Fidelity: "Die Fondsmanager müssen in 60 Prozent der Fälle richtig liegen"
Aderlaß. Der Rückzug des Fidelity-"Stars" Anthony Bolton erhöht den Druck auf die größte autonome Fondsgesellschaft der Welt.
LONDON (schell). In Zeiten scharf fallender Kurse geraten insbesondere die Anbieter von Investmentfonds in die Bredouille. Schließlich wollen Anleger nicht nur ihr Vermögen kontinuierlich wachsen sehen, sondern auch noch die von ihnen an Banken und Fondsgesellschaften zu entrichtenden Gebühren und Aufschläge abgedeckt wissen. Ein derzeit nicht allzu leichtes Unterfangen.
Bei Fidelity Investments, der größten unabhängigen Fondsgesellschaft der Welt, zeigt man sich ob der nach unten rauschenden Kurse unbeeindruckt. Die eingeschlagene Strategie werde fortgesetzt, konsequent werde weiter nach Werten gesucht, die Potential besitzen, von der Analysten-Zunft wenig ausgeleuchtet sind und deshalb noch im Schatten der öffentlichen Aufmerksamkeit stehen. "Die Märkte reagieren weitgehend effizient. Es gibt aber immer wieder Möglichkeiten, über eigenes Research den anderen voraus zu sein", meint Simon Fraser, Chef-Stratege von Fidelity Investments International.
Die Latte für die Fondsmanager liegt freilich hoch. Immerhin verwaltet Fidelity eigenen Angaben zufolge weltweit beinahe eine Billion Dollar an Kundengeldern. Der Großteil davon entfällt auf Nordamerika, außerhalb davon sind es immer noch knapp 120 Mill. Dollar. "Ein Fondsmanager kann freilich nicht immer richtig liegen. Wenn aber nur 49 Prozent seiner Investitionsentscheidungen richtig sind, hat er ein Problem", meint Fraser. Über Erfolg und Mißerfolg eines Fondsmanager entscheidet insbesondere, ob er den Sprung in jene Spitzengruppe schafft, die zumindest mit sechs von zehn gekauften Aktien richtig liegen. "Richtig liegen" heißt freilich Wert zu generieren. Auf kurze Sicht kann darunter auch zu verstehen sein, weniger Verlust als die Konkurrenz bzw. ein Aktien-Index aufzureißen.
Intern werden die von den Fondsmanagern getroffenen Entscheidungen permanent auf Erfolg überprüft. Die Bilanz könne sich auch sehen lassen, wie Fraser meint. So hätten die zwischen Dezember 1987 und Juni 2002 von Fidelity auf Verkauf gesetzten europäischen Aktien acht Prozent im Jahr verloren, die zum Kauf empfohlenen indessen jährlich 5,7 Prozent an Wert zulegen können.
Einen kräftigen Aderlaß muß Fidelity nun mit dem Rückzug von Anthony Bolton, dem Star der Gruppe, hinnehmen. Der Fondsmanager konzentriert sich ab Jänner 2003 auf britische Aktienfonds und die Ausbildung künftiger Führungskräfte. Den "European Growth Fund", das Flaggschiff von Fidelity, gibt er an Graham Clapp ab.
Für Fidelity und Clapp zweifellos eine Herausforderung. Schließlich werden über den European Growth Kundengelder in Höhe von 8,7 Mrd. Euro verwaltet. Bolton bewies mit seiner Auswahl stets eine gute Hand. Selbst in den vergangenen drei Börsenjahren, die nicht gerade zu den einfachen gezählt werden können, legte der European Growth ein Drittel an Wert zu. Im laufenden Jahr hat der Fonds allerdings knapp 14 Prozent an Wert verloren. Fidelity kommentiert den Rückzug seines Stars freilich gelassen: "Wir haben derartiges ja schon öfter erlebt und immer gut überstanden", meint Fraser. So etwa 1990, als sich die seinerzeitige Lichtgestalt der Gruppe, Peter Lynch, verabschiedet hatte.
Aderlaß. Der Rückzug des Fidelity-"Stars" Anthony Bolton erhöht den Druck auf die größte autonome Fondsgesellschaft der Welt.
LONDON (schell). In Zeiten scharf fallender Kurse geraten insbesondere die Anbieter von Investmentfonds in die Bredouille. Schließlich wollen Anleger nicht nur ihr Vermögen kontinuierlich wachsen sehen, sondern auch noch die von ihnen an Banken und Fondsgesellschaften zu entrichtenden Gebühren und Aufschläge abgedeckt wissen. Ein derzeit nicht allzu leichtes Unterfangen.
Bei Fidelity Investments, der größten unabhängigen Fondsgesellschaft der Welt, zeigt man sich ob der nach unten rauschenden Kurse unbeeindruckt. Die eingeschlagene Strategie werde fortgesetzt, konsequent werde weiter nach Werten gesucht, die Potential besitzen, von der Analysten-Zunft wenig ausgeleuchtet sind und deshalb noch im Schatten der öffentlichen Aufmerksamkeit stehen. "Die Märkte reagieren weitgehend effizient. Es gibt aber immer wieder Möglichkeiten, über eigenes Research den anderen voraus zu sein", meint Simon Fraser, Chef-Stratege von Fidelity Investments International.
Die Latte für die Fondsmanager liegt freilich hoch. Immerhin verwaltet Fidelity eigenen Angaben zufolge weltweit beinahe eine Billion Dollar an Kundengeldern. Der Großteil davon entfällt auf Nordamerika, außerhalb davon sind es immer noch knapp 120 Mill. Dollar. "Ein Fondsmanager kann freilich nicht immer richtig liegen. Wenn aber nur 49 Prozent seiner Investitionsentscheidungen richtig sind, hat er ein Problem", meint Fraser. Über Erfolg und Mißerfolg eines Fondsmanager entscheidet insbesondere, ob er den Sprung in jene Spitzengruppe schafft, die zumindest mit sechs von zehn gekauften Aktien richtig liegen. "Richtig liegen" heißt freilich Wert zu generieren. Auf kurze Sicht kann darunter auch zu verstehen sein, weniger Verlust als die Konkurrenz bzw. ein Aktien-Index aufzureißen.
Intern werden die von den Fondsmanagern getroffenen Entscheidungen permanent auf Erfolg überprüft. Die Bilanz könne sich auch sehen lassen, wie Fraser meint. So hätten die zwischen Dezember 1987 und Juni 2002 von Fidelity auf Verkauf gesetzten europäischen Aktien acht Prozent im Jahr verloren, die zum Kauf empfohlenen indessen jährlich 5,7 Prozent an Wert zulegen können.
Einen kräftigen Aderlaß muß Fidelity nun mit dem Rückzug von Anthony Bolton, dem Star der Gruppe, hinnehmen. Der Fondsmanager konzentriert sich ab Jänner 2003 auf britische Aktienfonds und die Ausbildung künftiger Führungskräfte. Den "European Growth Fund", das Flaggschiff von Fidelity, gibt er an Graham Clapp ab.
Für Fidelity und Clapp zweifellos eine Herausforderung. Schließlich werden über den European Growth Kundengelder in Höhe von 8,7 Mrd. Euro verwaltet. Bolton bewies mit seiner Auswahl stets eine gute Hand. Selbst in den vergangenen drei Börsenjahren, die nicht gerade zu den einfachen gezählt werden können, legte der European Growth ein Drittel an Wert zu. Im laufenden Jahr hat der Fonds allerdings knapp 14 Prozent an Wert verloren. Fidelity kommentiert den Rückzug seines Stars freilich gelassen: "Wir haben derartiges ja schon öfter erlebt und immer gut überstanden", meint Fraser. So etwa 1990, als sich die seinerzeitige Lichtgestalt der Gruppe, Peter Lynch, verabschiedet hatte.