Das war zum Schluss eine politische Börse, wie man so schön sagt.
Gruss E.
reuters
Nach dem Mord an James E. Davis wurde der Attentäter von einem Beamten erschossen.
Politikermord in
New Yorker Rathaus
Attentäter erschießt Konkurrenten
Bei einer spektakulären Schießerei im New Yorker Rathaus ist ein Abgeordneter von einem politischen Konkurrenten vor den Augen des gesamten Stadtrates und dutzender Besucher ermordet worden. Der Attentäter wurde von einem Polizisten erschossen, während er auf der Besuchergalerie seine Pistole abfeuerte. Wie durch ein Wunder wurde außer dem Mordopfer und dem Täter niemand verletzt.
23.07.2003
Die Schießerei löste eine Panik aus. Die Angst vieler New Yorker vor einem eventuellen Terroranschlag legte sich erst, als nach Stunden die konkreten Umstände bekannt wurden.
Terror-Alarm ausgelöst
Bürgermeister Michael Bloomberg sprach von einer "großen Tragödie" für die Millionenstadt. Unmittelbar nach den Schüssen in der nahezu 200 Jahre alten City Hall hatte die Polizei den Alarm für mögliche Terrorangriffe ausgelöst. Zwei Brücken und alle Straßen in der Nähe des Rathauses wurden gesperrt. Der Verkehr im Süden von Manhattan kam völlig zum Stillstand. Das Rathaus liegt nur wenige Gehminuten vom Ground Zero entfernt, wo am 11. September 2001 die Türme des World Trade Centers nach Anschlägen mit entführten Flugzeugen einstürzten.
Nach der Rathaus-Schießerei, die kurz nach 14.00 Uhr Ortszeit begonnen hatte, war die Polizei zunächst davon ausgegangen, dass der Täter nur verletzt und mit geladener Waffe auf der Flucht war. Vier Stunden später bestätigte Bloomberg schließlich den Tod beider Männer. Das Mordopfer, der 41-jährige Abgeordnete James Davis, hatte den Attentäter - wie Videoaufnahmen zeigten - selbst mit ins Rathaus gebracht und an der Waffenkontrolle vorbeigeleitet.
Schüsse in die Brust
Der 31-jährige Othniel Askew feuerte wenig später von der Besuchergalerie aus während einer Sitzung des Stadtrates aus seiner silbernen Pistole mehrere Schüsse ab, von denen zwei den Politiker in der Brust trafen. Die Mitglieder des Stadtrates hatten gerade eine Diskussion über die Aufstellung von 20 öffentlichen Toiletten in New York begonnen.
Über die genauen Motive des Mörders wurde am Donnerstag in New Yorker Medien noch heftig spekuliert. Als sicher galt, dass Askew bei bevorstehenden Stadtratswahlen gegen Davis antreten wollte, der früher Polizeioffizier war und in der Stadt für Programme gegen die Gewaltkriminalität in ärmeren Wohnvierteln viel Anerkennung erfahren hatte. Davis war als Abgeordneter des Bezirkes Brooklyn mehrfach auch gegen brutale Polizisten öffentlich zu Felde gezogen.
Sumpf der politischen Konkurrenz
Askew hatte sich als Bewerber um ein Abgeordnetenmandat im selben Wahlkreis wie Davis registrieren lassen. Er bekam jedoch nicht die für eine Kandidatur erforderliche Mindestzahl von Unterschriften. Daraufhin hatte er zunächst beim FBI Anzeige gegen Davis erstattet, weil dieser ihn angeblich mit der Veröffentlichung bloßstellender Informationen über sein Privatleben erpresst habe. Ein Sprecher des Abgeordneten wies das zurück und erklärte, Davis habe Askew sogar einen Job angeboten und sich um Versöhnung bemüht.
Bloomberg ordnete eine Verschärfung der Waffenkontrollen im Rathaus an. "Künftig geht hier jeder durch die Metalldetektoren, auch ich", sagte er. Bislang waren Abgeordnete davon ausgenommen. Besorgt um den Ruf New Yorks, erklärte er: "Dies ist immer noch eine wunderbare Stadt, die Welt ist nicht perfekt."
US-Medien verglichen die Bluttat mit der Ermordung des Bürgermeisters von San Francisco, George Moscone, im Jahr 1978. Damals war ein Mann, dem die liberale Atmosphäre in der Stadt verhasst war, durch ein Kellerfenster ins Rathaus von San Francisco eingedrungen und hatte den Bürgermeister sowie einen Verwaltungsbeamten erschossen.
von Thomas Burmeister
Mit Material von dpa