Fehlspekulation in Kupfer kostet China.........

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Fehlspekulation in Kupfer kostet China.........

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12.12.05 18:26
HANDELSBLATT, Montag, 12. Dezember 2005, 16:50 Uhr


Rohstoffhandel


Die diskreten Kontrakte des Herrn Liu


Von Andreas Hoffbauer


Ein chinesischer Kupferhändler hat sich kolossal verspekuliert, gerade stehen muss dafür wohl der chinesische Staat. Die Geschichte von Liu Qibing offenbart große Mängel im Finanzsystem der Volksrepublik - und weckt Erinnerungen.



PEKING. Das Handy bleibt seit Wochen stumm. Die Wohnungstür im 10. Stock des Pekinger Apartment-Hochhauses öffnet sich auch nach mehrfachem Klingeln nicht. Und an seinem Schreibtisch in Schanghai, wo Liu Qibing sonst die Märkte studierte, ist der Kupferhändler schon lange nicht mehr gesehen worden. Nur zwei chinesische Malereien an der Wand geben vage Auskunft über den als „still und sehr intelligent“ beschriebenen Kunstliebhaber, der die Finanzwelt seit Wochen in Atem hält.

Nicht in Luft aufgelöst haben sich dagegen seine Terminkontrakte. Beim umfangreichen Handel des begehrten Rohstoffs scheint sich Liu kräftig verspekuliert zu haben. Und das im Namen des Volkes. Denn der jungen Mann war für das staatliche Reservenbüro RSB tätig. Damit droht nun Chinas Regierung „ein Verlust von Hunderten von Millionen Dollar“, heißt es in den staatlichen Medien.

Um die RSB-Zentrale, ein trister Betonklotz im Westen Pekings, weht seit Tagen ein kalter Novemberwind. Das Klima ist frostig. Und die obligatorische rote Fahne vor dem Haupteingang müsste am 21. Dezember wohl auf Halbmast wehen. Dann ist Zahltag, dann werden die Verträge des Händlers Liu fällig.

Liu soll vor Monaten bis zu 200 000 Tonnen Kupfer zum Preis von 3300 Dollar je Tonne verkauft und auf sinkende Preise am Kupfermarkt spekuliert haben. Der Trick bei diesen so genannten Leerkäufen: Der Händler hat das Metall gar nicht, sondern leiht es sich für wenige Monate aus – hier vom chinesischen Staat. Bei Fälligkeit wird nachgekauft. Ist der Preis gesunken, bleibt ein Gewinn.

Doch diesmal ging die Rechnung nicht auf. Inzwischen kostet eine Tonne Kupfer mehr als 4400 Dollar. Statt des Gewinns zeichnet sich nun also bei anhaltend hohen Kupferpreisen ein satter Verlust ab. Die 300 Mill. Dollar, die Händler Liu zwischen 2002 und 2004 durch solche riskanten Kupfer-Deals in Chinas Staatskasse gespielt haben soll, dürften bald dahinschmelzen.

Liu ist keineswegs ein Draufgänger, er kannte sich gut aus. Der 36-Jährige, ein hochqualifizierter KP-Mann und schon seit 1990 bei der Reservenbehörde tätig, war für seinen Job eigens an der Londoner Metallbörse (LME) ausgebildet worden. „Er ist einer der besten Händler der Welt“, urteilt ein Analyst. Er sei es gewesen, der in den vergangenen Jahren den Bullenmarkt im Kupferhandel geschaffen habe – von seinem Büro im 9. Stock, im Herzen des Schanghaier Finanzviertels Pudong, gleich neben der Börse. Hier, zwischen den polierten Glaspalästen des neuen Chinas, soll er schon mal gern Marktstrategien diskutiert haben. Und wenn ihm jemand sagte, er solle seine riskanten Geschäfte lieber lassen, dann habe Liu nur gelacht. Doch sein Erfolg machte andere aufmerksam. Vor allem ebenso spekulative Anleger, internationale Hedge-Fonds, die nun in den Kupfermarkt investierten. In London betreiben diese Anleger – in China „Krokodile“ genannt – zur Zeit rund 70 Prozent des gesamten Handels, wie in der Branche gemunkelt wird.



Liu habe die Krokodile unterschätzt, heißt es nun. Und plötzlich ging für den Super-Händler alles schief. Wenn so etwas passiere, wolle es in China plötzlich keiner gewesen, sagt Andy Xie, Ökonom von Morgan Stanley in Hongkong. Denn es gebe einfach einen großen Mangel an Transparenz. Schon mehren sich die Stimmen, die Liu Qibing nicht als Täter, sondern als Bauernopfer sehen

So hieß es erst bei den obersten Stellen in Peking, der Händler Liu sei gar nicht bekannt. Als sich dies nicht halten ließ, wurde verbreitet, er habe nicht im Auftrag des Staates, sondern im eigenen Auftrag gehandelt. China bleibt sich treu. Ob Vogelgrippe, Umweltkatastrophe oder Kupferskandal – immer wird erst vertuscht, dann ein bisschen zugegeben und am Ende bleiben viele unbeantwortete Fragen.

Es sei schon bedenklich, dass China so stark die Weltmärkte bewegen könne, aber keinerlei Verpflichtung sehe, Informationen preisgeben zu müssen, meint Ökonom Xie. Und so geht es nicht nur um die Termingeschäfte des Herrn Liu. Der Fall gibt auch einen Einblick, welche Aufsichtsmängel in China bei Staatsbetrieben und auf den Finanzmärkten bestehen. Denn für die Experten ist die Theorie vom Einzeltäter Liu unhaltbar. „Es ist definitiv unvorstellbar, dass dies seine persönlichen Entscheidungen waren“, sagt Huang Xiao, Analyst von Beijing Capital Futures. Kollege Gavin Wendt von Fat Prophets Fund Management pflichtet bei: „Seine Vorgesetzten scheinen zu glauben, sie könnten ihre Haut retten, indem sie einem Einzelnen die Schuld in die Schuhe schieben.“ Ein Hauptproblem sei, dass es viele Grauzonen gebe und meist völlig unklar bleibe, wer eigentlich für was verantwortlich sei, sagt Robert Broadfoot, Direktor der Beratungsfirma Political & Economical Risk in Hongkong. „Es ist ein fehlerhaftes System.“ Er finde es erstaunlich, dass es nicht öfter solche Skandale wie jetzt im Kupferhandelhandel gebe.

Dabei ist es nicht der erste spektakuläre Vorfall. Zuletzt hatte im vergangenen Jahr der Chef der Handelstochter von China Aviation Oil (CAO), dem größten Lieferanten von Flugbenzin in Asien, durch Spekulationen auf den Ölpreis rund 550 Mill. Dollar des Konzerns verspielt. Auch er hatte die Preisentwicklung falsch vorhergesagt. Und damals wie heute hat keine Aufsicht bemerkt, welch riskante Milliarden-Geschäfte ein einzelner Spekulant über Monate einfädelte.

Liu Qibing ist nun schon als „Nick Leeson der Rohstoffmärkte“ zu Ruhm gekommen. Der englische Börsenhändler Leeson, der Mitte der 90er-Jahre mit seinen Verlusten die Barings Bank in die Pleite stürzte, war ähnlich schlecht kontrolliert worden. Warum Lius wichtiges Handelsbüro nicht wie andere im Land der obersten Finanzaufsicht unterstellt ist, gehört zu den offenen Fragen. Ein Grund könnte sein, dass das RSB mit seinem Wetteifer seine Aufgabe überzogen hat. Die 1953 eingerichtete Behörde gehörte lange zum Instrument der kommunistischen Planwirtschaft. Der Rohstoffhandel solle nur „helfen, die Preise zu stabilisieren und den Nachschub zu sichern“, sagt Analyst Huang. Es gehe nicht um Gewinn.



Liu, Sohn einer Bauernfamilie aus der chinesischen Provinz Hubei, hat es nun geschafft, die mächtige Führung in Peking in eine peinliche und absurde Situation zu manövrieren. Gerade das Land, das so viel Kupfer wie kein anderer Staat auf der Welt benötige, habe nun den Preis nach oben getrieben, sagt ein Händler.

China braucht Kupfer für sein anhaltendes Wirtschaftswachstum. Ob Kabel oder Rohre, ob bei der Fertigung von Computern, Handys oder Kühlschränken – immer ist der Rohstoff dabei. China steht bereits für ein Viertel des weltweiten Kupferverbrauchs, hat im vergangenen Jahr 3,3 Millionen Tonnen verarbeitet. Tendenz steigend.

Ausgerechnet die Gerüchte um Lius Kontrakte haben aber in den vergangenen Wochen an den Metallbörsen London, New York und Schanghai zu einer wahren Kupfer- Rally geführt. Denn die Lager sind weltweit leergefegt, die Vorräte liegen auf dem niedrigsten Stand seit 30 Jahren. China steckt in der Kupfer-Falle.

Die Führung in Peking ist inzwischen aktiv geworden. Peking versucht momentan mit Kupfer-Auktionen den Weltmarktpreis zu drücken. Verkauft wurden bereits mindestens 50 000 Tonnen, eine ähnliche Größenordnung soll folgen. Zudem soll gelungen sein, einige Kontrakte zu stornieren.

Außerdem ließen die Behörden verbreiten, das Land habe 1,3 Millionen Tonnen Kupfer auf Lager. Diese Zahl – sonst Staatsgeheimnis – wird jedoch angezweifelt. Selbst beim Händler China International Futures in Shenzen heißt es, dass Chinas Kupfervorräte höchstens 720 000 Tonnen betragen.

Eine Antwort gibt es darauf nicht. Denn das chinesische Motto lautet: Schweigen ist Gold. Und so weiß vielleicht nur einer, was wirklich am Stichtag, am 21. Dezember, auf dem Spiel steht – Kupferhändler und Kunstliebhaber Liu Qibing. Doch der bleibt spurlos verschwunden.





xpfuture:

Sehr interessanter Artikel, @permanent

 
12.12.05 18:35
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Wenn man sich folgendes Zitat aus Posting 1

2
12.12.05 20:50
anschaut,

"Vor allem ebenso spekulative Anleger, internationale Hedge-Fonds, die nun in den Kupfermarkt investierten. In London betreiben diese Anleger – in China „Krokodile“ genannt – zur Zeit rund 70 Prozent des gesamten Handels, wie in der Branche gemunkelt wird."

so stellt sich die Frage wie viel Spukulation steckt in den Rohstoffmärkten -vor allem Metalle- und wie viel des Preisanstieg ist durch die Realwirtschaft begründet und abgesichert?

gruss

permanent
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Extreme Schwankungen am Beispiel Silber

 
12.12.05 20:54
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Beeindruckende Performance

 
13.12.05 08:41
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läuft das gleiche Spiel bei Silber ab?

 
30.08.06 09:24


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Good morning. . .

After holding steady in the overseas markets, gold plummeted at the New York open on Monday and never regained its footing, finishing at $614.90/oz., a loss of $6.90 from Friday. Overnight, gold has moved slightly higher and, as we head into the new day here, is selling for $616.20.

Platinum drifted lower, dropping $5 to $1209/oz. Overnight, platinum is trending higher and, at the beginning of the new day here, is selling for $1214.

Silver followed much the same path as gold, closing near its intraday low at $11.98/oz., off 35 cents from Friday. Overnight, silver has pushed back over the $12 mark and, as the New York day begins, is selling for $12.07. (Click here for charts)

Bill Murphy, of LemetropoleCafé.com wrote that: “Inflation is a real problem for the Fed, but a faltering housing market is a bigger problem for those in power in Washington. So, they huff and puff and bluff about fighting inflation while they are caving in on fighting it at the same time. The yield on the pivotal 10-year T note fell to 4.79%. The Bush Administration and cronies in Washington are desperate. They want US interest rates down at all costs, which is just what is happening.

“The Washingtonians can spin this and spin that, and get their way in the very short term, but the proof is in the pudding, and that is the way the markets are playing out. The course of real action by the Fed is dollar bearish and very gold bullish. As most of you know, we are going into the gold buying season, especially in India, so the bad guys are going to have their hands full.”

The ever-interesting Ted Butler, silver’s überbull, has been warning of massive and illegal manipulation of the market by a major short seller for quite some time. In an interview published Friday on Silverseek.com, Butler says that he now believes he knows who’s holding the short position: China.

Asked why he thinks that, Butler said, “They fit the profile. The quantities held short by the very biggest traders on the COMEX are country-sized, rather than company-sized. Besides, China has turned up in the recent past as having mega-short positions in copper and oil.”

And James Turk, writing on Goldmoney.com, drew a comparison between nickel and the precious metals. “We are in an environment where people increasingly demand ownership of things in preference to promises,” he said. “People are opting for tangible assets in preference to financial assets. As a result it is inevitable that there will be more defaults in the future. The nickel fiasco explains why. The promises to deliver nickel are greater than the amount of nickel available for delivery …

“[Now], the same situation exists in gold and silver. Though the gold and silver shorts are not yet in such dire straits as the nickel shorts, they are in the same predicament. There are more promises outstanding to deliver gold and silver than the amount of physical metal available at the current price. A higher price in both precious metals as well as nickel is needed to bring their markets back into balance. The only other way to achieve that balance is a default by the shorts, reducing the size of their delivery obligation, which is where the LME is headed.”

With that possibility in mind, Turk issues a warning: “This imbalance between longs and shorts is like musical chairs. When the music stops—as it does from time to time—someone is inevitably left standing. Don't let that be you. Do not get caught on the wrong side. Own metal, and not someone's paper promise.”

In the currency market yesterday, the dollar sank against the euro and other major currencies. Late Monday, the euro was changing hands at $1.2786, as opposed to $1.2752 on Friday.

This week brings a spate of new data which traders will try to use as tea leaves to predict the Fed’s next move with regard to interest rates, beginning this morning with the release of the minutes from the FOMC’s August 8 policy meeting.

Also due up are the revised Q2 GDP figures, August consumer confidence and, most importantly, Friday’s Labor Department report on August nonfarm payrolls.

Additionally, the European Central Bank will decide on its own interest rate policy on Thursday, but there is little indication that the ECB will move rates off of their current 3%. Analysts will be examining ECB President Jean-Claude Trichet’s accompanying rhetoric, however, for hints as to how the bank will act in October.

In the energy market Monday, oil prices slumped as Tropical Storm Ernesto veered away from drilling operations in the Gulf, with crude for October delivery finishing at $70.61/barrel on the New York Mercantile Exchange, down $1.90. September unleaded also cratered, plunging 11.2 cents to $1.7831/gallon, its lowest close since late March.

“Ernesto has [pulled] the rug out from under the market,” said Tom Bentz, an oil broker with BNP Paribas Commodity Futures. “There's a lot of support around $70, but if we can break through we will test the recent low of $69.60 on Aug. 18 and head to the mid-$60s.”

Regarding Iran, the Thursday deadline for it to halt uranium enrichment or face sanctions is rapidly approaching, but Bentz says the market is “turning away from the Iranian problems because it doesn't look like there will be any clear-cut answers for quite a while … Even if we take a tough line against Iran on Aug. 31 it will probably take a long time before any action is taken. It doesn't look like Russia or China will support any tough measures.”

With the British market closed for holiday,it was a day of very little movement in the base metals on Monday. Copper had another quiet day, finishing at $3.4271/lb., up just over a penny. Nickel calmed down a bit but still climbed, closing at $15.5076/lb., up a little less than 3½ cents. Zinc was down a quarter of a cent, at $1.5048/lb. Aluminum was up a quarter of a penny, to $1.1083/lb., while lead dropped a quarter-cent, to $0.548/lb.

Copper news continued to be dominated by developments at BHP Billiton’s giant Escondida mine in Chile.

Striking workers are planning a protest for tonight unless the company agrees to resume contract talks, according to union spokesman Pedro Marin. And union president Luis Troncoso has asked congressmen from the province where the mine is located to intercede to encourage the company to resume talks.

A spokesperson for the company, however, said that no further meetings are scheduled.

What might happen next at the mine that produces over 8% of the world’s copper is anyone’s guess, but commodities analyst Edward Meir of Man Financial noted that “There was no progress over the weekend with respect to the strike,” and said that, “If the negotiations aren't getting back on track, things could start getting nasty.”

Despite the threat to supply represented by the strike, copper has been trading narrowly, and its price is nowhere near the all-time high of $4.04 a pound reached on May 11.

“Interest rates are definitely kicking in, hurting the housing market, and copper is slowing down with that,” said Ronald Goodis of the Equidex Brokerage Group.

As LME nickel stocks fell another 300 tons yesterday, Bloomberg reported that, “Nickel supplies may fail to meet demand this year as purchases by steelmakers and manufacturers jump as much as 10 percent, Societe Generale SA said.

“There may be a deficit of 25,000 metric tons this year, compared with an earlier forecast of a surplus of 20,000 tons, analysts led by Paris-based Frederic Lasserre at France's third-largest bank said in an Aug. 25 report.

“ ‘It was always likely that stainless steel would rebound but few can have expected the surge in world production,’ Societe Generale said. Nickel demand ‘now looks set to exceed the 8-9 percent predicted by some commentators’.”

That’s what’s happening . . . Until tomorrow!

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Alles ist grundsätzlich möglich!

 
30.08.06 10:14

Das Silberkomplott, interessant geschrieben, für meinen Geschmack jedoch zuviel Verschwörungstheorie.

Gruß

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von Dipl. Kfm. Reinhard DeutschGoldseiten
Das Silberkomplott

        Am Silbermarkt tobt zur Zeit ein heftiger Kampf, zwischen Bullen und Bären. Beide Seiten werfen sich eine Manipulation der Silberpreise vor und es werden bereits Gerichte bemüht. Für den interessierten Investor ist es sicher nützlich, die wichtigsten Argumente und Hintergründe beider Seiten zu kennen. Beginnen wir zunächst mit den Bären. 

        Ein prominenter Vertreter dieser Gruppe ist Martin Armstrong. Er vertritt das, was man wohl als die derzeit gängige Meinung zu Silber bezeichnen kann, und er hat sicher nicht unerheblich zur Entstehung dieser Meinung beigetragen. Er ist Chefanalyst bei Princeton Economics International, einem Wirtschaftsforschungsinstitut mit über 200 Mitarbeitern in 5 Kontinenten. Das Institut füttert Nachrichteninstitute und andere Analysten mit Analysen, die von Journalisten dann wiederum an Ihre Leser weitergereicht werden. Sein Wort hat also Gewicht und seine Analyse sieht wie folgt aus: Am Silbermarkt schmiedet derzeit eine Gruppe skrupelloser Spekulanten ein Komplott, vergleichbar etwa der Marktmanipulation, welche die berüchtigten Gebrüder Hunt in den 70er Jahren inszeniert haben. 

        Nach seiner Meinung handelt es sich sogar um die "kühnste und schlimmste Manipulation der Finanzgeschichte" Dieses Komplott wird genauso scheitern wie das der Gebrüder Hunt, die dabei ihr Vermögen von über 2 Milliarden Dollar verloren haben. Er warnt alle Investoren, sich in irgendeiner Form jetzt in Silber zu engagieren und er sagt einen weiteren Zusammenbruch des Silberpreises voraus. Die Spekulantengruppe schreibt er, hätte in mehreren Wellen 1993, 1995 und jetzt wieder 1997 einen riesigen Silberhort von mittlerweile fast 500 Millionen Unzen angelegt, um so den Markt zu "cornern", d.h. die Bestände künstlich zu verknappen, um dann zu höheren Preisen mit Gewinn zu verkaufen. Auch bei der letzten Welle 1997 seien die Spekulanten wieder nach dem gleichen bewährten Muster vorgegangen. Sie hätten in New York Silber gekauft und dieses in Flugzeugen nach London transportieren lassen, um so die Illusion einer Silberknappheit am Markt zu erzeugen. Die Lagerbestände der New Yorker Comex werden nämlich täglich veröffentlicht und diese Bestände sind von über 200 Millionen Unzen Anfang 1997 um ca. 50 % auf etwa 100 Millionen Unzen Ende 1997 gefallen.

        Dieses Silber sei nur deshalb zu hohen Kosten nach London geflogen worden, um es auf diese Weise vor den Augen der Öffentlichkeit zu verstecken, weil die LME (London Metal Exchange) keine Lagerbestände veröffentlicht. Silber sei also gar nicht knapp, wie die abnehmenden Comex-Bestände suggerieren, es sei nur an einem anderen Ort versteckt worden, um so den Eindruck abnehmender Lagervorräte zu erzeugen und damit die Preise hochzutreiben. Die Bären haben gegen diese Marktmanipulation eine sog. "class action law-suit" eingereicht, ähnlich wie damals gegen die Gebrüder Hunt. 

        Bei einer solchen Klage kann in Amerika jeder, der glaubt im Zuge dieser Marktmanipulation am Silbermarkt Geld verloren zu haben, Schadenersatzforderungen geltent machen. Allerdings hat der Präsident der NYMEX, sehr zum Ärger der Bären erklärt, daß diese Klage keine Grundlage habe.


        Armstrong fragt jetzt, wer den Präsidenten zu einer "so unverantwortlichen Erklärung gedrängt habe" und er zweifelt an der Fähigkeit zur Selbstregulierung der Börsenaufsicht. Sie sehen, es wird durchaus mit harten Bandagen gekämpft. Zum Pech der Bären kam kurz nach dieser Erklärung des NYMEX Präsidenten die Nachricht heraus, daß einer der reichsten Männer dieser Welt und wohl der erfolgreichste Investor den es derzeit gibt, nämlich Warren Buffett aus Omaha, seit Mitte 1997 ca. 130 Millionen Unzen Silber in London gekauft hat. Dies paßt deshalb nicht ins Bild, weil Buffett ein typischer fundamentaler Langzeitinvestor ist und kaum als skrupelloser Kurzfristspekulant bezeichnet werden kann, der mit Tricks einen schnellen Dollar machen will. Armstrong argumentiert denn jetzt auch, nicht Buffett sei der Übeltäter, sondern die sog. Frontrunner, also Handelshäuser und Broker, die von Warren Buffetts Käufen wußten, vorgekauft haben und jetzt über Preismanipulationen versuchen ihre Bestände günstig loszuwerden. Mit 
oder ohne Buffett müßte laut Armstrong das Komplott aber scheitern, weil die Bullen jetzt auf einem Riesensilberbestand sitzen und die Käufer ausbleiben. Aber nicht nur das, vielmehr würden bei 7 Dollar pro Unze jetzt riesige Silbermengen auf London zuströmen.

        In London würden schon die Lagerräume knapp und ein Händler in London habe ihm gesagt, ihnen käme das Silber schon aus den Ohren. Hinzu kommt, daß die Haltung eines Silberhortes recht teuer sei. Armstrong rechnet vor, daß Warren Buffett sein Silber, das er wohl für durchschnittlich 5.90 $ gekauft hat, nach 2 Jahren für mindestens 7,50 $ verkaufen muß, nur um Lager- und Zinskosten wieder einzuspielen. Buffett müsse also wohl wie die Anderen auch sein Silber gegen Zins verleihen, wenn er es länger behalten will um die Kosten zu senken und dann könne er selbst einem "Squeeze" zum Opfer fallen. 

        Dieser Satz von Armstrong ist ein interessanter Schlüsselsatz, den Sie sich für später einmal merken sollten. Damit läßt Armstrong nämlich leichtsinnigerweise die Katze aus dem Sack. Zur Stützung seiner These, das der Silberpreis wieder dramatisch einbrechen werde, schreibt Armstrong weiter: In den letzten 120 Jahren seien allein etwa 10 Millarden Unzen Silbermünzen geprägt worden, die alle noch da seien. Kein Mensch könne sagen, wieviel Silber wirklich auf der Welt vorhanden sei und welche Menge dann bei 7 Dollar zusätzlich auf den Markt dränge. Das meiste davon liege in Indien und die Inder würden jetzt anfangen zu verkaufen. Business Week brachte dieses häufig vorgetragene Argument auf die schöne Schlagzeile "960 Millionen indische Verkäufer gegen einen Milliardär als Käufer in Omaha". Aus Sicht der Bären könnte Silber wohl eher zum Entsorgungsproblem werden und um die Preisperspektive für das Edelmetall klar zu machen, weist Armstrong noch darauf hin, daß die Minenkosten für die meisten Gesellschaften unter 2 Dollar pro Unze liegen und Silber bei der Minenproduktion anderer Metalle auch noch mehr oder weniger automatisch mit anfällt. Man kann sich also kaum dagegen wehren, daß immer mehr Silber auf die Welt kommt. 

        Wenn Sie jetzt richtig Angst bekommen haben, sich in Silber zu engagieren, dann hören Sie sich mal die Argumente der Gegenseite an. Recht klar hat sie Ted Butler beschrieben, ein Analyst, der im gold-eagle veröffentlicht, einer Internetadresse der Edelmetallbullen. Ted Butler sieht im Gegenteil die Silberbären, das sind die Silberverbraucher und die Shortspekulanten, als die eigentlichen Verschwörer gegen den Markt. Seine Argumentation 
lautet etwa wie folgt: Die Bären sitzen in einer Falle, in die sie sich selbst hineinmanövriert haben und jetzt rufen sie nach den Gerichten und dem Staat, um sie da wieder rauszuholen. Die Behörden sollten möglichst alles physische Silber beschlagnahmen und alle Silberkontrakte willkürlich aufheben, ähnlich wie es damals bei den Hunts gemacht wurde. Die Bären haben jetzt verständlicherweise Angst vor einer Regelung durch den Markt und suchen nach einer Strategie für einen Ausgang aus der Falle.

        Klassisch doppelzüngig spreche Armstrong davon, daß durch große Silberkäufe die Preise willkürlich nach oben manipuliert würden, obwohl man bei 6 Dollar pro Unze nun wahrlich noch nicht von extremen Preissteigerungen sprechen kann. Außerdem, welche Menge an Silber die Käufer jetzt auch immer besitzen mögen, physisch oder in Form von Kontrakten, niemand hat die Verkäufer gezwungen, dieses Silber zu verkaufen, aber offenbar bereuen sie es jetzt. Nach Butler hat es in der Tat eine Manipulation der Silberpreise gegeben, aber nicht nach oben sondern nach unten. Die eigentliche Manipulation besteht nach Butler darin, daß seit 15 Jahren durch ein Leasingsystem die Silberpreise künstlich nach unten gedrückt werden. Dadurch sei, wie er sagt, ein 800 Pfund Gorilla im Markt entstanden, der jetzt unruhig werde. Dieser Gorilla nämlich ist die größte nackte Shortposition, die es je im Markt 
gegeben hat und deren Auflösung sich zu einem wahren Monster entwickeln werde. Butler rechnet vor, daß es Ende Januar etwa 170.000 offene Kontrakte im Silbermarkt gab, jeder Kontrakt über 5000 Unzen, d.h. die eine Seite (die Bären) wäre theoretisch verpflichtet, bei Auslaufen der Kontrakte 850 Millionen Unzen Silber an die Bullen zu liefern. Da es daneben noch einen nicht öffentlichen Derivatemarkt gibt, kann die Position durchaus 2 - 3 mal so groß sein. Nun liegt das gesamte jährliche Silberangebot der Welt derzeit aber nur bei ca. 600 Millionen Unzen und es werden jährlich etwa 800 Millionen Unzen verbraucht. (Glauben Sie nicht das Märchen, die digitale Fotografie würde die Silberfotografie ablösen. Fragen Sie mal Ihren Fotohändler. Alle großen Fotofirmen bauen derzeit Fabriken für Silberfilme in den Entwicklungsländern um die steigende Nachfrage zu befriedigen) 

        Aus der laufenden Produktion können die Shorties ihre Verpflichtung also kaum erfüllen und die offiziellen Lagervorräte sind von über 800 Millionen Unzen auf jetzt etwa noch 90 Millionen Unzen gesunken. Es ist daher nicht erkennbar, woher die Bären das Silber nehmen wollen, das sie auf dem Papier verkauft haben. Es ist hier die bisher einmalige groteske Situation entstanden, daß der derivative Markt (Options und Futures) größer ist als der zugrunde liegende reale Markt. Der Schwanz wackelt nicht nur mit dem Hund, er ist auch viel größer als der Hund. Dies hat dazu geführt, daß der Silberpreis sich seit über 10 Jahren nicht mehr nach Angebt und Nachfrage richtet, denn seit 10 Jahren ist die jährliche Nachfrage größer als das Angebot, was eigentlich zu höheren Preisen führen müßte. Statt dessen wurde der Preis durch Verkäufe von geliehenem Silber immer weiter nach unten gedrückt, was letztlich darauf hinausläuft, den gleichen Gegenstand an mehrere Besitzer zu verkaufen - ein alter Trick, der übrigens auch am Goldmarkt praktiziert wird. 

        Das ist ungefähr so, als ob Sie sich bei Avis einen Mercedes für zwei Jahre leihen, das Auto verkaufen und vom Erlös nach Mallorca fliegen. Wenn nach zwei Jahren Mercedes-Autos knapp sein sollten, haben Sie ein Problem. 

        Am Silbermarkt gehen jetzt die physischen Bestände zu Ende und die Shorties können nicht mehr leihen, um ihre Kontrakte zu verlängern. Erinnern Sie sich an den verräterischen Schlüsselsatz von Armstrong?

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