Finanzwissen - Die neuen Analphabeten

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vega2000:

Finanzwissen - Die neuen Analphabeten

 
19.08.03 17:07
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Die Deutschen wissen in Sachen Geld weit weniger als gedacht, ist das Ergebnis einer aktuellen Studie. Zwischen Wunschdenken und Realität klafft eine gewaltige Lücke.

Von Franz von den Driesch

Brett vorm Kopf:
Vor allem die junge Generation hat in Sachen finanzielle Allgemeinbildung einen erheblichen Nachholbedarf.
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„Schneller, höher, weiter.“ Ein Motto, dass für viele Deutsche zum Lebensinhalt geworden ist. Dochdie Erfahrung lehrt: Wer hoch fliegt, fällt auch tief. Anleger, die in den letzten drei Jahren hohe Summen an der Börse verloren haben, wissen ein Lied davon zu singen. Sicher: Der Bärenmarkt machte auch vor erfahrenen Börsenprofis nicht Halt. Dennoch muss die Frage, weshalb unerfahrene Anleger ihr Vermögen in zum Teil völlig überteuerte und hochspekulative Aktien steckten, erlaubt sein. Eine Antwort lautet schlicht und einfach: Die Deutschen halten sich für cleverer als sie wirklich sind. „Zwar kennen immerhin zwei Drittel den Unterschied zwischen einer Kapital-Lebensversicherung und einer privaten Rentenversicherung.“

Auf der anderen Seite weiß aber nur gut die Hälfte, dass eine Lebensversicherung zwölf Jahre laufen muss, um steuerfrei ausgezahlt werden zu können“, erklärt Hans-Jürgen Kräh von der NFO Infratest Finanzforschung. Weshalb jedoch 39 Prozent der Lebensversicherungsinhaber davon keinen blassen Schimmer haben, und somit den eigentlichen Clou einer Lebensversicherung nicht begreifen, ist schwer nachvollziehbar. Auch die Tatsache, dass trotz der täglichen Berichterstattung über die Aktienmärkte in den Fernsehnachrichten zwei Drittel der Bevölkerung nichts mit dem Begriff „Aktien-Index“ anfangen können, überrascht. Doch selbst 35 Prozent der Aktienbesitzer können diesen Begriff nicht richtig einordnen. Der freie Fall in die finanzielle Katastrophe ist oft genug die logische Konsequenz.
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„Da überrascht es auch nicht weiter, dass nur knapp die Hälfte den grundlegenden Unterschied zwischen einer Aktie und einem festverzinslichen Wertpapier definieren kann“, so Hans-Jürgen Kräh.




Hans-Jürgen Kräh:
Die finanzielle Allgemeinbildung
in Deutschland ist unzureichend.
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Laut einer von der Commerzbank in Auftrag gegebenen repräsentativen Erhebung der NFO Infratest Finanzforschung fühlen sich 80 Prozent der 1032 befragten Personen im Alter von 18 bis 65 Jahren zumindest einigermaßen sicher in Finanzfragen (siehe unten). Doch die Realität spricht eine ganz andere Sprache: Stolze 42 Prozent der Interviewten konnten nicht einmal die Hälfte der insgesamt 35 Fragen aus den Bereichen Orientierungswissen, Einkommen und Zahlungsverkehr, Kredite, Private Vorsorge sowie Geldanlage korrekt beantworten – magere 5 Prozent wussten mehr als 80 Prozent richtige Antworten. Vor allem bei der privaten Vorsorge und der Geldanlage gibt es enorme Wissenslücken.

Besonders prekär ist die Situation bei der jüngeren Generation – den 18- bis 29-Jährigen – und bei Personen, deren monatliches Nettohaushaltseinkommen unter 1250 Euro liegt. Während bei den Geringverdienern schlappe 35 Prozent die 50-Prozent-Hürde schafften, konnten nur 37 Prozent der jungen Erwachsenen mehr als die Hälfte der Fragen korrekt beantworten. Das Tragische der Studienergebnisse ist jedoch nicht, dass die Deutschen sich für intelligenter halten als sie wirklich sind. Doppelt prekär ist die Situation, weil in Zukunft kein Weg an mehr finanzieller Eigenverantwortung vorbeiführt. „Die immense demographische Verschiebung, die anhaltende Konjunkturkrise und die hohe Arbeitslosigkeit – all das stellt unsere staatlichen Sozialsysteme wie Renten- und Krankenversicherung vor Herausforderungen, denen sie immer weniger gewachsen sind“, erklärt Martin Blessing, Vorstandsmitglied der Commerzbank.

Die logische Konsequenz: Der mündige Bürger muss sich stärker als bisher um Finanzsachen kümmern. Beim Thema Online-Banking – rund 20 Millionen Online-Konten in Deutschland – sind Anleger jedenfalls auf dem besten Weg, ihre Vermögen selbst zu managen – ohne Beratung versteht sich. Erstaunlicher Weise sind allerdings „für zwei Drittel der Bevölkerung Banken und Sparkassen die wichtigste Quelle von Finanzinformationen“, weiß Blessing.

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Fakt ist: Dem Großteil der Bevölkerung fehlt das notwendige Rüstzeug, um ihr Vermögen möglichst gewinnbringend anzulegen. Vor allem bei der Altersversorgung hat diese Wissenslücke verheerende Auswirkungen. Die Tatsache, „dass viele Menschen keine realistische Vorstellung vom derzeitigen Rentenniveau haben, birgt die Gefahr, dass der eigene Rentenanspruch zu hoch eingeschätzt und nicht im notwendigen Ausmaß privat vorgesorgt wird. Altersarmut könnte so in Zukunft zum Massenphänomen werden“, erklärt Hariolf Grupp, Leiter des Institutes für Wirtschaftspolitik und -forschung der Universität Karlsruhe. Auch die Verkürzung des Arbeitslebens hat dramatische Folgen.

Wer mit 55 freiwillig aufs Altenteil wechseln will und bis zu seinem 80. Geburtstag eine monatliche Rente von 3000 Euro beziehen möchte, braucht einen Kapitalstart von 573000 Euro, warnt der Reutlinger Finanzanalytiker Volker Looman. „Doch Vorsorgen kann nur der, wer die wirtschaftlichen Zusammenhänge aus dem Effeff beherrscht“, so Blessing. Angesichts der Notwendigkeit zu mehr Eigenvorsorge muss die finanzielle Bildung der Bevölkerung mehr Gewicht bekommen, sind sich die Experten einig. Das Problem ist, dass „in der Schule eine ökonomische – geschweige denn eine finazielle – Allgemeinbildung nicht stattfindet,“ so Grupp.

Die Folge: „Die Befragten stellen dem allgemein bildenden Schulwesen hinsichtlich des Erwerbes finanzieller Allgemeinbildung ein Armutszeugnis aus“, weiß Volker Brettschneider vom Institut für ökonomische Bildung in Oldenburg. „Gerade einmal 3 Prozent geben an, hier ihre finanziellen Kenntnisse erworben zu haben“, so Brettschneider. Schon seit Jahren macht die Wirtschaft auf diesen Missstand aufmerksam. Während Mittelgebirge und Nebenflüsse ganz oben auf den Lehrplänen stehen, haben Inflationsrate und Bruttoinlandsprodukt schlechte Karten. Bildungsexperte Brettschneider fordert die Schulen zum einen auf, Lernstrategien zu vermitteln, „die dem Einzelnen helfen, die Komplexität der Informationsfülle zu reduzieren und mit finanziellen Problemstellungen Hans-Jürgen finanzielle Allgemeinbildung kompetent umzugehen“. Zum anderen verlangt er, dass die Bildungsstätten, „ökonomisches und finanzielles Struktur- und Zusammenhangswissen“ vermitteln.

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In Nordrhein-Westfalen gibt es erste Signale, umzudenken. Sowohl in der Sekundarstufe I (5. bis 10. Klasse) als auch in der gymnasialen Oberstufe werden die vorhandenen Lehrpläne überarbeitet, um der ökonomischen Bildung ein stärkeres Gewicht zu verleihen. Dennoch: Allein dem Schulwesen die Schuld in die Schuhe zu schieben, macht wenig Sinn. Christine Bortenlänger, Geschäftsführerin der Börse München führt ins Feld, dass „die Zahl und Komplexität der Finanzprodukte in den letzten Jahren geradezu explodiert ist. Selbst Fachleute und Meinungsbildner verlieren angesichts dieser Ausdifferenzierung der Angebotspalette allmählich den Überblick“.

Neben mehr Eigenverantwortung seitens der Verbraucher und dem Appell an das Bildungssystem hofft Bortenlänger auch auf vermehrte Anstrengungen zur Qualifizierung der Berater. Außerdem muss „das Dickich der Angebotspalette für den Verbraucher selbst durchschaubarer gemacht werden“, so Bortenlänger. Ein weiteres Problem sind gesellschaftliche Tabus. „In Deutschland spricht man nicht über Geld, schon gar nicht über das eigene“, weiß Stefan Hradil, Professor am Institut für Soziologie der Universität Mainz. Das Schweigen herrscht nicht selten sogar innerhalb der eigenen Familie. Noch immer wissen 30 Prozent der Ehefrauen nicht, wieviel der Mann verdient. „Diese psychologischen Hemmschwellen führen dazu, dass die Auseinandersetzung mit dem Thema persönliche Finanzen oft nicht stattfindet.

Wichtige Entscheidungen werden vor sich hergeschoben“, lautet sein trauriges Fazit. Das „finanzielle Analphabetentum“ kann nur durch die anhaltende Bereitschaft umzudenken, bekämpft werden. „Die Halbwertzeit des Wissens sinkt in unserer modernen Gesellschaft stetig, Wissen veraltet immer schneller,“ weiß Hariolf Grupp. Doch ob des Rätels Lösung darin liegt, sich in unserer schnelllebigen Gesellschaft immer mehr Wissen anzueignen, ist fraglich. Denn die eigentliche Schwierigkeit besteht darin, das benötigte Wissen aus der Fülle der Möglichkeiten herauszufiltern.

Grund: 70 Prozent der Befragten sind der Ansicht, dass Informationen in ausreichendem oder gar zu großem Umfang vorhanden sind. „Nicht mangelnde Möglichkeiten, sich in der Wissensgesellschaft Informationen zu beschaffen, sind also das Problem. Vielmehr stellt die Fähigkeit zum zielgenauen Finden der gerade benötigten Informationen sowie die Auswahl und Beurteilung dieser Daten das eigentliche Bildungsproblem dar“, so Brettschneider.

Doch neben den Schattenseiten, gibt es auch einige wenige Lichtblicke. Immer dann, wenn die Fragen um den Kontostand der Befragten kreisten, wussten sich die Bundesbürger gut informiert. Im Bereich Kredite schafften 71 Prozent die 50-Prozent-Hürde. Das ist zwar noch kein Ausweis umfassender Bildung, zeigt aber, finanzielle Engpässe rechtzeitig zu erkennen.
Geld-Idee
chrisonline:

Ups...

 
19.08.03 17:29
schwieriges Wort. Was äh ist den ein Anal äh phabet eigentlich ?
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