Eines scheint sicher: Vor dem 16. März wird Cargolifter die Puste nicht ausgehen. An diesem Tag soll die Hauptversammlung über neue Kapitalmaßnahmen beschließen. Der luftige Logistiker denkt an eine Erhöhung des Grundkapitals sowie die Ausgabe von Wandel- oder Optionsschuldverschreibungen bis zu einem Gesamtnennbetrag von 50 Millionen Euro. Die braucht das Unternehmen dringend. Denn noch sind keine neuen Sponsoren für den Zeppelin-Bauer gefunden.
Da auch die Politik das Projekt nur bestaunt, sonst aber die Taschen zuhält, bleibt dem Konzern zur Abwendung der Pleite nur der erneute Gang an den Kapitalmarkt. Bereits Ende November 2001 konnten die Luftschifffahrer durch eine Kapitalerhöhung einen Mittelzufluss von rund 34 Millionen Euro verbuchen.
Nun soll die Hauptversammlung erneut einschneidende Maßnahmen genehmigen. Trotz aller Beteuerungen des Gegenteils müssen Aktionäre dadurch eine Verwässerung ihrer Anlage befürchten. Dennoch bleibt zur Realisierung der Vision - so "bedeutend wie die Mondlandung" (O-Ton Cargolifter) - nichts anderes übrig. Erpressung ist das nicht. Eher Nötigung aus Not.
Der Bau des Cargolifters gilt als eines der weltweit ehrgeizigsten, aber auch risikoreichsten Luftfahrtprojekte. Das 1996 gegründete und seit Mai 2000 börsennotierte Luftschiff-Unternehmen mit Sitz in Berlin will mit dem Cargolifter CL160 das in der Geschichte weltgrößte Transport-Luftschiff bauen. Bis zum Start der Serienfertigung 2004/2005 werden noch mindestens 290 Millionen Euro gebraucht. Rund 300 Milionen Euro haben Investoren in den Traum vom Fliegen "leichter als Luft" gesteckt.
Bis zum Beweis des Gegenteils muss vom Scheitern des Projekts Cargolifter ausgegangen werden. Auch wenn die Vision des neuen Luftschiffs das die Erinnerung des brennenden Zeppelins in Lakehurst endgültig auslöschen könnte - großartig ist und bleiben wird. Man möchte rufen: Flieg, Cargolifter, Flieg! Der Aktienkurs hört das nicht. Die angekündigten Kapitalmaßnahmen belasten zumindest kurzfristig.
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