Feiertag - das kostet Nerven
Zusammen leben, das ist eigentlich ein Wunder - Kommentar
Von Torsten Krauel
Ein Feiertag steht vor der Tür, ein freier Tag, für viele ein Tag voll Lästigkeit und ahnungsvoller Erwartung. Da wird der Nachbar dann heute wohl wieder die Stereoanlage anschalten, gerade so laut, dass das Wummern der Bässe jedes Spätfrühstück verdirbt. Das ist nicht verboten, nicht bis 22.00 Uhr, aber was heißt das? Es heißt, dass jemand ohne Nachdenken andere fremdbestimmt, immer unterhalb der Zornes-, aber oberhalb der Reizschwelle. Man wird nicht wirklich provoziert, man wird nur sehr gestört, und das nicht einmal aus Boshaftigkeit, sondern einfach nur aus der Augenblickslaune anderer heraus, aus ihrem Anders-, ihrem So-sein. Es wird vielleicht der Mensch von gegenüber sich wieder mit Lebensgefährten streiten, bei offenem Fenster, um Nichtigkeiten, und einfach zu laut reden, oder zu ordinär; es wird jemand mit einem absichtlich lauten Auto ohne Sinn und Zweck und Ziel durch die Straßen kurven, es wird jemand mit Bierdosen auf dem Bürgersteig spielen, es wird, es wird, es wird...
Feiertage können wunderbar sein, ein Element der Muße, der Beschaulichkeit, der herrlich ungefügten Tageszeit. Sie können grässlich sein, die Feiertage, ein Fest der Egozentriker, der Querulanten, der Unausgeglichenen, der sich Langweilenden, die ihre Umgebung zur Geisel nehmen; ein Stresstag für Menschen, die einfach nur ein unauffälliges Leben führen. Wer lobt die Nervenstärke, die an Sonn- und Feiertagen manchmal nötig ist? Wen rührt es an, wenn über herrlich ungefügte Zeit von anderen verfügt zu werden droht, weil auch sie so sind, wie sie nun mal sind?
Zusammen leben, das ist eigentlich ein Wunder. Millionen Menschen, die einmal in der Woche frei sein möchten von der Macht der anderen über das eigene kleine wunderbare Leben, schützen ihre Nische und können sie nicht schützen, sie fürchten die Kollision der Charaktere und überstehen sie dann doch, sie spüren ihre Nerven und halten sie im Zaum. Es gibt die juristisch fassbare Privatsphäre, und es gibt Privatheit. Die braucht mehr Platz, als der Mensch bezahlen kann. Sie fügen sich darin, die Menschen, dass das so ist. Sie fügen sich am Feiertag darin, dass einfach immer jemand anderes um sie ist. Es ist ein Kreuz, und trotzdem geht das Leben seinen Gang.
Die Menschen sind so, wie sie sind, die lärmend Ichbezogenen und die, die leise an sich denken. Ein Wunder aber ist es doch, das ganz normale Miteinander in dem ganz normalen Wahn, man sei an manchen Tagen wirklich Herr der eigenen kleinen schönen Welt.
Den Autor erreichen Sie unter: krauel@welt.de
Zusammen leben, das ist eigentlich ein Wunder - Kommentar
Von Torsten Krauel
Ein Feiertag steht vor der Tür, ein freier Tag, für viele ein Tag voll Lästigkeit und ahnungsvoller Erwartung. Da wird der Nachbar dann heute wohl wieder die Stereoanlage anschalten, gerade so laut, dass das Wummern der Bässe jedes Spätfrühstück verdirbt. Das ist nicht verboten, nicht bis 22.00 Uhr, aber was heißt das? Es heißt, dass jemand ohne Nachdenken andere fremdbestimmt, immer unterhalb der Zornes-, aber oberhalb der Reizschwelle. Man wird nicht wirklich provoziert, man wird nur sehr gestört, und das nicht einmal aus Boshaftigkeit, sondern einfach nur aus der Augenblickslaune anderer heraus, aus ihrem Anders-, ihrem So-sein. Es wird vielleicht der Mensch von gegenüber sich wieder mit Lebensgefährten streiten, bei offenem Fenster, um Nichtigkeiten, und einfach zu laut reden, oder zu ordinär; es wird jemand mit einem absichtlich lauten Auto ohne Sinn und Zweck und Ziel durch die Straßen kurven, es wird jemand mit Bierdosen auf dem Bürgersteig spielen, es wird, es wird, es wird...
Feiertage können wunderbar sein, ein Element der Muße, der Beschaulichkeit, der herrlich ungefügten Tageszeit. Sie können grässlich sein, die Feiertage, ein Fest der Egozentriker, der Querulanten, der Unausgeglichenen, der sich Langweilenden, die ihre Umgebung zur Geisel nehmen; ein Stresstag für Menschen, die einfach nur ein unauffälliges Leben führen. Wer lobt die Nervenstärke, die an Sonn- und Feiertagen manchmal nötig ist? Wen rührt es an, wenn über herrlich ungefügte Zeit von anderen verfügt zu werden droht, weil auch sie so sind, wie sie nun mal sind?
Zusammen leben, das ist eigentlich ein Wunder. Millionen Menschen, die einmal in der Woche frei sein möchten von der Macht der anderen über das eigene kleine wunderbare Leben, schützen ihre Nische und können sie nicht schützen, sie fürchten die Kollision der Charaktere und überstehen sie dann doch, sie spüren ihre Nerven und halten sie im Zaum. Es gibt die juristisch fassbare Privatsphäre, und es gibt Privatheit. Die braucht mehr Platz, als der Mensch bezahlen kann. Sie fügen sich darin, die Menschen, dass das so ist. Sie fügen sich am Feiertag darin, dass einfach immer jemand anderes um sie ist. Es ist ein Kreuz, und trotzdem geht das Leben seinen Gang.
Die Menschen sind so, wie sie sind, die lärmend Ichbezogenen und die, die leise an sich denken. Ein Wunder aber ist es doch, das ganz normale Miteinander in dem ganz normalen Wahn, man sei an manchen Tagen wirklich Herr der eigenen kleinen schönen Welt.
Den Autor erreichen Sie unter: krauel@welt.de