Favoritenwechsel im Europe Stoxx 50

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Favoritenwechsel im Europe Stoxx 50

 
16.07.01 14:31

Favoritenwechsel im Europe Stoxx 50


Von Ina Bauer, Frankfurt

Aktienstrategen setzen nicht nur auf Technologie- und Telekomtitel, sondern auch auf Substanzwerte wie Siemens und DaimlerChrysler sowie defensive Titel wie Allianz und Eon. Dies ist das Ergebnis der monatlichen FTD-Aktienumfrage, an der sich im Juli 17 europäische Banken beteiligt haben.

Die europäischen Aktienstrategen haben ihre Kurserwartungen für die nächsten drei Monate nach unten geschraubt. In der monatlichen Aktienumfrage der Financial Times Deutschland gingen sie davon aus, dass der Dax 30 bis Mitte Oktober im Schnitt um 4,6 Prozent zulegt und der Europe Stoxx 50 um 2,1 Prozent steigt. In der Juni-Umfrage hatten sie noch ein Plus von rund neun beziehungsweise sieben Prozent vorausgesagt. An der Umfrage beteiligten sich im Juli Experten von 17 europäischen Banken.

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Seit der Erhebung im Juni fiel der Dax um drei Prozent, der Europe Stoxx 50 gab um 0,8 Prozent nach. Die erhöhte Vorsicht der Strategen ist auch vor dem Hintergrund zu sehen, dass sich die konjunkturellen Aussichten bisher nicht verbessert haben und Unternehmen weiterhin mit Gewinnwarnungen überraschen.


Telekom- und Technologiewerte schneiden aktuell bei den Kaufempfehlungen im Europe-Stoxx am besten ab. Im Gegensatz zur Juni-Runde stand diesmal keiner dieser Branchenwerte auf der Verkaufsliste für europäische Titel. Im Dax schätzen die Experten die Aussichten für den deutschen Bauelemente-Hersteller Epcos negativ ein. Das Unternehmen hatte am Freitag zum dritten Mal seine Ergebniserwartungen nach unten korrigiert.


Der spanische Telekomkonzern Telefónica, der bei mehreren FTD-Umfragen in Folge geführt hatte, wurde von dem britischen Konkurrenten Vodafone verdrängt und auf den achten Platz verwiesen. Bisher hatten die Anlage-Profis auf Telefónica gesetzt, da das Unternehmen gut in den Zukunftsmärkten in Lateinamerika positioniert ist. Vor dem Hintergrund einer drohenden Finanzkrise in den Schwellenländern der Region raten mittlerweile aber weniger Strategen bei Telefónica zum Kauf.

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Große Fluktuation


Im Vergleich zur Juni-Runde gab es die größte Fluktuation bei den Kaufempfehlungen für den Europe Stoxx 50. Als "Veteran" ist nur noch der finnische Telekomausrüster Nokia unter den fünf Werten zu finden - mittlerweile aufgestiegen auf Platz zwei von Platz vier. Der britische Telekomkonzern Vodafone führt die Kaufliste der europäischen Aktien an. In den vergangenen Monaten litt der Vodafone-Kurs nicht nur unter der Technologie-Phobie der Anleger, sondern auch unter dem "Stock Overhang", der durch die Akquisition von Mannesmann entstanden war. Bei einem Stock Overhang kommt es zu Aktienrückflüssen nach Firmenzukäufen, die ganz oder teilweise mit Aktien bezahlt worden sind. Da Vodafone weiterhin als gut positioniert gilt und im Branchenvergleich wenig Schulden hat, ist die Kaufempfehlung der Strategen vor allem mit der niedrigen Unternehmensbewertung zu erklären.



DaimlerChrysler unterbewertet


Der deutsch-amerikanische Autokonzern DaimlerChrysler zählt ebenfalls zu den "Top-Picks" der Strategen. Hier gilt das gleiche Bewertungsargument wie bei Vodafone. Derzeit gibt die Marktkapitalisierung nur die ehemalige Daimler-Benz-Sparte wieder, Chrysler taucht im Börsenwert gar nicht auf. Die für nächste Woche erwarteten Quartalszahlen sind ein weiterer Grund für das gute Abschneiden des Autoherstellers. Die Restrukturierung bei Chrysler soll angeblich besser laufen als erwartet. Somit dürfte das Unternehmen am Freitag mit einem geringeren Verlust der Chrysler-Sparte aufwarten.


Auf der Verkaufsliste der europäischen Aktien steht der Energiekonzern BP Amoco ganz oben. Angesichts des schwächeren Ölpreises ist dieses Ergebnis keine Überraschung. Der Aktienkurs des britischen Unternehmens orientiert sich stark an den Preisentwicklungen auf dem Rohölmarkt.


Als einer von zwei Banktiteln taucht HSBC Holdings in den Empfehlungslisten der Strategen auf. Allerdings raten sie bei dem Wert zum Verkauf. In die Kursentwicklung wird derzeit eine Art Risikoabschlag eingerechnet. Analysten gehen davon aus, dass HSBC die Position in den USA stärken will und bald an der Wall Street auf teure Einkaufstour geht.


Bei den Dax-Empfehlungen hat der Technologiekonzern Siemens einen fast schon kometenhaften Aufstieg hingelegt. Seit der Juni-Umfrage hat es der Wert von Platz 22 auf Platz vier geschafft. Auch hier greift wieder das Bewertungsargument. Das Unternehmen kostet an der Börse nur noch rund drei Fünftel seines Umsatzes und verfügt zudem über beträchtliche Reserven. Die Gefahr eines weiteren Kursverfalls wird als relativ gering eingeschätzt.



Allianz hat die Nase vorn


Bei dem Versicherer Allianz, der bei den Dax-Kaufempfehlungen den ersten Platz belegt, erwarten die Strategen, dass die Renten- und Steuerreform den Kurs beflügelt. Derzeit ist die Aktie bei einem Kurs von 321 Euro billiger als im Sommer 1998, als noch keiner von diesen beiden Reformen sprach.


Die Softwarefirma SAP hat ihren ersten Platz der Juni-Umfrage an Allianz verloren. Am Donnerstag wird das Unternehmen Halbjahres- und Quartalszahlen vorlegen. Da der Kurs vor der Veröffentlichung nicht eingebrochen, sondern sogar gestiegen ist, wird das Unternehmen voraussichtlich die Erwartungen für das zweite Quartal erfüllen. Allerdings wird der Ausblick für das dritte Quartal über die künftige Kursentwicklung entscheiden.

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