Im Streit zwischen dem Zentralrat der Juden in Deutschland und der FDP will Parteichef Guido Westerwelle nach einem Bericht der "Bild"-Zeitung nun einen Vermittler einschalten. Unter Berufung auf Westerwelle berichtete das Blatt, der Vermittler solle aus Israel kommen.
Westerwelle hatte sich am Montag bei seinem Besuch in Israel scharfe Kritik am Antisemitismus in Deutschland und an der Haltung seiner Partei anhören müssen. Westerwelle wies die Vorwürfe zurück. Sein Vize Jürgen Möllemann hält indes an seinen umstrittenen Äußerungen fest.
Kritik an der israelischen Politik sei kein Antisemitismus, wiederholte Westerwelle. Wenn es gelegentlich Kritik an konkreten politischen Entscheidungen Israels gegeben habe, dann sei das Kritik unter guten Freunden.
Im Streit zwischen FDP und Zentralrat war es allerdings nicht um Kritik an Israel, sondern um Äußerungen von Möllemann gegangen. Und so betonte Israels Ministerpräsident Ariel Scharon, während Westerwelle neben ihm saß: "Wir sind natürlich durch anti-semitische Ausdrücke und gegen die jüdische Gemeinde in Deutschland gerichtete Äußerungen beunruhigt."
Unterdessen verlangte FDP-Generalsekretärin Cornelia Pieper eine "unmissverständliche Klarstellung" von Möllemann. Der "Magdeburger Volksstimme" sagte sie: "Jürgen Möllemann täte gut daran, die eine oder andere Äußerung zurückzunehmen und klarzustellen."
"Klamottenkiste des Antisemitismus"
Möllemann seinerseits will sich weiterhin nicht bei Friedman entschuldigen. Schließlich habe Friedman sich auch nicht dafür entschuldigt, ihn einen Antisemiten genannt zu haben, sagte Möllemann am Montagabend in der ARD. Statt dessen schlug er ein klärendes Gespräch vor. Zugleich wiederholte Möllemann seine umstrittene Äußerung, Friedman verstärke mit seiner Argumentation antisemitische Ressentiments.
Diese Äußerung bedient nach Ansicht des Berliner Antisemitismus-Experten Johannes Heil ein uraltes Klischee: "Dass die Juden selbst am Antisemitismus schuld seien". Dieses Muster komme direkt aus der "Klamottenkiste des Antisemitismus " im 19. Jahrhundert.
Dennoch sei Möllemann im klassischen Sinne natürlich kein Antisemit, so Heil im Gespräch mit n-tv.de. "Wir haben heute zwar keinen Antisemitismus mehr, aber es wird zunehmend mit 'Antisemitismen' operiert." Und dafür sei Möllemann "ein gutes Beispiel".
"Haider soll sich zum Teufel scheren"
In einem anderen Punk sorgte Möllemann in der ARD für eine Klarstellung. Er gedenke nicht, "jemandem mit trübem Gedankengut nachzulaufen", sagte er. Zugleich distanzierte er sich von dem ehemaligen Vorsitzenden der rechtspopulistischen FPÖ, Jörg Haider: "Das ist ein Rattenfänger, der soll sich zum Teufel scheren."
In einem Beitrag für das "Neue Deutschland" hatte das noch etwas anders geklungen. Dort hatte Möllemann über die jüngsten Wahlerfolge von Rechtspopulisten in Europa geschrieben: "Der gemeinsame Nenner der Europa-weiten Wahlergebnisse ist weder ein Rechtstrend noch ein Linkstrend, sondern die Emanzipation der Demokraten." Diese Entwicklung habe in Österreich mit Haider begonnen.
Vertreter von allen im Bundestag vertretenenen Parteien hatten Möllemann für diesen Beitrag scharf kritisiert.
Gratulation von Haider
Haider gratulierte Möllemann zu seinen Aussagen. Er finde es "beachtlich, wenn ein langjähriger Funktionär der FDP, die zu den zähesten Verteidigern des Systems gehört hat, ... nunmehr erkennt, dass die Emanzipation der Demokraten notwendig ist ", sagte er dem "Tagesspiegel".
(www.n-tv.de/3015283.html)