fonds
Und dabei hat sich gerade bei den am Neuen Markt investierenden Fonds eine deutliche Wende vollzogen. War die Liquiditätsquote im August noch einmal deutlich gefallen auf den Jahrestiefstand von durchschnittlich 5,7 Prozent, so markierte der September eine neue Höchstquote mit einem Mittelwert von 11,9 Prozent.
Plenz hatte bereits im August seine Erwartung geäußert, dass es im September zu einer Art finalem Ausverkauf bei Aktien kommen würde. Damals hatte er vor allem eine neue Gewinnwarnungsrunde als Auslöser befürchtet. „Dass es eine Katastrophe von unvorstellbarem Ausmaß sein würde, die zu dem großen 'Sell-Out' führen würde, das konnte ich damals natürlich nicht ahnen“, erklärt Plenz. An der Tatsache selbst aber habe das wenig geändert.
Profis sind auch nicht schlauer
Zudem seien die Profis eben auch nicht schlauer gewesen als die Privatanleger, obwohl es ja fast schon als Binsenweisheit gelte, dass der September der schlechteste Börsenmonat im Jahr sei. Aber ganz offenkundig hätten auch die nicht schon vor dem September Kasse geschaffen, und seien dann fast schon gezwungen gesehen, sich in diesem stark nach unten gerichteten Markt der allgemeinen Verkaufswelle anzuschließen.
Zunächst natürlich zu Lasten des Marktes. Darauf deute die merklich unterschiedliche Entwicklung von Fondsvermögen und Index hin, erklärt Plenz. Ein Beispiel: Während der Nemax 50-Index im September „lediglich“ um knapp 22 Prozent zurückgegangen sei, habe sich das Fondsvermögen der von Plenz befragten Fondsgesellschaften um rund 26 Prozent verringert. Bei den Standardwertefonds für Dax- und Euro Stoxx 50-Werte sehe das Verhältnis etwas besser aus, die Tendenz sei aber die gleiche.
Seitwärts mit hohen Schwankungen
Am Ende sei es auch genau diese Entwicklung, die derzeit überhaupt dafür sorge, dass gerade der Neue Markt sich so fest zeige. „Denn schließlich sind es gerade die im September frei gewordenen Mittel, die zum Teil jetzt wieder in den Markt fließen“, so Plenz. Das bringe auf den ersten Blick eine gewisse Beruhigung in den Markt.
Doch der Börsenkenner lässt sich nicht blenden: „Die gesamte Situation erscheint mir dennoch recht unsicher“, so Plenz, „wenn man bedenkt, dass eine gute Kursentwicklung, wie wir sie derzeit sehen, zuerst einmal wieder von einer Verbesserung der fundamentalen Daten bestätigt werden muss, um nachhaltig zu sein.“ Deshalb geht der Aktienexperte davon aus, dass es in nächster Zeit eher zu einer ausgeprägten Seitwärtsbewegung mit hohen Schwankungen kommen wird. Und dabei sei sogar ein Test der vor kurzem gesehen Tiefstände nicht auszuschließen.