Forschung: Flugzeuge weichen Hindernissen aus
Expertengruppe will Ende 2002 Lösungen anbieten
»ATTAS« lautet das Zauberwort: Der Flugsimulator soll seinen Beitrag dazu leisten, dass künftig Terroranschläge wie die am 11. September von vornherein undurchführbar werden. Dabei hat der Name nichts mit dem Terrorpiloten Atta zu tun, »ATTAS« steht für »Advanced Technologies Testing Aircraft System«.
Diese Flugsimulation, die bereits seit 20 Jahren erfolgreich in Braunschweig an der deutschen Forschungsanstalt für Luft- und Raumfahrt eingesetzt wird, ist jetzt wieder in den Mittelpunkt des Interesses gerückt.
Hindernissen ausweichen
Dietrich Hanke, Abteilungsleiter für Flugsimulation am Institut für Flugsystemtechnik in Braunschweig, denkt derzeit intensiv darüber nach, welche technischen Lösungen es ermöglichen könnten, dass Flugzeuge Hindernissen automatisch ausweichen.
Dazu wurde in Braunschweig jetzt eine Expertengruppe eingerichtet, die Lösungsvorschläge entwickeln soll. Die Fachleute kommen bisher aus dem Bereich der Entwickler. Demnächst sollen auch Flugsachverständige, beispielsweise von der Pilotenvereinigung Cockpit, an den Gesprächen beteiligt werden. Hanke schätzt, dass erste Lösungsvorschläge bereits bis Ende dieses Jahres auf dem Tisch liegen werden.
Probelauf ab Ende 2002
Bis diese Systeme dann im Flugsimulator »ATTAS« erprobt werden können, dürfte es nach den Schätzungen von Hanke Ende 2002 werden. In der zivilen wie der militärischen Luftfahrt werden bereits seit einiger Zeit Systeme eingesetzt, die die Piloten vor natürlichen Hindernissen wie Bergen warnen. Fliegt ein Pilot beispielsweise bei Nebel zu tief, dann werden als Warnung auf seinem Bildschirm die Spitzen der Berge rot eingefärbt.
Die Automatik ist eines der Hauptprobleme bei der Entwicklung eines Systems, das Anschläge wie die am 11. September in New York verhindern soll. Was, wenn sich an der ursprünglichen Flugplanung irgend etwas ändert und der Pilot auf aktuelle Ereignisse wie Wetter oder technische Pannen reagieren muss? Per Knopfdruck Vorabeinstellungen rückgängig zu machen hätte ja keinen Sinn, das könnte sonst auch ein Terrorist vornehmen und damit wäre jede Schutzprogrammierung sinnlos.
Andere Lösungswege denkbar
Dietrich Hanke ist zuversichtlich, dass es für diese Problematik Lösungen geben wird. Ob sie wirklich umsetzbar sind, oder finanzierbar, das steht allerdings noch in den Sternen. Es sei trotz allem auch denkbar, ganz andere Wege zu beschreiten, beispielsweise die vieldiskutierte Möglichkeit, Passagieren den Zugang zum Cockpit generell zu verwehren.
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